SITE OF SRI AUROBINDO & THE MOTHER
      
Home Page | Workings | Workings by Sri Aurobindo | Briefe über den Yoga — 03

SRI AUROBINDO

Briefe über den Yoga

Band 3

Die dreifache Umwandlung:
die Seelische – die Spirituelle – die Supramentale

I II III  IV  V

V.

Ohne Supramentalisierung kann es keine Unsterblichkeit des Körpers geben; die Möglichkeit hierfür liegt in der yogischen Kraft, und Yogis können 200 oder 300 Jahre oder noch länger leben, doch kann ohne das Supramental keine echte Grundlage dafür [für die Unsterblichkeit] geschaffen werden.

Sogar die Wissenschaftler nehmen an, dass der Tod eines Tages durch physische Mittel überwunden werden kann, und ihre Argumente sind durchaus stichhaltig. Es gibt keinen Grund dafür, warum die supramentale Kraft dazu nicht fähig sein sollte. Formen sind auf Erden nicht von Dauer (im Gegensatz zu anderen Ebenen), denn diese Formen sind zu starr, um zu wachsen und den Fortschritt des Spirits auszudrücken. Wenn sie dafür plastisch genug werden, gibt es keinen Grund, warum sie nicht andauern sollten.

*

Nun, weißt du nicht, dass Menschen im hohen Alter manchmal neue oder eine dritte Garnitur Zähne bekommen? Und wenn Affendrüsen Funktionen und Kräfte erneuern und das Haar auf einem kahlen Kopf wachsen lassen können – wie Voronoff es an Beispielen bewiesen hat – nun dann? Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wissenschaft erst am Beginn dieser Experimente steht. Wenn sich diese Möglichkeiten der Wissenschaft auftun, warum sollte man dann, wenn sie durch andere (yogische) Mittel herbeigeführt werden, ihre völlige Unmöglichkeit erklären?

*

Es gibt den Tod, weil das Wesen im Körper noch nicht genügend entwickelt ist, um im gleichen Körper ohne die Notwendigkeit einer Veränderung weiterzuwachsen; auch ist der Körper selbst nicht bewusst genug. Wenn das Mental, Vital und Physische bewusster und plastischer wären, wäre der Tod nicht notwendig.

*

Der physische Tod bedeutet die Auflösung der physischen Form – aber nicht jede Form hört mit dem Tod auf zu bestehen.

*

Immunität gegenüber dem Tod – das heißt, den Körper nur zu verlassen, weil es der eigene Wille ist –, sowie Immunität gegenüber der Krankheit sind Dinge, die nur durch eine vollständige Wandlung des Bewusstseins erlangt werden können, die jeder Mensch in sich selbst entwickeln muss – es gibt keine automatische Immunität, ohne dies erreicht zu haben.

*

Der Tod hat kein gesondertes Dasein als solches, er ergibt sich lediglich aus dem Prinzip des Verfalls im Körper, und dieses Prinzip besteht bereits – es gehört zur physischen Natur. Andererseits aber ist er nicht unumgänglich; wenn man das erforderliche Bewusstsein und die erforderliche Kraft hätte, wären Verfall und Tod vermeidbar. Dieses Bewusstsein und diese Kraft in die Gesamtheit der stofflichen Natur einzubringen, ist aber das Schwierigste von allem – jedenfalls auf solche Weise in die Natur einzubringen, dass das Prinzip des Verfalls ausgeschaltet wird. Es besteht bereits im Unterbewusstsein und in der Materie, in welche du versuchst die Intuition und das Obermental herabzubringen. Es wollte in das subjektive Zentrum gelangen, um die höhere Macht sowohl im Mental als auch im Körper zu bekämpfen.

*

Ich1 vermag keinen Doppelsinn zu erkennen. „En fait“ und „attachee“ vermittelt nicht den Sinn einer Unvermeidlichkeit. „En fait“ bedeutet einfach, dass tatsächlich, so wie die Dinge gegenwärtig liegen, alles Leben (auf Erden) mit dem Tod endet. Es vermittelt aber keinesfalls die Vorstellung, dass es niemals anders sein könne oder dass dies das unveränderliche Gesetz allen Daseins sei. Er [der Tod] ist gegenwärtig eine Tatsache, die auf bestimmte Ursachen zurückzuführen ist, welche festliegen und gewissen mentalen und physischen Umständen zuzuschreiben sind; wenn diese verändert werden, ist der Tod nicht länger unvermeidlich. Offensichtlich kann die Veränderung nur dann kommen, „wenn“ bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – jeder Fortschritt und jede Veränderung durch die Evolution hängt von einem „wenn“ ab, dem entsprochen wird. Wenn das Tier-Mental nicht dazu gedrängt worden wäre, Sprache und Verstand zu entwickeln, wäre der mentale Mensch niemals ins Dasein getreten, aber diesem „wenn“, einem gewaltigen und ungeheuren „wenn“, wurde entsprochen. Von den verschiedenen „Wenns“ also hängt die Voraussetzung für weiteren Fortschritt ab.

*

Die Wandlung des Bewusstseins ist das Erforderliche, und ohne sie kann es keine physische siddhi geben. Die Vollkommenheit der supramentalen Wandlung aber ist nicht möglich, wenn der Körper bleibt wie er ist, ein Sklave von Tod, Krankheit, Verfall, Schmerz, Unbewusstheit und all dem anderen, was aus der Unwissenheit hervorgeht. Wenn diese weiterhin bestehen bleiben sollen, ist die Herabkunft des Supramentals wohl kaum notwendig – für eine Wandlung des Bewusstseins, welche die mental-spirituelle Vereinigung mit dem Göttlichen brächte, würde das Obermental, selbst das höhere Mental ausreichen. Die supramentale Herabkunft aber ist für ein dynamisches Wirken der Wahrheit im Mental, Vital und im Körper notwendig. Das würde als letztes Ergebnis die Beendigung der Unbewusstheit des Körpers mit sich bringen, der nicht mehr länger von Verfall und Krankheit abhängig wäre. Es würde bedeuten, dass er nicht mehr dem gewöhnlichen Prozess, der den Tod zur Folge hat, unterworfen wäre. Wenn der Körper gewechselt werden müsste, würde es aus freiem Willen desjenigen geschehen, dem er angehört. Das (und nicht der Zwang, 3000 Jahre leben zu müssen, denn das wäre wiederum eine Bindung) wäre das Wesen der physischen Unsterblichkeit. Wenn man jedoch den Wunsch hätte, 1000 Jahre oder länger leben zu wollen, wäre dies nicht ausgeschlossen, vorausgesetzt man hätte die vollständige siddhi erlangt.

*

Das ist der Einwand des Mayavadins2, für den alle Schöpfung nutzlos und unwirklich, weil vergänglich ist – selbst das Leben der Götter hat keinen Sinn, da es sich in der Zeit und nicht im Zeitlosen abspielt. Wenn aber die Schöpfung irgendeinen Sinn hat, ist es sinnvoll, eher eine vollendete als eine nicht vollendete Schöpfung zu haben. „Willentlich verlassen werden muss ...“ ist ein Widerspruch in sich. Man behält den Körper mit einem erleuchteten Willen solange man will und verläßt oder verändert ihn entsprechend dem gleichen Willen. Das ist etwas ganz anderes als ein Körper, der fortwährend durch Begehren, Leiden und Tod, ausgelöst durch Verfall und Krankheit, bedrängt wird. Unter der Voraussetzung natürlich, dass die göttliche Schöpfung oder irgendeine Schöpfung der Mühe wert ist.

Zum zweiten Einwand3 wäre zu sagen, dass Wandlung und Fortschritt vom supramentalen Leben nicht ausgeschlossen sind. Ich sehe nicht ein, warum die Wandlung der Zellen, wenn sie sich im supramentalisierten Körper fortsetzen sollte, den Wert der Umwandlung mindern würde, wenn es eine Wandlung in etwas Gleichwertiges oder Bewussteres und Leuchtenderes wäre.

*

Das Bewusstsein mit dem Göttlichen zu verschmelzen, die ganze Natur durch das seelische Wesen überwachen und verändern zu lassen und sie immer dem Göttlichen zuzuwenden, bis das ganze Wesen im Göttlichen leben kann, das ist die Umwandlung, die wir suchen. Weiterhin gibt es die Supramentalisierung, die aber die Umwandlung lediglich zu ihren höchsten und weitesten Möglichkeiten führt, nicht aber ihre eigentliche Natur ändert.

Unsterblichkeit ist eines der möglichen Ergebnisse der Supramentalisierung, nicht aber ein unumgängliches Ergebnis, und sie bedeutet nicht eine ewige und unbegrenzte Verlängerung des Lebens, so wie es gegenwärtig ist. Viele sind der Meinung, dass sie das bleiben würden, was sie [gegenwärtig] sind, mit all ihren menschlichen Begierden, und der einzige Unterschied darin bestünde, diese endlos zu befriedigen; eine solche Unsterblichkeit zu besitzen, wäre aber nichts wert, und die Menschen wären ihrer sehr schnell überdrüssig. Im Göttlichen zu leben und das Göttliche Bewusstsein zu haben, ist Unsterblichkeit an sich; den Körper vergöttlichen zu können und aus ihm ein brauchbares Instrument für göttliches Wirken und ein göttliches Leben zu machen, wäre lediglich ihr Ausdruck im Stofflichen.

*

Was die Bewältigung des Todes anbelangt, so ist sie nur eine der Folgeerscheinungen der Supramentalisierung, und ich wüsste nicht, dass ich meinen Ansichten über die supramentale Herabkunft abgeschworen hätte. Ich habe aber niemals gesagt oder angenommen, dass durch die supramentale Herabkunft jedermann automatisch unsterblich würde. Das Supramental vermag lediglich die besten Voraussetzungen für denjenigen zu schaffen, der sich ihm öffnet, damit er dann oder später das supramentale Bewusstsein mit all seinen Konsequenzen erlangen kann. Die Notwendigkeit der Sadhana würde jedoch weiter bestehen. Andernfalls wäre die logische Folgerung, dass die ganze Erde – Menschen, Hunde und Würmer – eines Tages mit der Feststellung erwachte, supramentalisiert zu sein. Ein Ashram oder ein Yoga wäre dann nicht notwendig.

Warum vital? Die supramentale Wandlung des Bewusstseins ist vital, – die Bewältigung des Todes ist etwas Untergeordnetes und, wie ich immer gesagt habe, ihr letztes physisches Ergebnis und nicht etwa das erste und wichtigste von allen – etwas Hinzugefügtes, das das Ganze vollendet, aber nicht die eine notwendige und wesentliche Sache. Ihr den ersten Platz einzuräumen heißt, alle spirituellen Werte umzukehren – es würde bedeuten, dass der Suchende nicht von einem hohen spirituellen Ziel bewegt wurde, sondern von einem vitalen Anklammern an das Leben oder einem selbstsüchtigen und furchtsamen Suchen nach Sicherheit für den Körper – eine derartige Haltung könnte die supramentale Wandlung nicht herbeiführen.

Sicher, alles hängt von meinem Erfolg ab ... Aber hast du nicht bedacht, dass es das Ende des Todes auf dem Planeten bedeuten würde und keine Sadhana mehr für irgend jemand nötig wäre?

*

Was du zum Thema gesagt hast, war ganz in Ordnung. Es gibt drei Stadien der Sadhana: die seelische Wandlung, der Übergang zu den höheren Ebenen des Bewusstseins mit einer Herabkunft ihrer bewussten Kräfte und die supramentale Wandlung. Und selbst im letzteren ist die Bewältigung des Todes ein späteres und nicht ein anfängliches Stadium. Für jedes dieser Stadien benötigt man viel Zeit und ein hohes und langes Bestreben.

*

Es ist völlig müßig, über die Umwandlung des Körpers nachzudenken, solange andere, viel einfachere Dinge noch nicht getan sind – obwohl natürlich keines ganz einfach ist. Das Innere muss sich wandeln, bevor das ganz Äußere folgen kann. Worin also besteht der Nutzen einer derartigen Konzentration – vorausgesetzt dass man nicht glaubt, alles übrige sei vollkommen, was eine höchst verwunderliche Annahme wäre. Zuerst muss der Körper für die Kraft offen gemacht werden, damit er gestärkt ist gegenüber Krankheit und Ermüdung – wenn sie auftreten, muss die Fähigkeit gegeben sein, ihnen entgegenzuwirken und sie abzuschütteln und fortwährend die Kraft in den Körper fließen zu lassen. Wenn das geschehen ist, kann die übrige körperliche Wandlung auf den rechten Augenblick warten.

*

Es ist durchaus richtig, dass die Hingabe und die sich daraus ergebende Umwandlung des ganzen Wesens das Ziel des Yoga ist – der Körper ist davon nicht ausgeschlossen, doch ist zur gleichen Zeit dieser Teil des Bemühens der schwierigste und fragwürdigste –, das übrige, obwohl auch nicht einfach, ist verhältnismäßig leichter zu erreichen. Man muss mit einer inneren Kontrolle über den Körper durch das Bewusstsein anfangen, einer Fähigkeit, ihn mehr und mehr dem Willen oder der Kraft, die ihm übertragen wurden, gehorchen zu lassen. Letzten Endes wird in dem Maß wie eine immer höhere Kraft herabkommt und die Plastizität des Körpers zunimmt, die Umwandlung möglich.

*

Was die Unsterblichkeit anbelangt, so kann sie nicht erreicht werden, solange ein Verhaftetsein mit dem Körper besteht – denn sie kann nur erlangt werden indem man in seinem eigenen unsterblichen Teil lebt, der nicht mit dem Körper identifiziert ist, und sein Bewusstsein und seine Kraft in die Zellen herabbringt. Ich spreche natürlich von yogischen Mitteln. Die Wissenschaftler sind neuerdings der Ansicht, dass es zumindest theoretisch möglich sei, physikalische Mittel zu entdecken, durch die der Tod überwunden werden kann, das aber würde nur eine Verlängerung des gegenwärtigen Bewusstseins im gegenwärtigen Körper bedeuten. Solange keine Wandlung des Bewusstseins und keine Wandlung der Funktionen stattgefunden hat, wäre es nur ein sehr kleiner Gewinn.

*

Es hängt vom Bewusstsein ab. Gegenwärtig ist es so, dass die Menschen des Lebens nicht überdrüssig werden; sie sterben, weil sie müssen, nicht weil sie es wollen; nur eine Minderheit ist des Lebens müde, und in vielen Fällen nur wegen der Beschwerden des hohen Alters, fortwährender Krankheit und Missgeschick. Angenommen, ein Bewusstsein käme in den Körper herab, das von diesen Beschwerden befreit wäre –, würden dann die Menschen ebenso des Lebens überdrüssig werden, allein schon wegen seiner Dauer, oder hätten sie sowohl innerlich als auch äußerlich eine Quelle unaufhörlichen Interesses, die sie weiterleben ließe? – Das ist die Frage. Natürlich würde physische Unsterblichkeit nicht bedeuten, dass man an den Körper gefesselt und weder Krankheit noch Tod preis gegeben ist, sondern den Körper nach Wunsch behalten oder verlassen kann. Ich weiß nicht, ob Ashvatthaman4 immer noch lebt, weil er nicht sterben kann oder nicht sterben will, und ob dies für ihn ein Verhängnis oder ein Privileg ist. Es gibt übrigens Tiere, die jahrhundertelang leben, doch stellt sich ihnen diese Frage nicht, weil sie keinen philosophischen Intellekt besitzen; vermutlich betrachten sie es als Selbstverständlichkeit.

*

Deine Feststellung zum Problem „des Lebens müde sein“, ist richtig. Die Familie von Edison war sehr langlebig, seinem Großvater erschien das Leben nach einem Jahrhundert zu lang, und er starb daher aus freiem Willen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sehr vital sind und des Lebens nicht müde werden, wie der Türke, der – soviel ich weiß – kürzlich im Alter von 150 Jahren starb, aber noch gern weitergelebt hätte.

*

Im Grunde trifft es für die Mehrzahl der Menschen zu, dass die Freude am Leben, am Dasein als solchen, die Mühsal des Lebens überwiegt; andernfalls würden die meisten Menschen sterben wollen, während in Wirklichkeit jedermann zu leben wünscht – und wenn du ihnen einen einfachen Weg für ein endgültiges Erlöschen vorschlagen würdest, lehnten sie ohne Dank ab. Das ist es, was X sagt, und es ist nicht zu bestreiten. Es ist ebenso richtig, dass die Ursache dafür der Ananda des Daseins ist, der hinter allem steht und sich in der instinktiven Daseinsfreude spiegelt. Natürlich ist diese instinktive, essentielle Freude nicht der Ananda als solcher. Sie ist lediglich sein mattes und verschwommenes Spiegelbild in einem niedrigeren Lebensbewusstsein – aber ausreichend für ihren Zweck. Irgendwo habe ich das selbst gesagt, und ich vermag nichts Absurdes oder Übertriebenes in der Äußerung zu erkennen.

*

Tatsächlich fühlen sich manche Menschen vom Körper wegen seiner Unreinheit angeekelt, doch glaube ich, dass es sehr wenige sind.

Patanjalis Behauptung5 legt nahe, dass das Mental alles sei; wenn ich mir also einbilde, dass der Körper eine unreine Angelegenheit ist, würden alle meine Gefühle mit dieser Idee übereinstimmen. Das ist aber nicht richtig. Es gibt andere [Wesens-] Teile, die sich um die Idee oder das Wissen im Mental nicht kümmern und sich nicht davon beeinflussen lassen, sondern von ihren eigenen Instinkten und Begierden gelenkt werden. Nur jene, in denen bereits die Neigung zu vairāgya besteht, können aus Patanjalis Behauptung Nutzen ziehen, um ihr bereits vorhandenes vairāgya zu stützen. Der Mediziner zum Beispiel hält sein Wissen über die Zusammensetzung des Körpers für eine wissenschaftliche Tatsache, er bewahrt sie getrennt in der wissenschaftlichen Abteilung seines Mentals auf und sie beeinträchtigt nicht im geringsten seine anderen Ideen, Gefühle und Tätigkeiten.

*

Supramentale Vollkommenheit bedeutet, dass der Körper bewusst wird, mit Bewusstsein erfüllt ist und, da es das Wahrheits-Bewusstsein ist, all seine Tätigkeiten, Funktionen usw. durch die Macht dieses Bewusstseins in ihm harmonisch, leuchtend, recht und wahr werden – ohne Unwissenheit oder Unordnung.

Die Methode des Hathayogi besteht darin, eine ungeheure vitale Kraft in den Körper zu bringen und ihn hierdurch und durch gewisse andere Methoden kräftig und bei guter Gesundheit zu erhalten – als ein fähiges Instrument.

*

Im Veda ist die Rede von einem leuchtenden Körper, den die Wesen der höheren Ebenen besitzen. Von bestimmten Yoga-Schulen im Osten und Westen wird angenommen, dass in der endgültigen Umwandlung auf Erden der Mensch einen Körper mit diesen Eigenschaften entwickelt haben wird. Er wurde vom ersten spirituellen Lehrer der Mutter als „corps glorieux“ – „leuchtender Körper“ – bezeichnet.

*

Ich habe die Bibel gelesen – während einer bestimmten Zeit sogar sehr eingehend... Beim Nachdenken darüber hatte ich immer die Empfindung einer Ungenauigkeit in der Gedankensubstanz, trotz der Lebendigkeit des Ausdrucks, und das macht es sehr schwer, sich dieser Dinge sicher zu sein. Zum Beispiel die Stelle über den Körper – obwohl der hl. Paulus bemerkenswerte mystische Erfahrungen und bestimmt viel tiefes spirituelles Wissen hatte (meiner Meinung nach eher tief als weit), könnte ich nicht darauf schwören, dass er sich auf den supramentalisierten Körper bezieht (physical body); vielleicht auf den supramentalen Körper oder irgend einen anderen leuchtenden Körper in dessen eigenem Raum und eigener Substanz, in den er sich manchmal gleichsam eingehüllt fand und der – wie er feststellte – seinen „Körper des Todes“ auslöschte, als welchen er die stoffliche Hülle ansah. Diese Stelle, wie manche andere auch, kann auf verschiedene Weise gedeutet werden und könnte sich auf eine ganz überphysische Erfahrung beziehen. Die Vorstellung einer Umwandlung des Körpers erscheint in verschiedenen Überlieferungen; ich war mir aber niemals ganz sicher, ob es die Wandlung in dieser ureigentlichen Materie bedeutete. Ein Yogi aus unserer Gegend lehrte dies vor einiger Zeit, hoffte aber, wenn die Wandlung vollendet sei, sich in Licht aufzulösen. Die Vaishnavas sprechen von einem göttlichen Körper, der den gegenwärtigen ersetzen wird, wenn die vollständige siddhi erreicht ist. Doch abermals, ist dies ein göttlich physischer oder ein überphysischer Körper? Gleichzeitig kann nichts gegen die Vermutung eingewendet werden, dass alle diese Ideen, Intuitionen und Erfahrungen, auch wenn sie nicht präzis beschrieben sind, auf die physische Umwandlung hinweisen.

*

Es war die Vorstellung vieler, die über das Problem nachdachten, dass der Körper der künftigen Rasse ein leuchtender Körper sein wird (corps glorieux), was radioaktiv bedeuten könnte. Es muss aber ebenso erwogen werden, dass erstens ein supramentaler Körper notwendigerweise so beschaffen sein muss, dass das Bewusstsein sogar die körperlichen Aktionen und Reaktionen bis hin zum Allerstofflichsten bestimmt und diese daher nicht völlig von den uns jetzt bekannten stofflichen Voraussetzungen oder Gesetzen abhängig sind; und dass zweitens der subtile Vorgang viel machtvoller sein wird als der grobe, so dass ein subtiles Wirken Agnis das zu bewirken vermag, was jetzt eine physische Veränderung erfordern würde, zum Beispiel eine höhere Temperatur.

*

Wenn das Bewusstsein im gegenwärtigen Körper nicht die physische Aktion und Reaktion bestimmen kann, wenn es eine andere Grundlage braucht, so bedeutet das, dass diese andere Grundlage durch andere Mittel geschaffen werden muss. Durch welche Mittel? Physische? Die alten Yogis versuchten es mit Hilfe von physischer tapasya; andere, indem sie das Elixier des Lebens suchten, usw. In diesem Yoga muss das Wirken der höheren Kraft und des höheren Bewusstseins, welches das subtile Wirken Agnis mit einschließt, den Körper vorbereiten und ihn für die [Göttliche] Bewusstseins-Kraft empfänglich machen, damit er nicht in seinen gegenwärtigen Gewohnheiten (Gesetze genannt) verharrt. Eine andere Grundlage hingegen kann nur durch das supramentale Wirken selbst geschaffen werden. Was sonst als das Supramental könnte seine eigene Grundlage bestimmen?

*

Es war nicht meine Absicht, Ausflüchte zu machen, nur weiß ich bis jetzt selbst noch nicht, welcher Art die chemische Zusammensetzung des gewandelten Körpers sein wird, weshalb ich keine diesbezüglichen Fragen beantworten kann. Deshalb sagte ich, dass es einer Erforschung bedürfe.

Ich habe lediglich meine Vorstellung, die ich aber immer hatte, hierzu dargelegt, wonach das Supramental seine eigene physische Grundlage schaffen wird. Wenn du meinst, dass sich das Supramental im gegenwärtigen Körper mit seinen gegenwärtigen Prozessen nicht voll entwickeln kann, so ist das richtig. Die Prozesse müssen offensichtlich verändert werden. Inwieweit die Konstitution des Körpers selbst geändert wird und in welcher Richtung, ist eine andere Frage. Er kann, wie ich sagte und du auch vermutest, radio-aktiv werden. Theon, der Lehrer der Mutter in Okkultismus, bezeichnete ihn als leuchtend, le corps glorieux. Aber all das ist kein Grund für das Supramental, im gegenwärtigen Körper nicht auf eine Umwandlung hinzuwirken. Das ist es, worauf ich momentan mein Augenmerk richte.

Natürlich ist eine gewisse vorbereitende Umwandlung notwendig, genauso wie die seelische und spirituelle Umwandlung der supramentalen vorangeht. Dies aber ist eine Wandlung des physischen Bewusstseins bis hinab zum unterdrückten Bewusstsein der Zellen, damit sie auf die höheren Kräfte ansprechen und sie zulassen können; in gewissem Umfang bedeutet das eine Wandlung oder zumindest eine größere Plastizität der [Körper-] Prozesse. Die Essensregeln usw. sind, indem sie die Hindernisse verringern, als Hilfe hierfür gedacht. Inwieweit sie auf eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Körpers Einfluss haben, vermag ich nicht zu sagen. Es scheint mir aber, dass alle nur möglichen vorbereitenden Veränderungen allein durch das Wirken der supramentalen Kraft gefestigt und vollendet werden können.

 

1 Diese Bemerkung bezieht sich auf die Aussage der Mutter: „En fait, la mort a ete attachee a toute vie sur terre“. [‘Tatsächlich ist der Tod mit allem Leben auf Erden verbunden worden.“]

Rückwärts zum Text

2 Worin besteht die Notwendigkeit einer Umwandlung des Physischen letzten Endes, wenn willentlich (wenn man das Bewusstsein der Unsterblichkeit erreicht) oder nicht willentlich (im anderen Fall) der Körper aufgegeben werden muss?

Rückwärts zum Text

3 Die Materie, besonders die Körper-Zellen, verändern sich von Sekunde zu Sekunde – welchen Wert also hat die Umwandlung für den Körper?

Rückwärts zum Text

4 Ashvatthaman soll nahe dem Fluss Narbada 36000 Jahre lang gelebt haben.

Rückwärts zum Text

5 Saucat svanga-jugupsa „Aus der Reinlichkeit entsteht der Abscheu vor dem eigenen Körper“– Yogasutras of Patanjali, CH II, 40.

Rückwärts zum Text

in English

in Russian

in French