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Sri Aurobindo

Briefe όber den Yoga

Band 1

SCHICKSAL UND FREIER WILLE, KARMA, VERERBUNG USW.

I. Schicksal und freier Wille

II. Unsichtbare Kräfte

III. Das Opfer

IV. Gewalt und Nicht-Gewalt

V. Zeitgefühl

VI. Größe

VII. Pflanzen und Tiere

VIII. Humor

I. Schicksal und Freier Wille

Deine Auszüge sind für sich genommen sehr eindrucksvoll, wenn man jedoch das Buch liest, vermindert sich der entstandene Eindruck und schwindet schließlich dahin. Du führst Cheiros Erfolge an, wie aber steht es mit seinen Misserfolgen? Ich habe das Buch durchgesehen und war ziemlich verblüfft über die Zahl der Weissagungen, die sich nicht erfüllten. Du kannst aus einer kleinen Zahl von Prophezeiungen, wie genau auch immer sie gewesen sein mögen, nicht schließen, dass alles vorherbestimmt ist, einschließlich deiner Frage in dem Brief und meiner Antwort. Das kann so sein, doch reichen die Tatsachen nicht aus, um es zu beweisen. Ganz offensichtlich gibt es im Ablauf der Ereignisse ein Element des Vorhersagbaren – und zwar sowohl genau und im einzelnen als auch in großen Zügen vorhersagbar. Dies aber war bereits bekannt und lässt die Frage weiterhin ungelöst, ob alles vorhersagbar ist, ob Schicksal der einzige Faktor im Dasein ist oder ob es noch andere Faktoren gibt, die es modifizieren können; oder aber, wenn wir das Schicksal als gegeben annehmen, ob es nicht andere Quellen, Mächte oder Ebenen des Schicksals gibt und wir jenes Schicksal, mit dem wir begannen, ändern können, indem wir eine dieser anderen Quellen, Mächte oder Ebenen herbeirufen und sie in unserem Leben aktivieren. Metaphysische Fragen sind nicht so einfach, dass sie entweder in diesem oder einem anderen, entgegengesetzten Sinn ein für allemal gelöst werden können – das ist die volkstümliche Art, die Dinge zu klären, die jedoch ziemlich summarisch und nicht überzeugend ist. Entweder ist alles freier Wille oder aber alles ist Schicksal – so einfach ist es nicht. Diese Frage des freien Willens oder der Vorherbestimmung ist die schwierigste aller metaphysischen Fragen und konnte noch von niemandem beantwortet werden – aus dem guten Grund, weil sowohl das Schicksal als auch der Wille existieren und irgendwo sogar ein freier Wille existiert – die Schwierigkeit ist nur, wie man an ihn herankommt, um ihn wirksam zu machen.

Astrologie? Viele astrologische Vorhersagen erfüllen sich, insgesamt sogar eine große Zahl. Doch daraus folgt nicht, dass die Sterne unser Geschick lenken; die Sterne berichten lediglich über ein Schicksal, das bereits geformt wurde, sie sind Hieroglyphen und keine Kraft – oder wenn ihre Tätigkeit eine Kraft einsetzt, ist es eine übermittelte Energie, aber keine verursachende Macht. Wir können es auch so ausdrücken, dass es jemanden gibt, der das Schicksal bestimmt, und dass es etwas gibt, das Schicksal ist – die Sterne aber sind nur Indikatoren. Die Astrologen selbst sagen, dass es zwei Kräfte gibt, daiva und puruṣakāra, Schicksal und individuelle Energie – und die individuelle Energie kann Schicksal verändern, ja sogar zunichte machen. Überdies zeigen die Sterne häufig mehrere Schicksalsmöglichkeiten an, zum Beispiel, dass man im mittleren Alter sterben wird, aber auch ein voraussagbar hohes Alter erreichen kann, wenn diese Vorherbestimmung überwunden wird. Schließlich gibt es Fälle, in denen sich die Vorhersagen des Horoskops mit großer Genauigkeit bis zu einem gewissen Alter erfüllen und dann nicht mehr stimmen. Dies geschieht meist, wenn sich die betreffende Person vom gewöhnlichen Leben abkehrt und dem spirituellen Leben zuwendet. Wenn es eine sehr drastische Wende ist, kann die Vorhersagbarkeit unmittelbar aufhören; im anderen Fall dauern gewisse Ergebnisse noch eine Zeitlang an, es besteht aber nicht länger die gleiche Unausweichlichkeit. Dies scheint anzuzeigen, dass es eine höhere Macht oder Ebene oder Quelle spirituellen Schicksals gibt oder geben kann, die, wenn ihre Stunde gekommen ist, die niedere Macht oder Ebene oder Quelle des vitalen oder materiellen Schicksals, das die Sterne anzeigen, zunichte zu machen vermag. Ich sage vital, da der Charakter ebenfalls aus dem Horoskop ersehen werden kann, und zwar viel vollständiger und befriedigender als die Ereignisse des Lebens.

In Indien wird Schicksal mit karma erklärt. Wir selbst sind durch unsere Taten unser Schicksal, doch bindet uns dieses Schicksal, das durch uns geschaffen wurde; denn was wir gesät haben, müssen wir in diesem oder einem anderen Leben ernten. Und während wir in der Gegenwart die Folgen des Schicksals aus der Vergangenheit auf uns nehmen, schaffen wir gleichzeitig unser Schicksal für die Zukunft. Das verleiht unserem Willen und Tun einen Sinn und erzeugt nicht, wie europäische Kritiker falsch annehmen, einen starren und unfruchtbaren Fatalismus. Doch unser Wille und Tun können sogar oft vergangenes karma annullieren oder modifizieren, nur bestimmte starke Einflüsse, utkaṭa karma genannt, sind nicht modifizierbar. Auch hier kann durch die Erlangung von spirituellem Bewusstsein und Leben karma aufgehoben oder aber die Macht gewonnen werden, es aufzuheben. Denn wir treten in die Einung mit dem Göttlichen Willen ein, kosmisch oder transzendent, der annullieren kann, was er unter bestimmten Bedingungen gewährte, und der neu erschaffen kann, was er bereits erschuf – die festgelegten engen Richtlinien lösen sich auf, und es entsteht eine plastischere Freiheit und Weite. Weder karma noch Astrologie weisen daher auf ein fixiertes und für immer unveränderliches Schicksal hin.

Was nun die Vorhersage anbelangt, so habe ich niemals einen Weissagenden gekannt oder getroffen, der, wie berühmt auch immer, unfehlbar gewesen wäre. Einige Vorhersagen erfüllen sich wortgetreu, andere nicht – oder sie erfüllen sich halb oder gehen ganz und gar daneben. Daraus folgt jedoch nicht, dass die Fähigkeit der Vorhersage etwas Unwirkliches ist oder dass man alle genauen Vorhersagen durch Wahrscheinlichkeit, Schicksal oder zufälliges Zusammentreffen erklären kann. Die Tatsache, dass viele Vorhersagen sich so unterschiedlich erfüllen, muss man entweder durch eine unvollkommene Fähigkeit des Weissagenden erklären, die manchmal erfolgreich ist und manchmal versagt, oder dadurch, dass die Dinge nur zum Teil vorhersagbar, da nur zum Teil vorherbestimmt sind, oder aber durch verschiedene Faktoren oder Linien von Macht, verschiedene Serien von Möglichem und Tatsächlichem. Solange man einer Linie folgt, ist die Vorhersage genau, im anderen Falle nicht; oder wenn sich die Linien der Macht ändern, fällt auch die Vorhersage unter den Tisch. Immerhin kann man sagen, dass es, wenn Dinge überhaupt vorhersagbar sind, eine Macht oder Ebene geben muss, durch die oder auf der alles vorhersehbar ist; wenn es ein göttliches Allwissen und eine göttliche Allmacht gibt, muss es so sein. Selbst dann aber muss das, was vorausgesehen wird, ausgearbeitet werden, und es wird durch ein Spiel von Kräften ausgearbeitet – spirituelle, mentale, vitale und physische Kräfte –, und auf dieser Ebene von Kräften gibt es keine absolute Starrheit. Persönlicher Wille oder persönliches Bemühen ist eine jener Kräfte. Napoleon befragt, warum er immer plane und arbeite, da er doch an eine Vorherbestimmung glaube, antwortete: “Da es vorherbestimmt ist, dass ich arbeite und plane”; in anderen Worten, sein Planen und Arbeiten waren ein Teil des Schicksals und trugen zu den Ergebnissen bei, die vom Schicksal vorgesehen waren. Selbst wenn ich ein ungünstiges Ergebnis voraussehe, muss ich für das Ziel, das ich im Auge habe, arbeiten; denn dies hält die Kraft, das Prinzip der Wahrheit, dem ich diene, am Leben und gibt ihm die Möglichkeit eines späteren Sieges; auf diese Weise wird es Teil des künftigen günstigen Schicksals, selbst wenn das gegenwärtige feindlich ist. Menschen wenden sich von einer Sache nicht ab, weil sie ihr Scheitern erkannten oder vorhersahen – und vom spirituellen Standpunkt ist ihre hartnäckige Ausdauer gerechtfertigt. Zudem leben wir nicht allein für ein äußeres Ergebnis; das Ziel unseres Lebens ist vielmehr das Wachsen der Seele – nicht der äußere Erfolg der Stunde oder der nächsten Zukunft. Die Seele aber vermag trotz eines oder sogar dank eines feindlichen materiellen Geschicks zu wachsen.

Und schließlich, auch wenn alles vorherbestimmt ist, besteht kein Grund zu sagen, Leben sei wie in Shakespeares oder vielmehr Macbeths Ausspruch “eine Geschichte, die ein Idiot erzählt, voller Lärm und Aufruhr und ohne Sinn”. So wäre das Leben, wenn alles Zufall und mutwillige Ungewissheit wäre. Wenn es jedoch etwas Vorhersehbares ist, etwas in jeder Einzelheit Geplantes, so heißt das, dass Leben tatsächlich eine Bedeutung hat, dass ihm ein geheimes Ziel innewohnen muss, auf das durch ganze Zeitalter hingearbeitet wurde, machtvoll, ausdauernd, mit uns als einem Teil davon, als Mitwirkende an der Erreichung jenes unüberwindlichen Zieles.

PS. Nun, eine der größten Seligkeiten ist, sich vom Göttlichen getragen zu fühlen, nicht von den Sternen oder dem karma, denn letzteres ist etwas Trauriges, trocken und ungemütlich – als ob man auf einer Maschine gewendet würde, “yantrārūḍhāni māyayā”.

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Ich fürchte, ich habe kein allzu großes Vertrauen in Cheiros Ideen und Prophezeiungen – manche erfüllten sich, doch die meisten waren falsch. Diese Vorstellung über die Juden ist eine alte jüdische und christliche Mutmaßung – man kann ihr nicht allzuviel Glauben schenken. Es stimmt, Zahlen besitzen der okkulten Wissenschaft zufolge mystische Bedeutung. Es stimmt ebenfalls, dass es Perioden und Zyklen sowohl im [menschlichen] Leben als auch im Leben der Welt gibt. Man darf jedoch diesen Dingen nicht immer eine zu genaue Bedeutung beimessen. Ich habe nicht gesagt, dass alles geradlinig vorherbestimmt sei. “Spiel der Kräfte” hat nicht diese Bedeutung. Ich meinte vielmehr, dass hinter den sichtbaren Ereignissen in der Welt immer eine Unzahl unsichtbarer Kräfte am Werk ist, die das nach außen gerichtete Mental der Menschen nicht erkennt, durch den Yoga (indem man sich nach innen wendet und eine bewusste Verbindung mit dem Kosmischen Selbst und der Kosmischen Kraft sowie den Kräften herstellt) kann man sich dieser Kräfte bewusst werden, sich bewusst in ihr Spiel einmischen und zumindest bis zu einem gewissen Grad das Ergebnis des Spiels bestimmen. All dies hat nichts mit Vorherbestimmung zu tun. Im Gegenteil, man beobachtet, wie die Dinge sich entwickeln, und gibt hie und da einen Anstoß, wenn es möglich oder erforderlich ist. In all dem ist nichts, was der Auffassung des großen Wissenschaftlers Sri C. V. Raman widerspräche. Raman sagte einmal, dass all diese wissenschaftlichen Entdeckungen nur ein Spiel des Zufalls seien. Damit meint er, dass die Menschen nicht wissen, wie sich dieses auswirkt. Es ist keine geradlinige Vorherbestimmung, es ist aber genausowenig ein blinder, unbewusster Zufall. Es ist ein Spiel mit einem Ausarbeiten der Möglichkeiten in der Zeit.

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In dem von dir angefόhrten Beispiel von Sokrates und dem gewohnheitsmδίigen Trinker ist die Unterscheidung, die du triffst, richtig. Der Mensch mit schwachem Willen wird von seinem Vital und seinen physischen Impulsen gelenkt und sein mentales Wesen ist nicht dynamisch genug, um seinen Willen durchzusetzen. Sein Wille ist nicht “frei”, da er nicht stark genug ist, um frei zu sein; er ist der Sklave der Krδfte, die auf seine vitale und physische Natur einwirken. Bei Sokrates ist der Wille insoweit frei, als er όber dem Spiel dieser Krδfte steht, und er [Sokrates] bestimmt und entscheidet durch seine mentale Idee, was er tun soll oder nicht. Die Frage bleibt jedoch weiterhin offen, ob sein Wille nur in diesem Sinne frei ist, da er in Wirklichkeit von etwas Grφίerem als dem Mental von Sokrates bestimmt wird, von etwas, dessen Instrument er ist – dieses Etwas kann die Universale Kraft oder ein Wesen in ihm sein, dessen Stimme sein Daimonion1 ist und das seinem Mental nicht nur diese entscheidende Bewusstheit des mentalen Ideals gab, sondern ihm den Impuls aufzwang, in Übereinstimmung mit dieser Bewusstheit zu handeln. Oder er [Sokrates Wille] kann einer Verbindung zwischen dem inneren puruṣa und der Universalen Kraft unterworfen gewesen sein. In diesem Fall hätte ein schwankendes Gleichgewicht zwischen dem Determinismus der Natur und einer Selbstbestimmung von innen bestanden. Wenn wir vom Sankya-Standpunkt ausgehen, dass das Wesen (dasjenige, dessen Stimme sein Daimonion war) die Seele oder der puruṣa ist, würden sowohl in dem willensstarken Sokrates als auch in dem willensschwachen Sklaven des vitalen Impulses die Tat und ihre Ergebnisse durch die Zustimmung oder Ablehnung des puruṣa bestimmt werden. Im letzteren Fall gibt der puruṣa seine Zustimmung und nimmt durch seine vitale Unterwerfung das Spiel der Naturkräfte und die Gewohnheit des vitalen Impulses auf sich, während das Mental hilflos zusieht. In Sokrates hingegen hatte der puruṣa begonnen, sich frei zu machen und zu entscheiden, was er annehmen soll und was nicht – das bewusste Wesen hatte angefangen, die Kräfte, die auf es einwirken, zu lenken. Diese Meisterung ist so vollständig geworden, dass er weitgehend seine eigenen Taten bestimmen und sogar innerhalb gewisser Grenzen die Ergebnisse nicht nur vorhersehen, sondern festlegen konnte – und das, was er will, wird früher oder später geschehen.

Der Übermensch ist das bewusste Wesen, dessen Befreiung vollständig ist, da er über die Grenzen des Mentals aufgestiegen ist. Er vermag seine Tat in voller Übereinstimmung mit einem Bewusstsein zu bestimmen, das alle Kräfte, die in ihm und auf ihn und um ihn wirken, wahrnimmt, und er kann sie benutzen und sogar lenken, statt sich ihnen zu unterwerfen.

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Nachdem ich X‘s gutfundierte Ausführung Jas, wurde mir klar, was vom intellektuellen Standpunkt zu dieser Frage gesagt werden könnte, wenn man die Realität der höchsten Freiheit mit dem Phänomen des Determinismus in der Natur verbinden will, zwar auf andere Weise als er, doch mit dem gleichen Ziel. In Wirklichkeit sind Freiheit und Bestimmung nur zwei Seiten der gleichen Sache – denn die grundlegende Wahrheit ist die Selbst-Bestimmung des Kosmos und in ihm eine geheime Selbst-Bestimmung des Individuums. Die Schwierigkeit hat ihre Ursache darin, dass wir im Oberflächenmental der Unwissenheit leben und nicht wissen, was dahinter vor sich geht, also nur den äußeren Ablauf der Natur wahrnehmen. Hier aber besteht die klare Tatsache eines überwältigenden Determinismus der Natur, und da unser Oberflächenbewusstsein ein Teil davon ist, sind wir nicht in der Lage, die andere Form der doppelseitigen Realität zu erkennen. In der Materie besteht an der Oberfläche aus praktischen Gründen ein voller Determinismus – obwohl auch dies von der jüngsten wissenschaftlichen Lehrmeinung in Frage gestellt wird. Sobald Leben auftaucht, setzt eine gewisse Plastizität ein, so dass es schwierig wird, irgendetwas so genau vorherzusagen, wie man die stofflichen, einem starren Gesetz gehorchenden Dinge vorhersagen kann. Die Plastizität vergrößert sich mit dem Anwachsen des Mentals, so dass der Mensch zumindest das Gefühl des freien Willens, einer Wahl seines Tuns und einer Eigenbewegung haben kann, die dazu beitragen, die Umstände zu bestimmen. Diese Freiheit aber ist fragwürdig; sie kann als Illusion bezeichnet werden, als ein Entwurf der Natur, Teil ihres Mechanismus der Determination, als eine nur scheinbare Freiheit oder bestenfalls als eine beschränkte, relative und untergeordnete Unabhängigkeit. Nur wenn man sich nach innen wendet, von der prakṛti zum puruṣa, und aufwärts, vom Mental zum spirituellen Selbst, kann die Freiheit erstmals deutlich und durch die Einung mit dem Willen über der Natur schließlich vollständig werden.

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Im Leben kommt alles mögliche auf einen zu. Man darf aber nicht alles, was kommt, in der Vorstellung annehmen, es sei vom Göttlichen gesandt. Man hat zu wählen, und eine falsche Wahl hat ihre Konsequenzen.

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Schicksal bezieht sich streng genommen nur auf das äußere Wesen, solange es in der Unwissenheit lebt. Das was wir Schicksal nennen, ist in Wirklichkeit lediglich das Ergebnis des gegenwärtigen Zustandes des Wesens, seiner Natur sowie der Energien, die es in der Vergangenheit angesammelt hat und die aufeinander einwirken und die gegenwärtigen Versuche und ihre künftigen Ergebnisse bestimmen. Sobald man aber den Pfad des spirituellen Lebens betritt, beginnt dieses alte, vorherbestimmte Schicksal zurückzutreten. Ein neues Element kommt hinzu, die Göttliche Gnade, die Hilfe einer höheren Göttlichen Kraft, die sich von der Kraft des karma unterscheidet und den Sadhak über die gegenwärtigen Möglichkeiten seiner Natur hinausheben kann. Die Göttliche Erwählung wird dann zum spirituellen Schicksal, das die Zukunft sichert. Das einzig Ungewisse ist das Auf und Ab des Pfades sowie die Zeit, die man auf den Durchgang verwenden muss. Hier setzen die feindlichen Kräfte ein, die mit den Schwächen der vergangenen Natur spielen und danach trachten, die Geschwindigkeit des Fortschritts zu verzögern und die Erfüllung aufzuschieben. Diejenigen, die fallen, fallen nicht durch den Angriff vitaler Kräfte, sondern weil sie sich auf die Seite der feindlichen Kräfte stellen und einen vitalen Trieb oder Wunsch (Ehrgeiz, Eitelkeit, Lust usw.) der spirituellen siddhi vorziehen.

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Weder die Natur noch das Schicksal, noch das Göttliche arbeitet auf die mentale Art und Weise oder nach dem Gesetz oder den Maßstäben des Mentals – das ist der Grund, warum selbst dem Wissenschaftler und Philosophen die Natur und das Schicksal und die Wege des Göttlichen ein Mysterium sind. Die Mutter arbeitet nicht mit Hilfe des Mentals, es ist daher müßig, ihr Wirken mit dem Mental zu beurteilen.

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Natur ist zum sehr großen Teil das, was du aus ihr machst oder machen kannst.

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Jeder hat sein eigenes Schicksal; sein Eintritt in eine bestimmte Familie in einem Leben ist nur ein Ereignis [unter vielen anderen].

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Bewusstsein ist keine mechanische, tote Angelegenheit, die man derart aufteilen könnte. Erbeinflüsse schaffen eine gegenseitige Anziehung und dies ist eine langwierige Sache. Erst wenn der vererbte Teil verändert wird, kann die Anziehung aufhören.

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(Die Prägung durch Vererbung, Rasse, Kaste und Familie:) Eine sehr starke Prägung in den meisten Fällen – sie besteht hauptsächlich im physischen Vital und physischen Stofflichen und wird durch Ausbildung und Erziehung noch verstärkt.

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Viele Dinge im Körper und einige im Mental und Vital werden vom Vater und der Mutter oder anderen Vorfahren vererbt – das ist vermutlich jedem bekannt. Es gibt andere Dinge, die nicht vererbbar, sondern eine Eigentümlichkeit der eigenen Natur sind oder durch die Ereignisse dieses Lebens entwickelt werden.

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karma und Vererbung sind die beiden hauptsächlichen Ursachen, die das Temperament bei der Geburt bestimmen. Es wird verschiedentlich angenommen, dass auch die Vererbung dem karma unterworfen ist, doch stimmt dies vermutlich nur auf eine sehr allgemeine Weise und nicht im einzelnen.

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Alle Energien, die in Tätigkeit umgesetzt werden – Denken, Sprechen, Fühlen, Handeln – bilden karma. Diese Dinge tragen dazu bei, die menschliche Natur in der einen oder anderen Richtung zu entwickeln. Die Natur, ihre Tätigkeiten und Reaktionen bewirken innere und äußere Konsequenzen; sie beeinflussen andere und schaffen Bewegungen in der allgemeinen Summe der Kräfte, die früher oder später zu einem zurückkehren können. Unausgedrückte Gedanken können ebenfalls als Kräfte hinausgehen und Auswirkungen zeitigen. Es ist falsch anzunehmen, dass ein Gedanke oder Wille nur dann eine Auswirkung haben kann, wenn er sich in der Rede oder Tat äußert: der unausgesprochene Gedanke und der unausgedrückte Wille sind ebenfalls tätige Energien mit eigenen Schwingungen, Auswirkungen oder Reaktionen.

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Genau? Wie soll man genau erkennen können, wo vitale, mentale und spirituelle Faktoren auftreten? Wenn du es mit einem Stern oder Atom zu tun hast, ist es vielleicht möglich (anscheinend aber nicht bei einem Elektron), doch nicht bei einem Menschen und seinem lebendigen Mental, seiner Seele und seinem Körper.

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II. Unsichtbare Kräfte

Was X sagt, ist richtig; das Spiel der Kräfte ist sehr komplex, man muss sich ihrer bewusst sein und gleichsam sehen und beobachten, wie sie arbeiten, bevor man wirklich verstehen kann, warum die Dinge auf die Weise stattfinden, wie es der Fall ist. Alles Tun ist von einem komplizierten Kräftespiel umgeben, und wenn man eine Kraft einsetzt, muss man darauf achten, es sorgsam zu tun und sie zu bewahren und die Tür nicht dem Eindringen anderer, entgegengerichteter Kräfte zu öffnen. Jeder Mensch ist in sich ein Bereich für viele Kräfte – einige arbeiten für seine Sadhana, andere für sein Ego und seine Begierden. Zudem gibt es Mächte, die versuchen, einen Menschen ohne sein Wissen zu einem Instrument für fremde Zwecke zu machen. Sie alle können sich verbinden, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Jede dieser Kräfte arbeitet dafür, ihren eigenen Impuls durchzusetzen – es müssen durchaus keine feindlichen Kräfte sein, sondern es sind einfach Kräfte der Natur.

Die Anwandlung von Eifersucht und abhimāna war natürlich ein Überbleibsel der vergangenen Bewegungen deiner Natur. Tatsächlich verlassen einen diese Dinge, wenn sie zurückgewiesen werden; sie verlieren allmählich ihre Kraft und können sich immer weniger halten und immer weniger das Bewusstsein beeinträchtigen – schließlich berühren sie einen nicht länger und treten nicht mehr auf.

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Mit etwas Verstand und Beobachtungsgabe kann jeder, der mehr in einem inneren Bewusstsein lebt, das Spiel der unsichtbaren Kräfte erkennen, die auf die Menschen bei jedem Schritt einwirken und ohne ihr Wissen Geschehnisse hervorrufen. Der Unterschied, der durch den Yoga oder ein inneres Bewusstsein entsteht – es gibt auch Menschen, wie zum Beispiel Sokrates, die ein inneres Bewusstsein ohne Yoga entwickelten – besteht darin, dass man diese unsichtbaren Kräfte wahrnimmt, aus ihnen bewusst Nutzen zieht oder sie gebrauchen und steuern kann. Das ist alles.

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(Vitaler Austausch:) Schwierig, genauer zu bestimmen. Dieses gegenseitige Entziehen von vitalen Kräften findet in dem Durcheinander unseres menschlichen Zusammenlebens automatisch und ständig statt. Liebe ist eine der machtvollsten Methoden, sich gegenseitig die vitale Kraft zu entziehen oder dem anderen die Kraft zu entziehen, was auch auf einseitige Weise oft sehr zum Schaden des “anderen” geschieht. In der Folge kommen dann viele Dinge auf, gute und schlechte, gehobene Stimmung, das Gefühl der Stärke und Hilfe, das Einsickern von guten oder schlechten Eigenschaften, der Wechsel von seelischen Stimmungen, Zuständen und Bewegungen, Niedergeschlagenheit, Erschöpfung – die ganze Stufenleiter. Die Menschen wissen nichts davon, und das ist ein Geschenk Gottes an sie. Wenn man aber in ein bestimmtes yogisches Bewusstsein eintritt, wird man sich dieser ganzen Wechselwirkung, dieses Wirkens und Gegenwirkens durchaus bewusst und empfindet es – man kann aber auch eine Mauer dagegen errichten, es zurückweisen usw. usw.

Es ist eine Mauer aus Bewusstsein, die man zu bauen hat. Bewusstsein ist nichts Abstraktes, es ist wie das Dasein, wie ānanda oder Mental oder prāṇa etwas durchaus Konkretes. Sobald man das innere Bewusstsein wahrnimmt, kann man alles mögliche damit tun, man kann es als einen Kraftstrom aussenden, man kann einen Kreis oder eine Mauer aus Bewusstsein um sich errichten, man kann eine Idee lenken, und sie wird Eingang in den Kopf eines Menschen in Amerika finden usw. usw.

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Sein neues Bewusstsein lässt ihn die entgegengerichteten Kräfte stärker fühlen; diesen sieht man sich gegenüber, wenn man sich in der Welt bewegt, Dinge zu verrichten hat und anderen begegnen muss; und er fürchtet sich vor einer Reaktion im Vital, die seine Sadhana stören oder Schwierigkeiten schaffen könnte. Offensichtlich ist er ein Mensch, der seelisch sensitiv ist oder geworden ist für das Spiel der Kräfte, das zu erkennen du dich strikt weigerst, obwohl du davon umgeben bist. Du vermagst die Atmosphäre deines Freundes in dem Brief als “so schön, so stärkend, so erfrischend” zu empfinden, und sie hat eine unmittelbare Wirkung auf dich. Doch dein Mental starrt wie eine Eule und fragt sich, was das sein könnte; ich vermute deshalb, weil deine medizinischen Bücher dir niemals etwas darüber sagten – wie könnte es auch Dinge geben, die weder dem gewöhnlichen Mental noch der Wissenschaft bekannt sind? Der Einbruch feindlicher Kräfte ist es, der dich den Klauen des Teufels ausliefert, und das einzige, was du tust, ist zu stöhnen und zu schreien. Und wenn sie binnen einem Augenblick von anderen Kräften auf die Seite geschwemmt werden, blinzelst du nur und murmelst: “Ah, wie seltsam”! Dein Freund hingegen fühlt und weiß es gleich, wenn er von feindlichen Kräften bedroht wird, und kann daher auf der Hut sein und Old Nick2 Widerstand leisten, da er dessen Angriffsmethoden sofort durchschaut.

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Diese Dinge (Einflüsse von Menschen) zu erkennen, ist ein Wissen – ein psychisch-okkultes Wissen –, das für die Fülle des Bewusstseins und der Erfahrung notwendig ist. Das, was man fühlt, sollte man notwendigerweise nicht zu einem Einfluss werden lassen, sei es ein guter oder ein schlechter.

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Zwei Dinge sind zu unterscheiden: Manche Menschen besitzen die Fähigkeit, andere zu erkennen, was zwar keinesfalls unfehlbar ist, sich aber häufig als richtig herausstellt. Das ist die eine Sache. Die yogische Intuition, durch die man unmittelbar weiß und fühlt, was in einem Menschen vorgeht, und seine Fähigkeiten, seinen Charakter, sein Temperament erkennt, ist eine andere. Die erstere mag zur Entwicklung der letzteren beitragen, ist aber nicht das gleiche. Die yogische Fähigkeit muss vorhanden sein und sie kann allein bei einer beträchtlichen Entwicklung des inneren Bewusstseins vollkommen sein.

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Lass die Frage, ob göttlich oder ungöttlich, beiseite – kein spiritueller Mensch, der dynamisch handelt, ist auf den physischen Kontakt beschränkt; die Vorstellung, dass für das Wirken der spirituellen Kraft ein physischer Kontakt durch Schreiben, Sprechen oder ein Zusammentreffen unerlässlich sei, widerspricht sich selbst, denn dann wäre es keine spirituelle Kraft. Der Spirit wird nicht von stofflichen Dingen oder vom Körper beschränkt.

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Wenn du die spirituelle Kraft hast, kann sie auf Menschen einwirken, die Tausende von Meilen entfernt sind, die nicht wissen und niemals wissen werden, dass du auf sie einwirkst oder dass auf sie eingewirkt wird – sie erkennen lediglich, dass eine Kraft sie befähigt, Dinge zu tun, und können durchaus annehmen, es sei ihre eigene große Energie oder ihr eigener Genius.

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Die Göttlichen Kräfte sind dazu da, dass man sie benutzt. Der Fehler des in der Unwissenheit individualisierten Menschen besteht darin, sie für das Ego und nicht für das Göttliche zu benutzen. Das ist es, was durch die Einung mit dem Göttlichen Bewusstsein berichtigt werden muss und auch durch die Weitung des individuellen Wesens, damit es bewusst im Universalen leben kann. Es ist schwierig wegen der starren Ego-Gewohnheiten, aber nicht unmöglich.

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Alle Kraft kommt vom Göttlichen, sie wird aber eher missbraucht als spirituell oder auf die rechte Weise angewendet.

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Natürlich ist es möglich, sich bestimmter Dinge aus der Entfernung bewusst zu werden und einzuschreiten.

Die Vorstellung, dass Yogis diese Kräfte nicht gebrauchen oder nicht gebrauchen sollten, betrachte ich als asketischen Aberglauben. Ich bin der Meinung, dass alle Yogis, die im Besitz dieser Kräfte sind, von ihnen Gebrauch machen, wann immer sie einen inneren Anstoß dazu erhalten. Sie können es unterlassen, wenn sie sehen, dass dieser Gebrauch in einem besonderen Fall dem Göttlichen Willen entgegengerichtet ist, oder wenn sie erkennen, dass die Verhinderung des einen Übels einem schlimmeren die Tür öffnen würde, oder aus irgendeinem anderen triftigen Grund, nicht aber deshalb, weil ein allgemeines Verbot besteht. Doch ist es jedem mit ausgeprägt spirituellem Empfinden verboten, als Wundertäter zu wirken und außergewöhnliche Dinge zur Schaustellung, für Gewinn oder Ruhm, aus Eitelkeit oder Stolz zu tun. Es ist verboten, Mächte aus rein vitalen Motiven zu gebrauchen, eine asurische Prahlerei mit ihnen zu veranstalten oder sie dazu zu verwenden, Anmaßung, Verachtung, Ehrgeiz oder irgendeine andere der liebenswerten menschlichen Schwächen zu unterstützen. Weil unfertige Yogis so häufig in diese Fallen der feindlichen Mächte geraten, wird von der Anwendung yogischer Kräfte als schädlich für den Anwendenden zuweilen abgeraten.

Meist sind es Menschen, die sehr im Vital leben, die auf diese Weise zu Fall kommen; bei jenen mit einem starken, freien und ruhigen Mental, mit einer erwachten und tätigen Seele finden solche Dinge höchstwahrscheinlich nicht statt. Für Menschen, die im wahren Göttlichen Bewusstsein zu leben vermögen, sind bestimmte Mächte durchaus nicht Mächte in diesem Sinn, das heißt, sie empfinden sie weder als übernatürlich noch anormal, vielmehr ist es ihre normale Art zu sehen und zu handeln, gleichsam ein Teil ihres Bewusstseins – und wie könnte man es ihnen verbieten oder verweigern, ihrem Bewusstsein und seiner Natur gemäß zu handeln?

Vermutlich hatte ich eine noch vollständigere europäische Erziehung als du, und auch ich hatte meine Zeit agnostischer Leugnung, doch von dem Augenblick an, da ich mich näher mit diesen Dingen befasste, konnte ich nicht mehr die Haltung des Zweifels und Unglaubens einnehmen, die in Europa so lange Zeit gang und gäbe war. Anormale oder überphysische Erfahrungen und Mächte, okkult oder yogisch, sind mir immer als etwas vollkommen Natürliches und Glaubwürdiges erschienen. Bewussten konnte seiner eigentlichen Natur nach nicht durch das gewöhnliche physisch-menschliche Tierbewusstsein begrenzt sein, es musste noch andere Ebenen haben. Yogische oder okkulte Mächte sind nicht übernatürlicher oder unglaubwürdiger als die Fähigkeit, ein großes Gedicht zu schreiben oder große Musik zu komponieren; wenige Menschen sind hierzu fähig – nicht einmal einer unter einer Million; denn Dichtung und Musik kommen aus dem inneren Wesen, und um wahre und große Dinge zu schreiben oder zu komponieren, muss man die Verbindung zwischen dem äußeren Mental und etwas im inneren Wesen hergestellt haben. Das ist der Grund, warum du, als du den Yoga begannst, zu dichten angefangen hast – es war die yogische Kraft, die die Verbindung herstellte. Genauso ist es mit dem yogischen Bewusstsein und seinen Mächten; das Entscheidende ist, die Verbindung herzustellen, denn diese Dinge sind bereits in dir. Du musst natürlich zuerst glauben und streben und mit dem wahren inneren Impuls dich bemühen.

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Jādū (Magie) ist eine besondere Übung, die von berufsmäßigen Magiern durchgeführt wird und von jenen, die die Kunst der Magie erlernen – sie gehört jedoch nicht zum Yoga. Das, was im Yoga manchmal oder sogar ganz allgemein stattfindet, ist die Entwicklung bestimmter Mächte im Sadhak, durch die er andere beeinflussen oder veranlassen kann, etwas zu tun, oder durch die er die Dinge entsprechend seinem Wunsch geschehen lässt. Diese und andere yogische Mächte sollten vom Sadhak niemals für egoistische Zwecke oder zur Befriedigung vitaler Wünsche missbraucht werden. Sie können nur dann angewandt werden, wenn sie Teil des verwirklichten Göttlichen Bewusstseins werden und von der Mutter selbst oder auf ihren Befehl hin für gute und uneigennützige Zwecke gebraucht werden. Yogische Kräfte, die sich auf natürliche Weise als Teil des neuen Bewusstseins einstellen und nicht für falsche, persönliche Zwecke gebraucht werden, sind nicht schädlich. Zum Beispiel siehst du etwas in einer Vision oder einem Traum, das später im Wachzustand tatsächlich stattfindet. Nun, das ist die yogische Macht der Vorahnung, das Wissen um künftige Dinge; es stellt sich häufig mit dem Wachsen des Bewusstseins ein, und nichts ist daran falsch, vielmehr gehört es mit zur Entwicklung in der Sadhana. Genauso ist es mit anderen Mächten. Man darf nur nicht eingebildet werden oder damit angeben oder die Mächte missbrauchen um des Verlangens, des Stolzes oder der Macht willen oder zur Befriedigung des Egos.

Deine Vision des Mannes mit dem Feuer zu seinen Füßen war vermutlich eine Vision des Gottes Agni, aus dem das Feuer der tapasyā und der Läuterung in der Sadhana fließt.

Wenn die Sadhana fortschreitet, erhält man fast immer die Macht der Vision, und was man sieht, ist wahr, solange man im rechten Bewusstsein bleibt. Es gibt auch falsche Stimmen und Erfahrungen. Wenn Menschen wahnsinnig werden, dann deshalb, weil sie egoistisch sind, weil sie sich für große Sadhaks halten und ihre Erfahrungen übertrieben wichtig nehmen. Auf diese Weise erhalten sie ein falsches Bewusstsein mit falschen Stimmen, Inspirationen und Visionen. Sie messen ihnen so viel Bedeutung bei, dass sie nicht mehr auf die Mutter hören und schließlich nehmen sie ihr gegenüber eine feindselige Haltung ein, da sie ihnen sagt, dass sie sich auf einem Irrweg befinden, und ihrer Verblendung Einhalt gebietet. Deine Visionen und Erfahrungen sind durchaus wahr und gut, und ich habe dir erklärt, was sie bedeuten – falsche Visionen versuchten sich einzustellen, doch du hast sie zurückgewiesen, da du ihnen nicht anhingst, sondern auf das wahre Ziel der Sadhana ausgerichtet warst. Man darf sich nicht an diese Dinge hängen, sondern sie einfach beobachten und weitergehen. Dann werden sie zu einer Hilfe und können keine Gefahr mehr sein.

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Mit schwarzer Magie ist der Okkultismus der feindlichen Mächte gemeint – der Okkultismus der Göttlichen Mächte unterscheidet sich davon ganz wesentlich. Der eine gründet sich auf der Einheit, der andere auf der Teilung.

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Du hast durchaus recht. Sie (Madame Blavatsky) war eine Okkultistin und keine spirituelle Persönlichkeit. Die spirituellen Lehren, die sie verbreitete, scheinen auf intellektuellem Wissen zu beruhen und nicht auf der Verwirklichung. Ihre geistige Richtung war tibetisch-buddhistisch. Sie glaubte nicht an Gott, sondern an nirvāṇa, an wundertätige Mächte und an die Mahatmas.

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Man kann den Geschichten über diesen Swami keinerlei Glauben schenken. Es ist möglich, dass er eine Art von tantrischem Yoga praktizierte und okkulte Mächte erlangte, doch ist in allem, was du über ihn berichtest und auch was über ihn geschrieben steht, keine Spur einer spirituellen Verwirklichung oder Erfahrung zu finden. Das einzige, woran er zu denken scheint, sind okkulte Mächte und Zauberkunststücke. Diejenigen, die auf okkulten Mächten und nicht auf spirituellen Erfahrungen aufbauen, sind keine Yogis von hohem Verwirklichungsgrad. – Es gibt Yogis, die sich benehmen, als hätten sie keine Kontrolle über sich – ihre Theorie ist, den Spirit von der äußeren Natur zu lösen, in ihrer inneren Verwirklichung zu leben und ihre [äußere] Natur einer ungeordneten Tätigkeit zu überlassen; sie sind “wie ein Kind, ein Verrückter, wie ein piśāca oder ein lebloses Objekt”. Es gibt auch solche, die vorsätzlich rohe oder heftige Rede führen, um von den Menschen Abstand zu halten oder sie zu prüfen. Doch der Wutausbruch dieses Swami, von dem du berichtest, war einfach ein durch beleidigten Egoismus verursachter Zorn. Sein Urteil über Ramana Maharshi ist im höchsten Maß absurd3. Seine Bitte um Nägel, Haare usw. und sein Geschenk von Kleidern oder eines Jumpers waren vermutlich physische Hilfsmittel, um einen okkulten Einfluss auf dich oder deine Frau auszuüben, möglicherweise durch tantrische oder magische kriyā; in Tibet sind solche magischen Vorgänge wohlbekannt und in allgemeinem Gebrauch.

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Ich weiß nicht, ob ich Xs mystische Erfahrungen irgendwie positiv durchleuchten kann. Zumindest im letzten Teil kann man der Beschreibung nur schwer folgen, da sie sehr undurchsichtig formuliert und nicht immer klar genug ist, um sie zu verstehen. Der erste Teil der Erfahrung weist auf eine angeborene Fähigkeit zu heilen hin, deren Wirkungsweise und Methode sie selbst nicht kennt. Sie scheint ihrem Bericht zufolge aus einem Etwas in ihr zu kommen, das nach den Ausdrücken, die sie gebraucht, ein größeres, höheres, lichteres und machtvolleres Bewusstsein sein könnte, mit dem sie in gelegentlicher Verbindung steht, in dem sie aber nicht fortwährend lebt. Ein anderer Satz wiederum scheint auf eine Gottheit oder eine Göttliche Gegenwart hinzuweisen, die ihr Befehle erteilt, andere anzuleiten, damit deren Bewusstsein wachse. Sie spricht aber deutlich davon als von einem größeren “Ich”, das hinter einer blauen Diamant-Kraft steht. Wir müssen also auf die Idee eines größeren Bewusstseins hoch oben zurückgreifen, das mit einem Gefühl der Göttlichkeit, einem Gefühl von beträchtlichem Licht und spiritueller Autorität verbunden ist – vielleicht auf einer jener höheren spirituell-mentalen Ebenen, die ich im “Göttlichen Leben” oder in den “Briefen” beschrieben habe. Das Diamantlicht könnte sehr wohl diesen Ebenen angehören; es ist zwar gewöhnlich weiß, könnte hier aber durchaus auch blau sein; es ist ein Licht, das alle unreinen Dinge auflöst oder vertreibt, besonders dämonische Besessenheit oder den Einfluss einer bösen Kraft. Tatsächlich sollte der Gebrauch einer Macht wie dieser sorgsam vor dem Eindringen irgendeines falschen Elements, wie zum Beispiel persönlicher Machtliebe, geschützt werden – es besteht hingegen kein Anlass zur Befürchtung, da eine innere Aufmerksamkeit ausreicht, um es zurückzuweisen oder fernzuhalten. Ich glaube, das ist alles, was ich zu ihrem Brief sagen kann.

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Über Spiritismus kann ich für den Augenblick nur das folgende sagen: Es ist den Toten oder besser gesagt den Dahingegangenen – denn sie sind nicht tot –, die sich noch in den Regionen nahe der Erde befinden, durchaus möglich, eine Verbindung mit den Lebenden herzustellen; manchmal geschieht es automatisch, manchmal durch eine Bemühung auf der einen oder anderen Seite des Vorhangs. Eine Verbindung durch die von den Spiritisten benützten Mittel herzustellen, ist nicht unmöglich, eine echte Verbindung oder ein echter Kontakt kann jedoch nur mit jenen [Dahingegangenen] stattfinden, die sich noch in einer Welt befinden, die eine Art idealisiertes Ebenbild des Erdbewusstseins ist und in der die gleiche Persönlichkeit, die gleichen Vorstellungen und Erinnerungen fortbestehen, die der Mensch hier auf Erden hatte. Doch nicht alles ist echt, was vorgibt, eine Verbindung zu abgeschiedenen Seelen zu sein, besonders wenn sie durch ein berufsmäßiges und bezahltes Medium hergestellt wird. Es besteht ein riesengroßes und sehr unerfreuliches Durcheinander – denn abgesehen von der großen Menge unbewusster Einflüsse, die von den Séanceteilnehmern ausgehen, oder von dem, was das Medium selbst durch sein unterschwelliges Bewusstsein beiträgt, kommt man in Kontakt mit einer Welt von Wesen von sehr täuschender oder selbsttäuschender und illusionshafter Natur. Viele von ihnen behaupten, die abgeschiedenen Seelen von Verwandten, Freunden oder von berühmten Menschen, von bekannten Persönlichkeiten usw. zu sein. Es gibt ebenfalls Wesen, die die abgelegten Gefühle und Erinnerungen von Toten auflesen und sich mit ihnen verkleiden. Zu solchen Séancen kommt eine große Anzahl von Wesen, doch nur um mit dem Bewusstsein der Menschen zu spielen oder durch diesen Kontakt mit der Erde ihre Macht auszuüben, und sie täuschen das Medium und die Teilnehmer mit ihrer Falschheit, ihren Tricks und Illusionen. (Ich gehe natürlich davon aus, dass die Medien nicht selbst Betrüger sind.) Eine Fühlungnahme mit dieser Ebene von Geistern kann schädlich (die meisten Medien werden nervös oder geraten moralisch aus dem Gleichgewicht) und spirituell gefährlich sein. Natürlich sind alle Kontakte mit berühmten Toten, die einer fernen Vergangenheit angehören, im Grunde eine Täuschung, und die meisten Kontakte mit den vor kurzem Gestorbenen ebenfalls – das geht aus der Art dieser Verbindungen deutlich hervor. Es ist möglich, durch gewissenhafte Medien fundierte Ergebnisse zu erzielen, aber diese Medien selbst wissen nichts über die Natur der Kräfte, die sie handhaben, und besitzen kein Unterscheidungsvermögen, das sie vor den Betrügereien von der anderen Seite des Vorhangs schützen könnte. Aus diesen Séancen kann sehr wenig echtes Wissen über die Natur des Lebens nach dem Tode gewonnen werden; wahres Wissen wird durch die Erfahrung von Menschen gewonnen, die einen ernsthaften Kontakt herstellen oder auf die eine oder andere Weise fähig sind, die Grenzlinie zu überschreiten.

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Sie (Medien, Hellseher usw.) sind meist in Kontakt mit den vital-physischen oder den feinen physischen Welten und empfangen überhaupt nichts Höheres.

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III. Das Opfer

Ein Opfer hat immer einen moralischen und einen psychologischen Wert. Dieser Wert bleibt ungeachtet der Ursache, für die das Opfer gebracht wird, bestehen, vorausgesetzt derjenige, der es bringt, glaubt an die Wahrheit, Gerechtigkeit oder irgendeinen anderen Wert seiner Sache. Wenn man ein Opfer für eine Sache bringt, die man als falsch oder unwert erkennt, hängt alles von dem Beweggrund und Geist des Opfers ab. Bishma, indem er den Tod für eine Sache hinnahm, die er als ungerecht erkannte, gehorchte seinem Treuegefühl für das, was er als seine persönliche Pflicht ansah. Viele Menschen in der Vergangenheit haben so gehandelt – die Moral und der seelische Wert einer Tat liegen in dem Adel ihres Motivs und nicht in ihrem Anlass.

Nun zu der anderen Frage. Das Wort Opfer kann nicht angewandt werden, wenn ein Mensch etwas aufgibt, was ihm nichts wert ist, sondern nur dann, wenn er tatsächlich einen Verlust auf sich nimmt oder die Ächtung und Verleumdung der Gesellschaft, oder auf andere Weise den Preis für seine Befreiung zahlt. Ich möchte jedoch behaupten, dass ein Mensch von einem spirituellen Ruf oder von einer großen Aufgabe für die Menschheit derart ergriffen werden kann, dass für ihn die Familie oder andere Bande nicht mehr zählen; er braucht dabei nicht einmal kalt oder lieblos zu sein, er verläßt vielmehr alles freudig und ohne Qual und gehorcht der gebietenden [inneren] Stimme.

Im spirituellen Sinn jedoch hat Opfer einen anderen Sinn – es besagt nicht so sehr ein Aufgeben dessen, was einem lieb ist, als eine Darbringung von einem selbst, des eigenen Wesens, Mentals und Herzens, des eigenen Willens, Körpers, Lebens und aller Tätigkeiten an das Göttliche. Es hat den ursprünglichen Sinn von “heiligen” [weihen] und wird in der Bedeutung des Wortes yajña gebraucht. Wenn die Gita vom “Opfer des Wissens” spricht, so heißt das nicht, irgendetwas aufzugeben, es heißt vielmehr, dass sich das Mental auf der Suche nach Erkenntnis dem Göttlichen zuwendet und hierdurch selbst darbringt. In diesem Sinn spricht man auch von einer Darbringung oder einem Opfer der Werke. Die Mutter hat irgendwo geschrieben, dass das spirituelle Opfer seiner Natur nach freudvoll und nicht leidvoll sei. Wenn der Suchende die alten Bande und Verantwortlichkeiten noch als stark empfindet, braucht er sie auf dem spirituellen Pfad meistens weder zu lösen noch aufzugeben. Er soll vielmehr den Ruf in sich anwachsen lassen, bis innerlich alles bereit ist. Manche brechen allerdings vorher mit allem, da sie fühlen, dass die Trennung ihre einzige Chance ist, und diese müssen sich manchmal durchkämpfen. Doch Schmerz und Kampf gehören nicht zum eigentlichen Wesen dieser spirituellen Selbst-Darbringung.

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Es bedeutet ganz einfach, dass dein Opfer noch mental und seinem Wesen nach noch nicht spirituell geworden ist. Wenn dein vitales Wesen zustimmt, seine Wünsche und Freuden aufzugeben, wenn es sich dem Göttlichen darbringt, dann hat das yajña begonnen. Was ich meinte war, dass der europäische Sinn des Wortes nicht mit der Bedeutung des Wortes yajña übereinstimmt oder mit der Bedeutung von “Opfer” in Ausdrücken wie “Opfer der Werke”. Es bedeutet nicht, dass du alle Werke um des Göttlichen willen aufgibst – denn dann gäbe es das Opfer der Werke gar nicht. In ähnlicher Weise bedeutet “Opfer des Wissens” nicht, dass du schmerzlich entschlossen um des Herren willen einen Narren aus dir machst. Opfer bedeutet eine innere Darbringung an das Göttliche, und das wahre spirituelle Opfer ist etwas durchaus Freudiges. Im anderen Fall versucht man nur, sich auf etwas vorzubereiten, während das wirkliche yajña noch nicht begonnen hat. Der Grund für Schmerz und Kampf ist der, dass dein Mental mit dem Vital, diesem unwilligen Tier ringt und von ihm fordert, sich opfern zu lassen. Wenn sich dein spiritueller oder seelischer Wille mehr im Vordergrund befände, würdest du nicht soviel über den Verlust von ghee4 Butter und Joghurt, die in das Feuer geworfen werden, lamentieren und versuchen, vorher ein letztes Mal daran zu lecken. Die einzige Aufgabe ist, die Götter in ihrer Fülle herabzubringen (eine fortschreitende Arbeit) und nicht über den ghee zu jammern. Übrigens, glaubst du vielleicht, dass die Mutter oder ich oder andere, die den spirituellen Weg gehen, das Leben nicht genossen hätten und dass die Mutter deshalb von einem freudigen Opfer an das Göttliche als dem wahren Geist des spirituellen Opfers sprechen konnte? Oder glaubst du, dass wir die ersten Stadien [des Weges] damit zubrachten, uns nach den Fleischtöpfen Ägyptens zu sehnen, und erst später die Freude des spirituellen Opfers fühlten? Natürlich war es nicht so. Wir und viele andere hatten keine Schwierigkeit, alles aufzugeben, was aufzugeben wir für notwendig hielten, und hatten auch später keine Sehnsucht danach. Deine Regel ist wie meist eine starre Regel und in einem allgemeinen Sinn ganz und gar nicht anwendbar.

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Ein Opfer hängt von der inneren Einstellung ab. Wenn man nichts Äußeres zu opfern hat, kann man sich immer selbst geben.

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Im Fanatismus liegt nichts Edles – sein Motiv hat keine Würde, obwohl ihm eine glühende Begeisterung innewohnen kann. Religiöser Fanatismus ist psychologisch etwas Niedriges und Unwissendes und in seiner Wirkungsweise meist wild, grausam und gemein. Die religiöse Glut jedoch, wie die des Märtyrers, der sich opfert, ist etwas ganz anderes.

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IV. Gewalt und Nicht-Gewalt

Krieg gab es beinahe immer auf der Welt – in der Geschichte der Römischen Republik wurden die Tore des Janus-Tempels nur ein oder zweimal in den vielen Jahrhunderten seines Bestehens geschlossen – ein Zeichen, dass die Republik in Frieden mit der übrigen Welt war. In neuerer Zeit gab es lange Pausen zwischen langen Kriegen, doch kleinere Kriege gab es immer hier und dort. Der Mensch ist ein streitendes und kämpfendes Tier und solange es ihn gibt, gibt es keinen Frieden.

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Kampf und Eroberung sind Teil des Haushalts der vitalen Natur – es ist sinnlos, die Menschen dafür zu tadeln – jeder, der Macht und Gelegenheit hat, kämpft und erobert. China, das sich nun beklagt, war in all den Jahrhunderten, in denen Japan sich religionszugewandt innerhalb seiner Grenzen hielt, ein imperialistisches und kolonisierendes Land... Wenn es nicht einbringend wäre, würde vermutlich niemand kämpfen. England ist über dem geplünderten Wohlstand Indiens reich geworden. Frankreich hängt wegen vieler Dinge von seinen afrikanischen Kolonien ab. Japan braucht ein Ventil für seine überreiche Bevölkerung sowie nahe und sichere wirtschaftliche Märkte. Jedes Land wird von Kräften getrieben, die die Intelligenz seines Herrschers und seiner Menschen gebrauchen, um sich zu verwirklichen – und keine noch so große Menge eines moralisierenden Willens wird dies ändern, es sei denn, die menschliche Natur ändert sich selbst.

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Ich würde es vorziehen, jede öffentliche Diskussion zu vermeiden, besonders wenn sie irgendwo die Politik berührt. Gandhis Theorien sind wie andere mentale Theorien auf einer Grundlage einseitiger Argumentation aufgebaut und beanspruchen Universalität für eine begrenzte Wahrheit (der Nicht-Gewalt und des passiven Widerstandes), die ihr nicht innewohnen kann. Solche Theorien wird es immer geben, solange das Mental das hauptsächliche Instrument der menschlichen Wahrheitssuche ist. Energie darauf zu verschwenden, diese Theorien zu widerlegen, ist von geringem Nutzen – sobald man sie widerlegt, werden sie von anderen ersetzt, die ebenso begrenzt und einseitig sind.

Imperialismus ist nichts Neues – er ist so alt wie das menschliche Vital; es gab niemals eine Zeit in der menschlichen Geschichte, in der er nicht bestand. Ihn zu überwinden heißt, die menschliche Natur zu verändern oder sie zumindest durch eine höhere Macht zu zügeln. Unsere Arbeit besteht nicht darin, diese Dinge zu bekämpfen, sondern eine höhere Natur und eine Wahrheitsschöpfung herabzubringen, die das spirituelle Licht und die spirituelle Macht zur Hauptkraft im Erdendasein machen werden.

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Es ist eine Wahrheit in ahiṃsā, es ist auch eine Wahrheit in der Vernichtung. Ich sage nicht, dass du als spirituelles dharma jeden Tag jemanden töten sollst. Ich sage, dass Vernichtung erlaubt ist, wenn sie ein Teil der göttlichen und vom Göttlichen befohlenen Arbeit ist. In der Regel ist Nicht-Gewalt (non-violence) besser als Gewalt, dennoch kann Gewalt manchmal das Richtige sein. Ich betrachte das dharma als etwas Relatives – die Einheit mit dem Göttlichen und das Wirken durch den Göttlichen Willen hingegen als den höchsten Weg. Buddha hatte nicht das Wirken in der Welt zum Ziel, sondern eine Abkehr vom Weltendasein. Hierfür fand er den achtfachen Pfad, eine notwendige vorbereitende Disziplin, die er verkündete.

ahiṃsā hat nichts mit Yoga zu tun, sondern mit dem Pfad zur Befreiung, der auf den Buddha zurückgeht. Es gibt viele Pfade, und nicht alle müssen das gleiche lehren.

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(Vivesektion) Ich spüre den Wunsch, mich aus der Arena zu schleichen oder aber mich in die übliche rettende Formel zu flüchten “beide Seiten haben viel für sich”. Deine Ansicht ist vom gesunden Menschenverstand her betrachtet oder von dem, was man den “menschlichen” Standpunkt nennen könnte, zweifellos richtig. Krishnaprem dagegen ist der Ansicht, dass wir nicht nur das berücksichtigen dürfen, was vorübergehend für die Menschheit gut ist, sondern auch gewisse innere Gesetze beachten müssen. Er glaubt, dass das Unrecht, die Gewalttätigkeit oder Grausamkeit anderen Wesen gegenüber flicht durch eine physische Wohltat für einen Teil der Menschheit oder selbst für die Menschheit als Ganzes gerechtfertigt wird und auch nicht gerechtfertigt werden kann; seiner Ansicht nach rufen solche Methoden eine Art karmische Reaktion hervor, abgesehen von dem moralischen Schaden, den diejenigen nehmen, die diese Dinge tun. Er ist ebenfalls der Meinung, dass Krankheit eine seelische Ursache hat, also eine subjektive, und dass man sich viel eher darauf konzentrieren sollte, die inneren Ursachen zu heilen, als durch physische Mittel ein Flickwerk zu schaffen. Ich anerkenne voll das seelische Gesetz und seine Methoden sowie ihren Vorzug, doch ist die gewöhnliche Masse der Menschheit für dieses Gesetz noch nicht bereit, und solange dies nicht der Fall ist, wird es die Ärzte mit ihren physischen Methoden geben. Ich habe auch gerechtfertigter Gewalt bei gerechtfertigten Gelegenheiten zugestimmt, zum Beispiel Kurukshetra oder dem Krieg gegen Hitler und allem, was er bedeutet. Bleibt also die Frage offen, ob von einem mittleren Standpunkt aus diese Art von Gewalt gerechtfertigt ist und ob der Anlass gerechtfertigt ist. Ich drücke mich.

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Zerstörung als solche ist weder gut noch schlecht. Sie ist eine Tatsache der Natur, eine Notwendigkeit im Spiel der Kräfte, so wie die Dinge in der Welt sind. Licht zerstört sowohl die Finsternis als auch die Mächte der Finsternis und das kann man nicht eine Bewegung der Unwissenheit nennen.

Alles hängt von dem Charakter der Zerstörung und den Kräften ab, die in ihr wirken. – Alle Furcht vor Feuer oder anderen gewalttätigen Kräften sollte überwunden werden, denn Furcht weist auf eine Schwäche hin – der freie Spirit dagegen steht furchtlos selbst vor den machtvollsten Kräften der Natur.

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Warum sollten Erdbeben durch eine falsche Bewegung im Menschen verursacht werden? Erdbeben gab es, als der Mensch noch nicht existierte. Und wenn er durch Gift, Gas oder anderswie ausgelöscht würde, würde es sie dann nicht mehr geben? Erdbeben sind Störungen in der Natur, verursacht durch einen Druck von Kräften. Eine Häufigkeit von Erdbeben kann mit gewaltsamen Umwälzungen im menschlichen Leben zusammentreffen, und sowohl die Umwälzungen auf der Erde als auch die im menschlichen Leben sind Ergebnisse eines allgemeinen Zusammenpralls oder Druckes von Kräften – das eine ist aber nicht die Ursache des anderen.

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Dieses Fasten ist sehr töricht – als ob es irgendetwas ändern könnte. Fasten kann bestenfalls den eigenen Zustand beeinflussen, doch auf welche Weise soll es die Taten der anderen wiedergutmachen oder ihre Natur verändern?

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Es ist eine Welt, die sich aus der Unbewusstheit erhoben hat, und Dinge (wie Armut und Elend) sind das Ergebnis des unvollständigen Wirkens des menschlichen Mentals, das, nachdem es in: das unwissende Leben und die unwissende Materie hineingeboren ist, durch Bemühung und Erfahrung lernen muss. Erst müssen wir aus der Unwissenheit und dem Ego herauswachsen, bevor eine wahre Nutzung der Hilfskräfte der Natur stattfinden kann.

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V. Zeitgefühl

Die Idee der Zeit mag eine mentale Konstruktion sein, das Gefühl für die Zeit jedoch sicher nicht. Die Wilden haben zwar eine Vorstellung von der Zeit, aber in Verbindung mit der Sonne und den Sternen, mit Tag und Nacht und den Jahreszeiten; vielleicht ist dies keine für sich bestehende mentale Konstruktion – man darf sich dessen jedoch nicht zu sicher sein, denn sie haben ihre eigenen metaphysischen Auffassungen. Tiere, glaube ich, sind in ihrem Bewusstsein nicht so begrenzt – sie haben nicht nur Gefühle, sondern eine scharfe Erinnerung an gewisse Dinge, eine Beobachtungsgabe, klare Assoziationen und eine planende Intelligenz, sie haben ein sehr genaues Gefühl für einen Ort sowie die Erinnerungen an diesen Ort, eine anfängliche Fähigkeit des Folgerns (nicht reflektiv wie die des menschlichen Mentals, sondern praktisch wie die eines vitalen Mentals). Ich habe eine junge Katze gesehen, die etwas beobachtete, dann zu einer richtigen Schlussfolgerung kam und tat, was für ihren Zweck notwendig war, eine Notwendigkeit, die sich aus dieser Schlussfolgerung ergab – genauso hätte sich ein Menschenkind verhalten können. Wir dürfen daher nicht sagen, dass Tiere keine Vorstellung von der Zeit hätten. Vielleicht kein klares Verhältnis zu gestern und morgen, doch ist die Wahrnehmung von vergangenen und künftigen Erfordernissen vorhanden sowie die der rechten Zeit und Jahreszeit – alles vital, praktisch und nicht mental-reflektiv wie beim Menschen.

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(Zeitgefühl in Tieren) Ein sehr intensives Zeitgefühl – zumindest bei einigen von ihnen – es arbeitet aber meist nur in Verbindung mit starken Wünschen oder Gewohnheiten, zum Beispiel der Nahrungsaufnahme usw..

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Zweifellos gehört das physisch geordnete Zeitbewusstsein dem Wachzustand an, es kann aber sowohl von unterschwelliger Art sein als auch dem mentalen Wachbewusstsein angehören. Wenn man sich zum Beispiel am Abend vornimmt zu einer bestimmten Zeit am Morgen aufzuwachen, dann geschieht das tatsächlich – etwas im unterschwelligen Wesen hat die Zeit aufgezeichnet und aufmerksam [den Wunsch aufzuwachen] ausgeführt.

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Es ist die Veränderung des Bewusstseins. Wenn man das innere Wesen zu fühlen beginnt und in ihm lebt (das Ergebnis der Erfahrung von Frieden und Stille), verschwindet der gewöhnliche Zeitsinn oder wird rein äußerlich.

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Für die Intuition ist Zeit eine Ausdehnung des Bewusstseins, in der die Geschehnisse sich ordnen – sie hat nicht die gleiche Starrheit, die sie für den Intellekt besitzt.

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Du hast recht, die Gegenwart ist eine Schablone oder lediglich eine unaufhörliche Bewegung aus der Vergangenheit in die Zukunft.

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VI. Größe

Mit Größe ist eine außergewöhnliche Befähigung der einen oder anderen Art gemeint, durch die ein Mensch unter seinen Mitmenschen hervorragt.

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Diese Art von Größe hat nichts mit der Seele zu tun. Es ist eine besondere mentale Befähigung (wie zum Beispiel bei Raman und Tagore) oder eine große vitale Kraft, welche die Menschen befähigt zu führen und zu herrschen. Diese Fähigkeiten werden oft, jedoch nicht immer, von etwas Göttlichem oder Asurischem in der Persönlichkeit begleitet, das ihre Tätigkeit unterstützt und auf die Menschen, unabhängig von einer besonderen Befähigung, einen Eindruck von Größe ausübt – das Gefühl einer großen Persönlichkeit.

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Die Menschen versuchen jetzt zu beweisen, dass bedeutende Männer in Wirklichkeit nicht bedeutend waren – und das ist ein sehr großer Fehler. Wenn die Größe eines Menschen nicht mehr geachtet wird, wird die Welt gemein, klein, dumpf, eng und tamasisch werden.

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Äußere Größe ist nicht das Ziel im Yoga. Dies ist jedoch kein Grund, warum man nicht die Rolle, welche menschliche Größe in der Ordnung des Universums spielt, anerkennen sollte, oder die Rolle von großen Tatmenschen, von Dichtern und Künstlern usw.

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Es ist die Macht in ihnen (in den bedeutenden Menschen), die groß ist, und diese Macht kommt vom Göttlichen – ihre Taten und ihre Größe helfen der Welt und tragen dazu bei, das kosmische Ziel zu erreichen. Es spielt keine Rolle, ob sie ein Ego haben oder nicht – sie üben keinen Yoga aus.

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Von Napoléon kann man sicher nicht sagen, dass er ein nur kleines Ego besaß – er war vielmehr außerordentlich egozentrisch. Er hatte ich zum Diktator erhoben und hätte immer als Diktator handeln müssen; als er jedoch einer Unterstützung bedurfte, beging er den Fehler, sich demokratischer Mittel zu bedienen – ein Weg, für den er gänzlich ungeeignet war. Er hatte die Fähigkeit eines Herrschers, nicht aber eines Politikers – als Politiker wäre er ein völliger Versager gewesen. Sein Zaudern wurde durch diesen Mangel verursacht – wenn es überhaupt ein Mangel genannt werden kann. Er hätte mit Parteien und einer Parlamentsversammlung nicht erfolgreich umgehen können.

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Warum sollte dem Göttlichen an äußerer Größe nichts liegen? Es liegt ihm an allem im Universum. Alle Größe ist die vibhūti des Göttlichen, sagt die Gita.

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Nicht nur die sehr, sehr großen Menschen sind dem Göttlichen wichtig. Jede Energie, jede starke Befähigung, jede Macht der Durchführung ist wichtig.

Was Napoleon, Cäsar und Shakespeare anbelangt, so war nicht einer von ihnen ein tugendhafter Mann, doch waren sie bedeutende Menschen; du behauptest jedoch, dass nur tugendhafte Menschen große Menschen seien und dass jene, die Laster haben, nicht bedeutend sein könnten – was eine absurde Behauptung ist. Und jeder von ihnen lief den Frauen nach – zwei von ihnen waren ehrgeizig und gewissenlos, Napoleon war höchst arrogant und gewalttätig.

Shakespeare war ein Wilddieb, Napoleon log wie sonstwas und Cäsar war skrupellos.

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Bist du tatsächlich in der Lage zu beurteilen, was der Göttlichen Arbeit hilft und was nicht? Du scheinst recht elementare Vorstellungen von diesen Dingen zu haben. Was stellst du dir unter Vergöttlichung vor – ein tugendhafter Mensch zu sein, ein guter Gatte, Sohn oder Vater, ein guter Bürger usw.? In diesem Fall muss auch ich ungöttlich sein, denn ich war nichts von alledem. Menschen wie X oder Y wären hingegen große, umgewandelte Menschen.

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Glaubst du tatsächlich, dass Menschen wie Napoleon, Cäsar oder Shakespeare keine großen Menschen waren und nichts für die Welt oder das kosmische Ziel taten? Dass Gott sich abschrecken ließ, sie für seine Zwecke zu benutzen, weil sie Charakterschwächen und Laster hatten? Welch absurde Idee!

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Warum sollte sich das Göttliche um die Laster bedeutender Männer kümmern? Ist es ein Polizist? Solange man in seiner gewöhnlichen Natur lebt, hat man Fähigkeiten und Fehler, Tugenden und Laster. Wenn man darüber hinausgelangt ist, gibt es keine Tugenden und Laster mehr, denn diese Dinge gehören nicht zur Göttlichen Natur.

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Laster und Tugenden haben nichts mit Finsternis oder Licht, mit Wahrheit oder Falschheit zu tun. Der spirituelle Mensch lässt Laster und Tugend hinter sich, jedoch nicht die Wahrheit und das Licht – außer du meinst die menschliche Wahrheit und das mentale Licht. Diese muss man überschreiten, genau wie man Tugend und Laster überschreiten muss.

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Laster sind lediglich ein Überfließen von Energie in nicht regulierte Kanäle.

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Bedeutende Menschen besitzen mehr Energie (mentale, vitale, physische, alle Arten von Energie); Energie aber zeigt sich sowohl in dem, was die Menschen Laster als auch in dem, was sie Tugenden nennen.

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Menschen mit großen Fähigkeiten oder einem machtvollen Mental oder Vital haben viel häufiger offenkundige Charakterfehler als gewöhnliche Menschen – zumindest zeigen sich die Fehler der letzteren nicht so deutlich, da sogar diese ein kleineres Ausmaß haben.

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Ja natürlich, viele bedeutende Menschen haben oft sehr große Laster, sogar viele. Bedeutende Männer haben meist keinen vorbildlichen Charakter.

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Ehrgeiz ist Ehrgeiz, ob er groß und auffallend oder klein ist; die meisten Menschen brauchen ihn für eine energische Tat. Worin besteht der Sinn, eine Sache ein Laster zu nennen, wenn sie minderwertig, und sie zu verherrlichen, wenn sie bedeutend ist?

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Wenn die Eitelkeit groß ist, arbeitet sie gewöhnlich auf diese Weise. Der Mensch fühlt in allem, was er tut, die Energie und hält sie für eine hohe Fertigkeit. Das ist ein allgemeiner Irrtum. Die hohe Fertigkeit besteht nur auf einem oder zwei Gebieten.

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Die meisten bedeutenden Menschen wissen ganz genau, dass sie bedeutend sind.

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VII. Pflanzen und Tiere

(Das Streben der Tiere) Es besteht hauptsächlich in der Befriedigung ihrer Gefühle und Begierden und ihrer körperlichen Erfordernisse. Die Tiere sind überwiegend die vitale Schöpfung auf Erden – auch das Mental in ihnen ist ein vitales Mental – sie handeln dem Trieb ihrer Kräfte entsprechend und haben einen vitalen, aber keinen mentalen Willen.

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Sogar das Tier fühlt mehr als der Mensch eine gewisse Harmonie in den Dingen. Des Menschen einzige Überlegenheit besteht in einem komplexeren Bewusstsein, einer komplexeren Auffassungsgabe (durch Missbrauch des Mentals jedoch schrecklich entstellt und verbogen) und in der Fähigkeit, höhere Dinge zu erreichen (von der er bislang noch nicht viel Gebrauch gemacht hat).

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Menschliches Leben und Mental sind weder in Übereinstimmung mit der Natur, wie das bei den Tieren der Fall ist, noch mit dem Spirit – sie sind gestört, inkonsequent und in Widerstreit mit sich, ohne Harmonie und Ausgeglichenheit. Wir können sie daher als krank bezeichnen, wenn nicht überhaupt als eine Krankheit.

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Pflanzen sind sehr seelenvoll, können es aber nur durch Schweigen und Schönheit ausdrücken.

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(Die Schönheit der Pflanzen) Form, Farbe, Duft und etwas anderes, was undefinierbar ist.

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Nicht allein die Rose ist schön – Hunderte von anderen Blumen sind es auch – die meisten Blumen sind schön.

Es gibt Abstufungen und verschiedene Arten von Schönheit, das ist alles.

Die Rose gehört zu den schönsten Blumen wegen des Reichtums ihrer Farben, der intensiven Süße ihres Duftes und der Anmut und Pracht ihrer Form.

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Es ist richtig, die Pflanzenwelt und sogar die Welt der Tiere ist, wenn man sie richtig betrachtet, viel besser als die der menschlichen Wesen. Es ist die mentale Verzerrung, die die Menschen schlimmer macht.

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Ja, es ist ein einfacheres und ehrlicheres Bewusstsein – das des Tiers. Natürlich erwartet es etwas, doch auch wenn es dies nicht erhält, bleibt die Liebe bestehen. Viele Tiere, selbst wenn sie schlecht behandelt werden, bewahren ihre Liebe, was auf eine bemerkenswerte seelische Entwicklung im Vital hinweist.

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Das emotionale Wesen der Tiere ist häufig seelischer als das der Menschen, die sehr gefühllos sein können. Kürzlich sah ich Bilder eines zahmen Tigers, der zuerst bei einer Familie lebte, die ihn später einem Zoo übergab. Der Ausdruck des Leids in dem Gesicht des Tigers in seinem Käfig, sanft und gleichzeitig tragisch-schmerzlich, war herzzerbrechend.

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Die meisten Tiere greifen gewöhnlich nicht an, es sei denn, sie werden bedroht, erschreckt oder irgendwie verärgert – sie können die Schwingung der Menschen spüren.

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Katzen haben eine sehr sichere vitale Wahrnehmung.

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Es gibt Menschen, die die Ohren bewegen können, ohne den Yoga auszuüben oder sich auf die Hilfe der Kundalini zu verlassen. Ich vermute, es ist einfach eine Bewegung, die der Mensch durch Nicht-Gebrauch verloren hat, da er nicht wie die Tiere jeden Augenblick auf die Geräusche, die eine Gefahr anzeigen, lauschen musste. Ich vermute, er könnte die Fähigkeit wiederbeleben, wenn sie irgendeinen Nutzen hätte.

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(Die Verantwortung für Leiden) Warum nur bezüglich des Menschen? Was ist mit den Tieren? Auch sie leiden. Du kannst sagen, dass Leiden eine Entstellung des niedrigeren Bewusstseins ist, du kannst aber den Menschen oder die menschliche Natur nicht allein dafür verantwortlich machen.

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Ja, Tiere mit der rechten Erkenntnis ihres Bewusstseins zu beobachten, trägt dazu bei, aus der menschlich-mentalen Begrenzung herauszukommen und zu sehen, wie das kosmische Bewusstsein auf Erden sich in allen Formen individualisiert – in Pflanze, Tier, Mensch – und wie es dem entgegenwächst, was jenseits des Menschen ist.

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VIII. Humor

Es ist mir nicht bekannt, dass hochentwickelte Persönlichkeiten keinen Sinn für Humor hätten – von einem Menschen, dem dieser Sinn fehlt, kann wohl schwerlich behauptet werden, dass er vollständig sei. Das Wort “Lockerheit” wird für eine frivole, substanzlose Leichtfertigkeit angewandt. Es gibt kein Gesetz, dass Weisheit etwas streng Erhabenes ist und kein Lächeln kennt. Sinn für Humor? Er ist das Salz des Lebens. Ohne ihn wäre die Welt schon seit langem aus dem Lot geraten – sie ist bereits zur Genüge aus dem Gleichgewicht und in den Händen des Teufels.

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Die Menschen sind übermäßig einfältig, können aber vermutlich nichts dafür. Je mehr ich von der Menschheit sehe, desto mehr drängt dieser Gedanke sich mir auf. Es sind Abgründe von Einfalt, zu denen ihr Mental fähig ist...

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Ja, ich bin der Meinung, dass Allah groß ist und groß das Geheimnis des Universums, und dass die Dinge nicht so sind wie sie erscheinen usw. usw..

 

1 Daimonion – im ursprünglichen Sinn die Bezeichnung des Göttlichen im Menschen. Der Duden schreibt dazu: “Die warnende innere Stimme der Gottheit bei Sokrates.” Anmerkung des Übersetzers.

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2 Scherzhafte Bezeichnung für den Teufel in der englischen Sprache. Anmerkung des Übersetzers.

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3 Absurd deshalb, weil die Größe eines Yogi ganz und gar nicht von der Dauer seines Lebens oder seinem Gesundheitszustand abhängt, sondern von der Höhe oder Tiefe seiner spirituellen Verwirklichung und Erfahrung.

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4 Geklärte Butter, die im indischen Opfer verwendet wird.

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