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Mutters

Agenda

neunten Band

13. März 1968

(Über ein altes Gespräch aus den Entretiens vom 27. Mai 1953)

Du sagst folgendes: "Ja, die Wissenschaft kann die Entdeckung machen. Wenn sie in eine genau definierte Richtung geht, wenn sie genügend fortschreitet, wenn sie nicht unterwegs aufgibt, werden die Wissenschaftler dasselbe finden, was die Mystiker gefunden haben, was die religiösen Menschen gefunden haben, was alle Welt gefunden hat, denn es gibt allein eine Sache zu finden, nicht zwei. Nur eine allein. Auf diese Weise kann man eine große Wegstrecke zurücklegen, man kann gehen und gehen, und wenn man lange genug gegangen ist, ohne aufzugeben, kommt man notwendigerweise an die gleiche Stelle. Ist man einmal dort angekommen, hat man den Eindruck, daß es gar nichts zu finden gibt. Wie ich schon sagte, es gibt nichts zu finden. Darin liegt die Macht. Darin liegt alles. So ist es!"

"Darin liegt die Macht." Was willst du damit sagen?

Es ist seltsam, als du es vorgelesen hast, war es EINFACH, klar, und nun...

Ja, als ich es vorlas, war es mir auch klar... Vielleicht ist es einfach eine Stelle, die keinen Kommentar erfordert, und damit basta!

Ja, sie werden dasselbe finden, was die Mystiker gefunden haben, was die religiös Eingestellten gefunden haben, was alle gefunden haben – darin liegt die Macht. Das, was man findet, ist die Macht. Und Dem kann man im wesentlichen weder einen Namen noch eine Definition geben.

Darum geht jetzt der große Streit wegen Auroville: in der "Charta" habe ich "göttliches Bewußtsein" gesagt ["um sich in Auroville aufhalten zu können, muß man ein williger Diener des göttlichen Bewußtseins sein"], und so bemängeln sie: "das erinnert an Gott". Darauf erwiderte ich (lachend): Mich erinnert das nicht an Gott!... Also übersetzen es die einen mit "das höchste Bewußtsein", die anderen sagen etwas anderes. Mit den Russen einigte ich mich auf "das vollkommene Bewußtsein", aber das ist nur eine Annäherung... Es ist Das – man kann dem keinen Namen geben, und man kann es nicht mit Definitionen begrenzen – es ist die Höchste Macht; die Höchste Macht, derer man gewahr wird. Und die Höchste Macht ist nur ein Aspekt: der Aspekt, der sich auf die Schöpfung bezieht.

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(Etwas später über einen anderen Abschnitt desselben Gesprächs aus den Entretiens, wo jemand Mutter fragte, ob das Göttliche sich von uns zurückziehen könne)

Du hast geantwortet: "Das ist eine Unmöglichkeit. Wenn das Göttliche sich von etwas zurückzöge, würde dieses sich augenblicklich auflösen, denn es würde gar nicht mehr existieren. Um es klarer auszudrücken: Das Göttliche ist die alleinige Existenz."

Heute würde ich antworten: "Das ist, als ob du fragen würdest, ob das Göttliche sich von sich selbst zurückziehen könne!" (Mutter lacht) Das Unglück ist, wenn man "das Göttliche" sagt, verstehen sie "Gott"... Es gibt nur Das: nur Das existiert. "Das", was? – Das allein existiert!

(Schweigen)

Heute morgen war ich dabei, das zu betrachten, und es war, als sagte ich zum Göttlichen: "Warum amüsierst Du Dich damit, Dich selbst zu verneinen?"... Weißt du, um ein Bedürfnis nach Logik zu befriedigen, sagen wir: All das, was finster ist, all das, was häßlich ist, all das, was nicht lebendig ist, all das, was nicht harmonisch ist, all dies ist nicht göttlich. – Wie aber kann das sein?... Hier handelt es sich nur um eine Einstellung beim Handeln. Und mich in dieses Bewußtsein des Handelns versetzend, sagte ich: "Warum amüsierst Du Dich damit, so zu sein?" (Mutter lacht)

Das war eine sehr konkrete Erfahrung der Zellen, mit dieser Empfindung (nicht Empfindung, auch nicht Wahrnehmung), einer Art Gewahrwerden, daß man sich dicht am Rande des großen Geheimnisses befindet... Und plötzlich ist da eine Ansammlung von Zellen oder eine Körperfunktion, die sich querstellt – warum nur? Was für ein Sinn liegt darin? Und die Antwort war: Es ist, als helfe all das, die Grenzen zu sprengen.

Warum aber, und wie?

Mental kann man alles erklären, das hat jedoch keinerlei Bedeutung: für den Körper, für das materielle Bewußtsein ist dies abstrakt. Wenn das materielle Bewußtsein etwas begriffen hat, weiß es das HUNDERTMAL BESSER, als man es mental wissen könnte. Wenn es etwas weiß, hat es die Macht: das gibt die Macht. Und dies entwickelt sich langsam aber sicher. Und für ein unwissendes Bewußtsein bedeutet das: langsam und schmerzlich. Für das wahre Bewußtsein ist es nicht im geringsten so! Der Schmerz, die Freude, all das ist eine Art... eine so absurde Art, die Dinge zu sehen – sie zu verspüren und zu sehen.

Es gibt eine immer konkretere Erkenntnis, daß alles darin einbezogen ist, daß es nichts gibt, was nicht diese Seinsfreude enthält, denn das ist DIE Art und Weise zu sein: ohne Seinsfreude kein Sein. Aber mental verstehen wir den Begriff "Seinsfreude" nicht so. Das läßt sich sehr schwer ausdrücken. Und diese Wahrnehmung des Leidens und der Freude (ja fast des Bösen und des Guten), all das sind Behelfe, die notwendig sind, damit die Arbeit innerhalb der umgebenden Unbewußtheit vonstatten gehen kann. Denn das wahre Bewußtsein ist etwas ganz und gar anderes. Und dieses Zellbewußtsein ist dabei, das zu lernen, und zwar durch eine konkrete Erfahrung. All diese Wertschätzungen von dem, was gut oder böse ist, was Leiden und was Freude ist, all das erscheint dort sehr nebelhaft. Aber "die Sache" – die Wahrheit –, die konkrete Sache ist noch nicht darin erfaßt. Sie ist auf dem Weg, man spürt, daß sie auf dem Weg ist, aber sie ist noch nicht da. Hätte man sie erfaßt... wäre man allmächtig. Und es ist möglich, daß sich dies erst erreichen läßt, wenn die Welt in ihrer Totalität oder in einem hinlänglichen Umfang für die Transformation bereit ist.

Dies ist eine Vermutung, sozusagen eine Inspiration. Aber es liegt noch in einem höheren Bereich.

Von Zeit zu Zeit macht es den Eindruck, als berühre man die Erkenntnis der Allmacht: man steht knapp davor... ah! (Mutter macht eine Geste des Ergreifens der Sache)... und dann verwischt es sich wieder.

Wenn man das hat, wird sich die Welt ändern können. Und wenn ich "man" sage, meine ich damit keine Person... Es gibt möglicherweise etwas, das DER Person gleichbedeutend ist, aber das... Dabei bin ich nicht sicher, ob es nicht eine Projektion unseres Bewußtseins auf etwas ist, das sich uns entzieht.

Sri Aurobindo pflegte zu sagen, wenn man nur weit genug über das Unpersönliche hinausginge, fände man jenseits davon etwas, das wir DIE Person nennen könnten, das aber nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was wir uns unter "Person" vorstellen.

Und dort gibt es nur noch... allein Das! Und Das hat die Macht. Aber selbst wenn wir sagen: "es gibt nur noch Das" (lachend), situieren wir es IN etwas anderem!... Die Sprache ist völlig ungeeignet, etwas auszudrükken, was das Bewußtsein übersteigt. Sobald man es formuliert, sackt es ab.

(Schweigen)

Etwas weiter unten [in diesem Gespräch aus den "Entretiens"], sagst du: "Es gibt eine Menge Leute, die das Göttliche verwirklicht haben, die nie darüber sprachen und die sich dessen vielleicht nicht einmal bewußt waren." Wie ist das möglich? Kann man das Göttliche verwirklichen, ohne sich dessen bewußt zu sein?

Das ist wieder dasselbe. Man könnte hinzufügen: "... und die IN MENTALER HINSICHT nichts davon wissen". Sie sagen nicht: "Ich habe das Göttliche verwirklicht", weil es für sie keinem mentalen Begriff entspricht.

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