Mutters
Agenda
siebenten Band
4. Juni 1966
Geht es dir gut? – Es müßte dir eigentlich besser gehen.
Warum?
Weil ich glaube – ich "glaube", das ist so eine Redensart. Das letzte Mal habe ich dir von dieser ungeheuren Kraft erzählt; ich glaube, sie hat trotz allem eine Wirkung.
Sie hat etwas in der Atmosphäre verändert; es ist nicht mehr so drückend, findest du nicht auch? Ich habe dir von diesem "Standortwechsel" erzählt, und es ist wirklich, als sei etwas umgestülpt worden. Das müßte sich doch eigentlich auf alle auswirken, oder?
Und ich schreibe weiterhin endlose Seiten deines Buches – ja! Das ist etwas ganz Neues. (Nach dem Aufstehen kümmere ich mich übrigens überhaupt nicht mehr darum.) Ich verbringe einen Teil meiner Nacht damit; ich schreibe nicht mit der Hand, sondern ich diktiere. Während dies vor sich geht, macht es mir Spaß, wenn auch nicht genügend, um mich nachher daran zu erinnern, was ich gesagt habe. Geschichten!... Man würde meinen, ich hätte viel Phantasie. Aber wenn ich es lese, kommt es mir vor, als hätte ich es gesehen oder erlebt.