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Mutters

Agenda

siebenten Band

2. Juni 1966

Ist die Schwierigkeit vom letzten Mal vorbei?

Ach, ich hatte eine neue Erfahrung. Das heißt, die Körperzellen hatten eine neue Erfahrung.

Wenn ich mich nachts hinlege, findet eine Darbringung aller Zellen statt. Sie machen ein so vollständiges surrender [Überantwortung] wie nur möglich, mit einer Sehnsucht nicht nur nach Vereinigung, sondern nach Verschmelzung: daß es nichts mehr geben möge außer dem Göttlichen. Das geschieht regelmäßig, jeden einzelnen Tag. Seit einiger Zeit war es, als ob die Zellen oder dieses Körperbewußtsein (das aber nicht wie ein Bewußtsein, sondern eher wie ein kollektives Zellbewußtsein organisiert ist) sich ein bißchen beklagten: "Aber wir fühlen gar nichts Besonderes. Wir fühlen ..." – sie können zwar nicht sagen, daß sie nichts fühlten, sie fühlen sich beschützt und unterstützt, aber... Sie sind wie Kinder. Sie beklagten sich, daß nichts Spektakuläres passiere: "Es MUSS doch wunderbar sein!" (Mutter lacht) Nun gut. In der Nacht von vorgestern waren sie beim Einschlafen in diesem Zustand. Bis zwei Uhr morgens rührte ich mich nicht vom Bett. Um zwei stand ich auf, und mit einem Schlag wurde mir klar, daß alle Zellen, der ganze Körper (aber tatsächlich ist es ein Zellbewußtsein, kein Körperbewußtsein, es ist nicht das Bewußtsein dieser oder jener Person: es gibt keine Person, es ist das Bewußtsein einer Zellgruppe) – dieses Bewußtsein fühlte sich gebadet in und zugleich durchdrungen von einer MATERIELLEN Macht von phantastischer Geschwindigkeit, die jedoch nichts mit Lichtgeschwindigkeit zu tun hat. Die Lichtgeschwindigkeit erscheint langsam und gemächlich im Vergleich dazu. Einfach phantastisch!... Das muß der Bewegung dort, in den Zentren ähneln... (Mutter weist weit in den galaktischen Raum). Ungeheuerlich. Ich blieb völlig ruhig und reglos sitzen; trotzdem – so still ich auch sein mochte – war es so ungeheuerlich, als würde man von einer Bewegung mitgerissen und bewegte sich so schnell, daß man keine Luft mehr bekommt. Eine Art Unwohlsein. Nicht daß ich nicht atmen konnte, das nicht; aber es war so... ungeheuerlich, daß die Zellen den Eindruck hatten zu ersticken. Zugleich diese Empfindung von Macht, einer Macht, der nichts widerstehen kann, auf keinerlei Weise. Ich war aus dem Bett gezogen worden, wie mir klar wurde, damit das KÖRPERbewußtsein (wohlgemerkt: nicht das Zellbewußtsein, sondern das Körperbewußtsein) den Zellen beibringt, wie man ein surrender vollzieht, und ihnen sagt: "Es gibt nur ein Mittel: ein totales surrender, und dann habt ihr nicht mehr diese Empfindung des Erstickens." Es gab eine kleine Konzentration, wie eine kleine Lektion. Das war sehr interessant. Eine kleine Lektion: wie man es anstellen muß, was man tun muß, um sich vollkommen zu überantworten. Als ich sah, daß die Lektion verstanden worden war, legte ich mich wieder hin. Von diesem Augenblick an (es war zwanzig nach zwei) blieb ich bis Viertel vor fünf in dieser Bewegung, ohne Unterlaß. Das Besondere daran ist, daß beim Aufstehen in diesem Bewußtsein, d.h. dem Zellbewußtsein und auch ein bißchen dem Körperbewußtsein, das Gefühl des Ananda [göttliche Freude] vorherrschte – in allem, was man tut: beim Aufstehen, beim Gehen, beim Waschen der Augen und dem Zähneputzen... Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich in diesen Bewegungen das Ananda, ein ganz unpersönliches Ananda. Verbunden mit der Empfindung: Aha! So amüsiert sich der Herr also.

Jetzt steht es nicht mehr im Vordergrund (es war ein oder zwei Stunden im Vordergrund, damit ich verstehe). Jetzt bleibt es eher im Hintergrund. Aber verstehst du, vorher empfand der gesamte Körper, daß seine ganze Existenz auf dem Willen, der Unterwerfung unter den Höchsten Willen, und auf der Ausdauer basiert. Falls man ihn fragte: "Macht es dir Spaß zu leben?", würde er sich nicht trauen, dies zu verneinen, weil... aber es machte ihm keinen Spaß. Er war nicht um des Vergnügens willen da, und er verstand nicht, daß es auch Spaß machen könnte. Es herrschte eine Konzentration des Willens in einer Unterwerfung, die sich bemühte, bis ins kleinste Detail so perfekt zu sein wie nur möglich, zusammen mit einem Gefühl von Ausdauer: durchhalten, durchhalten. Das war die Grundlage seiner Existenz. In Zeiten des Übergangs, die immer mühsam sind, wie zum Beispiel von einer Gewohnheit zu einer anderen überzugehen, nicht in dem Sinne, daß man eine Gewohnheit wechselt, sondern von einer Stütze zu einer anderen, von einer Antriebskraft zu einer anderen – das, was ich die "Übertragung der Macht" nenne – das ist immer mühsam, und es geschieht sporadisch, nicht regelmäßig, und immer zu dem Zeitpunkt, wo der Körper genügend Energie angesammelt hat, um seine Ausdauer zu verbessern... Daraufhin kommt der neue Übergang, und das ist mühsam. Da war dieser Wille und diese Ausdauer, und dann: "Dein Wille geschehe", und "Mach, daß ich Dir diene, wie Du es willst; mach, daß ich Dir gehöre, wie Du es von mir verlangst" und dann "Es soll nichts mehr geben außer Dir, die Empfindung der Person muß verschwinden" (diese Empfindung ist in der Tat beträchtlich zurückgegangen). Es war wie eine plötzliche Erleuchtung: Anstelle dieser Grundlage der Ausdauer – durchzuhalten um jeden Preis – kam eine Art Freude, eine sehr friedliche und doch lächelnde Freude auf, eine sehr sanfte, lächelnde Freude, wirklich liebenswert! Und unschuldig. Etwas so Reines und Schönes: die Freude, die allem innewohnt, in absolut allem, was man tut. In jenem Moment zeigte man mir: Was auch immer geschieht, es gibt keine einzige Schwingung, die nicht eine Schwingung der Freude wäre.

Das ist zum ersten Mal passiert.

Das Ergebnis davon ist... (lachend), daß es dem Körper ein bißchen besser geht. Er spürt diesen Druck weniger. Aber man hat ihm empfohlen, ganz ruhig zu sein, vor allem keine Aufregung, keine "Freude", wie man sie gewöhnlich hat (die vitale Freude, die sich spürt und ausdrückt), das nicht, nichts von alledem: äußerst ruhig. Und es ist so rein, oh... so durchscheinend, transparent, leicht...

Es ist das erste Mal, daß ich das physisch erlebe. Das heißt, es ist das erste Mal, daß die Zellen diese Erfahrung machen.

Weißt du, vorher spürten sie in der Macht und der Kraft immer die Unterstützung des Herrn, sie spürten, daß sie Seinetwegen da waren, daß sie durch Ihn existierten, in Ihm. Sie spürten all das; aber um in der Lage zu sein, dies zu spüren, mußten sie Ausdauer zeigen – die absolute Ausdauer, alles zu ertragen. Jetzt ist dies nicht mehr so. Es gibt etwas, das lacht, aber ganz, ganz sanft, ach, außerordentlich heiter. Das bleibt im Hintergrund, und so leicht, so leicht. Das ganze Gewicht der Anspannung ist verschwunden.

Dies ist das Ergebnis dieses ungeheuerlichen "Übergangs": ein Übergang, der die Zellen erfaßt hat. Nicht daß die Zellen unbeweglich gewesen wären und es durch sie einfach hindurchging: sie waren IN der Bewegung, mit derselben phantastischen Geschwindigkeit, von einem blendenden Glanz und einer unvorstellbaren Schnelligkeit. Ganz materiell spürbar. Und es übertraf jegliche Möglichkeit der gewöhnlichen Empfindung. Das hielt stundenlang an.

*
*   *

Etwas später

Hast du von der Sprache der Delphine gehört?... Hast du diese Artikel nicht gesehen?... Man hat herausgefunden, daß die Delphine eine artikulierte Sprache sprechen, aber mit einem viel breiteren Spektrum als dem unsrigen: es reicht sowohl weiter hinauf als auch weiter hinunter. Auch ist ihre Sprache mannigfaltiger. Sie reden die ganze Zeit über (offenbar kann man das auf Tonband aufnehmen). Sie reden; man versteht aber nicht, was sie sagen. Darauf spielte man ihnen unsere Sprache vor – sie ahmen sie nach und machen sich darüber lustig. Sie lachen! (Mutter amüsiert sich köstlich)

Ich habe einige Fotos gesehen. Sie sehen freundlich aus, aber Fotos reichen nicht aus. Wie die Tümmler haben sie Reihen kleiner Zähne (wie es scheint, sind sie überhaupt nicht bösartig, nie zeigen sie eine Regung der Wut). Sie reden und reden. Und sie verstehen es, zuzuhören. Sie ahmen uns nach und lachen, (lachend) als ob wir ihnen äußerst lächerlich vorkämen.

Sehr lustig.

Offenbar hat man in Nordamerika große Wasserbecken konstruiert, wo sie gehalten werden, und es scheint, daß sie dort sehr zufrieden sind. Man studiert sie genau. Ein amerikanischer Gelehrter befaßt sich damit. Jemand sagte ihm (ich habe dies gestern gelesen): "Man sagt, die Delphine seien vielleicht genauso intelligent wie wir; wären sie jedoch genauso intelligent wie wir, hätten sie längst versucht, sich verständlich zu machen und uns zu verstehen." Der andere erwiderte (Mutter lacht), vielleicht zeige das genau ihre Weisheit, denn offenbar hätten sie entdeckt, daß wir sehr einfältig sind.

Lustig!

Andere Wissenschaftler haben anscheinend auch eine "unmittelbare Übertragung" entdeckt, die nicht mehr der langsamen Kurve der Wellenübertragungen oder ätherischeren Übertragungen folgt, und zwar mit Hilfe von etwas, das sie, glaube ich, "Pendel" oder Gegengewicht nennen, so daß sich das, was hier geschieht, automatisch woanders reproduziert. Wenn es hier absteigt, geht es dort hinauf, und wenn es dort absteigt, geht es hier automatisch hinauf. Es ist nur eine Imitation (denn sie verstehen nicht, was es ist), aber es handelt sich um eine intuitive Kommunikation, weißt du. Sie haben anscheinend ein Instrument, mit dem sie das messen können. Phantastisch!

Am Ende werden sie alles haben – nur nicht den Schlüssel.

Ja, genau. Aber es ist gut, alles zu haben, denn sobald man dann den Schlüssel hat, begreift man das Ganze.

Vielleicht ist das die notwendige Vorbereitung für die neue Schöpfung. Es wird nichts mehr fehlen außer eben dem Schlüssel. Und dann kommt er, und, pfft! geht die Tür auf.

Auf jeden Fall aber scheint das ihrer mentalen Arroganz einen Stoß versetzt zu haben (das hatte man mir schon gesagt)... (Lachend) Sie halten sich nicht mehr für die Krone der Schöpfung.

Gut. Laß uns noch ein wenig in Savitri lesen (Mutter liest den ersten Vers):

A few shall see what none yet understands 1

(I.IV.55)

Da – siehst du?

*
*   *

(Etwas später studiert Mutter ihren Terminkalender,
der mit endlosen Einträgen übersät ist)

...Auf jeden Fall gibt es guten Grund zu glauben, daß der Herr sich amüsiert. Er muß großen Spaß haben, sonst würde Er mich nicht all diese Leute sehen lassen. Es muß ihn ziemlich amüsieren – aber ihn amüsiert alles, glaube ich, selbst das, was wir nicht amüsant finden, weil wir zu klein sind.

Müdigkeit ist ein großes Zeichen von Schwäche; wenn einen etwas ermüdet oder langweilt, so ist das in Wirklichkeit ein Zeichen von Schwäche. Dies passiert mir nicht mehr oft; ich glaube nicht einmal, daß es überhaupt je passiert: es bleibt nur noch irgendwo im mentalen Bewußtsein (und dies kommt nicht von mir sondern von den anderen) eine Suggestion, daß "das doch wirklich ein wenig gar zu viel ist". Ansonsten...

Und dein Buch? Kommst du voran damit?

Erst letzte Nacht... sehr oft, fast jede Nacht verbringe ich eine gewisse Zeit im Bewußtseinszustand deines Buches: eine besondere Art zu sehen, zu spüren und zu sprechen (Mutter bezeichnet einen Streifen in der Luft, der die "Region" des Buches darstellen soll). Von Zeit zu Zeit schlage ich etwas vor, aber nicht mit Worten, sondern als führte ich eine andere Art zu sehen und zu fühlen in das Buch ein: "Warum nicht so?" Das ist schon einige Male passiert. Allerdings erinnere ich mich nach dem Aufstehen nicht mehr an die Einzelheiten, weil es schlichtweg zuviel ist. Es ist jedoch ein Ort, wo das Buch Form annimmt; so trete ich da ein, und es ist, als brächte ich frische Luft mit! (Mutter lacht) Oft mache ich Vorschläge. Ich denke, dies passiert regelmäßig jede Nacht, aber ich erinnere mich nur daran, wenn ich es für notwendig halte.

 

1 Einige wenige werden sehen, was noch keiner versteht.

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