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Sri Aurobindo

Briefe όber den Yoga

Band 2

DIE GRUNDVORAUSSETZUNGEN DES PFADES

I. Allgemeines

II. Wahrhaftigkeit

III. Streben

IV. Glaube

V. Hingabe und Bemühung

VI. Gnade

VII. Guru

VIII. Beharrlichkeit

I. Allgemeines

Das Ziel des Yoga ist immer schwer zu erreichen, doch dieser Yoga ist schwieriger als irgendein anderer und nur für jene geeignet, die den Ruf für ihn haben, die die Fähigkeit und den Willen besitzen, allem zu begegnen, jeder Gefahr, selbst der des Fehlschlags, und die den Willen haben vorwärtszuschreiten einer völligen Selbstlosigkeit, Wunschlosigkeit und Hingabe entgegen.

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Dieser Yoga bezieht nicht nur die Verwirklichung Gottes mit ein, sondern auch eine völlige Weihung und Wandlung des inneren und äußeren Lebens, bis es bereit ist, ein göttliches Bewusstsein zu manifestieren und Teil einer göttlichen Arbeit zu werden. Dies bedeutet eine innere, viel anspruchsvollere und schwierigere Disziplin als es die rein ethischen und physischen Enthaltsamkeit sind. Man darf diesen Pfad, der ungleich weitreichender und mühsamer als die meisten Yogawege ist, nicht betreten, wenn man sich seines seelischen Rufes und seiner Bereitschaft, bis zum Ende durchzuhalten, nicht gewiss ist.

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Mit Bereitschaft meine ich nicht eine Befähigung, sondern das Bereitsein. Wenn der innere Wille vorhanden ist, allen Schwierigkeiten zu begegnen und sie auf sich zu nehmen, ohne Rücksicht darauf, wie lange es dauern wird, dann kann man sich auf den Weg machen.

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Ein bloß rastloses Unbefriedigtsein mit dem gewöhnlichen Leben ist keine genügende Vorbereitung für diesen Yoga. Ein eindeutiger innerer Ruf, ein starker Wille und große Stetigkeit sind für den Erfolg im spirituellen Leben vonnöten.

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Mentale Theorien haben keine grundlegende Bedeutung, denn das Mental formt oder akzeptiert nur die Theorien, die die Wende des Wesens stützen. Was wichtig ist, das ist diese Wende und der Ruf in dir.

Das Wissen, dass es ein Höchstes Dasein und Bewusstsein, eine Höchste Seligkeit gibt, die nicht ein bloß negatives nirvāṇa oder ein statisches und eigenschaftsloses Absolutes, sondern von dynamischer Natur sind, und weiterhin die Erkenntnis, dass dieses Göttliche Bewusstsein nicht nur im Jenseits, sondern auch hier verwirklicht werden kann, sowie das sich hieraus ergebende Akzeptieren eines göttlichen Lebens als Ziel des Yoga, haben nichts mit dem Mental zu tun. Dies sind keine Fragen einer mentalen Theorie – obwohl diese Auffassung mental ebensogut wie jede andere aufrechterhalten werden kann, wenn nicht besser –, es ist vielmehr eine Frage der Erfahrung, und bevor diese Erfahrung stattfindet, eine Frage des Glaubens der Seele, welcher die Einwilligung des Mentals und Lebens mit sich bringt. Einer, der in Berührung mit dem höheren Licht ist und die Erfahrung hat, kann sich auf diesen Weg machen, wie schwierig es auch für seine niederen Wesensteile sein mag, Schritt zu halten; und es kann ihm auch einer folgen, der vom höheren Licht angerührt ist, ohne die Erfahrung zu haben, der aber den Ruf und die Überzeugung hat und den eine standhafte Seele zwingt.

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Eine idealistische Vorstellung oder ein religiöser Glaube, eine religiöse Empfindung sind etwas ganz anderes als das Empfangen des spirituellen Lichtes. Eine idealistische Vorstellung kann dich dorthin bringen, das spirituelle Licht zu empfangen, sie selbst ist aber nicht das eigentliche Licht. Es stimmt jedoch, dass der “Geist wehet, wo er will” und dass wir einen emotionalen Impuls oder eine Berührung oder eine mentale Verwirklichung spiritueller Dinge aus beinahe allen Ereignissen empfangen können – so wie es Bilwamangal geschah bei den Worten seiner Geliebten, die eine Kurtisane war. Ganz offensichtlich kann es deshalb geschehen, weil irgendwo etwas bereit ist – das seelische Wesen, wenn du es so ausdrücken willst, das auf seine Gelegenheit wartet und eine beliebige Möglichkeit im Mental, Vital oder Herzen ergreift, um irgendwo ein Fenster aufzustoßen.

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Reiner Idealismus kann nur dann eine Auswirkung haben, wenn das Mental einen starken Willen hat, der das Vital zwingt, ihm zu folgen.

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Der Drang, in das Göttliche einzutauchen, ist sehr selten. Gewöhnlich gibt den Anstoß eine mentale Idee, ein vitaler Impuls oder sonst irgendein unzulänglicher Grund – oder auch gar kein Grund. Die einzige Wirklichkeit ist das geheime seelische Drängen, welches vom Oberflächenbewusstsein gar nicht oder selten bemerkt wird.

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Was du schreibst, trifft ziemlich genau auf die wahre Seele, das seelische Wesen zu. Die Menschen aber meinen verschiedene Dinge, wenn sie von der Seele sprechen. Manchmal ist es das, was ich im “Arya” die Begierden-Seele nannte, nämlich das Vital mit seinen vermischten Bestrebungen, Begierden, Lüsten aller Art, gut oder schlecht, seinen feinen und groben Empfindungen oder sinnlichen Impulsen, die sich mit den Idealisierungen des Mentals und dem seelischen Druck vermengen. Manchmal jedoch stehen auch Mental und Vital unter dem Druck eines seelischen Impulses. Solange die Seele verhüllt ist, muss sie sich durch das Vital und Mental ausdrücken, und ihr Sehnen wird dort mit dem mentalen und vitalen Stoff vermischt und durchtränkt. So drückt sich das verhüllte seelische Drängen im Mental manchmal als gedanklicher Hunger nach der Erkenntnis des Göttlichen aus, was der Europäer dann die intellektuelle Liebe Gottes nennt. Im Vital kann es sich als ein Dürsten oder Verlangen nach dem Göttlichen bemerkbar machen. Es kann jedoch viel Leiden mit sich bringen aufgrund der Natur des Vitals, seiner unruhigen Leidenschaften, Begierden, seiner Heftigkeiten und aufgewühlten Gefühle, seiner Trübungen, Depressionen und Verzweiflungen. Wie dem auch sei, alle können nicht oder können zumindest nicht sogleich sich dem Göttlichen in der rein seelischen Weise nähern – die mentalen und vitalen Annäherungen sind häufig notwendige Anfänge und vom spirituellen Standpunkt besser als Empfindungslosigkeit gegenüber dem Göttlichen. Es ist in beiden Fällen der Ruf der Seele, das Drängen der Seele und nimmt nur die Form oder Färbung an, die dem Druck der mentalen oder vitalen Natur entspricht. Es ist deutlich zu erkennen, dass X sich plötzlich der spirituellen Erfahrung öffnete – man möchte meinen, dass es ein überraschend jähes öffnen war; es geschieht aber häufig auf diese Weise, besonders wenn sich an der Oberfläche ein skeptisches Mental befindet und innerlich eine Seele, die für die Erfahrung bereit ist. Dergleichen ereignet sich auch oft nach einem Schicksalsschlag, wie es die Krankheit seines Bruders war, doch glaube ich, dass eine bereits erfolgte Wende des Mentals all dies vorbereitet hatte. Diese plötzliche, anhaltende Vergegenwärtigung zeigt auch, dass eine innere Befähigung, das Vermögen der überphysischen Schau, jene Tore aufgebrochen hat, die sie gefangenhielten. Auch das Vorkommen des Wortes “Weihung” ist ein typisches Phänomen dieser Erfahrungen; es ist das, was ich die Stimme der Seele nenne – ein Zeichen seiner Seele an das Mental, was sie von ihm zu tun erwartet. Nun ist es an ihm, dies anzunehmen, denn der Aufstieg der menschlichen Natur vom äußeren Menschen zur inneren Stimme ist notwendig, damit eine Auswirkung zustandekommt Er steht an einem Wendepunkt, und sein inneres Wesen, antarātman, hat ihm einen Hinweis des neuen Weges, dem es folgen will, gegeben, doch wie gesagt, der Aufstieg seines Mentals und Vitals ist notwendig. Wenn er sich weihen will, muss er den Entschluss, saṅkalpa, der Weihung fassen, er muss sich dem Göttlichen darbringen und um Hilfe und Führung bitten. Wenn er nicht fähig ist, dies sofort zu tun, soll er noch abwarten, sich jedoch für die Fortsetzung und Entwicklung der anfänglichen Erfahrung offenhalten, bis diese endgültig sein Fühlen bestimmt. Er wird Hilfe empfangen, und wenn er sich dessen bewusst wird, kann es keine weitere Frage geben – es wird ein leichtes für ihn sein, auf dem Wege vorwärtszuschreiten.

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Dein Einfluss auf ihn, sich dem Yoga zuzuwenden, war gut, doch vermochte er seine vitale Natur nicht zu ändern. Kein menschlicher Einfluss – der nur mental oder moralisch sein kann – ist hierzu in der Lage; du kannst vielmehr erkennen, dass er noch der gleiche ist wie vorher. Erst dann, wenn seine Seele sich dem Göttlichen zuwendet, kann es geschehen.

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Die Kenntnis des Weges ist nicht genug – man muss ihn beschreiten oder, wenn man dies nicht zu tun vermag, sich einfach auf ihm tragen lassen. Das menschliche Vital und die physische, äußere Natur leisten Widerstand bis zuletzt. Wenn die Seele jedoch einmal den Ruf vernommen hat, wird sie zum Ziel gelangen, früher oder später.

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In jenen, die in sich einen wahren Ruf zum Göttlichen haben, wird am Ende immer die Seele die Oberhand behalten und die Göttliche Hilfe sich als wirksam erweisen, wie sehr auch das Mental oder Vital Schwierigkeiten bereiten oder Angriffe erfolgen mögen und wie langwierig und leidvoll der Fortschritt auch sein mag – sogar wenn sie zurückbleiben oder sich eine Zeitlang vom Pfad abwenden. Vertraue hierauf und halte durch, dann ist dir das Ziel gewiss.

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Ich habe bereits deine Frage beantwortet. Du kamst, da deine Seele das Göttliche suchen wollte. Es stimmt, ein Teil deines Vitals besitzt eine starke Anhänglichkeit für jene Menschen, die du zurückgelassen hast, doch macht dies das Suchen deiner Seele nicht unwirklich. Wenn das Vorhandensein und Andauern vitaler Schwierigkeiten beweisen würde, dass ein Sadhak ungeeignet ist und keine Chance hat, dann würden in diesem Ashram nur ein oder zwei – und vielleicht nicht einmal diese – die Prüfung bestehen. Das Gefühl der Dürre und zum Streben nicht fähig zu sein, ist ebensowenig ein Beweis. Jeder Sadhak hat Zeiten, sogar sehr lange Zeitspannen solcher Leere. Ich könnte einige hier aufzählen, die als die “am meisten fortgeschrittenen” Sadhaks gelten und sich dennoch nicht gänzlich vom Familieninstinkt befreien konnten. Es ist daher ziemlich unvernünftig, sich darüber aufzuregen, dass diese Reaktionen noch in dir sind. Sie kommen und gehen, doch das Erfordernis der Seele währt immer, selbst wenn es verdeckt ist und ruht, und es wird stets vorhanden sein und [eines Tages] wieder auftauchen.

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Nicht alle, die herkamen, suchten bewusst das Göttliche. Die innere Seele brachte sie her, ohne dass das Mental es wusste. Auch in deinem Fall war es die Seele und die Beziehung, die sie zur Mutter hat. Ist man dann einmal hier, wirkt die Kraft des Göttlichen auf die menschliche Natur ein, bis sich ein Weg für die innere Seele auftut, damit sie hinter dem Schleier hervortreten kann. Das bewusste Suchen nach dem Göttlichen als solches schützt nicht vor dem Kampf mit der Unwissenheit der menschlichen Natur; nur das Selbst-Geben an die Mutter wird dich davor schützen.

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Ist jemand für den Pfad bestimmt, dann werden ihn trotz aller Umwege des Mentals und Lebens alle Umstände auf die eine oder andere Weise zu diesem hinführen. Es ist das eigene seelische Wesen in ihm und die Göttliche Macht darüber, die zu diesem Zweck sowohl die Wechselhaftigkeiten des Mentals als auch die äußeren Umstände benutzen.

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Wenn die Seele dazu ausersehen ist vorwärtszuschreiten, und eine äußere Schwäche wie diese ist vorhanden, dann entstehen Umstände, die dem äußeren Wesen gegen sich selbst verhelfen – vorausgesetzt, dass dahinter ein wahrhaft aufrichtiges Streben steht; andernfalls ist es nicht möglich.

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Die spirituelle Bestimmung bleibt immer bestehen – sie mag sich verzögern oder für eine gewisse Zeit verloren erscheinen, aber sie wird niemals aufgehoben.

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Eine spirituelle Gelegenheit ist nicht etwas, das leichthin mit der Vorstellung abgetan werden sollte, sie werde sich zu einer anderen Zeit schon wieder ergeben – man darf sich dieser anderen Gelegenheit nicht so sicher sein. Zudem hinterlassen solche Dinge [das Versδumnis einer spirituellen Gelegenheit] ein Mal, und an der Stelle dieses Mals kann ein Rόckfall eintreten1.

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Die Vision des Lichtes und die Vision des Herrn in Gestalt des Jagannath sind Zeichen dafür, dass er eine Befähigung für den Yoga besitzt und ein Ruf des Göttlichen an sein inneres Wesen erging. Die Befähigung aber ist nicht genug; es muss auch der Wille vorhanden sein, das Göttliche zu suchen und mit Mut und Ausdauer dem Pfad zu folgen. Furcht ist das erste, das überwunden werden muss, und zweitens die Trägheit des äußeren Wesens, die ihn daran gehindert hat, auf den Ruf zu reagieren.

Das Licht ist das des Göttlichen Bewusstseins. Das Ziel dieses Yoga ist, zunächst mit diesem Bewusstsein in Kontakt zu kommen, dann in seinem Licht zu leben und dem Licht zu erlauben, die gesamte Natur zu verwandeln, damit das Wesen in Einung mit dem Göttlichen leben kann und die menschliche Natur ein Bereich für das Wirken des göttlichen Wissens, der göttlichen Macht, des göttlichen ānanda wird.

Dies kann ihm2 nur dann gelingen, wenn er es zum höchsten Ziel seines Lebens macht und bereit ist, alles übrige diesem einen Ziel unterzuordnen. Andernfalls kann bestenfalls eine Art Vorbereitung in diesem Leben stattfinden, ein erster Kontakt, eine gewisse vorläufige spirituelle Wandlung in einem Teil seiner Natur.

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Niemand taugt zur Sadhana – das heiß, niemand vermag sie nur mit Hilfe seiner eigenen Befähigung auszuüben. Es ist eine Frage der Vorbereitung, die Kraft eintreten zu lassen – die nicht die eigene ist – und durch diese kann es dann mit der Zustimmung des Sadhaks und durch sein Streben geschehen.

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Alle können, sofern sie den Willen haben, eine Art Yoga ausüben, so wie es ihrer Natur entspricht. Es gibt jedoch nur wenige, von denen man sagen kann, sie hätten eine Befähigung für diesen Yoga. Einige können die Fähigkeit entwickeln, andere hingegen können es nicht.

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Man kann nicht eigentlich sagen, dass eine bestimmte Eigenschaft einen tauglich oder ihr Fehlen einen untauglich macht. Man kann starke Sex-Impulse, man kann Zweifel haben, man mag aufbegehren und dennoch am Ende erfolgreich sein, während ein anderer versagt. Solange man eine grundlegende Wahrhaftigkeit besitzt und den Willen, trotz allem durchzuhalten, sowie die Bereitschaft aufrichtig zu sein, so ist das die beste Gewähr für die Sadhana.

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Sobald du in das wahre yogische Bewusstsein eintrittst, erkennst du, dass alles geschehen kann, auch wenn gegenwärtig erst ein kleiner Anfang gemacht wurde; doch der Anfang ist genug, da die Kraft und die Macht vorhanden sind. Tatsächlich hängt der Erfolg nicht von der Befähigung der äußeren Natur ab (denn die äußere Natur, scheint ungeheuer schwierig zu sein), sondern vom inneren Wesen, und für das innere Wesen ist alles möglich. Man hat nur mit ihm den Kontakt aufzunehmen und von dorther die äußere Anschauung und das äußere Bewusstsein zu verändern; das ist die Arbeit der Sadhana, und mit Aufrichtigkeit, Streben und Geduld kann sie bestimmt getan werden.

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Du musst erkennen, dass derartige Stimmungen Angriffe sind, die sofort zurückgewiesen werden sollten – denn sie beruhen allein auf Eingebungen von Selbstmisstrauen und Unfähigkeit, die keine Bedeutung haben, da du das Ziel der Sadhana durch die Gnade des Göttlichen und die Hilfe einer größeren Kraft als deine eigene erreichst, und nicht durch deine persönliche Befähigung und deinen persönlichen Wert. Das darfst du niemals vergessen und musst dich von solchen Beeinflussungen frei machen, sie niemals annehmen oder dich ihnen hingeben. Kein Sadhak, selbst wenn er die Fähigkeit der ṛṣis und tapasvīs oder die Stärke eines Vivekananda hätte, darf darauf hoffen, während der frühen Jahre seiner Sadhana eine anhaltend gute Verbindung oder die Einung mit dem Göttlichen aufrechtzuerhalten oder den ununterbrochenen Ruf oder die volle Intensität des Strebens zu besitzen. Es dauert lange Zeit, die gesamte Natur zu spiritualisieren, und bis dies geschehen ist, musst du mit Schwankungen rechnen. Ein fortwährendes Vertrauen, eine fortwährende Geduld müssen entwickelt, müssen erlangt werden, besonders wenn sich die Dinge gegen dich richten; denn wenn alles glatt geht, ist es ein leichtes, Vertrauen und Geduld zu haben.

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Es versteht sich, dass die Eigenschaften, von denen du sprichst, der Annäherung an den spirituellen Pfad förderlich sind, während die Fehler, die du aufzählst, alle ein ernsthaftes Hindernis auf dem Weg bilden. Besonders Wahrhaftigkeit ist für das spirituelle Bestreben unerlässlich und Unehrlichkeit ein fortwährendes Hemmnis. Die sattvische Natur wurde immer als die für das spirituelle Leben am besten geeignete und bereite angesehen, während die rajasische Natur von ihren Begierden und Leidenschaften belastet wird. Doch andererseits ist Spiritualität etwas, das über den Dualitäten des Lebens steht, und was man für sie am dringendsten benötigt, ist ein wahrhaftes, aufwärts gerichtetes Streben. Dieses kann den rajasischen genauso wie den sattvischen Menschen ergreifen. Und wenn dies geschieht, kann er sich über sein Versagen, seine Begierden und Leidenschaften, genau wie der andere über seine Tugenden, zur Göttlichen Reinheit und zum Licht und zur Liebe erheben. Dies ist natürlich nur dann möglich, wenn er seine niedere Natur überwindet und abwirft; denn wenn er in sie zurückfällt, wird er sich vermutlich vom Pfad abkehren oder, zumindest solange der Rückfall währt, vom inneren Fortschritt abgehalten werden. Doch die Umwandlung von großen Sündern in große Heilige, von Menschen mit geringer oder keiner Tugend in spirituell Suchende und Gottliebende fand in der religiösen und spirituellen Geschichte häufig statt; in Europa war es St. Augustin, in Indien waren es Chaitanyas Jagai und Madhai, Bilwamangal und viele andere. Das Haus des Göttlichen ist für jene nicht verschlossen, die aufrichtig an seine Pforten klopfen, was auch immer ihre vergangenen Fehler und Irrtümer gewesen sein mögen. Menschliche Tugenden und menschliche Mängel sind lichte und dunkle Umkleidungen eines göttlichen Elementes zuinnerst, das, wenn es einmal den Schleier zerreißt, mit Hilfe von beiden zu den Höhen des Spirits emporlodern kann.

Demut vor dem Göttlichen ist ebenfalls ein sine qua non des spirituellen Lebens; spiritueller Stolz hingegen, Anmaßung oder Eitelkeit und Selbst-Sicherheit ziehen dich immer nach unten. Doch sind im Hinblick auf die Schwierigkeiten des Pfades Vertrauen in das Göttliche und der Glaube an die spirituelle Bestimmung (da mein Herz und meine Seele das Göttliche suchen, muss ich es eines Tages erreichen) dringend erforderlich. Verachtung für andere ist unangebracht, besonders da das Göttliche in allen ist. Ganz offensichtlich sind die Tätigkeiten und Bestrebungen der Menschen weder trivial noch wertlos, da alles Leben ein Wachsen der Seele aus der Dunkelheit zum Licht ist. Doch sind wir der Meinung, die Menschheit könne aus ihren Begrenzungen nicht durch die gewöhnlichen Mittel des menschlichen Mentals wie Politik, soziale Reformen, Philanthropie usw. herauswachsen, diese können vielmehr nur vorübergehende oder begrenzte Linderungen darstellen. Der einzig wahre Ausweg ist eine Wandlung des Bewusstseins, eine Wandlung in eine größere, weitere und reinere Art des Seins und ein Leben und Wirken, die auf dieser Wandlung beruhen. Daher müssen wir, wenn einmal die spirituelle Ausrichtung vollzogen ist, unsere Energien hierauf richten. Dies bedeutet aber nicht, dass man etwas verachten soll, sondern es bedeutet, die einzig wirksamen Mittel denen vorzuziehen, die man als unwirksam befand.

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Man kann es so ausdrücken; doch “tugendhaft und sündig” ist eine falsche Bezeichnung, denn es stimmt nicht, dass tugendhafte Menschen mehr leiden als Sünder. Viele Sünder sind Menschen, die sich auf die Hinwendung zum Göttlichen vorbereiten, und viele tugendhafte Menschen haben noch eine lange Reihe von Leben vor sich, ehe sie an diese Hinwendung denken werden.

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Eigenschaften wie Glaube, Aufrichtigkeit, Streben, Hingabe usw. stellen die Vollendung dar, die in unserer Sprache der Blumen angedeutet ist. In der gewöhnlichen Sprache würde man ihnen eine andere Bedeutung geben, wie Liebe, Wohlwollen, Treue und eine Unzahl anderer Tugenden.

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Lass das seelische Wesen in den Vordergrund treten, bewahre es dort und lass es seine Macht auf das Mental, Vital und das Physische ausüben, damit es seine Kraft zielgerichteten Strebens, seine Kraft des Vertrauens, Glaubens und Sichhingebens auf jene übertrage und das direkte und unmittelbare Aufdecken von allem ermöglichen kann, was in der menschlichen Natur falsch, dem Ego und Irrtum verhaftet und vom Licht und der Wahrheit abgewandt ist.

Merze den Egoismus in all seinen Formen aus, merze ihn aus jeder Bewegung deines Bewusstseins aus.

Entwickle das kosmische Bewusstsein, lass die egozentrische Lebensauffassung in Weite und Unpersönlichkeit aufgehen, in der Empfindung des Kosmischen Göttlichen, in der Wahrnehmung der universalen Kräfte, im Erkennen und Verstehen der kosmischen Manifestation, dem [Göttlichen] Spiel.

Finde an Stelle des Egos das wahre Wesen, Teil des Göttlichen, hervorgegangen aus der Welten-Mutter und ein Instrument der Manifestation. Dieses Gefühl, Teil des Göttlichen und ein Instrument zu sein, sollte frei sein von jeglichem Stolz, vom Egosinn oder Egoanspruch, von der Geltendmachung der Überlegenheit, frei von Fordern und Begehren. Denn wenn diese Elemente vorhanden sind, ist es nicht die wahre Sache.

Die meisten, die den Yoga ausüben, leben im Mental, im Vital, im Physischen, die gelegentlich oder in gewissem Ausmaß durch das höhere Mental und das erleuchtete Mental erhellt werden; um sich aber für die supramentale Wandlung vorzubereiten, ist es notwendig (sobald die Zeit für einen gekommen ist), sich der Intuition und dem Obermental zu öffnen, damit diese das gesamte Wesen und die gesamte Natur für die supramentale Wandlung bereit machen. Erlaube dem Bewusstsein, sich ruhig zu entwickeln und sich zu weiten, dann wird immer mehr Wissen um diese Dinge kommen.

Ruhe, Unterscheidung, Loslösung (doch nicht Gleichgültigkeit) sind alle sehr wichtig, denn ihr Gegenteil erschwert das umwandelnde Wirken ungemein. Die Intensität des Strebens sollte vorhanden sein, doch muss sie mit jenen Hand in Hand gehen. Keine Hast, keine Trägheit, weder rajasischer Übereifer noch tamasische Entmutigung – ein steter und anhaltender, doch ein ruhiger Ruf und ebensolches Wirken! Nicht die Verwirklichung an sich reißen oder sich an sie klammern, sondern ihr erlauben, von innen und oben zu kommen, und ihren Bereich, ihre Natur und ihre Grenzen genau beobachten!

Lass die Macht der Mutter in dir wirken, doch hüte dich davor, sie mit einem gesteigerten Egowirken oder einer Kraft der Unwissenheit, die sich als Wahrheit ausgibt, zu verwechseln oder zu ersetzen. Strebe besonders nach der Ausmerzung aller Dunkelheit und Unbewusstheit in deiner Natur.

Dies sind die wichtigsten vorbereitenden Voraussetzungen für die supramentale Wandlung; keine von ihnen ist einfach, und sie müssen erfüllt sein, bevor man von der menschlichen Natur behaupten kann, sie sei bereit. Wenn man die wahre Haltung einzunehmen vermag (seelisch, unegoistisch, allein der Göttlichen Kraft geöffnet) , wird der Vorgang viel schneller vonstatten gehen. Diese wahre Haltung einzunehmen und zu bewahren, um die Wandlung in sich zu fördern – das ist die Hilfe, die gewährt wird, und das einzige, das die allgemeine Wandlung stützt.

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Ich beantworte deinen Brief wohl am besten, indem ich die darin enthaltenen Fragen einzeln aufgreife, angefangen mit deiner Behauptung, der Yoga sei für den Nicht-Orientalen unmöglich.

Ich vermag den Grund dieser Ansicht nicht zu erkennen, denn sie widerspricht jeder Erfahrung. Europäer haben sich in allen Jahrhunderten mit Erfolg spirituellen Disziplinen unterzogen, die dem Yoga des Ostens glichen, und folgten ebenso den Lehren des inneren Lebens, die aus dem Osten zu ihnen kamen. Ihre nicht-orientalische Natur stand ihnen hierbei nicht im Wege. Die Methode und Erfahrung Plotins und jener europäischen Mystiker, die sich von ihm herleiten, waren, wie kürzlich nachgewiesen wurde, der Methode und Erfahrung eines bestimmten indischen Yoga ähnlich. Besonders seit der Einführung des Christentums unterzogen sich Europäer christlich-mystischen Disziplinen, die mit denen aus Asien essentiell eins waren, wie sehr sie sich auch in Form, Name und Symbol von ihnen unterschieden haben mögen. Und auch was den indischen Yoga mit den ihm eigenen charakteristischen Formen anbelangt, spricht die Erfahrung gegen dieses angebliche Unvermögen. In früheren Zeiten folgten sowohl Griechen und Skythen aus dem Westen als auch Chinesen, Japaner und Kambodianer aus dem Osten ohne Schwierigkeit buddhistischen oder hinduistischen Lehren; gegenwärtig hat sich eine zunehmende Zahl von Abendländern vedantischen, vishnuitischen oder anderen spirituellen Praktiken zugewandt, und der Einwand des Unvermögens oder der Nichteignung wurde nie erhoben, weder von Seiten der Schüler noch von den Meistern. Ich vermag nicht zu erkennen, warum ein derartig unüberbrückbarer Abgrund bestehen sollte; denn es gibt keinen essentiellen Unterschied zwischen dem spirituellen Leben des Ostens und dem spirituellen Leben des Westens; der einzige Unterschied besteht in dem Namen, der Form, dem Symbol oder der Hervorhebung des einen oder anderen speziellen Zieles, der einen oder anderen psychologischen Erfahrung. Und selbst hier werden oft Unterschiede angeführt, die entweder nicht vorhanden oder aber nicht so groß sind wie sie erscheinen. So wurde von einem christlichen Autor behauptet (der deines Freundes Angus Einwand gegen diese kleinen scholastischen Unterscheidungen offenbar nicht teilte), dass das hinduistisch spirituelle Denken und Leben nur das Transzendente anerkenne und ihm diene und die Immanente Gottheit vernachlässige, während das Christentum beiden Aspekten gerecht werde; doch in Wirklichkeit hat die indische Spiritualität, selbst wenn sie den Höchsten jenseits von Form und Namen am meisten betonte, dem in der Welt und im menschlichen Wesen immanenten Göttlichen reiche Anerkennung und einen weiten Platz eingeräumt. Indische Spiritualität hat – das ist wahr – ein umfassenderes und sorgfältigeres Wissen hinter sich; sie ist hundert verschiedenen Pfaden nachgegangen, sie hat jede Art Annäherung an das Göttliche zugelassen und war auf diese Weise fähig, in Bereiche einzudringen, die außerhalb des weniger weiten Bereiches abendländischer Praxis liegen; doch das macht im wesentlichen keinen Unterschied aus, und allein das Wesentliche ist es, das zählt.

Du scheinst die Fähigkeit vieler westlicher Menschen, dennoch den indischen Yoga auszuüben, damit zu erklären, dass sie eine hinduistische Natur in einem europäischen oder amerikanischen Körper hätten. So wie Gandhi innerlich – wie du sagst – ein moralistischer Westler und Christ sei, sind die nicht-orientalischen Sadhaks unseres Ashrams in ihrem eigentlichen Wesen Hindus. Doch was ist genaugenommen diese hinduistische Lebensauffassung? Weder ich noch die Mutter haben etwas in ihnen bemerkt, das man so nennen könnte. Meine eigene Erfahrung steht im völligen Widerspruch zu deiner Behauptung. Ich kannte Schwester Nivedita sehr gut (sie war viele Jahre lang ein Freund und Kamerad im politischen Feld), und ich traf Schwester Christine, die beiden engsten europäischen Schülerinnen Vivekanandas. Beide waren durch und durch westlich und hatten gar nichts von dieser hinduistischen Lebenseinstellung an sich; Schwester Nivedita, eine irische Frau, hatte die Macht, die Lebenswege der Menschen um sich mit inniger Liebe zu durchdringen, doch in ihrer Natur blieb sie nicht-orientalisch bis zuletzt. Dennoch hatte sie keine Schwierigkeit, die Verwirklichung nach den Methoden des Vedanta zu erreichen. In diesem Ashram hier sind meiner Meinung nach die Sadhaks aus dem Westen (ich meine besonders diejenigen, die sehr lange hier sind) typisch westlich mit allen guten Eigenschaften und auch allen Schwierigkeiten des westlichen Mentals und Temperaments; sie mussten sich mit ihren Schwierigkeiten auseinandersetzen, genauso wie die indischen Sadhaks mit den Begrenzungen und Hindernissen zu kämpfen hatten, die ihnen durch ihr Temperament und ihre Erziehung erwuchsen. Kein Zweifel, sie haben im Prinzip die Bedingungen des Yoga angenommen, sie hatten aber, als sie herkamen, keine hinduistische Lebensauffassung, und ich glaube nicht, dass sie versuchten, eine solche anzunehmen. Warum hätten sie dies tun sollen? Es ist nicht die hinduistische oder westliche Einstellung, die grundsätzlich im Yoga zählt, sondern die seelische Wende und der spirituelle Impuls – und diese sind überall gleich.

Worin besteht letzten Endes vom Standpunkt des Yoga aus der Unterschied zwischen einem indischen und einem abendländischen Sadhak? Du sagst, der Yoga des Inders sei bereits halb für ihn getan – besonders da seine Seele viel unmittelbarer dem Transzendenten Göttlichen geöffnet ist. Wenn man das Adjektiv fortlässt (denn es gibt nicht viele, die sich in ihrem Wesen zum Transzendenten hingezogen fühlen; die meisten sind viel offener für das Persönliche, das immanente Göttliche hier, besonders wenn sie es in einem Menschen verkörpert finden), so besteht tatsächlich hierin ein Vorteil. Und dieser hat seine Ursache ganz einfach in dem kraftvollen überdauern einer Atmosphäre spirituellen Suchens in Indien und in einer langen Tradition der Praxis und Erfahrung, während in Europa diese Atmosphäre verlorenging, die Tradition unterbrochen wurde und beides erst wiederhergestellt werden muss. Hier gibt es auch nicht diesen essentiellen Zweifel, der den Geist des Europäers und auch – wie man hinzufügen könnte – den des europäisierten Inders so sehr belastet; das aber schließt einen sehr sachlichen und wirksamen Zweifel im indischen Sadhak nicht aus. Wenn du nun von der Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen in einem tieferen Aspekt sprichst, bin ich leider nicht in der Lage, dir zu folgen. Meine eigene Erfahrung ist, dass die Anhänglichkeit an Personen – an Mutter, Vater, Frau, Kinder und Freunde – nicht aus dem Gefühl der Pflicht oder der familiären Beziehung, sondern durch enge Bindungen des Herzens ebenso stark ist wie in Europa und häufig sogar stärker; es ist eine der großen störenden Kräfte auf dem Weg. Einige unterliegen diesem Sog, und viele, selbst fortgeschrittene Sadhaks haben es immer noch im Blut und in ihrer vitalen Struktur. Der Drang, eine “spirituelle” oder “seelische” Beziehung zu anderen herzustellen – die meist ein vitales Durcheinander verdeckt, das von dem einen Ziel ablenkt –, ist eine beharrliche, allgemeine Eigenart. Hierin jedenfalls besteht kein Unterschied zwischen der westlichen und der östlichen menschlichen Natur. Doch in Indien gibt es die althergebrachte Lehre, dass man alles zum Göttlichen hinwenden muss und das übrige entweder opfert oder es in eine zweitrangige und untergeordnete Bewegung verwandelt, oder aber durch Sublimierung zu einem ersten Schritt auf der Suche nach dem Göttlichen machen muss. Dies hilft dem indischen Sadhak zweifellos, wenn auch nicht auf einmal, eines Sinnes zu werden, und sich vollständiger auf das Ziel hin auszurichten. Es ist nicht immer das Göttliche allein – obwohl dies als das höchste Stadium gilt –, doch es ist das Göttliche zuhöchst und zuerst, das von ihm mit Leichtigkeit als Ideal angenommen wird.

Der indische Sadhak hat seine eigenen Schwierigkeiten, sich dem Yoga zu nähern – zumindest diesem Yoga –, die ein Mensch des Westens in geringerem Ausmaß haben würde. Der abendländische Mensch ist von der entscheidenden Entwicklung des europäischen Denkens der unmittelbaren Vergangenheit geprägt. Ihm ist eine größere Bereitschaft für essentiellen Zweifel und skeptische Zurückhaltung eigen; ferner die Gewohnheit mentaler Aktivität als Erfordernis seiner Natur, welche die Erlangung der vollkommenen Stille erschwert; und weiterhin eine stärkere Hinwendung zu äußeren Dingen, die aus der Fülle des aktiven Lebens herrührt (während der Inder meist an Schwächen leidet, die eher aus einer depressiven oder unterdrückten vitalen Kraft stammen), die Gewohnheit mentaler und vitaler Selbstanmaßung und manchmal ein aggressiv betontes Unabhängigkeitsgefühl, das jede Vollständigkeit einer inneren Hingabe, selbst an ein größeres Licht und Wissen, ja sogar an den göttlichen Einfluss erschwert – all dies sind häufige Hemmnisse. Diese Dinge sind aber nicht nur im westlichen Menschen, sondern auch in vielen indischen Sadhaks vorhanden; es sind, ebenso wie die Schwierigkeiten der typisch indischen Natur, überstrukturelle Formungen und gehören der eigentlichen Substanz des Wesens nicht an. Sie können der Seele auf die Dauer nicht im Wege stehen, sofern ihr Streben stark und fest und das spirituelle Ziel die Hauptsache im Leben ist. Es gibt Hemmnisse, die das innere Feuer leicht hinwegbrennen kann, sofern der Wille, sich von ihnen zu befreien, stark ist – und die es mit Sicherheit auch wegbrennt, selbst wenn die äußere Natur sich an sie klammert und sie rechtfertigt, vorausgesetzt das Feuer, der innere Wille und der tiefere Impuls hinter allem sind wahrhaft und echt.

Deine Folgerung, der Abendländer sei für den indischen Yoga nicht fähig, rührt aus einer zu mutlosen und überspitzten Empfindung deiner eigenen Schwierigkeiten her; du kennst die Schwierigkeiten nicht, von denen andere heimgesucht wurden oder immer noch werden. Weder für den Inder noch für den Europäer kann der Yogaweg glatt und einfach sein, dafür sorgt die allen gemeinsame menschliche Natur. Jedem kommen seine eigenen Schwierigkeiten gewaltig und tiefgreifend vor, sie scheinen sogar durch ihr Andauern und ihre Hartnäckigkeit unüberwindbar zu sein und bewirken lange Zeitspannen der Verzagtheit und Krisen der Verzweiflung. Genügend Glauben zu haben oder genügend seelische Schau, um sofort zu reagieren – oder beinahe sofort –, damit diese Angriffe vereitelt werden, ist kaum zweien oder dreien unter hundert gegeben. Doch sollte man sich nicht an die fixe Idee der eigenen Unfähigkeit klammern oder sie zu einem Hirngespinst werden lassen, denn eine derartige Haltung ist unbegründet und macht den Weg nur unnötig schwierig. Wo eine Seele einmal erwachte, ist mit Sicherheit eine innere Befähigung vorhanden, die alle Oberflächenmängel aufwiegt und zuletzt siegen wird.

Wenn deine Schlussfolgerung stimmen würde, wäre das ganze Ziel dieses Yoga nichtig, denn wir arbeiten nicht für eine Rasse oder ein Volk oder für eine Verwirklichung, deren nur Inder oder nur Orientalen fähig sind. Unser Ziel ist nicht, eine Religion oder eine Philosophie oder Yogaschule zu gründen, sondern den Boden für ein spirituelles Wachsen und eine spirituelle Erfahrung zu schaffen und einen Weg zu finden, der eine größere Wahrheit von jenseits des Mentals herabbringt, die aber für die menschliche Seele und das menschliche Bewusstsein nicht unerreichbar ist. Alle, die sich zu dieser Wahrheit hingezogen fühlen, können diesen Weg gehen, ob sie aus Indien oder sonstwoher kommen, vom Osten oder Westen. Alle mögen große Schwierigkeiten in ihrer persönlichen oder allgemeinen menschlichen Natur finden; doch kann ihre physische Herkunft oder ihre rassische Veranlagung nicht ein unüberwindbares Hindernis für ihre Befreiung sein.

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II. Wahrhaftigkeit

Die eine unerlässliche Bedingung ist Wahrhaftigkeit.

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Aufrichtig ist einfach ein Eigenschaftswort und bedeutet, dass der Wille ein aufrichtiger Wille zu sein hat. Wenn du zu streben meinst und dann Dinge tust, die mit dem Streben unvereinbar sind, oder dich deinen Begierden hingibst oder dich entgegengerichteten Einflüssen öffnest, dann ist dies kein aufrichtiger Wille.

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Das stimmt. Innere Wahrhaftigkeit ist nicht genug, außer für den Anfang und als Grundlage; die Wahrhaftigkeit muss sich, wie du sagst, in der gesamten Natur ausbreiten. Und trotzdem reicht diese Grundlage im allgemeinen aus, es sei denn, eine gespaltene Natur, die von keinem zentralen Bewusstsein harmonisiert wird, wäre vorhanden.

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Harmonie ist, wenn alles sich in Einklang mit einer Wahrheit oder einem Ausdruck von ihr befindet.

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Wahrhaftigkeit im Vital ist am schwierigsten zu erreichen und wird am dringendsten benötigt.

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Du sprichst von der Unwahrhaftigkeit deiner Natur. Wenn Unwahrhaftigkeit bedeutet, dass ein Teil des Wesens nicht bereit ist, gemäß dem höchsten Licht, das man besitzt, zu leben oder den inneren mit dem äußeren Menschen gleichzuschalten, kann man sagen, dass dieser Teil immer in allen unwahrhaftig ist. Der einzige Weg ist, dem inneren Wesen mehr Nachdruck zu verleihen und in ihm das seelische und spirituelle Bewusstsein zu entwickeln, bis jenes [Licht] in es herabkommt und die Finsternis auch vom äußeren Menschen vertreibt.

Ich habe niemals gesagt, das Vital solle keinen Anteil an der Liebe zum Göttlichen haben; ich sagte vielmehr, dass es sich im Lichte des seelischen Wesens läutern und veredeln müsse. Das Resultat selbstsüchtiger Liebe zwischen Menschen ist armselig und endet meist im Gegenteil – ich meine die gewöhnliche vitale Liebe –, weshalb ich auch im Vital etwas Reineres, Edleres und Höheres für die Bewegung auf das Göttliche hin will.

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Die Menschen bestehen immer aus einem Gemisch und in ihrer Natur sind gute und schlechte Eigenschaften beinahe unentwirrbar miteinander verflochten. Was ein Mensch sein will oder wie er anderen erscheinen möchte oder was er manchmal auf der einen Seite seiner Natur oder in bestimmter Hinsicht ist, kann durchaus verschieden von dem sein, was er tatsächlich oder in anderer Hinsicht oder auf einer anderen Seite seiner Natur ist. Vollkommen aufrichtig, gerade und offen zu sein, ist keine einfache Errungenschaft für die menschliche Natur. Allein durch die spirituelle Bemühung kann es erreicht werden; und um es zu tun, ist eine Ernsthaftigkeit innerer Selbst-Schau, eine schonungslose Genauigkeit in der Selbst-Beobachtung erforderlich, zu der viele Sadhaks und sogar Yogis nicht fähig sind; dies kann allein durch eine erleuchtende Gnade geschehen, die dem Sadhak zur Selbst-Enthüllung verhilft und das, was in ihm unzureichend ist, wandelt. Und dies auch nur dann, wenn er selber zustimmt und sich ganz der göttlichen Arbeit gibt.

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Es gibt gewisse Dinge, die X in offener und aufrichtiger Haltung und ohne Selbstrechtfertigung unbedingt erkennen muss, wenn seine Sadhana sich nicht in endlosem Kreis bewegen oder nicht fehlschlagen und in Stücke zerfallen soll.

Das Ziel dieses Yoga ist, sich einer höheren Göttlichen Wahrheit jenseits von Leben, Mental und Körper zu öffnen und diese drei in ihr Ebenbild zu verwandeln. Diese Umwandlung kann jedoch erst dann stattfinden und die Wahrheit selbst in dem ihr eigenen unverkennbaren Geist, in ihrem vollkommenen Licht und ihrer wahren Substanz erkannt werden, wenn der gesamte ādhāra grundlegend und geduldig geläutert wurde, plastisch geworden ist und fähig, das zu empfangen, was sich jenseits der Deutungen des Mentals befindet, jenseits der Begierden des vitalen Wesens und der Gewohnheiten des physischen Bewusstseins und des physischen Wesens.

Sein offensichtlichstes Hemmnis, von dem er sich bisher ganz und gar nicht befreien konnte, ist ein stark rajasisch-vitales Ego, für das sein Mental Rechtfertigungen und Verschleierungen findet. Es gibt für das vitale Ego nichts Genehmeres, als den Mantel des Yoga anzulegen und zu glauben, es sei befreit, vergöttlicht, spiritualisiert, siddha und all das übrige, oder sich auf dieses Ziel zuschreiten zu fühlen, obgleich doch tatsächlich gar nichts dieser Art stattfindet, sondern es lediglich sein altes Selbst in neuen Formen ist. Solange man sich nicht mit einer steten Wahrhaftigkeit betrachtet, ist es unmöglich, aus diesem Kreis herauszukommen.

Weiterhin muss Hand in Hand mit der Ausschließung des selbsttrügerischen vitalen Egos das abfallen, was gewöhnlich mit ihm verbunden ist und den mentalen Teilen angehört, nämlich mentale Anmaßung, ein falsches Gefühl der Überlegenheit und das Prahlen mit Wissen. Jede Verstellung und Anmaßung muss aufgegeben werden sowie alle Vorspiegelungen sich selbst oder anderen gegenüber, etwas zu sein, was man nicht ist, oder etwas zu wissen, was man nicht weiß – vor allem aber die Meinung, dass man über seine tatsächliche spirituelle Veranlagung hinausgewachsen sei. Dem vitalen Ego stehen die große tamasische Derbheit und Schwere im physischen Wesen sowie das Fehlen psychischer und spiritueller Verfeinerungen gegenüber. All das muss ausgemerzt werden, sonst wird es einer wahren und vollständigen Wandlung im vitalen Wesen und im Mental immer im Weg stehen.

Diese Dinge müssen radikal verändert werden, denn bloße Erfahrungen oder die Errichtung einer vorübergehenden und nicht gefestigten Stille in den mentalen und vitalen Teilen werden letzten Endes nicht helfen. Es wird keine grundlegende Veränderung stattfinden, lediglich ein fortwährendes Wechseln von einem Zustand in einen anderen, manchmal eine Rückkehr der Störungen, und die immer gleichen Mängel werden bis zuletzt fortbestehen.

Die eine Voraussetzung, sich von diesen Dingen zu befreien, ist eine vollständige, zentrale Wahrhaftigkeit in allen Teilen des Wesens, und das bedeutet ein absolutes Beharren auf der Wahrheit, auf nichts als der Wahrheit. Damit wird auch die Bereitschaft für schonungslose Selbstkritik und für ein wachsames Offensein gegenüber dem Licht entstehen und Unbehagen, sobald die Falschheit auftaucht – all dies wird schließlich das gesamte Wesen läutern.

Die erwähnten Mängel sind in verschiedenen Abstufungen mehr oder weniger in beinahe jedem Sadhak zu finden, obwohl es einige geben mag, die nicht von ihnen berührt werden. Man kann sich von diesen Mängeln befreien, wenn die erforderliche Wahrhaftigkeit vorhanden ist. Wenn sie aber die zentralen Teile des Wesens beherrschen und insgesamt die Haltung beeinträchtigen, wird ihnen der Sadhak fortwährend offen oder verdeckt Unterstützung gewähren, sein Mental wird immer bereit sein, zu verschleiern und zu rechtfertigen und sich dem Suchlicht der Selbstkritik und dem Einspruch des seelischen Wesens zu entziehen suchen. Das bedeutet ein Misslingen des Yoga, zumindest für dieses Leben.

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Es ist ganz natürlich, dass die Haltung, solange nicht alles geklärt ist, eine zwiespältige ist – die gewöhnliche Natur klammert sich an die Tat, und die Umwandlung in ihrer Vollkommenheit kann nicht plötzlich eintreten. Es ist notwendig, dass sich das grundlegende Bewusstsein entschlossen im Göttlichen festigt, dann kann das Gemisch im übrigen Teil erkannt und verarbeitet werden. Dies äußerlich und innerlich zu erreichen, ist ein großer Fortschritt.

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Es ist schwer für einen Christen, aus einem Guss zu sein, denn die Lehren Christi liegen auf einer anderen Ebene als das Bewusstsein des vitalen und intellektuellen Menschen, der von der Erziehung und Gesellschaftsstruktur in Europa geformt wurde; denn von diesem, ob Minister oder Priester, wurde niemals erwartet, das zu praktizieren, was er allen Ernstes predigte. Für die menschliche Natur aber ist es allgemein schwierig, von einem Zentrum wahren Glaubens, wahrer Meinung oder Schau aus zu denken, zu fühlen oder zu handeln. Der durchschnittliche Hindu betrachtet das spirituelle Leben als das höchste, er verehrt den sannyāsin, er ist gerührt über den bhakta; sobald sich aber jemand aus der Familie vom Weltendasein um eines spirituellen Lebens willen abwendet – welche Tränen, Erörterungen, Vorwürfe, Wehklagen! Es scheint beinahe schlimmer, als wäre er eines natürlichen Todes gestorben. Es ist keine bewusste mentale Unaufrichtigkeit – sie diskutieren wie Pandits und werden die Shastras hinzuziehen, um zu beweisen, dass er sich irrt; all das ist Unbewusstheit, eine vitale Unaufrichtigkeit, die sie nicht erkennen und die das argumentierende Mental als Komplizen benutzt.

Daher betonen wir so sehr die Wahrhaftigkeit im Yoga, und das bedeutet, das ganze Wesen bewusst der einen Wahrheit, dem einen Göttlichen zuzuwenden. Für die menschliche Natur aber ist dies eine der schwierigsten Aufgaben, viel schwieriger als strenger Asketizismus oder glühende Frömmigkeit. Auch die Religion vermag diese vollkommen harmonische Wahrhaftigkeit nicht zu geben – allein das seelische Wesen und ein einsinniges spirituelles Streben sind hierzu fähig.

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III. Streben

Das Streben sollte auf die volle Herabkunft der Wahrheit gerichtet sein und auf den Sieg über die Falschheit in der Welt.

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Diejenigen, die herkommen, fühlen ein Streben in sich, eine Möglichkeit – etwas in ihrem seelischen Wesen drängt sie, und wenn sie diesem Drängen nachgeben, werden sie das Ziel erreichen; doch das ist keine Wandlung. Wandlung ist die Abkehr des Wesens von den niederen Dingen und eine Hinwendung zum Göttlichen.

Streben kann schließlich zur Wandlung führen, Streben als solches aber ist keine Wandlung.

Die Mutter sprach von drei verschiedenen Dingen: Von der Wandlung – also der entschlossenen Hinwendung der Seele zum Göttlichen –, von der inneren Verwirklichung des Göttlichen und von der Umwandlung der Natur. Die ersten beiden können rasch und plötzlich erfolgen und ein für allemal, das dritte benötigt immer Zeit und kann nicht auf einmal geschehen oder in einem Augenblick. Man mag sich einer jähen Veränderung in dieser oder jener Einzelheit des Umwandlungsvorganges bewusst werden, doch selbst dies ist lediglich das plötzliche Ergebnis einer langen Arbeit.

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Weihung ist ein Vorgang, bei dem man das Bewusstsein übt, sich dem Göttlichen zu geben. Wandlung hingegen ist eine spontane Bewegung des Bewusstseins, eine Abkehr von äußeren Dingen und eine Hinwendung zum Göttlichen. Sie entspringt und ist das Ergebnis einer inneren oder oberen Fühlungnahme. Die Selbst-Weihung kann helfen, sich dieser Fühlung zu öffnen oder diese Fühlung kann von allein kommen. Die Wandlung aber kann auch als der Höhepunkt eines langwierigen Strebens und langer tapasyā erfolgen. Es gibt keine feste Regel in diesen Dingen.

Sobald das seelische Wesen hervortritt, wird die Wandlung einfach oder kann auch augenblicklich stattfinden, oder aber die Wandlung bewirkt das Hervortreten des seelischen Wesens. Auch hier gibt es keine feste Regel. Auf jedem Weg kann es geschehen; entweder finden eine Berührung und Verwirklichung statt und als Ergebnis nimmt die Seele den ihr gebührenden Platz ein, oder aber die Seele tritt hervor und macht die Natur für die Verwirklichung bereit.

Umwandlung ist etwas Fortschreitendes, doch muss auf jeden Fall eine Verwirklichung stattgefunden haben, bevor das Ziel der Umwandlung erreicht werden kann.

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Was du sagst, ist absolut richtig. Ein einfacher, gerader und aufrichtiger Ruf aus dem Herzen und ein ebensolches Streben sind das eine Wichtige und wesentlicher und wirksamer als alle Fähigkeiten. Von großer Wichtigkeit ist auch, sich nach innen zu wenden und nicht nach außen gewandt zu bleiben – sich dem inneren Ruf, der inneren Erfahrung, der inneren Gegenwart zu öffnen.

Die Hilfe, die du erbittest, wird dir gewährt werden. Lass das Streben immer größer werden und öffne das innere Bewusstsein insgesamt.

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Welchen “Grund” brauchst du, um nach Frieden, Reinheit und Freiheit zu streben, nach Licht, Stärke, ānanda, nach göttlicher Liebe und göttlichem Dienst? Dies sind Dinge, die in sich selbst gültig sind, sie sind das höchstmögliche Ziel menschlicher Bestrebung.

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Ja, das ist der Weg. Die Intensität des Strebens bringt die Intensität der Erfahrung und durch die wiederholte Intensität der Erfahrung erfolgt die Veränderung.

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Streben ist der Ruf nach dem Göttlichen – Wille ist der Druck einer bewussten Kraft auf die Natur.

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Worte sind beim Streben nicht notwendig. Dieses kann in Worten ausgedrückt werden oder auch ohne sie.

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Das Streben braucht nicht die Form eines Gedankens zu haben – es kann ein inneres Gefühl sein, das weiterbesteht, auch wenn sich das Mental der Arbeit zuwendet.

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Streben bedeutet, die Kräfte zu rufen. Sobald dann die Kräfte darauf reagieren, sollte ein natürlicher Zustand von ruhiger, gesammelter, doch spontaner Empfangsbereitschaft vorhanden sein.

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Man muss nach dem Göttlichen streben, man muss sich ihm überantworten – dann kann man es dem Göttlichen überlassen, mit dem ādhāra das Richtige und Wahre zu tun, wenn dieser einst die Vollendung erreicht hat.

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Es hängt von dem Stadium ab, das man erreicht hat. Persönliches Streben ist notwendig, bis der Zustand eingetreten ist, in dem alles automatisch geschieht und nur ein gewisses Wissen, eine gewisse Zustimmung für die Entwicklung notwendig sind. Das Herabziehen [der Kraft] geschieht meist in dem Wunsch, Dinge für sich zu erhalten; im Streben ist ein Sich-Geben enthalten, damit das höhere Bewusstsein herabkomme und von einem Besitz ergreife; je intensiver der Ruf, umso größer ist das Sich-Geben.

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Kein Zweifel, die Schwierigkeit liegt in der Beimengung des Begehrens bei allem was du tust, sogar bei deiner Bemühung in der Sadhana. Das Begehren bringt eine Bewegung ungeduldiger Anstrengung mit sich sowie eine Reaktion aus Enttäuschung und Aufbegehren und andere verwirrende und störende Gefühle, sobald eine Schwierigkeit gefühlt wird und das Resultat nicht unmittelbar eintritt. Streben sollte nicht die Form von Begehren annehmen, es sollte vielmehr das Erfordernis der inneren Seele sein, ein ruhiger, gefestigter Wille, sich dem Göttlichen zuzuwenden und das Göttliche zu suchen. Es ist bestimmt nicht einfach, sich von dieser Beimengung des Begehrens gänzlich zu befreien – es ist für niemanden einfach; doch wenn man den Willen hat, kann auch dies durch die helfende Kraft erreicht werden.

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Wenn Begehren nach etwas Gutem vorhanden ist, wird sich auch das Begehren nach etwas Schlechtem einstellen. Der Wille und das Streben haben ihren Platz, nicht aber das Begehren. Sobald ein Begehren auftritt, entstehen Verhaftetsein, Forderung, heftiges Verlangen, Mangel an Gleichmut, die Sorge, etwas nicht zu erhalten – all dies ist unyogisch.

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Man sollte zufrieden sein mit dem, was man erhält, und dennoch ruhig und ohne Kampf weiterstreben, bis alles erreicht ist. Kein Begehren, kein Kampf – Streben, Glaube, Offenheit und die Gnade.

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Was die Arbeit anbelangt, so kommt es darauf an, was du mit diesem Wort meinst. Begehren führt häufig entweder zu einem Übermaß an Anstrengung, was oft viel Arbeit und ein nur begrenztes Ergebnis bedeutet, das nur mit Mühe und Erschöpfung erreicht wurde und im Fall eines Hemmnisses oder Misserfolges zu Verzagtheit, Unglauben oder Empörung führt; oder aber es führt dazu, die Kraft herabzuziehen. Das ist möglich, ist aber außer für die yogisch Starken und Erfahrenen nicht immer sicher, obwohl es häufig durchaus wirkungsvoll sein kann; nicht sicher deshalb, da es zu heftigen Reaktionen führen oder entgegengesetzte, falsche oder vermischte Kräfte herabbringen kann, die der Sadhak aus Mangel an Erfahrung von den wahren nicht zu unterscheiden vermag. Oder aber des Sadhaks eigene, begrenzte Macht der Erfahrung oder seine mentalen und vitalen Auslegungen treten an die Stelle der freien Gabe und wahren Führung des Göttlichen. Die Fälle unterscheiden sich voneinander, und jeder hat seinen eigenen Weg der Sadhana. Doch dir empfehle ich ein fortwährendes Offensein, ein ruhiges, stetiges Streben, keinen Übereifer, heiteres Vertrauen und heitere Geduld.

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Die Seele ist es, die das wahre Streben gibt; das Vital, sobald es geläutert und der Seele unterworfen ist, verhilft zur Intensität. Doch wenn es nicht geläutert ist, ist die Intensität rajasisch, voller Ungeduld und den Reaktionen von Verzagtheit und Enttäuschung ausgesetzt. Ruhe und Gleichmut, die benötigt werden, müssen von oben durch das Mental kommen.

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Das ist das seelische Streben, das seelische Feuer. Sobald sich das Vital einmischt, kommt Ungeduld nach dem Ergebnis auf und Unzufriedenheit, sofern dieses sich nicht sofort einstellt. Das muss aufhören.

So ist die Natur des ungeläuterten, vitalen Teils der Oberfläche. Das wahre Vital ist anders, ruhig und stark und ein machtvolles, dem Göttlichen ergebenes Instrument. Damit dieses aber hervortreten kann, muss man zuerst eine sichere Gelassenheit im Mental erlangen; wenn das Bewusstsein dort gefestigt und das Mental ruhig, weit und frei ist, kann auch das wahre Vital hervortreten.

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Ungeduld und rastlose Unruhe kommen aus dem Vital, das diese sogar in das Streben einfließen lässt. Das Streben muss intensiv, ruhig und stark sein (das ist die Natur des wahren Vitals) und nicht rastlos und ungeduldig – so allein kann es beständig sein.

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Das Streben kann ruhig und intensiv sein und stört nicht die Harmonie des inneren Wesens.

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Es hat keinen Sinn, āsanas oder prāṇāyāma zu üben. Es ist nicht notwendig, vor Leidenschaft zu brennen. Erforderlich ist, geduldig die Macht der Konzentration zu erlangen und ein stetiges Streben, damit sich die Stille, von der du sprichst, im Herzen festigt und sich auch über die anderen Wesensteile ausbreitet. Dann können sich das physische Mental und das Unbewusste läutern und beruhigen.

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Es ist ein Fehler zu glauben, dass das Streben oder Verlangen nach dem Göttlichen nicht echt sei, wenn der erregte, leidenschaftliche Eifer, vyākulatā, fehlt. Nur in bestimmten Formen des Bhakti-Yoga gibt es dieses fortwährende vyākulatā oder Weinen oder hāhākāra, Jammern (letzteres ist häufig mehr vital als seelisch). Dagegen ist in unserem Yoga, obwohl das seelische Sehnen manchmal oder auch häufig in intensiven Wellen kommen kann, die Grundlage eine Stille des Wesens und in dieser Stille eine immer stetigere Wahrnehmung der Wahrheit, ein immer stetigeres Suchen und Verlangen nach dem Göttlichen, so dass sich alles mehr und mehr diesem zuwendet. Und in all dem findet die Erfahrung und wachsende Verwirklichung statt. Da sich das Offensein in dir weitet, erhältst du diese Spiegelung, ābhāsa, der (formlosen) Gegenwart der Mutter. In dem Maße, wie die innere Verwirklichung wächst, bekommt diese Gegenwart in der körperlichen Form ihren vollen Wert.

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Gebete sollten voller Vertrauen sein, ohne Sorge oder Wehklagen.

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Natürlich, je ausgerichteter das Streben ist, umso rascher ist der Fortschritt. Die Schwierigkeit entsteht, wenn sich entweder das Vital mit seinen Begierden oder das Physische mit seinen alten, gewohnheitsmäßigen Regungen einmischt – wie es beinahe jedem geschieht. Hierdurch entstehen dann Dürre und Widerstand in einem spontanen Streben. Diese Dürre ist ein wohlbekanntes Hindernis in jeder Sadhana. Doch man muss ausharren und darf sich nicht entmutigen lassen. Wenn man seinen Willen in diesen unfruchtbaren Zeitspannen aufrechterhält, werden sie vorübergehen, und nachher wird eine größere Kraft des Strebens und der Erfahrung möglich werden.

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Es ist eine Beeinflussung durch tamasische Kräfte, die an der Schwierigkeit festhalten und sie hervorbringen, und das physische Bewusstsein öffnet sich ihnen. Streben ist tatsächlich niemals schwierig. Die Zurückweisung mag nicht sogleich Erfolg haben, doch es ist immer möglich, den Willen der Zurückweisung und Verweigerung aufrechtzuerhalten.

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Kein Zweifel, ein wahres und starkes Streben ist erforderlich; es stimmt aber nicht, dass dir die wahre Sache fehlt. Wäre dies der Fall, dann könnte die Kraft nicht in dir wirken. Doch diese wahre Sache hat ihren Sitz in der Seele und im Herzen und zeigte sich immer dann, wenn sie in der Meditation aktiv wurde. Der Vollständigkeit halber musste das Wirken jedoch in das physische Bewusstsein herabkommen und dort die Ruhe und das Offensein festigen. Das physische Bewusstsein ist immer und in jedermanns Natur ein wenig träge, ein fortwährendes, starkes Streben ist ihm nicht eigen, sondern muss erst geformt werden. Vorher aber muss das Sich-Öffnen stattfinden, eine Läuterung, eine gefestigte Ruhe muss eintreten, andernfalls wird der physisch-vitale Wille ein starkes Streben in Übereifer und Ungeduld wenden – oder es zumindest versuchen. Sei daher nicht besorgt, wenn dir der Zustand deiner Natur zu neutral erscheint, zu ruhig und ohne genügendes Streben, ohne genügende Bewegung. Dies ist ein Durchgang, der für den Fortschritt notwendig ist – das übrige wird kommen.

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Du findest es immer noch schwierig, die Zwischenzeiten, wenn alles ruhig ist und an der Oberfläche nichts geschieht, zu ertragen. Doch durch diese Zeiten müssen alle hindurch, und man kann sie nicht umgehen. Du darfst nicht mit der Vorstellung spielen, dass all dies aus deinem Mangel an Streben oder irgendeiner anderen Unfähigkeit herrühre, und dass es solche Zeiten nicht gäbe und ein ununterbrochener Strom von Erfahrungen stattfände, wenn dieses fortwährende, glühende Streben in dir wäre. Dies ist nicht der Fall. Auch wenn das Streben vorhanden wäre, gäbe es diese Zwischenzeiten. Und wenn man sogar während dieser Zeiten zu streben vermag – umso besser. Die Hauptsache aber ist, ihnen mit Ruhe zu begegnen, nicht rastlos, niedergeschlagen oder verzagt zu werden. Ein immerwährendes Feuer kann erst dann brennen, wenn ein gewisses Stadium erreicht wurde, das heißt, wenn man innerlich bewusst im seelischen Wesen lebt; doch hierfür ist all diese Vorbereitung des Mentals, des Vitals, des Physischen notwendig. Denn dieses Feuer gehört der Seele an, und es kann nicht allein durch die Bemühung des Mentals beherrscht werden. Die Seele muss voll befreit werden, und die Kraft wirkt dahingehend, dass dies voll möglich wird.

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IV. Glaube

Glaube [faith] – eine dynamische, vollständige Gewissheit und Annahme;

Überzeugung [belief] – ein bloß intellektuelles Annehmen;

Gewissheit [conviction] – eine intellektuelle Überzeugung, die auf scheinbar guten Gründen beruht;

Verlass [reliance] – sich aufeinander zu verlassen, da man einander vertraut;

Vertrauen [trust] – das Gefühl, dass man auf des anderen Hilfe rechnen kann sowie Verlass auf sein Wort, seinen Charakter usw.;

Zuversicht [confidence]– das Gefühl der Sicherheit, das mit Vertrauen zusammenhängt;

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Glaube ist eine Empfindung im gesamten Wesen, Überzeugung ist mental, Zuversicht bedeutet Vertrauen in eine Person oder in das Göttliche oder ein Gefühl der Gewissheit, was das Ergebnis des eigenen Suchens oder Bemühens anbelangt.

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Mentaler Glaube überwindet den Zweifel und verhilft dir dazu, dich dem wahren Wissen zu öffnen; vitaler Glaube verhindert die Angriffe feindlicher Kräfte oder schlägt sie zurück und verhilft dazu, sich dem wahren spirituellen Willen, der wahren spirituellen Tat zu öffnen; physischer Glaube macht in aller physischen Finsternis, Trägheit oder im Leiden stark und verhilft dazu, sich der Grundlage des wahren Bewusstseins zu öffnen; seelischer Glaube öffnet dich der direkten Fühlung mit dem Göttlichen und verhilft zu Einung und Hingabe.

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Mentaler Glaube ist durchaus hilfreich, kann aber vorübergehend erschüttert oder stark getrübt werden, bis das höhere Bewusstsein und die Erfahrung sich für immer festigen. Das, was selbst im Verborgenen fortbesteht, ist das Streben des inneren Wesens oder das Erfordernis nach etwas Höherem, denn es ist der Glaube der Seele. Auch er mag eine Zeitlang verdeckt sein, doch tritt er wieder hervor – er ist nur zeitweilig verdunkelt, aber nicht ausgelöscht.

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Das ist die wahre Entscheidung. Bewahre sie fest in dir, selbst wenn Wellen des anderen Bewusstseins die Oberfläche bedecken. Sobald man einen Glauben oder Entschluss in sich festigt, besteht er auch dann fort, wenn das Mental eine Zeitlang getrübt ist oder der Entschluss verschwimmt; man sieht ihn von selbst wieder auftauchen gleich einem Schiff aus einer Sturzwelle, das seine Reise fortsetzt, unbesiegbar trotz aller Schicksalsschläge, bis es den Hafen erreicht.

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Der Ausdruck (blinder Glaube} hat keine wirkliche Bedeutung. Ich vermute, es ist gemeint, dass man ohne Beweis nicht glauben kann; doch die Schlussfolgerung, die sich aufgrund des Beweises formt, ist kein Glaube, sie ist Wissen oder eine mentale Meinung. Glaube ist etwas, das man vor dem Beweis oder Wissen hat und dir zum Wissen oder zu der Erfahrung verhilft. Es gibt keinen Beweis dafür, dass es Gott gibt, doch wenn ich an Gott glaube, kann ich zur Erfahrung des Göttlichen gelangen.

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Glaube beruht nicht auf Erfahrung, er ist vor der Erfahrung vorhanden. Wenn man den Yoga aufnimmt, geschieht dies meist nicht durch die Kraft der Erfahrung, sondern durch die Kraft des Glaubens. Dies ist nicht nur im Yoga und spirituellen Leben der Fall, sondern auch im gewöhnlichen Leben. Alle Menschen der Tat, Entdecker, Erfinder, Wissenschaftler, schreiten durch den Glauben voran, bis der Beweis erbracht oder die Sache getan ist, und sie halten sich daran trotz Enttäuschung, Fehlschlag, Gegenbeweis und Verneinung; denn etwas Innerliches sagt ihnen, dass dies die Wahrheit ist und dass man die Sache aufnehmen und durchführen muss. Auf die Frage, ob blinder Glaube nicht falsch sei, ging Ramakrishna so weit zu sagen, dass blinder Glaube die einzige Art Glaube sei, die es gibt; denn Glaube ist entweder blind oder er ist kein Glaube, sondern etwas anderes, eine begründete Schlussfolgerung, eine bewiesene Überzeugung oder gesichertes Wissen.

Glaube ist der Zeuge der Seele für etwas, das sich noch nicht offenbart hat, das noch nicht erreicht oder verwirklicht wurde, das aber dennoch der Wissende in uns als das Wahre empfindet, als zuhöchst wert, dass man ihm folgt oder es erreicht, auch wenn keine anderen Anzeichen vorhanden sind. Dieses Etwas in uns kann andauern, selbst wenn das Mental keinen gefestigten Glauben hat, selbst wenn das Vital dagegen kämpft und aufbegehrt und sich weigert. Wo gibt es den, der den Yoga ausübt und der nicht durch diese Zeiten hindurch muss – durch lange Zeitspannen der Enttäuschung, des Fehlschlags, des Unglaubens und der Finsternis? Doch etwas erhält ihn aufrecht und macht weiter – ihm selbst zum Trotz –, da es fühlt und mehr noch, da es weiß, dass es auf jeden Fall das Wahre ist, dem es folgt. Der grundlegende, der Seele innewohnende Glaube ist, dass es das Göttliche gibt und dass es das einzige ist, dem man zu folgen hat und nichts anderes im Leben einem Vergleich damit standhält. Solange ein Mensch diesen Glauben besitzt, ist er für das spirituelle Leben bestimmt, und selbst wenn seine Natur voller Widerstände, voller Ablehnung und Schwierigkeiten ist, und selbst wenn er -viele Jahre zu kämpfen hat, ist er dennoch für den Erfolg im spirituellen Leben ausersehen.

Es ist dieser Glaube, den du entwickeln musst – ein Glaube, der mit der Vernunft und dem gesunden Menschenverstand übereinstimmt –, dass, wenn es das Göttliche gibt und wenn es dich auf den Pfad gerufen hat (wie es offensichtlich der Fall ist), es eine Göttliche Führung dahinter geben muss, und durch und trotz aller Schwierigkeiten wirst du am Ziel anlangen. Höre nicht auf die feindlichen Stimmen, die dich an einen Fehlschlag glauben lassen, oder auf ihr Echo, die Stimmen der Ungeduld und vitalen Hast; glaube nicht, dass es wegen der großen Schwierigkeiten keinen Erfolg geben kann oder, da das Göttliche sich bislang nicht zeigte, es sich niemals zeigen wird, sondern habe vielmehr die Einstellung, die jeder hat, der ein großes und schwieriges Ziel verfolgt, nämlich “ich werde ungeachtet aller Schwierigkeiten weitergehen, bis ich Erfolg habe”. Dem derjenige, der an das Göttliche glaubt, hinzufügt: “Es gibt das Göttliche, und es kann mir nicht misslingen, ihm zu folgen. Ich werde weitergehen und alles auf mich nehmen, bis ich es finde”.

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Du sprichst von der Erfahrung, die für den Glauben notwendig sei, oder dass es ohne sie keinen Glauben gäbe, doch dies widerspricht ganz und gar der menschlichen Psychologie. Tausende von Menschen haben Glauben, bevor sie zu einer Erfahrung kommen. Der Satz: “Kein Glaube ohne Erfahrung” hätte eine verheerende Auswirkung im spirituellen Bereich und gleichermaßen im Bereich menschlicher Tätigkeit. Der Heilige oder der bhakta glaubt an Gott lange bevor er zu einer Erfahrung Gottes gelangt, und auch der Mann der Tat glaubt an seine Sache lange bevor diese von Erfolg gekrönt ist – andernfalls wären sie nicht in der Lage, sich trotz Niederlage, Fehlschlag und tödlicher Gefahr beharrlich zu ihrem Ziel durchzukämpfen. Ich weiß nicht, was X unter wahrem Glauben versteht. Für mich ist Glaube keine intellektuelle Überzeugung, sondern eine Obliegenheit der Seele; wenn mein Glaube einmal schwankte, versagte oder erlosch, blieb die Seele dennoch unerschütterlich und bestand hartnäckig darauf: “Dieser Weg und kein anderer. Die Wahrheit, die ich fühlte, ist die Wahrheit, was immer auch das Mental glauben mag”. Auf der anderen Seite führen Erfahrungen nicht notwendigerweise zum Glauben. Ein Sadhak schreibt mir: “Ich fühle, wie die Gnade der Mutter in mich herabkommt, doch vermag ich nicht daran zu glauben, da es auch meine vitale Einbildungskraft sein könnte”. Ein anderer hat jahrelang Erfahrungen und versagt schließlich, da er, wie er sagt, “den Glauben verloren hat”. All diese Dinge entspringen nicht meiner Phantasie, es sind Tatsachen, die für sich sprechen.

Ich meinte ganz gewiss keine moralische, sondern eine spirituelle Wandlung; ein moralischer Mensch kann durch und durch voller Ego sein, einem durch Tugend und Rechtschaffenheit vergrößerten Ego. Sich vom Ego zu befreien, ist spirituell deshalb wertvoll, da man dann nicht länger in seinem persönlichen Selbst zentriert ist, sondern im Göttlichen. Und dies ist auch die Voraussetzung der bhakti...

Ich weiß nicht, was X gegen die Emotion einzuwenden hat; diese hat ihre Berechtigung, nur darf sie nicht ständig nach außen gerichtet sein, sondern muss nach innen gedrängt werden, damit sie die seelischen Türen weit öffnet. Was du sagst, ist durchaus richtig – ich bin froh, dass du so licht und klardenkend wirst, was bestimmt das Ergebnis einer seelischen Wandlung ist. Das Ego ist etwas sehr Eigenartiges, besonders in der Art wie es sich verbirgt und vorgibt, kein Ego zu sein. Es kann sich immer irgendwo verstecken, sogar hinter dem Streben, dem Göttlichen zu dienen. Die einzige Möglichkeit ist, es aus all seinen Verstecken und Winkeln zu vertreiben. Du hast durchaus recht, dies als den tatsächlich wichtigsten Teil des Yoga zu betrachten. Die Rajayogis tun gut daran, die Läuterung vor allem anderen zu betonen; auch ich tat dies in der “Synthesis of Yoga”, wo ich Läuterung und Konzentration besonders hervorhebe. Du kannst leicht erkennen, wenn du dich umsiehst, dass Erfahrungen und selbst Verwirklichungen dich nicht zum Ziel bringen können, bevor die Läuterung nicht stattgefunden hat; man kann sonst in jedem Augenblick straucheln, da das Vital noch unrein und voller Ego ist.

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Nicht die Hingabe an das seelische Wesen wird gefordert, sondern die Hingabe an das Göttliche. Man nähert sich dem Göttlichen durch Glauben; eine konkrete Erfahrung findet als Ergebnis der Sadhana statt. Man kann keine unmittelbare Erfahrung erwarten, ohne das Bewusstsein entsprechend vorzubereiten. Wenn man den Ruf fühlt, folgt man ihm; wenn kein Ruf erfolgt, besteht keine Notwendigkeit, das Göttliche zu suchen. Der Glaube genügt für den Anfang; die Vorstellung, man müsse zuerst verstehen und verwirklichen, bevor man sich auf die Suche begeben kann, ist ein mentaler Irrtum; wenn dies stimmen würde, wäre die ganze Sadhana unmöglich. Eine Verwirklichung kann nur als Ergebnis der Sadhana stattfinden und nicht ihre Voraussetzung sein.

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Ich sprach von einem starken, zentralen und wenn möglich vollkommenen Glauben, da mir schien, dass du dich nur nach der vollen Erwiderung, also der Verwirklichung und Gegenwart sehnst und dass du alles andere als ziemlich unbefriedigend empfindest – und dein Gebet dir all dies nicht brachte. Das Gebet aber bringt dies meist nicht gleich, außer es ist ein brennender Glaube im Inneren vorhanden oder ein vollkommener Glaube in allen Teilen des Wesens. Das heißt nicht, dass jene, deren Glaube nicht so stark oder deren Hingabe nicht vollständig ist, nicht am Ziel anlangen können; doch meist müssen sie zunächst mit kleinen Schritten gehen und allen Schwierigkeiten ihrer Natur begegnen, bis sie sich durch Ausdauer oder tapasyā genügend öffnen können. Und selbst ein schwankender Glaube und eine langsame und teilweise Hingabe haben ihre Kraft und ihr Ergebnis, sonst könnten nur einige wenige die Sadhana überhaupt durchführen. Was ich mit einem zentralen Glauben meine, ist ein Glaube in der Seele oder dem zentralen Wesen im Hintergrund, ein Glaube, der vorhanden ist, selbst wenn das Mental schwankt und das Vital verzweifelt und das Physische zusammenbrechen will, und der, nachdem die Anfechtung vorüber ist, wieder hervortritt und dich zurück auf den Pfad drängt. Er kann stark und licht sein, er kann in seiner Erscheinungsform fahl und schwach sein, doch wenn er dich jedes Mal zum Weitergehen veranlasst, ist er das Wahre. Anfälle von Verzagtheit, Finsternis und Verzweiflung sind eine Tradition auf dem Pfad der Sadhana – in allen Yogasystemen, den östlichen und den abendländischen, scheinen sie die Regel zu sein. Ich habe sie selbst zur Genüge erlebt, doch meine Erfahrung hat mich zu der Auffassung gebracht, dass sie eine unnötige Tradition sind, dass man sich von ihnen befreien könnte, wenn man wollte. Daher versuche ich, wann immer diese Anfälle bei dir oder anderen auftreten, stets auf den Glauben hinzuweisen. Und wenn sie dennoch kommen, muss man so schnell wie möglich durch sie hindurch und zurück zum Licht. Dein Traum vom Meer war völlig echt – der Sturm und das Anschwellen zuletzt verhindern nicht den Zustand der Gnade im Sadhak und damit die Ankunft der Gnade selbst. Und das ist es vermutlich, was etwas immer in dir will – dieses supramentale Wunder der Gnade, etwas das der Forderung nach tapasyā, nach Selbstvervollkommnung und langer Arbeit müde ist. Nun, es wird kommen, es kam zu Sadhaks hier nach vielen Jahren des glatten Misserfolgs, der Schwierigkeit und fürchterlichen Kämpfe. Doch im Gegensatz zu einer sich langsam entwickelnden Gnade kommt es meist nach viel Schwierigkeit und nicht sofort. Du darfst nicht aufhören, darum zu bitten, dann wird es mit Sicherheit einmal kommen, auch wenn jetzt die Erwiderung fehlt.

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Bis wir die Wahrheit erkennen (nicht mental, sondern durch Erfahrung, durch eine Wandlung des Bewusstseins), brauchen wir den Glauben der Seele, damit er uns stütze, damit wir uns an die Wahrheit halten können – doch wenn wir einmal im Wissen leben, wird dieser Glaube in Wissen gewandelt.

Ich meine natürlich das unmittelbare spirituelle Wissen. Mentales Wissen kann den Glauben nicht ersetzen; solange nur mentales Wissen vorhanden ist, wird der Glaube noch gebraucht.

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Glaube ist etwas, das dem Wissen vorangeht und nicht etwas, das ihm folgt. Es ist das Erspähen einer Wahrheit, die das Mental noch nicht als Wissen erkannt hat.

Nicht durch den Verstand kann man im Yoga vorankommen, sondern durch die seelische und spirituelle Empfangsbereitschaft; was das Wissen und das wahre Verstehen anbelangt, so wachsen diese in der Sadhana durch das Anwachsen der Intuition und nicht des physischen Intellektes.

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In solchen subtilen Dingen wie dem Arbeiten des Bewusstseins in der Sadhana muss man lernen, mit dem inneren Bewusstsein zu fühlen, zu beobachten und zu sehen; man muss lernen, mit Hilfe der Intuition in einer anpassungsfähigen Einstellung zu den Dingen zu entscheiden ohne die festen Begriffe und Regeln, die man im äußeren Leben braucht.

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Habe Glauben an das Göttliche, an die Göttliche Gnade, an die Wahrheit der Sadhana, an den schließlichen Triumph des Spirits über seine mentalen, vitalen und physischen Schwierigkeiten, an den Pfad und den Guru, an die Erfahrbarkeit der Dinge, die von jenen in der Philosophie Haeckels, Huxleys oder Bertrand Russels beschriebenen verschieden sind; denn wenn diese Dinge nicht wahr sind, hat der Yoga keinen Sinn.

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Es ist mir nicht ganz klar, inwiefern man die Methode des Glaubens in den Zellen damit vergleichen kann, eine Scheibe vom Mond zu essen. Eine Scheibe Mond hat noch keiner gegessen, doch die Heilung in den Zellen mit Hilfe des Glaubens ist eine Tatsache, ein Gesetz der Natur, und wurde häufig durchgeführt, auch außerhalb des Yoga. Der Weg zum Glauben sowie zu allen übrigen Dingen besteht darin, beharrlich auf ihrer Erlangung zu bestehen, sich der Schlaffheit, Verzweiflung oder des Aufgebens zu erwehren, bis man sie schließlich besitzt – es ist der Weg, auf dem bisher alles erreicht wurde, seit diese schwierige Erde begann, denkende und strebende Wesen zu beherbergen. Das bedeutet, sich wieder und wieder dem Licht zu öffnen und von der Finsternis abzuwenden. Es bedeutet, die Stimmen zurückzuweisen, die ständig sagen: “Du kannst nicht, du sollst nicht, du bist unfähig, du bist das Opfer eines Traumes”, denn dies sind feindliche Stimmen, die einen mit ihrem durchdringenden Getöse von dem Erfolg, der sich anbahnen wollte, abschneiden, um dann als Beweis ihrer Behauptung triumphierend auf die Dürftigkeit des Ergebnisses hinzuweisen. Die Schwierigkeit des Unterfangens ist bekannt, doch was schwierig ist, ist nicht unmöglich – es ist jene Schwierigkeit, die immer überwunden wurde, und alles Wertvolle in der Erdgeschichte wurde durch die Überwindung von Schwierigkeiten gewonnen. Auch in spiritueller Hinsicht ist es nicht anders.

Du musst dich nur entschlossen daran machen, den rākṣasa zu töten, und die Türen werden sich dir öffnen, so wie es bei vielen anderen geschah, die durch ihr Mental und ihre vitale Natur aufgehalten wurden.

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Es gibt zwei Arten von Glauben:

Den Glauben, der den Gleichmut herabruft und den Glauben, der die Verwirklichung herabruft.

Diese beiden Arten des Glaubens stimmen mit zwei verschiedenen Aspekten des Göttlichen überein.

Es gibt das Transzendente Göttliche, und es gibt das Kosmische Göttliche.

Der Wille der Verwirklichung ist der des Transzendenten Göttlichen.

Das Anliegen des Kosmischen Göttlichen ist das tatsächliche Ausarbeiten der Dinge unter den gegenwärtigen Umständen. Der Wille dieses Kosmischen Göttlichen ist in jedem Umstand, jeder Bewegung dieser Welt manifestiert.

Der Kosmische Wille wirkt für unser gewöhnliches Bewusstsein nicht als eine unabhängige Macht, die tut, was sie will; er wirkt in allen Wesen, durch alle Kräfte, die in der Welt spielen, sowie in dem Gesetz dieser Kräfte und seinen Folgen; nur wenn wir uns öffnen und das gewöhnliche Bewusstsein überschreiten, können wir sein Eingreifen als eine unabhängige Macht fühlen, die sich über das gewöhnliche Spiel der Kräfte hinwegsetzt.

Dann können wir auch erkennen, dass selbst im Spiel der Kräfte und trotz ihrer Entstellungen der Kosmische Wille auf eine mögliche Verwirklichung des Transzendenten Göttlichen Willens hinarbeitet.

Die Supramentale Verwirklichung ist der Wille des Transzendenten Göttlichen, den wir auszuarbeiten haben. Die Gegebenheiten, unter denen wir ihn auszuarbeiten haben, sind die eines niederen Bewusstseins, in dem die Dinge durch unsere eigene Unwissenheit, durch Schwächen und Fehler sowie den Zusammenprall von gegensätzlichen Kräften entstellt werden können. Daher sind Glaube und Gleichmut unerlässlich.

Wir müssen den Glauben haben, dass trotz unserer Unwissenheit, unserer Irrtümer und Schwächen, trotz der Angriffe feindlicher Mächte und trotz allem sofortigen Zutagetreten des Versagens der Göttliche Wille uns durch alle Widrigkeiten hindurch der endgültigen Verwirklichung entgegenführt. Dieser Glaube wird uns Gleichmut geben; es ist ein Glaube, der das, was geschieht, hinnimmt, und zwar nicht als etwas Endgültiges, sondern als etwas, das man auf dem Weg auf sich zu nehmen hat. Ist einmal dieser Gleichmut gesichert, dann ist es möglich, eine andere Art des Glaubens zu festigen, der, vom Gleichmut gestützt, mit einem Einfluss des supramentalen Bewusstseins dynamisch gemacht werden und die gegenwärtigen Umstände überwinden kann und der bestimmt, was geschehen soll, und schließlich dazu beiträgt, die Verwirklichung des Transzendenten Göttlichen Willens herabzubringen.

Der Glaube an das Kosmische Göttliche ist in der Macht seines Wirkens durch die Erfordernisse des Spiels begrenzt.

Um sich gänzlich von diesen Begrenzungen zu befreien, muss man das Transzendente Göttliche erreichen.

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Im Spiel kosmischer Kräfte wirkt der Wille im Kosmos – wenn wir ihn so nennen wollen – anscheinend nicht immer zugunsten einer reibungslosen und direkten Arbeit oder Sadhana; er bringt häufig das, was Umwälzungen zu sein scheinen, mit sich, eine plötzliche Wende, die die Richtung unterbricht oder verändert, gegensätzliche oder vereitelnde Umstände oder eine überraschende Abkehr von dem, was zeitweilig geordnet oder gefestigt schien. Das eine, das es zu bewahren gilt, ist Gleichmut sowie aus allen Geschehnissen im Laufe des Lebens oder der Sadhana eine Gelegenheit oder ein Mittel für den Fortschritt zu machen. Es gibt einen geheimen höheren Willen, transzendent hinter dem Spiel und dem Willen kosmischer Kräfte – einem Spiel, das immer aus einem Gemisch von hilfreichen und feindlichen Dingen besteht –, und dieser Wille ist es, auf den man warten und an den man glauben muss; doch darfst du nicht verlangen, immer sein Wirken verstehen zu können. Das Mental will, dass dieses oder jenes geschehe, dass die einmal eingeschlagene Richtung beibehalten werde, doch was das Mental will, ist durchaus nicht immer das, was für einen größeren Zweck beabsichtigt ist. Man muss tatsächlich einem festen zentralen Ziel in der Sadhana folgen und nicht davon abweichen, sich aber nicht auf äußere Umstände und Voraussetzungen usw. verlassen, als ob es grundlegende Dinge wären.

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Auf die Frage in deinem letzten Brief kann es keine andere Antwort geben, als dass allein ein einsinniger Glaube oder ein fester Wille dir den Weg zum Yoga öffnen kann. Da sich deine Ideen und dein Wille in einem fortwährenden Zustand des Fließens oder Schwankens befinden, kannst du keinen Erfolg haben. Ein starkes Mental und ein starker Wille können einem selbst bei einem unzureichenden Glauben weiterhelfen und die Erfahrungen herbeiführen, durch die ein wankelmütiger Glaube sich in Gewissheit verwandelt.

Das ist der Grund, warum es für mich so schwierig ist, deine Fragen über die verschiedenen Alternativen zu beantworten. Ich könnte sagen, dass der Weg der Gita als solcher ein Teil unseres Yoga ist und dass diejenigen, die ihm zu Beginn oder im ersten Stadium folgten, für diesen Yoga eine festere Grundlage haben als andere. Es ist daher nicht der richtige Standpunkt, auf ihn als etwas Andersartiges oder Zweitrangiges herabzuschauen. Wie dem auch sei, du selbst musst wählen, niemand kann es für dich tun. Diejenigen, die [in den Ashram] kommen und wieder gehen, können dies mit Gewinn nur dann tun, wenn oder weil sie eine zentrale Entscheidung getroffen haben und sich an diese halten; wenn sie hier sind, dann deshalb, um den Yoga auszuüben, wenn sie woanders sind, bewahren sie dort den Willen zum Yoga aufrecht. Du musst dich von deinen fortwährenden Überlegungen befreien und sehen, ob du ohne den Impuls zum Yoga zurechtkommen kannst oder nicht; wenn du es nicht kannst, ist es nutzlos, an das gewöhnliche Leben ohne Yoga zu denken, denn deine Natur wird dich immer dazu zwingen, danach zu suchen, selbst wenn du dein ganzes Leben mit einem nur geringen Ergebnis suchen musst. Dieses geringe Ergebnis aber wird meist durch das sich immer wieder einmischende Mental verschuldet und durch das schwache Vital, das seine Überlegungen stützt. Wenn du deinen Willen unwiderruflich ausrichten könntest, hättest du Aussicht – und ob du dann hier oder anderswo der Sache folgst, würde einen nur unbedeutenden Unterschied ausmachen.

Ich habe den Weg der Gita für dich vorgeschlagen, denn das Sich-Öffnen, das für unseren Yoga hier notwendig ist, scheint zu schwierig für dich zu sein. Wenn du eine weniger anspruchsvolle Forderung an dich selbst stellen würdest, hättest du vielleicht größere Aussicht. Jedenfalls scheint dies die einzige Möglichkeit für dich zu sein, solange du nicht zum gewöhnlichen Leben zurückkehren kannst und solange dir das Sich-Öffnen an die Macht hier nicht gelingt.

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Es genügt durchaus, wenn der feste und andauernde Wille, zu glauben und sich selbst darzubringen, vorhanden ist. Es versteht sich, dass es für die menschliche Natur nicht möglich ist, immer ohne Regungen des Zweifels, der Finsternis oder der anderen nicht hingegebenen Dinge zu sein, solange das innere Bewusstsein noch nicht genügend gewachsen ist und diese [Dinge] unmöglich werden. Daher ist der Wille notwendig, damit die Kraft wirken kann, um all das mit der vollen Zustimmung und dem Willen von Herz und Mental des Sadhaks zu entfernen. Der Versuch, diese Dinge zurückzuweisen und den Willen zu festigen, genügt – denn die Bemühung ist es, die letzten Endes das Andauern [des Erfolges] herbeiführt.

Die Tiefe des Schlafes in deiner Erfahrung sollte dich weit nach innen führen, und als dies geschehen war, bist du in den psychischen und spirituellen Zustand eingetreten, der die Form eines schönen Feldes und des Fließens von weißem Licht, von Kühle und Frieden annahm. Die Treppe war ein Symbol des Aufstiegs von diesem seelischen und spirituellen Zustand in höhere und immer höhere Ebenen spirituellen Bewusstseins, wo sich die Quelle des Lichtes befindet. Die Hand der Mutter war das Symbol ihrer Gegenwart und Hilfe, die dich emporziehen und zum obersten Ende der Leiter führen wird.

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Glaube kann tamasisch und wirkungslos sein, zum Beispiel so: “Ich glaube, die Mutter wird alles tun, daher werde ich selbst nichts tun. Wenn sie will, wird sie mich umwandeln”. Das ist kein dynamischer, sondern ein statischer und träger Glaube.

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Der Glaube, der Verlass auf Gott, die Hingabe und das Selbst-Geben an die Göttliche Macht sind notwendig und unerlässlich. Sich auf Gott zu verlassen, darf aber nicht zu einem Vorwand für Faulheit, Schwäche und die Hingabe an die Impulse der niederen Natur gemacht werden; es muss Hand in Hand mit unermüdlichem Streben gehen und mit einer beharrlichen Zurückweisung von allem, was der Göttlichen Wahrheit im Wege steht. Die Hingabe an das Göttliche darf nicht zu einer Ausflucht, einem Deckmantel oder einer Gelegenheit werden, seinen eigenen Begierden und niederen Bewegungen zu frönen, oder sich seinem Ego oder einer Kraft der Unwissenheit und Dunkelheit hinzugeben, die sich fälschlich als das Göttliche darstellt.

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Man muss sich auf das Göttliche verlassen und dennoch eine kraftvolle Sadhana tun – das Göttliche gibt die Frucht nicht im Maße der Sadhana, sondern im Maße der Wahrhaftigkeit der Seele und ihres Strebens (Mit Wahrhaftigkeit der Seele meine ich ihr Sehnen nach dem Göttlichen und ihr Streben nach einem höheren Leben). Es ist daher nicht gut, wenn man sich grämt und fragt: “Werde ich dies sein, werde ich das sein, was werde ich sein?” Sage vielmehr: “Ich bin bereit, nicht das zu sein, was ich will, sondern das, was das Göttliche will” – alles übrige sollte auf dieser Grundlage geschehen.

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Du bist zum richtigen Grundsatz zurückgekehrt, alles für die Mutter zu sein und volles Vertrauen zu haben, dass man allein in diesem Vertrauen weitergehen muss, voller Ruhe, und dass alles, was kommen muss, schließlich kommen wird, und alles geschehe, was das Göttliche will. Das Tun der Welt ist für das menschliche Mental zu subtil und fremd und kompliziert, um es verstehen zu können – erst wenn das Wissen von oben kommt, wenn man in das höhere Bewusstsein aufgenommen wird, kann das Verstehen kommen. Solange muss man den Weisungen des tieferen seelischen Herzens zuinnerst folgen, die sich auf jenem Glauben und jener Liebe gründen, die der einzig sichere Leitstern

sind.

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Ich habe dir all dies bereits erklärt. Es stimmt durchaus, dass du, wenn du dir selbst überlassen bist, nichts zu tun vermagst; das ist der Grund, warum du mit der Kraft in Kontakt sein musst, die dazu da ist, für dich das zu tun, was du selbst nicht für dich tun kannst. Die einzige Sache, die du tun musst ist, dem Wirken der Kraft stattzugeben und dich auf ihre Seite zu stellen; das bedeutet, Glauben an sie zu haben, sich auf sie zu verlassen, sich nicht zu sorgen und zu beunruhigen, ruhig an sie zu denken, ruhig sich an sie zu wenden, sie ruhig wirken zu lassen. Wenn du dies tust, wird alles übrige für dich geschehen – nicht alles auf einmal, denn viel gibt es, das aus dem Weg geräumt werden muss – und dennoch wird es immerfort und in immer größerem Maß geschehen.

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Die Göttliche Gnade und Macht vermögen alles zu tun, doch nur mit der vollen Zustimmung des Sadhaks. Diese volle Zustimmung erteilen zu lernen, ist der ganze Sinn der Sadhana. Auf Grund der Ideen im Mental, der Begierden im Vital oder der Trägheit im physischen Bewusstsein kann es lange Zeit in Anspruch nehmen, doch müssen diese Dinge sein und können durch die Hilfe oder das Herbeirufen der Göttlichen Kraft beseitigt werden.

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Lass dich nicht entmutigen und misstraue nicht der Göttlichen Gnade. Wie auch immer die äußeren Schwierigkeiten und inneren Schwächen sein mögen, wenn du dich fest an deinen Glauben und dein Streben hältst, wird die geheime Macht dich durch alles hindurch führen und wieder hierher zurückbringen. Selbst wenn Widerstände und Schwierigkeiten dich bedrängen, selbst wenn du strauchelst, selbst wenn du glaubst, der Weg sei versperrt, halte dich an dein Streben; selbst wenn der Glaube eine Zeit lang wie hinter einer Wolke ist, wende dich im Mental und Herzen immer an uns, und die Wolke wird verschwinden. Was die äußere Hilfe in Form von Briefen anbelangt, so sind wir durchaus bereit, sie dir zu geben... Doch halte dich fest an den Weg, und zuletzt werden die Dinge sich von selbst auftun, und die äußeren Umstände werden sich dem inneren Spirit fügen.

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Die Schwierigkeit muss aus Misstrauen und Ungehorsam entstanden sein. Denn Misstrauen und Ungehorsam sind wie eine Falschheit (sie sind in sich eine Falschheit, die sich auf falschen Ideen und Impulsen gründet), sie beeinträchtigen das Wirken der Macht, sie verhindern, dass diese gefühlt wird oder dass sie voll zur Auswirkung kommt, und sie mindern die Kraft des Schutzes.

Nicht allein in deiner nach innen gerichteten Konzentration, sondern auch in deinen äußeren Taten und Bewegungen musst du die richtige Haltung einnehmen. Wenn dies geschieht und du alles der Führung der Mutter überlässt, wirst du fühlen, wie sich die Schwierigkeiten verringern oder viel leichter überwunden werden können und die Dinge ständig einfacher werden.

In deiner Arbeit und in deinen Taten musst du das gleiche tun wie in deiner Konzentration. Öffne dich der Mutter, vertraue alles ihrer Führung an, rufe den Frieden, die stützende Macht, den Schutz, und – damit all dies zur Auswirkung kommt – weise alle falschen Einflüsse zurück, die in deren Weg treten und falsche, achtlose oder unbewusste Bewegungen schaffen könnten. Folge diesem Prinzip und dein ganzes Wesen wird unter einer Herrschaft, im Frieden, unter der schützenden Macht und dem schützenden Licht eins werden.

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Glaube, Hingabe und samatā [Gleichmut] müssen in jeden Teil und in jedes Atom des Wesens gebracht werden, so dass nirgendwo die Möglichkeit einer entgegengesetzten Schwingung besteht.

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Welche feindlichen Dinge sich auch immer dir entgegenstellen, du musst ihnen mit Mut begegnen, dann werden sie verschwinden, und die Hilfe wird kommen. Glaube und Mut sind die wahre Haltung und müssen immer, sowohl im Leben und in der Arbeit, als auch in der spirituellen Erfahrung bewahrt werden.

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Glaube in Augenblicken der Prüfung an den göttlichen Schutz und rufe diesen herab; glaube allezeit, dass das, was das Göttliche will, das Beste ist.

Was dich zum Göttlichen führt, muss von dir als richtig angenommen werden, und alles, was dich vom Göttlichen abwendet, ist schlecht für dich.

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Es gibt keinen anderen Grund für deine Sorge als diese Bereitschaft, auf ihr Anklopfen zu hören und ihr die Tür zu öffnen. Wenn du nur das Göttliche willst, besteht die absolute Gewissheit, dass du das Göttliche erreichen wirst, doch all dies Zweifeln und Murren bei jeder Bewegung ist ein Hemmnis und verhüllt wie mit einem Vorhang Herz und Augen. Bei jedem Schritt werden die entgegengerichteten Kräfte diese Zweifel wie ein Seil zwischen deine Beine werfen und dich zum Straucheln und Stillstand bringen – es ist ihr metier, das zu tun. Man hat sich zu sagen: “Da ich allein das Göttliche will, ist mein Erfolg gewiss; ich habe nur voller Vertrauen voranzuschreiten, und Seine Hand wird mich im geheimen zu Ihm führen, auf Seinem Weg und zu Seiner Zeit”. Das ist es, was du als dein fortwährendes mantra bewahren musst. Alles übrige kann man bezweifeln, doch dass derjenige, der allein das Göttliche begehrt, das Göttliche erreichen wird, ist sicher – sicherer als dass zwei mal zwei vier sind. Das ist der Glaube, den jeder Sadhak im Grunde seines Herzens bewahren muss und der ihn über alles Straucheln, alle Schläge und Prüfungen hinwegträgt Es sind falsche Vorstellungen, die noch ihre Schatten auf dein Mental werfen und dich daran hindern, diesen Glauben zu haben. Lege sie ab und das Rückgrat der Schwierigkeiten wird gebrochen sein.

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Bewahre den festen Glauben an den Sieg des Lichtes und begegne mit ruhigem Gleichmut den Widerständen der Materie und der menschlichen Persönlichkeit gegen ihre eigene Umwandlung.

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Es ist keine Hoffnung, sondern eine Gewissheit, dass die vollständige Umwandlung der Natur stattfinden wird.

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Selbst dort ist viel Finsternis, und unsere Welt ist voll davon, ebenso wie die physische Natur des Menschen; und dennoch vermag ein Strahl des wahren Lichtes sich gegen die tausendfache Finsternis zu behaupten. Glaube dies und halte dich immer daran.

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V. Hingabe und Bemühung

Hingabe heißt, sich dem Göttlichen zu geben – alles was man ist oder hat dem Göttlichen zu geben, nichts als sein eigen zu betrachten, nur dem Göttlichen Willen zu gehorchen und nichts anderem, für das Göttliche zu leben und nicht für das Ego.

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Hingabe bedeutet, gänzlich in den Händen der Mutter zu sein und in keiner Weise ihrem Licht und Wissen, ihrem Willen und dem Wirken ihrer Kraft durch Egoismus oder sonstwie Widerstand zu leisten.

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Dann ist es ein Entschluss, saṅkalpa, zur Hingabe. Doch die Hingabe muss an die Mutter erfolgen – nicht an die Kraft, sondern an die Mutter selbst.

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All diese Komplikation ist überflüssig. Wenn sich die Seele manifestiert, wird sie nicht fordern, dass du dich ihr hingibst, sondern der Mutter.

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Das Göttliche gibt sich jenen, die sich rückhaltlos und in ihrem ganzen Wesen dem Göttlichen geben. Für sie die Ruhe, das Licht, die Macht, die Seligkeit, die Freiheit, die Weite, die Gipfel der Erkenntnis, die Meere des ānanda.

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Dies3 ist in einem inneren Sinn zu verstehen – keine äußere Größe ist gemeint. Das Ego ist es, das alle Unterwerfung als Erniedrigung und Minderung betrachtet, in Wirklichkeit aber wird durch die Unterwerfung an das Göttliche das Wesen gemehrt und geweitet – das sollte ausgedrückt werden.

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Wenn keine Hingabe vorhanden ist, kann keine Umwandlung des gesamten Wesens stattfinden.

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Würde man das Göttliche wollen, dann würde das Göttliche selbst die Läuterung des Herzens übernehmen, die Sadhana entwickeln und die notwendigen Erfahrungen geben; es kann auf diese Weise geschehen und geschieht auch auf diese Weise, wenn man Vertrauen und Zuversicht in das Göttliche und den Willen zur Hingabe hat. Denn ein derartiges übernehmen bedeutet, dass man sich in die Hände des Göttlichen gibt, statt sich auf seine eigenen Bemühungen allein zu verlassen; dies aber bedingt, dass man Vertrauen und Zuversicht in das Göttliche hat und sich mehr und mehr hingibt. Dies ist in der Tat das Prinzip der Sadhana, dem ich selbst gefolgt bin, und es ist der innerste Prozess des Yoga, so wie ich ihn auffasse. Es ist vermutlich das, was Sri Ramakrishna mit seinem Gleichnis von der Methode der jungen Katze meinte. Doch nicht alle können dies auf Anhieb tun; es dauert lange, bis man dorthin gelangt, und es ist am leichtesten, wenn Mental und Vital ruhig werden.

Was ich mit Hingabe meine, ist diese innere Hingabe des Mentals und Vitals. Es gibt natürlich auch eine äußere Hingabe: das Aufgeben von allem, was mit dem Geist oder dem Erfordernis der Sadhana nicht übereinstimmt, mit der Darbringung, mit dem Gehorsam gegenüber der Führung durch das Göttliche, sei es direkt – sofern man dieses Stadium erreicht hat – oder über die Seele oder die Führung durch den Guru. Ich möchte jedoch behaupten, dass langes Fasten, prāyopaveśana, absolut nichts mit Hingabe zu tun hat; es ist vielmehr eine Form von tapasyā, und zwar eine sehr strenge und meiner Meinung nach sehr übertriebene und häufig gefährliche Form.

Der Kern der inneren Hingabe ist Vertrauen in das Göttliche und Zuversicht. Die Haltung sollte die folgende sein: “Ich will das Göttliche und nichts anderes. Ich will mich ihm gänzlich geben, und da meine Seele dies will, kann es nicht anders sein, als dass ich ihm begegnen und es verwirklichen werde. Ich will nur dies und dass sein Wirken mich zu ihm bringt, sein geheimes oder sichtbares Wirken, sein verhülltes oder offenbares Wirken. Ich bestehe nicht auf meiner Zeit und meinem Weg; es [das Göttliche] soll alles zu seiner Zeit und auf seine Weise tun. Ich werde an es glauben, ich werde seinen Willen annehmen und immerfort nach seinem Licht, nach seiner Gegenwart und Freude streben, ich werde durch alle Schwierigkeiten und Verzögerungen gehen, mich auf es verlassen und niemals aufgeben. Möge mein Mental ruhig werden und ihm vertrauen, möge es seinem Lichte geöffnet werden; möge mein Vital ruhig werden und allein ihm zugewandt sein, möge es seiner Ruhe und Freude geöffnet sein. Alles für das Göttliche, und auch mich selbst für das Göttliche. Was immer auch sein wird, ich werde dieses Streben und Selbstgeben bewahren und weitergehen und mich vollkommen darauf verlassen, dass es geschieht.”

Das ist die Haltung, in die man hineinwachsen muss; auf einmal kann sie in ihrer Vollständigkeit bestimmt nicht erreicht werden – mentale und vitale Bewegungen kommen dazwischen –, doch wenn man den Willen bewahrt, wird sie im Wesen gedeihen. Das übrige ist eine Frage des Gehorsams gegenüber der Führung, sobald sie sich offenbart und den vitalen und mentalen Bewegungen nicht erlaubt, sich einzumischen.

Ich will damit nicht sagen, dass dieser Weg der einzige ist und die Sadhana nicht auch auf andere Weise getan werden kann – es gibt viele andere Wege, sich dem Göttlichen zu nähern. Dies aber ist der einzige mir bekannte, auf dem die Übernahme der Sadhana durch das Göttliche eine fühlbare Tatsache wird, noch ehe die Vorbereitung der Natur beendet ist. In anderen Methoden mag das Wirken des Göttlichen von Zeit zu Zeit gefühlt werden, doch bleibt es, bis alles bereit ist, meist hinter einem Schleier verborgen. In einigen Sadhanas wird das göttliche Wirken überhaupt nicht anerkannt: alles hat durch tapasyā zu geschehen. Meist jedoch vermischen sich beide Methoden: durch die tapasyā wird schließlich die direkte Hilfe und Einwirkung erlangt. Die Vorstellung und Erfahrung, das Göttliche tue alles, gehört dem Yoga der Hingabe an. Doch welchem Weg man auch immer folgt, das einzig Erforderliche ist, treu zu sein und bis zum Ende durchzuhalten.

Wenn man sich dem Göttlichen mit Vertrauen und Zuversicht gibt, kann alles vom Göttlichen getan werden – die Läuterung von Herz und Natur, die Erweckung des inneren Bewusstseins, die Entfernung der Schleier; selbst wenn man es nicht auf einmal oder vollständig tun kann, erfolgt doch in dem Maß, wie man sich bemüht, die innere Hilfe und Führung, und es wächst die innere Erfahrung des Göttlichen. Sobald das zweifelnde Mental ruhig wird, sobald die Demut und der Wille zur Hingabe sich mehren, sollte es durchaus möglich sein. Keine andere Kraft oder tapasyā wird dann benötigt als allein diese.

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Im frühen Stadium der Sadhana – und mit früh meine ich eine lange Zeitspanne – ist die Bemühung unerlässlich. Hingabe natürlich auch, doch ist Hingabe nicht etwas, das an einem Tage möglich ist. Das Mental hat seine Vorstellungen und klammert sich an sie; das menschliche Vital widersetzt sich der Hingabe, denn was es in den frühen Stadien Hingabe nennt, ist eine zweifelhafte Art des Selbstgebens, die eine Forderung enthält; das physische Bewusstsein ist wie ein Stein, und was es Hingabe nennt, ist häufig nichts als Trägheit. Nur die Seele weiß, wie sie sich hinzugeben hat, doch ist die Seele am Anfang meist sehr verhüllt. Sobald die Seele erwacht, kann dies eine plötzliche und wahre Hingabe des ganzen Wesens mit sich bringen, denn die übrige Schwierigkeit ist dann rasch beseitigt und verschwindet. Solange aber ist die Bemühung unerlässlich. Oder aber sie ist notwendig, bis die Kraft von oben in das Wesen herabströmt und die Sadhana mehr und mehr für einen übernimmt, wodurch immer weniger der individuellen Bemühung überlassen bleibt; doch selbst dann sind, wenn auch nicht die Bemühung, so zumindest Streben und Wachsamkeit erforderlich, bis die Göttliche Macht Mental und Willen, Leben und Körper vollständig in Besitz genommen hat. Ich habe, wie ich glaube, in einem der Kapitel des Buches “Die Mutter” dieses Thema behandelt.

Andererseits gibt es einige Menschen, die mit einem echten und dynamischen Willen zu einer vollkommenen Hingabe beginnen. Es sind jene, die von der Seele oder einem klaren und erleuchteten mentalen Willen gelenkt werden, der, wenn er einmal die Hingabe als Gesetz der Sadhana angenommen hat, nichts anderes duldet und darauf besteht, dass die anderen Wesensteile seiner Führung folgen. Solange ist es immer noch die Bemühung, doch ist sie so bereitwillig, spontan und so sehr von dem Gefühl einer größeren Kraft dahinter geprägt, dass der Sadhak kaum empfindet, dass er sich überhaupt bemüht. Im Gegensatz dazu muss es notwendigerweise Kampf und Bemühung geben, wenn ein Wille im Mental oder Vital vorhanden ist, der seine Eigenständigkeit bewahren will, oder wenn eine Abneigung besteht, die unabhängige Bewegung aufzugeben – bis schließlich der Wall zwischen dem Instrument im Vordergrund und der Gottheit dahinter oder darüber gebrochen ist. Es gibt keine Regel, die unterschiedslos für jeden anwendbar wäre – die Verschiedenheiten der menschlichen Natur sind zu groß, um von einer einzigen einschneidenden Regel erfasst werden zu können.

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Es ist nicht möglich, sich von dem Nachdruck auf persönliche Bemühung zu befreien – und nicht immer wünschenswert, denn persönliche Bemühung ist besser als tamasische Trägheit.

Die persönliche Bemühung muss fortschreitend in eine Bewegung der Göttlichen Kraft umgewandelt werden. Wenn du dir der Göttlichen Kraft bewusst bist, dann rufe sie immer mehr, damit sie deine Bemühung lenkt, sie aufnimmt und in etwas verwandelt, das nicht dir, sondern der Mutter angehört. Es wird eine Art Übertragung stattfinden, ein Aufnehmen der im persönlichen ādhāra wirkenden Kräfte – keine einmalige, sondern eine progressive Übertragung.

Doch das seelische Gleichgewicht ist notwendig. Eine [Fähigkeit zur] Unterscheidung muss sich entwickeln, die genau erkennt, was die Göttliche Kraft ist, was das Element der persönlichen Bemühung ist und was als Gemisch aus den niederen kosmischen Kräften einfließt. Und bis die Übertragung vollendet ist, was immer Zeit in Anspruch nimmt, muss man als persönlichen Beitrag fortwährend der wahren Kraft zustimmen und fortwährend das ganze niedere Gemisch zurückweisen.

Was gegenwärtig gefordert wird ist nicht, die persönliche Bemühung aufzugeben, sondern mehr und mehr die Göttliche Macht zu rufen, damit sie die persönliche Bemühung lenken und führen möge.

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Es ist in den frühen Stadien der Sadhana nicht ratsam, alles dem Göttlichen zu überlassen oder alles von ihm zu erwarten, ohne das erforderliche eigene Bemühen einzusetzen. Das ist erst dann möglich, wenn das seelische Wesen hervorgetreten ist und das gesamte Tun beeinflusst (und selbst dann sind Wachsamkeit und eine fortwährende Zustimmung unerlässlich), oder aber später, in den letzten Stadien des Yoga, wenn eine direkte oder beinahe direkte supramentale Kraft das Bewusstsein erfasst; doch dieses Stadium ist bislang noch sehr weit entfernt. Unter anderen Voraussetzungen führt eine derartige Haltung voraussichtlich zu Stillstand und Trägheit.

Nur von den mehr mechanischen Teilen des Wesens kann man wirklich sagen, sie seien hilflos. Besonders das physische (stoffliche) Bewusstsein ist seiner Natur nach träge und wird entweder durch das Mental oder Vital oder durch höhere Kräfte bewegt. Man hat jedoch immer die Möglichkeit, den mentalen Willen oder vitalen Impuls in den Dienst des Göttlichen zu stellen. Eines unmittelbaren Ergebnisses kann man sich aber nicht sicher sein, denn der Widerstand der niederen Natur oder der Druck der feindlichen Kräfte kann oft eine Zeit lang – sogar für lange Zeit – der notwendigen Umwandlung erfolgreich entgegenwirken. Dann hat man auszuharren und immer den eigenen Willen hinter den des Göttlichen zu stellen, zurückzuweisen, was zurückgewiesen werden muss, sich dem wahren Licht und der wahren Kraft zu öffnen, sie ruhig herabzurufen, unverwandt, unermüdlich, ohne Verzagtheit oder Ungeduld, bis man die Göttliche Kraft am Werk fühlt und die Hindernisse zu schwinden beginnen.

Du sagst, du seist dir deiner Unwissenheit und Dunkelheit bewusst. Solange dies nur ein allgemeines Bewusstsein ist, reicht es nicht aus. Doch wenn du dir ihrer in allen Einzelheiten, in ihrem tatsächlichen Wirken bewusst bist, dann genügt das für den Anfang; du musst unverwandt das falsche Wirken, das du erkennst, zurückweisen und dein Mental und Vital zu einem ruhigen und klaren Bereich für das Wirken der Göttlichen Kraft machen.

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Eine aktive Hingabe ist, wenn du deinen Willen mit dem Göttlichen Willen verbindest, wenn du das zurückweist, was nicht das Göttliche ist, und dem zustimmst, was das Göttliche ist. Passive Hingabe ist, wenn alles ganz und gar dem Göttlichen überlassen wird; hierzu sind nur wenige fähig, und in der Praxis erweist es sich, dass man unter dem Vorwand der Hingabe an das Göttliche sich in Wirklichkeit der niederen Natur hingibt.

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Es gibt zwei Mφglichkeiten, nδmlich die der Lδuterung durch die persφnliche Bemόhung, die lange Zeit in Anspruch nimmt, die andere durch ein direktes Eingreifen der Gφttlichen Gnade, was meist eine rasche Wirkung zur Folge hat. Fόr letzteres ist eine vollkommene Hingabe, ein vollkommenes Selbstgeben notwendig, und hierfόr ist wiederum ein ganz ruhiges Mental erforderlich, das der Gφttlichen Kraft zu wirken erlaubt und sie durch eine vollkommene Einwilligung stόtzt, sich sonst aber still und ruhig verhδlt. Dieser Zustand, der dem der jungen Katze4 gleicht, von dem Ramakrishna spricht, ist nicht leicht zu erreichen. Jene, die in allem, was sie tun, an eine sehr aktive Bewegung ihres Denkens und Willens gewöhnt sind, finden es schwierig, diese Aktivität zu beruhigen und zur Stille eines mentalen Selbstgebens zu gelangen. Dies bedeutet nicht, dass sie für den Yoga nicht geeignet sind oder das Selbstgeben nicht vollziehen können; allein die Läuterung und das Selbstgeben zu vollenden, dauert lange Zeit, und man muss Geduld und ein stetes Ausharrungsvermögen besitzen sowie den Entschluss durchzuhalten.

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Eine vollkommene Hingabe ist in so kurzer Zeit nicht möglich – denn eine vollkommene Hingabe bedeutet, den Knoten des Egos in jedem Teil des Wesens zu durchschneiden und es frei und ganz dem Göttlichen darzubieten. Das Mental, das Vital und das physische Bewusstsein (und sogar jeder einzelne Teil davon in all seinen Bewegungen) müssen sich getrennt, eines nach dem anderen hingeben, ihren eigenen Weg aufgeben und den Weg des Göttlichen annehmen. Doch kann man von Anfang an einen innersten Entschluss fassen, man kann eine Selbst-Weihung vollziehen, und sie auf jedem sich anbietenden Weg durchführen und bei jedem Schritt jegliche Gelegenheit ergreifen, um das Selbstgeben vollkommen zu machen. Eine Hingabe in einer Richtung macht andere [Hingaben] leichter und unausweichlicher; sie zerschneidet oder löst jedoch nicht von selbst andere Knoten, besonders nicht jene, die engstens mit der gegenwärtigen Persönlichkeit verbunden sind, wobei deren am meisten geschätzte Prägungen oft große Schwierigkeiten darstellen können, selbst nachdem der zentrale Wille gefestigt ist und sein Entschluss in der Praxis bereits die ersten Siegel trägt.

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Die Hingabe kann zu Beginn nicht ganz und gar vollständig sein, sie kann aber aufrichtig sein, sofern der innerste Wille aufrichtig ist und Glaube und bhakti vorhanden sind. Es können gegensätzliche Bewegungen entstehen, doch werden sich diese nicht lange halten können, und die Unvollständigkeit der Hingabe im niederen Wesensteil wird keine ernsthafte Störung bilden.

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Es kommt darauf an, was mit völliger Hingabe gemeint ist – ihre Erfahrung in einem Teil des Wesens oder ihre Tatsache in allen Teilen des Wesens. Ersteres kann leicht zu jeder Zeit stattfinden, das letztere ist es, dessen Vollkommenheit Zeit beansprucht.

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Die vollkommene Hingabe darf nicht nur in der Meditation er fahren werden, sondern muss eine das gesamte Leben, alle Gedanken, Gefühle und Werke beherrschende Tatsache sein. Bis dahin sind der eigene Wille und die eigene Bemühung erforderlich; und zwar eine Bemühung, in der auch der Geist der Hingabe enthalten ist, welcher die Kraft ruft, damit sie, unbeeinflusst von Erfolg oder Misserfolg, den Willen und die Bemühung unterstütze. Sobald die Sadhana durch die Kraft übernommen wird, ist die Bemühung tatsächlich nicht mehr erforderlich; und dennoch besteht weiterhin die Notwendigkeit einer fortwährenden Zustimmung des Wesens sowie einer Wachsamkeit, damit man zu keiner Zeit eine falsche Kraft zulässt.

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Die Vorstellung, die Sadhana werde eher vom Göttlichen getan als von einem selbst, ist als solche richtig; es ist dies aber eine Wahrheit, die für das Bewusstsein nicht eher eine Auswirkung hat, als bis sie oder in dem Maß wie sie verwirklicht wird. Die Menschen, die deshalb ins Stocken geraten, sind jene, die zwar die Idee annehmen, sie aber nicht verwirklichen – sie haben also weder die Kraft der tapasyā noch die Kraft der Göttlichen Gnade. Auf der anderen Seite fühlen jene, die sie verwirklichen können, sogar hinter ihrer tapasyā und in ihr das Wirken der Göttlichen Kraft.

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Jene, die sich gar nicht bemühen – dieses Fehlen der Bemühung ist an sich schon eine Schwierigkeit –, machen keinen Fortschritt.

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Über die Hingabe zu sprechen oder eine schwache Vorstellung davon zu haben oder der laue Wunsch nach einer umfassenden Weihung genügt nicht; der Impuls zu einer radikalen und totalen Wandlung ist unerlässlich.

Nicht indem man eine rein mentale Haltung einnimmt, kann dies geschehen, und auch nicht durch jede Anzahl innerer Erfahrungen, die den äußeren Menschen belassen wie er war. Es ist der äußere Mensch, der sich öffnen und hingeben und wandeln muss. Jede seiner geringsten Bewegungen, Gewohnheiten und Taten muss hingegeben, erkannt, emporgehalten und dem göttlichen Lichte ausgesetzt, der göttlichen Kraft dargebracht werden, damit die alten Formen und Motive zerstört werden und die göttliche Wahrheit und das Wirken des umwandelnden Bewusstseins der Göttlichen Mutter ihren Platz einnehmen.

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Solange keine vollständige Hingabe vorhanden ist, kann man die Haltung der jungen Katze nicht einnehmen – sie würde sonst eine rein tamasische Passivität werden, die sich Hingabe nennt. Wenn zu Beginn eine vollkommene Hingabe nicht möglich ist, folgt daraus, dass man der persönlichen Bemühung bedarf.

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Den mechanischen Bewegungen durch den mentalen Willen Einhalt zu gebieten, ist immer schwierig, da sie in keiner Weise vom Verstand oder irgendeiner mentalen Rechtfertigung abhängig sind, sondern auf Assoziation oder ein rein mechanisches Gedächtnis, eine rein mechanische Gewohnheit zurückzuführen sind.

Die Ausübung der Zurückweisung ist letzten Endes am erfolgreichsten; doch nur mit Hilfe der eigenen Bemühung kann es lange dauern. Wenn du beginnst, das Wirken der Göttlichen Macht in dir zu fühlen, wird es einfacher werden.

Im Selbstgeben an die Führung sollte nichts Träges oder Tamasisches enthalten sein, und es sollte für keinen Teil des Vitals ein Vorwand sein, den Eingebungen des niederen Impulses und Begehrens stattzugeben.

Es gibt immer zwei Arten, den Yoga auszuüben – die eine, mit Hilfe eines wachsamen Mentals und vitalen Erkennens zu beobachten, zu denken und zu entscheiden, was getan werden soll und was nicht. Natürlich wirkt sie mit Hilfe der Göttlichen Kraft im Hintergrund, indem sie die Kraft herabzieht oder ruft, denn sonst würde nicht viel geschehen. Es ist aber immer noch die persönliche Bemühung, auf welcher der Nachdruck liegt und welcher die meiste Arbeit zufällt.

Die andere Art ist die des seelischen Wesens; das Bewusstsein öffnet sich dem Göttlichen, es öffnet nicht nur die Seele und lässt sie hervortreten, sondern auch das Mental, das Vital und das Physische, es empfängt das Licht und erkennt, was zu geschehen hat, es fühlt und sieht, wie es durch die Göttliche Kraft selbst geschieht, und trägt fortwährend durch wachsame und bewusste Zustimmung und durch seinen Ruf zum Göttlichen Wirken bei.

Meist ist nur eine Mischung dieser beiden Arten möglich, bis das Bewusstsein bereit ist, sich völlig zu öffnen und seine gesamte Tätigkeit dem Göttlichen Ursprung unterzuordnen. Dann schwindet jede Verantwortung, und die Schultern des Sadhaks haben keine persönliche Last mehr zu tragen.

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Solange nicht die volle Gegenwart und das bewusste Arbeiten der höheren Kraft vorhanden sind, ist eine gewisse persönliche Bemühung unerlässlich. Natürlich ist es die richtige Einstellung, die Sadhana für das Göttliche auszuüben und nicht der eigenen Person zuliebe.

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Alles sollte für das Göttliche geschehen, und auch dies. Was nun das anbelangt, das Ergebnis dem Göttlichen zu überlassen, so kommt es darauf an, was du mit dieser Formulierung meinst. Wenn es ein Angewiesensein auf die Göttliche Gnade und die Ausgewogenheit und Geduld eines beharrlichen Strebens mit einbezieht, dann ist es in Ordnung. Es darf aber nicht dahingehend ausgedehnt werden, um Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit im Streben und in der Bemühung zu verschleiern.

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Ich verstehe nicht, inwiefern irgendeine Hingabe gleichbedeutend sein soll mit Schlafen oder damit, sich allen äußeren Dingen, auch der Mutter, zu verschließen. In jedem Fall ist es eine bewusste Hingabe, die vollzogen werden muss; es braucht jedoch kein rastloses Ringen in ihr enthalten zu sein oder eine unangemessene Betonung der Mängel und Schwierigkeiten. Was die Haltung der Mutter anbelangt, so musst du dich nach innen wenden, um sie zu erkennen; wenn du sie nur von außen siehst, wirst du sie nicht verstehen können.

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In deiner Sadhana überwog die tapasyā, denn dein Eifer und deine aktive Energie machen dich dafür empfänglich. Kein Weg ist ganz einfach und auf dem der Hingabe besteht die Schwierigkeit darin, eine wahre und ganze Hingabe zu vollziehen. Ist dies jedoch einmal geschehen, werden die Dinge mit Sicherheit einfacher – nicht dass nun alles auf einmal getan wäre oder dass es keine Schwierigkeiten mehr gäbe, es entsteht aber eine Gewissheit, ein Rückhalt, ein Fehlen der Spannung, die dem Bewusstsein zu Ruhe und Stärke verhelfen und es von den schlimmsten Formen des Widerstandes befreien.

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Ja, natürlich hast du recht. Der Vorgang der Hingabe ist in sich eine tapasyā. Nicht nur das – ein doppelter Vorgang von tapasyā und zunehmender Hingabe besteht tatsächlich für lange Zeit, selbst wenn die Hingabe einen recht guten Anfang nahm. Es kommt aber eine Zeit, in der man sich der [Göttlichen] Gegenwart und Kraft immer bewusst ist und mehr und mehr empfindet, dass diese alles tut, und zwar derart, dass sogar die schlimmste Schwierigkeit diese Empfindung nicht mehr stören kann und die persönliche Bemühung nicht länger notwendig, ja kaum mehr möglich ist. Das ist das Zeichen des vollen Sich-Hingebens der menschlichen Natur in die Hände des Göttlichen. Es gibt einige, die diese Haltung im Glauben einnehmen noch bevor sie zu dieser Erfahrung gelangen, und wenn bhakti und der Glaube stark sind, trägt es sie durch alles, bis die Erfahrung sich einstellt. Doch nicht alle können diese Haltung von Anfang an einnehmen – und für manche wäre es sogar gefährlich, da es sie einer falschen Kraft ausliefern könnte, von der sie annehmen, es sei die Göttliche Kraft. Für die meisten ist es notwendig, durch tapasyā in die Hingabe hineinzuwachsen.

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Ja, wenn hinter all der tapasyā die Empfindung des Göttlichen Willens ist, den man empfängt und der die Frucht verleiht – es ist zumindest eine erste Form der Hingabe.

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tapasyā nennt man, wenn der Wille und die Energie gesammelt und daran gewöhnt sind, das Mental, Vital und Physische zu überwachen und sie zu wandeln oder das höhere Bewusstsein herabzubringen oder für einen anderen yogischen oder hohen Zweck zu wirken.

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Die Wege des Göttlichen gleichen nicht denen des menschlichen Mentals, sie entsprechen nicht unseren Vorstellungen und es ist unmöglich, sie zu beurteilen oder Ihm vorzuschreiben, was Er tun soll und was nicht, denn das Göttliche weiß es besser als wir. Wenn wir das Göttliche überhaupt anerkennen, scheinen sowohl der gesunde Menschenverstand als auch die bhakti gleichermaßen bedingungslosen Glauben und bedingungslose Hingabe zu fordern.

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Um die göttlichen Bewegungen verstehen zu können, muss man in das Göttliche Bewusstsein eintreten, und bis dahin sind Glaube und Hingabe die einzig richtige Haltung. Wie soll das Mental beurteilen können, was über seine Grenzen hinausreicht?

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Nicht dem Göttlichen seinen mentalen und vitalen Willen aufzuerlegen, sondern den Willen des Göttlichen zu empfangen und ihm zu folgen, das ist die wahre Haltung in der Sadhana. Nicht zu sagen: “Dies ist mein Recht, mein Wunsch, mein Anspruch, mein Erfordernis, meine Bedingung, warum erhalte ich es nicht?”, sondern sich zu geben, sich zu überantworten und mit Freude zu empfangen, was immer das Göttliche gibt, sich nicht zu sorgen oder aufzubegehren, das ist der bessere Weg. Dann wird das, was du empfängst, für dich das Richtige sein.

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Das Göttliche ist nicht verpflichtet, dies zu tun (uns zu geben, was wir wirklich brauchen). Es kann geben oder auch nicht geben; ob Es gibt oder nicht gibt, macht für den, der Ihm hingegeben ist, keinen Unterschied aus. Im anderen Fall ist ein arrière pensée, ein Hintergedanke, in der Hingabe enthalten und sie ist dann nicht vollkommen.

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Von aller Vorliebe frei zu sein und freudig zu empfangen, was immer vom Göttlichen Willen kommt, ist zunächst keinem menschlichen Wesen möglich. Man sollte zu Beginn fortwährend die Vorstellung in sich hegen, dass das, was das Göttliche will, immer zum besten ist, selbst wenn das Mental es nicht versteht; man sollte ergeben das hinnehmen, was man noch nicht freudig hinnehmen kann, und auf diese Weise bei einem ruhigen Gleichmut anlangen, der nicht erschüttert wird, selbst wenn an der Oberfläche vorübergehende Regungen einer augenblicklichen Reaktion auf äußere Geschehnisse stattfinden. Ist das einmal gefestigt, kann auch das übrige kommen.

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Die Essenz der Hingabe besteht darin, mit ganzem Herzen den Einfluss und die Führung anzunehmen, wenn die Freude und der Frieden herabkommen, und sie fraglos und kritiklos zu empfangen und wachsen zu lassen; wenn man fühlt, dass eine Kraft am Werk ist, sie ohne Widerstand wirken zu lassen, wenn das Wissen gegeben wird, dieses zu empfangen und zu befolgen und wenn der Wille enthüllt wird, sich zu seinem Instrument zu machen.

Das Göttliche kann führen, doch drängt es nicht. Es gewährt die innere Freiheit, die jedem mentalen Wesen – Mensch genannt – gegeben wird, die Freiheit, der Führung des Göttlichen zuzustimmen oder nicht. Auf welche andere Weise sollte sonst eine wahrhaft spirituelle Evolution stattfinden?

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Jeder Mensch hat bis zu einem gewissen Grad die Freiheit der Wahl – auίer er vollzieht die volle Hingabe –, und in dem Maί, wie er diese Freiheit gebraucht, hat er die spirituellen oder anderen Konsequenzen zu tragen. Die Hilfe kann nur angeboten, nicht auferlegt werden5. Verschweigen und das Fehlen eines offenen Sich-Äußerns deuten auf ein Begehren im Vital hin, das seinem eigenen Weg folgen will. Erst wenn dieses Verheimlichen aufhört, wenn das physische Sich-Öffnen gegenüber dem Göttlichen stattfindet, kann das Göttliche eingreifen.

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Das ganze Spiel dieser Welt gründet sich auf einer Art von relativ freiem Willen im einzelnen Wesen. Auch in der Sadhana ist dieser vorhanden, und die Zustimmung des Wesens ist bei jedem Schritt notwendig; selbst wenn durch Hingabe an das Göttliche die Befreiung von Unwissenheit, Trennung und Ego stattfindet, muss es bei jedem Schritt eine freie Hingabe sein.

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Die Darbringung an das Göttliche geschieht, damit man sich von der Illusion der Trennung befreit – doch der eigentliche Akt der Darbringung als solcher schließt mit ein, dass alles dem Göttlichen gehört.

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Die Selbsthingabe findet zunächst eher durch Liebe und bhakti statt, als durch ātmajñāna, dem Wissen vom Selbst. Mit ātmajñāna aber wird die vollständige Hingabe eher möglich.

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Hingabe und Liebe-bhakti sind keine gegensätzlichen Dinge, sie gehören zusammen. Es ist wahr, die Hingabe kann zunächst über das Mental vollzogen werden, und das bezieht eine mentale bhakti mit ein; doch sobald die Hingabe das Herz erreicht, manifestiert sich die bhakti als ein Gefühl, und mit dem Gefühl der bhakti kommt die Liebe.

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In der Erfahrung des höheren Mentals können Ergebenheit und Hingabe enthalten sein, doch diese sind dort nicht so unvermeidlich wie in der Seele. Möglicherweise ist man sich im höheren Mental seiner Identität mit dem “Brahman” zu bewusst, um die Weihung und Hingabe zu vollziehen.

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Den Brahman-Zustand kann man ohne Selbstgeben erreichen, denn es ist das unpersönliche Brahman, dem man sich zuwendet. Seine Voraussetzung ist die Entsagung von den Wünschen und von jeder Identifizierung mit der Natur. Man kann aber auch durch das Selbstgeben der menschlichen Natur und der Seele an das Göttliche den Brahman-Zustand erreichen, der nicht nur negativ, sondern auch positiv ist – eine Befreiung der Natur als solcher und nicht nur eine Befreiung von der Natur.

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Der Brahman-Zustand bringt einen negativen Frieden in der Seele, śānti und mukti. Das Selbstgeben bringt eine positive Freiheit, die auch zu einer dynamischen Kraft des Wirkens in der menschlichen Natur werden kann.

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Wenn du die Hingabe nur im höheren Bewusstsein vollziehen kannst, ohne Frieden oder Läuterung im niederen Bewusstsein, so ist das bestimmt nicht genug – du musst überall nach dem Frieden und der Läuterung streben.

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Sobald das seelische Wesen, das Herz und das denkende Mental sich hingegeben haben, ist das übrige eine Frage der Zeit und der Entwicklung – es gibt keinen Grund zur Aufregung. Die zentrale und wirksame Hingabe wurde vollzogen.

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Es ist niemals zu früh, die vollkommene Hingabe zu vollziehen. Manche anderen Dinge werden warten müssen, dieses jedoch nicht.

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Es ist das Bewusstsein der vollkommenen Hingabe, auf dem die seelische Grundlage der Sadhana errichtet werden kann. Hat diese sich einmal gefestigt, wird der Verlauf der Sadhana ganz einfach, sonnenklar und natürlich wie das öffnen einer Blume sein, auch wenn noch Schwierigkeiten überwunden werden müssen.

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Wenn die aufkommenden Schwierigkeiten in der [menschlichen] Natur selbst enthalten sind, ist es unvermeidlich, dass sie sich erheben und offenbaren. Hingabe ist nicht einfach, ein großer Teil der Natur widersetzt sich ihr. Sobald das Mental den Willen zur Hingabe formt, müssen all diese inneren Widerstände sich zwangsläufig zeigen; der Sadhak muss sie dann beobachten, sich von ihnen ablösen, er muss sie von seiner Natur zurückweisen und überwinden. Das kann lange Zeit in Anspruch nehmen, doch hat es zu geschehen. Äußere Hindernisse können die innere Hingabe nicht verhindern, außer sie werden von einem Widerstand in der menschlichen Natur gestützt.

Es hängt vom Sadhak selbst ab. Einige können es notwendig finden, die äußeren Tätigkeiten zuerst hinzugeben, um die innere Hingabe herbeizuführen.

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Die Hingabe des Vitals ist immer schwierig, da die Kräfte der universalen vitalen Unwissenheit ihr nicht zustimmen. Doch dies bedeutet keine grundlegende Unfähigkeit.

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Solange die Seele die Herrschaft noch nicht übernommen hat und nicht stärker ist als das Vital, kann man nicht wie ein Kind werden und sich ganz und gar geben.

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Das gewöhnliche Vital ist niemals willens sich hinzugeben. Das wahre, innerste Vital ist anders – es braucht die Hingabe an das Göttliche genauso notwendig wie die Seele.

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Sobald du dich mit den vitalen Forderungen oder dem vitalen Aufschrei identifizierst, mindert dies notgedrungen eine Zeit lang die Hingabe.

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Deiner Beschreibung der Reaktion entnahm ich, dass eine vitale Forderung bestand. Im rein seelischen oder spirituellen Selbstgeben gibt es keine Reaktionen dieser Art, keine Verzagtheit oder Verzweiflung, kein “was habe ich gewonnen, da ich das Göttliche suchte?”, keinen Ärger, kein Aufbegehren, keinen verletzten Stolz, abhimāna, keinen Wunsch fortzugehen – so wie du es hier beschreibst –, sondern nur ein absolutes Vertrauen und die Beharrlichkeit, sich unter allen Umständen an das Göttliche zu halten. Das ist es, was ich von dir wollte; es ist die einzige Grundlage, auf der man frei von Sorgen und Reaktionen stetig voranschreiten kann.

Sind aber solche Gefühle [wie du sie beschreibst] ein Zeichen für das Selbstgeben der Seele? Wie können derartige Dinge als Ergebnis meines Schreibens und meines Versuches, dir den Weg aufzuzeigen, entstehen, wenn nicht durch die vitale Einmischung?

Die erste Regung dieses Wesensteils [des Vitals] ist aufzubegehren, wenn ihm seine eigene Natur gezeigt wird und er sich ändern soll.

Schwierig? Als oberstes Prinzip unserer Sadhana gilt, dass Hingabe das Instrument der Erfüllung ist, und solange das Ego oder eine vitale Forderung oder ein vitales Begehren gehegt wird, ist die vollkommene Hingabe unmöglich – und das Selbstgeben ist unvollständig. Hieraus haben wir nie ein Hehl gemacht. Es mag schwierig sein, und es ist schwierig, doch ist es das eigentliche Prinzip der Sadhana. Da es schwierig ist, hat es stetig und geduldig zu geschehen, bis die Arbeit getan ist.

Weiterhin musst du das vitale Gemisch jedes Mal zurückweisen, wenn es sich zeigt. Wenn du dies unerschütterlich tust, wird es mehr und mehr seine Kraft verlieren und verblassen.

Es bedeutet, dass ein widerspenstiges, aber irrationales und mechanisches Fortbestehen der alten Bewegungen vorhanden ist. Tatsächlich versuchen solche Dinge, sich auf diese Weise am I eben zu erhalten. Sie werden verschwinden, wenn du sie nicht mehr mit neuem Leben erfüllst.

Ich zweifle nicht daran – du musst es nur richtig erkennen und kannst den festen Boden unter den Füßen sofort wiederfinden.

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Die meisten Sadhaks haben ähnliche Gedanken oder hatten sie zu der einen oder anderen Zeit. Sie erheben sich aus dem vitalen Ego, das entweder das Göttliche nicht will, oder nur für seine eigenen Ziele und nicht für die Ziele des Göttlichen. Es wird wütend, wenn es zur Wandlung gedrängt wird oder seine Wünsche nicht befriedigt werden – das ist die Wurzel all dieser Dinge. Daher bestehen wir in diesem Yoga auf der Hingabe, denn allein durch die Hingabe (besonders des vitalen Egos) können solche Dinge geschehen; und das bedeutet, das Göttliche um des Göttlichen willen anzunehmen, aus keinem anderen Beweggrund, und auf die Göttliche und nicht die eigene Weise oder unter den eigenen Bedingungen.

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Es ist die seelische Hingabe im Physischen, die zu erfahren du begonnen hast.

Im wesentlichen werden alle Teile dargebracht, doch muss die Hingabe durch das Wachsen der seelischen Selbstdarbringung in all diesen Teilen, in all ihren Bewegungen, einzeln und zusammen, vervollständigt werden.

Vom Göttlichen besessen zu werden heißt, gänzlich hingegeben zu sein, so dass man fühlt, wie die Göttliche Gegenwart, die Macht, das Licht, der ānanda vom gesamten Wesen Besitz ergriffen haben und nicht, dass man diese Dinge zur eigenen Befriedigung besitzt. Es ist eine viel größere Ekstase, derart dem Göttlichen hingegeben und von ihm besessen, als selbst der Besitzende zu sein. Gleichzeitig findet durch diese Hingabe eine ruhige und glückliche Meisterung des Selbstes und der Natur statt.

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Ich sagte, dass, wenn das Prinzip der Hingabe und Einung im Mental und Herzen vorhanden ist, keine Schwierigkeit besteht, sie in die dunkleren Teile des Physischen und Unterbewussten auszudehnen. Da dir diese zentrale Hingabe und Einung eigen sind, kannst du sie mit Leichtigkeit überall vervollständigen. Ein ruhiges Streben nach einem vollen Bewusstsein ist alles, was benötigt wird. Dann wird das Stoffliche und Unterbewusste und alles übrige vom Licht durchdrungen werden, es wird eine Ruhe, eine Weite und Harmonie eintreten, die frei von allen Reaktionen und die Grundlage der endgültigen Wandlung ist.

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Es gibt ein Stadium, in dem sich der Sadhak der Göttlichen Kraft, die in ihm wirkt, oder zumindest ihrer Ergebnisse bewusst wird und ihr Herabkommen und Wirken durch seine mentalen Tätigkeiten, seine vitale Ruhelosigkeit oder physische Dunkelheit und Trägheit nicht mehr behindert. Das nennt man Offensein für das Göttliche. Die Hingabe ist der beste Weg des Sich-Öffnens; solange aber die Hingabe noch nicht vorhanden ist, genügen bis zu einem gewissen Punkt das Streben und die Ruhe. Hingabe heißt, alles in sich dem Göttlichen zu weihen, alles was man ist und hat, nicht auf seinen Vorstellungen, Begierden, Gewohnheiten usw. zu beharren, sondern der göttlichen Wahrheit zu erlauben, diese allenthalben durch ihr Wissen, ihren Willen und ihr Wirken zu ersetzen.

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Sich-Öffnen ist etwas, das von selbst durch die Wahrhaftigkeit des Willens und Strebens geschieht. Es bedeutet fähig zu sein, die höheren Kräfte, die von der Mutter kommen, zu empfangen.

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Das Ziel des Sich-Öffnens ist, der Kraft des Göttlichen zu erlauben, in einen einzuströmen und das Licht, den Frieden, den ānanda usw. zu bringen und die Arbeit der Umwandlung zu verrichten. Wenn das Wesen derart die Göttliche śakti empfängt und diese in ihm wirkt und ihre Ergebnisse erzielt (gleich ob es sich dieses Vorgangs gänzlich bewusst ist oder nicht), dann sagt man von ihm, es sei offen.

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Dies sind Tätigkeiten des Mentals; Offenheit hingegen ist ein Zustand des Bewusstseins, der es der Mutter zugewandt hält, frei von anderen Regungen und bereit und fähig zu empfangen, was immer vom Göttlichen kommen mag.

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Durch Vertrauen in die Mutter wird das nötige Sich-Öffnen stattfinden, sofern dein Bewusstsein bereit ist.

Nicht allein durch Meditation wird das Erforderliche kommen, sondern auch durch den Glauben an die Mutter und die Offenheit ihr gegenüber.

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Halte dich der Mutter gegenüber offen, denke immer an sie, und lass ihre Kraft in dir wirken, weise alle anderen Einflüsse zurück – das ist die Regel für diesen Yoga.

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In der Praxis des Yoga kann das, worauf du abzielst, allein durch das Öffnen des Wesens für die Kraft der Mutter kommen und durch die ständige Zurückweisung von allem Egoismus, aller Forderung und allem Begehren – von allen Beweggründen, außer dem Streben nach der Göttlichen Wahrheit. Wenn dies auf die rechte Weise geschieht, werden die Göttliche Macht und das Göttliche Licht zu wirken beginnen und Frieden und Gleichmut herbeiführen sowie die innere Stärke, das geläuterte Sich-Weihen und ein sich weitendes Bewusstsein und Selbst-Erkennen, welche die notwendige Grundlage für die Vollendung, die siddhi, des Yoga bilden.

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In diesem Yoga besteht das ganze Prinzip darin, sich dem Göttlichen Einfluss zu öffnen. Er ist über dir, und sobald du dir seiner bewusst werden kannst, musst du ihn in dich herabrufen. Er kommt als Frieden, als Licht, als eine wirkende Kraft in das Mental und den Körper herab, als die Gegenwart des Göttlichen mit oder ohne Form, als ānanda. Bevor man dieses Bewusstsein erlangt hat, muss man Glauben haben und nach dem Sich-Öffnen streben. Das Streben, der Ruf, das Gebet sind Formen von ein und derselben Sache, und alle sind wirksam; du kannst diejenige Form annehmen, die zu dir kommt oder dir am leichtesten erscheint. Der andere Weg ist die Konzentration; du konzentrierst dein Bewusstsein im Herzen (einige tun es im Kopf, andere über dem Kopf), meditierst dort über die Mutter und rufst sie dorthin. Man kann eines davon oder beides zu verschiedenen Zeiten tun – was immer auf natürliche Weise zu dir kommt oder was zu tun du im Augenblick bewegt wirst. Besonders am Anfang besteht die eine große Notwendigkeit darin, das Mental zu beruhigen und zur Zeit der Meditation alle Gedanken und Bewegungen, die der Sadhana fremd sind, zurückzuweisen. Im ruhigen Mental wird eine fortschreitende Vorbereitung für die Erfahrung stattfinden. Doch darfst du nicht ungeduldig werden, wenn nicht alles auf einmal geschieht; es nimmt Zeit in Anspruch, die völlige Ruhe in das Mental zu bringen; du musst damit fortfahren [es zu Versuchen], bis das Bewusstsein bereit ist.

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In diesem Yoga hängt alles davon ab, ob man sich dem Einfluss öffnen kann oder nicht. Wenn ein aufrichtiges Streben und ein geduldiger Wille vorhanden sind, das höhere Bewusstsein trotz aller Hindernisse zu erreichen, wird man das Sich-Öffnen in der einen oder anderen Form mit Sicherheit vollziehen können. Es kann lange dauern oder auch nicht, was davon abhängt, ob das Mental, das Herz oder der Körper vorbereitet sind oder nicht; daher muss man die notwendige Geduld aufbringen, andernfalls gibt man aufgrund der anfänglichen Schwierigkeit möglicherweise seine Bemühung auf. In diesem Yoga gibt es keine andere Methode als sich zu konzentrieren, besonders im Herzen, und die Gegenwart und Macht der Mutter zu rufen, [sie zu bitten] das Wesen anzunehmen und durch das Wirken ihrer Kraft, das Bewusstsein umzuwandeln; man kann sich ebenfalls im Kopf konzentrieren oder zwischen den Augenbrauen, doch für viele ist das ein zu schwieriges öffnen. Sobald das Mental ruhig, die Konzentration kraftvoll und das Streben intensiv werden, zeichnet sich eine anfängliche Erfahrung ab. Je größer der Glaube, desto rascher wird voraussichtlich das Ergebnis eintreten. Im übrigen darf man sich nicht allein auf die eigene Bemühung verlassen, man muss vielmehr einen Kontakt mit dem Göttlichen und eine Empfangsbereitschaft für die Macht und Gegenwart der Mutter in sich festigen.

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Dein Mental und dein seelisches Wesen sind auf das spirituelle Ziel konzentriert und dem Göttlichen offen – aus diesem Grund kommt der Einfluss nur bis zum Kopf und Herzen herab. Dein vitales Wesen, die vitale Natur und das physische Bewusstsein aber stehen noch unter dem Einfluss der niederen Natur. Solange das vitale und physische Wesen sich nicht hingegeben haben oder aus eigenem Antrieb das höhere Leben wollen, wird der Kampf voraussichtlich weitergehen.

Gib alles hin, weise alle anderen Begierden oder Interessen zurück, rufe die Göttliche śakti, damit sie die vitale Natur öffne und in alle Zentren die Ruhe, den Frieden, das Licht, den ānanda bringe. Strebe und warte mit Geduld und Glauben auf das Ergebnis. Alles hängt von einer vollständigen Wahrhaftigkeit ab, von einer integralen Weihung, einem integralen Streben.

Die Welt wird dich so lange stören, solange irgendein Teil deiner selbst der Welt angehört. Erst wenn du gänzlich dem Göttlichen gehörst, kannst du frei werden.

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Das Sich-Öffnen ist in allen das gleiche. Es beginnt mit einem öffnen des Mentals und Herzens, dann des eigentlichen Vitals und sobald es das niedere Vital und Physische erreicht, wird das Sich-Öffnen vollständig. Doch Hand in Hand mit dem Sich-Öffnen muss das volle Selbstgeben an das, was herabkommt, vonstatten gehen – das ist die Voraussetzung für die vollständige Wandlung. Dieses letzte Stadium stellt die wahre Schwierigkeit dar, und bis sie überwunden ist, strauchelt dort jeder.

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Bleibe immer in Berührung mit der Göttlichen Kraft. Das beste ist, wenn du dies einfach tust und der Kraft erlaubst, auf ihre Weise zu wirken; wo immer es notwendig ist, wird sie die niederen Energien ergreifen und läutern oder aber ein anderes Mal dich leer von ihnen machen und stattdessen sich selbst in dich ergießen. Wenn du aber deinem Mental die Führung überlässt, wenn du diskutierst und entscheidest, was geschehen soll, wirst du die Fühlung mit der Göttlichen Kraft verlieren, die niederen Energien werden selbständig zu wirken beginnen und alles wird in Verwirrung geraten und zu einer falschen Bewegung werden.

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1. Bringe dich mehr und mehr dar, das ganze Bewusstsein, alles was in dir geschieht, all deine Arbeit und Tätigkeit.

2. Wenn du Fehler und Schwächen hast, halte sie zum Göttlichen empor, damit sie verändert oder ausgelöscht werden.

3. Versuche zu tun, was ich dir sagte, konzentriere dich im Herzen, bis du fortwährend die Gegenwart dort fühlst.

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Offenheit und, wann immer es notwendig ist Passivität – doch gegenüber dem höchsten Bewusstsein, nicht gegenüber von etwas Beliebigen was gerade kommt.

Daher muss eine gewisse stille Wachsamkeit selbst in der Passivität bestehen bleiben. Andernfalls können entweder falsche Bewegungen oder es kann Trägheit aufkommen.

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Die Beherrschung aufzugeben würde bedeuten, dem Vital freies Spiel zu lassen, und das würde allen möglichen Kräften Einlass gewähren. Solange nicht ein supramentales Bewusstsein alles überwacht und durchdringt – das gesamte Wesen vom Obermental abwärts –, besteht ein doppeltes Spiel von Kräften, und jede Kraft, wie göttlich sie auch in ihrem Ursprung sei, kann zwar von den Mächten des Lichtes gebraucht werden, sie kann aber bei der Durchquerung des Mentals oder Vitals auch von den Mächten der Dunkelheit abgefangen werden. Wachsamkeit, Unterscheidung, Kontrolle können nicht aufgegeben werden, bevor der vollständige Sieg errungen und das Bewusstsein gewandelt ist.

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Ja: Wachsamkeit darf nicht nachlässig sein. Erst wenn das automatische Wissen und Tun im Wesen gefestigt wurden, ist die fortwährende Wachsamkeit nicht mehr erforderlich – und selbst dann kann sie, bis das volle Licht erreicht ist, nicht gänzlich aufgegeben werden.

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Es gibt drei hauptsächliche Möglichkeiten für den Sadhak:

1. Auf die Gnade zu warten und sich auf das Göttliche zu verlassen.

2. Alles selbst zu tun wie der Advaitin und der Buddhist.

3. Den mittleren Pfad zu wählen und vorwärtszuschreiten durch Streben, Zurückweisung usw., die von der Kraft gestützt werden.

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VI. Gnade

Jedes Mental hat seinen eigenen Weg, sich der höchsten Wahrheit zu nähern, und für jedes gibt es einen Einlass und gleichzeitig tausend Wege für die Reise dorthin. Es ist nicht notwendig, an die Gnade zu glauben oder eine Gottheit anzuerkennen, die sich vom eigenen höchsten Selbst unterscheidet – es gibt Yogawege, die diese Dinge nicht anerkennen. Ebenso brauchen viele Menschen keine bestimmte Form des Yoga; sie gelangen zu einer Verwirklichung durch eine Art Zwang des Mentals, des Herzens oder Willens, der den Schirm aufbricht, der sich zwischen diesen [zwischen Mental, Herz oder Willen] und dem befindet, was jenseits von ihnen und gleichzeitig ihr eigentlicher Ursprung ist. Was nach dem Aufbrechen des Schirms geschieht, hängt von der Einwirkung der Wahrheit auf das Bewusstsein ab und von der Veranlagung der Natur. Es besteht daher kein Grund, warum bei X die Verwirklichung seines Wesens nicht auf ihre Weise durch ein Wachsen von innen her erfolgen sollte und nicht durch die Göttliche Gnade, sofern sich sein Mental dieser Bezeichnung widersetzt; wir können es genauso eine spontane Bewegung des Selbstes in ihm nennen.

Was nun diese “Gnade” anbelangt, so beschreiben wir sie auf diese Weise, da wir im unendlichen Spirit oder Selbst-Seienden eine Gegenwart sehen oder ein Wesen oder ein Bewusstsein, das bestimmend ist – das ist es, was wir als das Göttliche bezeichnen –, nicht eine getrennte Person, sondern das eine Wesen, von dem unser individuelles Selbst ein Teil oder ein Gefäß ist. Doch es ist nicht für jedermann notwendig, es auf diese Weise zu betrachten. Wenn wir annehmen, es sei nur das unpersönliche Selbst von allem, so sagt die Upanishad von diesem Selbst und seiner Verwirklichung: “Dieses Verstehen kann weder durch Überlegung noch durch tapasyā noch durch viel Lernen gewonnen werden, wer aber von diesem Selbst erwählt wird, dem enthüllt es seinen Körper”. Nun, das ist das gleiche, was wir die Göttliche Gnade nennen – ein Wirken von oben oder von innen, unabhängig von mentalen Ursachen, das seine eigene Bewegung bestimmt. Wir können es die Göttliche Gnade nennen, wir können es das innere Selbst nennen, das seine Stunde und seinen Weg wählt, sich dem mentalen Instrument an der Oberfläche zu offenbaren; wir können es auch das Aufblühen des inneren Wesens in die Selbstverwirklichung und das Selbsterkennen nennen. Wie etwas in uns sich ihm nähert oder wie es sich selbst uns darstellt, so erkennt es das Mental. In Wirklichkeit ist es die gleiche Sache und der gleiche Vorgang des Wesens in der Natur.

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Ich möchte etwas über die Göttliche Gnade sagen, denn du scheinst zu glauben, dass sie einer Art Göttlicher Vernunft gleicht, die auf einer ähnlichen Grundlage wie die menschliche Intelligenz wirkt. Das stimmt aber nicht. Und sie ist auch kein universales Göttliches Mitleid, das sich unparteiisch über alle ergießt, die sich ihm nähern und das alle Gebete erhört. Sie wählt nicht die Gerechten aus und weist die Sünder ab. Die Göttliche Gnade kam dem Verfolger zu Hilfe ( Saul von Tarsus), sie kam zu St. Augustin, dem Verschwender, zu Jagai und Madhai, den Berüchtigten, zu Bilwamangal und vielen anderen, deren Bekehrung sehr wohl den puritanischen, menschlich-moralischen Verstand schockieren könnte; sie kann aber auch zu den Gerechten kommen und sie von ihrer Selbstgerechtigkeit heilen und zu einem reineren Bewusstsein jenseits dieser Dinge führen. Sie ist eine Macht, die über jeglichem Gesetz steht, selbst über dem Kosmischen Gesetz – und daher unterschieden alle spirituellen Seher zwischen dem Gesetz und der Gnade. Und dennoch kann man sie nicht wahllos nennen – nur hat sie ihre eigene Unterscheidung, welche die Dinge und Personen, die rechten Zeiten und Zeitspannen von einer anderen Sicht her betrachtet als diejenige, die dem Mental oder irgendeiner anderen, gewöhnlichen Macht eigen ist. Der Zustand der Gnade wird im Individuum oft hinter dichten Hüllen durch Hilfsmittel vorbereitet, die vom Mental nicht erkannt werden können, und wenn dieser Zustand der Gnade eingetreten ist, dann wirkt die Gnade selbst. Es gibt diese drei Mächte: 1. Das Kosmische Gesetz, sei es des karma oder dergleichen, 2. das Göttliche Mitleid, das auf so viele [Menschen] einwirkt, wie es durch die Netze dieses Gesetzes erreichen kann, und das ihnen eine Chance gibt, und 3. die Göttliche Gnade, die unberechenbarer, doch auch unwiderstehlicher als die anderen wirkt. Die einzige Frage ist, ob es hinter all den Ungereimtheiten des Lebens etwas gibt, das auf den Ruf reagieren und sich öffnen kann, bis es für die Erleuchtung durch die Göttliche Gnade bereit ist – wie groß die Schwierigkeiten auch sein mögen; und dieses Etwas darf nicht eine mentale oder vitale Bewegung sein, sondern ein inneres Etwas, das vom inneren Auge leicht erkannt wird. Ist dies vorhanden und tritt aktiv hervor, dann kann das Mitleid wirken; das volle Wirken der Gnade jedoch kann bis zur endgültigen Entscheidung oder Wandlung auf sich warten lassen; es kann auf eine spätere Stunde verschoben werden, da möglicherweise ein Teil oder Element des Wesens im Wege steht, etwas, das noch nicht bereit ist zu empfangen.

Doch warum willst du erlauben, dass irgendetwas sich zwischen dich und das Göttliche stellt, eine Idee oder ein Vorfall? Wenn du vom vollen Streben und der vollen Freude erfasst bist, dann lass nichts gelten, nichts von Wichtigkeit sein, außer dem Göttlichen und deinem Streben. Das Göttliche zu wollen, schnell, vollkommen und gänzlich, absolut und alles beanspruchend, und dies dann zu der einen Sache zu machen, der nichts in den Weg treten darf – das muss die Haltung der Annäherung sein.

Welchen Wert haben mentale Ideen über das Göttliche. Ideen darüber, was es tun sollte, wie alles zu geschehen habe und wie nicht – sie sind nur im Wege. Nur das Göttliche selbst ist wichtig. Wenn dein Bewusstsein das Göttliche umfängt, dann allein vermagst du zu erkennen, was das Göttliche ist, nicht vorher. Krishna ist Krishna, es ist nicht wichtig, was er tat oder nicht tat: nur ihn zu sehen, zu treffen, das Licht zu fühlen und die Gegenwart, die Liebe, den ānanda – das ist das einzige was zählt. Das gilt immer für das spirituelle Streben, es ist das Gesetz des spirituellen Lebens.

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“Das gewöhnliche Wirken des Göttlichen besteht darin, innerhalb des bestehenden Gesetzes der Dinge fortwährend einzugreifen” – das stimmt oder stimmt auch nicht, doch wird es gewöhnlich nicht als Göttliche Gnade bezeichnet. Die Göttliche Gnade ist etwas Unberechenbares, nicht gebunden durch etwas, das der Intellekt zur Bedingung machen könnte; meist wird sie durch einen Ruf, ein Streben, durch die Intensität des seelischen Wesens erweckt, und wirkt dennoch manchmal ohne diese und ohne jede augenscheinliche Ursache.

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Es ist nicht unerlässlich, dass die Gnade auf eine Weise arbeitet, die vom menschlichen Mental verstanden wird, und es versteht sie meist auch nicht. Sie wirkt in der ihr eigenen “geheimnisvollen” Weise, gewöhnlich zuerst hinter dem Schleier, um die Dinge vorzubereiten, ohne sich zu offenbaren. Danach kann sie sich offenbaren; doch im allgemeinen versteht der Sadhak nur schwer was geschieht; zuletzt erst, sobald er hierzu fähig ist, fühlt und versteht er oder zumindest beginnt er zu verstehen. Einige fühlen und verstehen von Anfang an oder in einem sehr frühen Stadium; doch das ist nicht das übliche.

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Es ist nichts Unverständliches in dem, was ich über die Stärke und Gnade sage. Stärke hat ihren Wert für die spirituelle Verwirklichung, doch zu sagen, sie könne allein durch die Stärke erreicht werden und durch nichts anderes, ist eine heftige Übertreibung. Gnade ist keine Erfindung, sie ist eine Tatsache der spirituellen Erfahrung. Viele, die von den Weisen und Starken als reine Nullen angesehen wurden, sind durch die Gnade angelangt; Analphabeten ohne mentale Fähigkeit oder Erziehung, ohne “Stärke” des Charakters oder Willens, die aber dennoch voller Streben waren, sind jäh oder rasch in eine spirituelle Verwirklichung gewachsen, weil sie den Glauben hatten oder weil sie aufrichtig waren. Ich verstehe nicht, warum diese Dinge – Tatsachen der spirituellen Geschichte sowie einer ziemlich durchschnittlichen spirituellen Erfahrung – geleugnet und erörtert werden, als würden sie der reinen Mutmaßung angehören.

Stärke, sofern sie spirituell ist, ist eine Macht für die spirituelle Verwirklichung; eine größere Macht ist die Wahrhaftigkeit; die größte Macht von allen ist die Gnade. Ich habe es unzählige Male gesagt, dass ein Mensch durchkommen wird, wenn er aufrichtig ist, trotz langer Verzögerung und überwältigender Schwierigkeiten. Ich habe wiederholt von der Göttlichen Gnade gesprochen. Ich habe mich unzählige Male auf den Ausspruch in der Gita bezogen: “Ich werde dich von aller Sünde und allem Übel befreien, sorge dich nicht”.

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Es ist eine Frage, auf die es keine klar umrissene Antwort gibt, da sie zwei Seiten berührt, die beide eine Wahrheit enthalten. Ohne die Gnade des Göttlichen kann nichts geschehen, doch damit sich die volle Gnade manifestiere, hat sich der Sadhak bereitzumachen. Wenn alles vom Göttlichen Eingreifen allein abhinge, wäre der Mensch nur eine Puppe und bräuchte die Sadhana nicht – es gäbe keine Bedingungen und kein Gesetz der Dinge und daher kein Universum, sondern allein das Göttliche, das die Geschehnisse zu seinem Vergnügen abrollen lässt. Zweifellos kann man letzten Endes sagen, dass alles auf dem Göttlichen kosmischen Wirken beruht, doch wirkt dieses durch Personen und Kräfte und unter den Bedingungen der Natur. Ein besonderes Eingreifen kann stattfinden und findet statt, doch es kann nicht alles aus diesem besonderen Eingreifen bestehen. Was die erwähnte Erfahrung anbelangt, so fand diese vermutlich auf der vitalen Ebene statt, denn eine derartige Plötzlichkeit und Lebendigkeit der Erfahrung ist charakteristisch für das Vital; doch solche Erfahrungen halten nicht lange an, sondern bereiten nur vor. Erst wenn man mit dem, was sich jenseits von Mental, Vital oder Körper befindet, in Berührung gekommen ist, erst wenn man nach dort aufgestiegen ist, kann die große, anhaltende und grundlegende Verwirklichung kommen.

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Yoga ist ein Bemühen, eine tapasyā – erst wenn man sich wahrhaft einem Höheren Wirken hingibt und diese Hingabe bewahrt und vollkommen macht, braucht es nicht mehr so zu sein. Yoga ist nicht eine Phantasie, bar aller Vernunft und allen Zusammenhangs oder ein reines Wunder. Er hat seine Gesetze und Bedingungen, und ich verstehe nicht, warum du vom Göttlichen erwartest, alles durch ein gewaltsames Wunder zu tun.

Ich habe niemals gesagt, dass dieser Yogaweg ungefährlich ist – kein Yoga ist es. Jeder hat seine Gefahren wie jeder große Versuch im menschlichen Leben. Doch wenn man innere Treue und Wahrhaftigkeit gegenüber dem Göttlichen besitzt, kann er durchgestanden werden. Dies jedoch sind die beiden erforderlichen Bedingungen.

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Was Brahmananda über die tapasyā sagt, ist natürlich richtig. Wenn man für Anstrengung und tapasya nicht bereit ist, für die Beherrschung des Mentals und Vitals, kann man keine großen spirituellen Erfolge erwarten, denn Mental und Vital werden immer Tricks und Entschuldigungen finden, um ihre Herrschaft zu verlängern, um ihre Neigungen und Abneigungen geltend zu machen und den Tag hinauszuschieben, an dem sie zu gehorsamen Instrumenten und offenen Kanälen für Seele und Spirit werden müssen. Die Gnade bringt manchmal unverdiente oder scheinbar unverdiente Früchte, doch darf man die Gnade nicht als ein Recht und Privileg fordern – denn dann wäre es keine Gnade. Du hast selbst gesehen, dass man nicht nur zu schreien braucht, um Antwort zu bekommen. Zudem habe ich immer festgestellt, dass tatsächlich eine lange unbemerkte Vorbereitung stattfand, bevor die Gnade eingriff; und auch nach diesem Eingreifen muss man immer noch einen gut Teil Arbeit einsetzen, um das, was man erhielt, zu bewahren und zu entwickeln – so wie es mit allen anderen Dingen ist –, bis man die vollkommene siddhi erreicht hat. Dann natürlich hört die Arbeit auf, und man hat einen sicheren Besitz erlangt. Daher ist tapasyā der einen oder anderen Art unvermeidlich.

Und du hast abermals recht, was die eingebildeten Hindernisse anbelangt... Es ist der Grund, weshalb wir mentale Konstruktionen und vitale Gestaltungen immer ablehnen – es sind Verteidigungswälle, die sich Mental und Vital gegen ihre Überwältigung durch das Göttliche errichten. Immerhin gilt es zunächst, sich all dessen bewusst zu werden – so wie es jetzt mit dir geschah; das ganze Geheimnis ist, beharrlich mit allem aufzuräumen, tabula rasa zu machen und damit eine Grundlage aus Ruhe, Frieden und Offenheit für den wahren Aufbau zu schaffen.

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Der bestmögliche Weg ist, dem Wirken der Göttlichen Gnade in dir stattzugeben, niemals sich zu widersetzen, niemals undankbar zu sein und sich gegen sie zu wenden – vielmehr ihr immer zu folgen, bis das Ziel aus Licht und Frieden, aus Einung und ānanda erreicht ist.

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Wenige sind es, von denen die Gnade sich abwendet, doch viele wenden sich von der Gnade ab.

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Eine Hingabe durch jedes Mittel ist gut, doch das Unpersönliche reicht hierfür offenbar nicht aus; denn die Hingabe an es kann einen letzten Endes auf die innere Erfahrung beschränken, ohne die äußere Natur irgendwie umzuwandeln.

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Ja, die Hingabe an das unpersönliche (formlose) Göttliche würde bedeuten, dass gewisse Teile des Wesens den gunas und dem Ego unterworfen bleiben; die statischen Wesensteile wären in der Formlosigkeit zwar frei, doch wäre die aktive Natur immer noch in das Spiel der guṇas verwickelt. Viele glauben, sie seien vom Ego befreit, da sie das Gefühl des formlosen Daseins erhalten. Sie erkennen nicht, dass immer noch egoistische Elemente in ihrem Tun enthalten sind.

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Du sprichst vom Unpersönlichen als wäre es eine Person. Das Unpersönliche ist nicht Er, es ist Es. Wie sollte Es führen oder helfen können? Das Unpersönliche Brahman ist inaktiv, fern, gleichgültig und nicht berührt von dem, was im Universum geschieht. Genauso ist es mit dem Bleibenden des Buddha. Welche unpersönliche Wahrheit, welches unpersönliche Licht es auch immer gibt, du musst sie auffinden, gebrauchen, mit ihnen tun, was du mit ihnen zu tun vermagst. Sie werden sich nicht damit abgeben, dir nachzulaufen. Die buddhistische Vorstellung ist, dass du alles selbst tun musst.

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VII. Guru

Man sagt, die Hingabe an den Guru sei diejenige, die über alle anderen Formen der Hingabe geht, denn durch sie gibst du dich nicht nur dem Unpersönlichen hin, sondern auch der Person, nicht nur dem Göttlichen in deinem Selbst, sondern auch dem Göttlichen außerhalb deiner; du erhältst eine Gelegenheit, das Ego zu überwinden, indem du dich nicht nur in das Selbst zurückziehst, wo das Ego nicht besteht, sondern auch in die persönliche Natur, wo es der Herrscher ist. Sie ist das Zeichen, dass der Wille zu einer vollkommenen Hingabe an das ganze Göttliche vorhanden ist, samagraṃ mām... mānuṣīṃ tanum āśritam... [dass du mich im menschlichen Körper wohnend ganz und gar erkannt hast]. Natürlich muss es eine echte spirituelle Hingabe sein, wenn all dies stimmen soll.

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Der Guru sollte auf jede Weise angenommen werden – transzendent, unpersönlich, persönlich.

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Der Guru ist der Führende im Yoga. Wenn das Göttliche als der Führende anerkannt wird, wird das Göttliche als der Guru angenommen.

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Die Beziehung des Gurus zum Jünger ist nur eine der vielen Beziehungen, die man mit dem Göttlichen haben kann, und in diesem Yoga, der eine supramentale Verwirklichung zum Ziele hat, ist es nicht üblich, diese Bezeichnung zu verwenden; vielmehr wird das Göttliche als der Ursprung betrachtet, als die lebendige Sonne des Lichtes, des Wissens, des Bewusstseins und der spirituellen Verwirklichung und alles was man empfängt, empfindet man als von dorther kommend; man fühlt, wie das gesamte Wesen von der Göttlichen Hand neu geformt wird. Dies ist eine größere und innigere Beziehung als die des menschlichen Gurus zum Schüler, die einem mehr begrenzten mentalen Ideal angehört. Nichtsdestoweniger, wenn das Mental der vertrauteren mentalen Auffassung noch bedarf, kann diese so lange aufrechterhalten werden wie es nötig ist; nur darf die Seele dadurch nicht gebunden sein, und auch das Einströmen der anderen Beziehungen zum Göttlichen und die größeren Formen der Erfahrung dürfen hierdurch nicht beeinträchtigt werden.

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Es ist im supramentalen Yoga nicht üblich, das Wort Guru zu gebrauchen; hier kommt alles vom Göttlichen selbst. Wenn man es jedoch unbedingt will, kann man es vorübergehend gebrauchen.

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Nein, die Hingabe an das Göttliche und die Hingabe an den Guru sind nicht das gleiche. Indem man sich dem Guru hingibt, gibt man sich dem Göttlichen in ihm hin – wäre es nur die Hingabe an ein menschliches Wesen, dann wäre sie wirkungslos. Doch es ist das Bewusstsein der Göttlichen Gegenwart, das den Guru zu einem wirklichen Guru macht. Wenn der Schüler auch glaubt, es sei das menschliche Wesen, dem er sich hingibt, so ist es in Wirklichkeit die Göttliche Gegenwart, die diese Hingabe wirksam macht.

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Alle wahren Gurus sind eins, sind der eine Guru, denn alle sind das eine Göttliche. Das ist eine grundlegende und universale Wahrheit. Doch es gibt auch eine Wahrheit der Unterscheidung; das Göttliche wohnt in verschiedenen Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Mental, unterschiedlicher Erziehung und Beeinflussung, so dass Es verschiedene Jünger entsprechend ihrem besonderen Erfordernis und Charakter sowie ihrer besonderen Bestimmung auf verschiedenen Wegen zur Verwirklichung führen kann. Daraus, dass alle Gurus das eine Göttliche sind, folgt nicht, dass der Jünger gut daran tut, wenn er den einen für ihn bestimmten Guru verläßt und einem anderen folgt. Gemäß der indischen Tradition wird von jedem Jünger Treue gegenüber dem Guru verlangt. “Alle sind eins” ist eine spirituelle Wahrheit, doch kannst du sie nicht unterschiedslos anwenden; du kannst nicht alle Personen in der gleichen Weise behandeln, da sie das eine Brahman sind; und täte man es tatsächlich, dann wäre das praktische Ergebnis ein furchtbares Durcheinander. Die Schwierigkeit entsteht durch die starre mentale Logik, die in spirituellen Dingen leicht versagt; Intuition, Glaube, eine plastische spirituelle Vernunft sind hier das einzige, das einen leiten kann.

Was den Glauben anbelangt, so ist Glaube im spirituellen Sinn keine mentale Überzeugung, die hin und her schwanken kann. Er kann diese Form zwar im Mental annehmen, doch ist eine Überzeugung kein Glaube, sie ist lediglich seine äußere Form. Genauso wie der Körper, die äußere Hülle, sich verändern kann, der Spirit jedoch der gleiche bleibt, ist es auch hier. Glaube ist eine Gewissheit der Seele, er ist nicht abhängig von der Argumentation, von dieser oder jener mentalen Idee, von Umständen oder von diesem oder jenem vorübergehenden Zustand des Mentals, Vitals oder Körpers. Er kann verborgen und im Dunkeln sein, er kann sogar wie ausgelöscht erscheinen, doch kommt er nach dem Sturm oder der Finsternis wieder zum Vorschein und man erkennt, dass er immer noch in der Seele brennt, obwohl man dachte, er sei für immer erloschen. Das Mental mag ein wogendes Meer des Zweifels sein, und dennoch kann der Glaube innerlich fortbestehen und – wenn dem so ist – sogar das von Zweifeln zerrissene Mental stützen, so dass es voranschreitet, sich selbst zum Trotz, seinem vorherbestimmten Ziel entgegen. Glaube ist eine spirituelle Gewissheit des spirituellen, göttlichen und seelischen Ideals, etwas das sich an dieses klammert, selbst wenn es keine Erfüllung im Leben findet und die unmittelbaren Tatsachen oder die unveränderlichen Umstände es zu leugnen scheinen. Dies ist eine allgemeine Erfahrung im Leben des menschlichen Wesens; wäre es nicht so, dann wäre der Mensch das Spielzeug eines sich immer verändernden Mentals oder ein Spielball der Umstände.

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Es ist mir nicht aufgefallen, dass Xs Briefe als ein apercu geläufiger Gedanken und allgemeiner Richtlinien bewundernswert wären; mir schien eher seine Fähigkeit bewundernswert, sich vollständig von solchen Gedanken und Richtlinien abzuwenden und sie von einer (für ihn) neuen und bleibenden Quelle des Wissens aus zu betrachten. Wenn er diesen üblichen menschlichen Bewegungen weiterhin sein Interesse zugewandt hätte und mit ihnen in Berührung geblieben wäre, glaube ich nicht, dass er es besser gemacht hätte als Romain Rolland oder die anderen. Doch er hat sich den Yoga-Standpunkt angeeignet, den Gipfelblick, und die Bereitschaft, mit der er hierzu fähig war, überraschte mich.

Ich würde seinen bisherigen Fortschritt nicht allein durch seine Überlegenheit im Sinn einer allgemeinen Eignung für den Yoga erklären als vielmehr durch die Schnelle und Vollständigkeit, mit denen er innerlich die Haltung des bhakta und Schülers eingenommen hat. Dies ist eine seltene Verwirklichung für einen modernen Geist – ob er nun Europäer oder ein “gebildeter” Inder ist –, denn das moderne Mental ist analytisch, zweifelnd und instinktiv freiheitsliebend, selbst wenn es anders sein möchte; es hält sich gegenüber des Lichtes und Einflusses, die zu ihm kommen, zurück und zögert, es stürzt sich nicht mit einfacher Unmittelbarkeit hinein und ruft: “Hier bin ich, ich bin bereit, alles von mir zu werfen, was ich war oder zu sein schien, wenn ich nur in Dich eintreten kann; forme mein Bewusstsein auf Deine Weise – auf die Weise des Göttlichen – in die Wahrheit um”. Etwas in uns ist für all dies bereit; doch ist da dieses Element, das dazwischentritt und einen Vorhang der Nicht-Empfangsbereitschaft bildet; ich weiß aufgrund meiner Erfahrung mit mir selbst und anderen, wie sehr dies den Weg verlängern kann, der für uns, die wir die volle Wahrheit suchen, allerdings nie kurz und einfach gewesen wäre – und dennoch hätten wir uns viel Umherwandern, Stillstand, Zurückweichen und Umwege ersparen können. Umsomehr bewundere ich die Leichtigkeit, mit der X dieses beträchtliche Hindernis überwunden zu haben scheint.

Ich kann nicht sagen, ob sein Guru den Erwartungen irgendwie nicht entspricht, doch bei der Haltung, die er eingenommen hat, spielen Mängel – wenn überhaupt vorhanden – keine Rolle. Die menschlichen Schwächen des Gurus können nicht im Wege stehen, wenn das seelische Sich-Öffnen, das Vertrauen und die Hingabe vorhanden sind. Der Guru ist der Kanal oder der Vertreter oder die Manifestation des Göttlichen im Maße seiner Persönlichkeit oder Verwirklichung; doch was immer er auch sei, es ist das Göttliche, dem man sich öffnet, wenn man sich ihm öffnet; und wenn durch die Macht dieses Kanals etwas entschieden wird, so wird durch die angeborene und innere Haltung des empfangenden Bewusstseins noch mehr entschieden, etwas das sich im Oberflächenmental als einfaches Vertrauen zeigt oder als direktes, uneingeschränktes Selbstgeben; und ist dies einmal vorhanden, können die wesentlichen Dinge auch von einem [Guru] gewonnen werden, der anderen – außer dem Schüler – eine zweitrangige spirituelle Quelle zu sein scheint; das übrige aber wird sich im Sadhak durch die Gnade des Göttlichen von selbst entwickeln, auch wenn das menschliche Wesen im Guru es nicht zustande bringt. Dies scheint X von Anfang an getan zu haben; in den meisten jedoch stellt sich heutigentags diese Haltung nur mit Schwierigkeiten, nach viel Zögern und Aufschub und Bedrängnis ein. Ich selbst verdanke die erste entscheidende Wende in meinem inneren Leben einem, der, was Verstand, Erziehung und Fähigkeiten anbelangt, unendlich weit unter mir stand und auch in spiritueller Hinsicht keinesfalls vollkommen oder überragend war. Doch da ich eine Macht hinter ihm erkannte und beschloss, mich an diese um Hilfe zu wenden, gab ich mich gänzlich in seine Hände und folgte mit automatischer Passivität seiner Führung. Er selbst war erstaunt darüber und sagte zu anderen, dass er noch nie jemanden getroffen habe, der sich so vollkommen und uneingeschränkt hingeben konnte, ohne die Führung oder den Helfenden in Frage zu stellen. Das Ergebnis bestand aus einer Reihe von umwandelnden Erfahrungen von derart radikalem Charakter, dass er nicht in der Lage war zu folgen und mir sagte, ich solle mich in Zukunft dem inneren Führenden hingeben, und zwar mit der gleichen Vollständigkeit der Hingabe, die ich dem menschlichen Mittler gegenüber gezeigt hätte. Ich führe dieses Beispiel nur an, um zu zeigen, wie diese Dinge verlaufen, nämlich nicht in der berechneten Weise, die der menschliche V erstand festlegen will, sondern einem geheimnisvolleren und größeren Gesetz gehorchend.

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Man kann einen Guru haben, der (einem selbst oder anderen Gurus) an spiritueller Befähigung unterlegen ist und der viele menschliche Unvollkommenheiten in sich vereint; und dennoch, wenn du den Glauben hast, die bhakti, die rechte spirituelle Substanz, kannst du durch ihn mit dem Göttlichen in Berührung kommen und zu spirituellen Erfahrungen und spiritueller Verwirklichung gelangen, sogar noch vor dem Guru selbst. Beachte das “wenn”, denn diese Voraussetzungen sind notwendig; nicht jeder Schüler kann dies von jedem Guru erhalten. Von einem Scharlatan kannst du nichts anderes als seine Scharlatanerie erwarten. Der Guru muss etwas in sich haben, das die Fühlung mit dem Göttlichen möglich macht, etwas, das wirkt, selbst wenn sein äußeres Mental sich dieses Wirkens nicht ganz bewusst ist. Wenn gar nichts Spirituelles an ihm ist, ist er kein wahrer, sondern ein falscher Guru. Zweifellos können beträchtliche Unterschiede in der spirituellen Verwirklichung zwischen einem Guru und einem anderen bestehen, doch hängt viel von der inneren Beziehung zwischen Guru und śiṣya, dem Schüler ab. Man kann sich an einen sehr großen spirituellen Menschen wenden und nichts oder nur sehr wenig von ihm erhalten; man kann zu einem Menschen von geringerer spiritueller Befähigung gehen und alles erhalten, was er zu geben hat – und noch mehr. Die Ursachen dieser Verschiedenheit sind vielfältig und fein. Ich brauche mich hier nicht darüber auszulassen, es ist bei jedem anders. Ich glaube, der Guru ist immer bereit zu geben, was gegeben werden kann, sofern der Schüler in der Lage oder bereit ist zu empfangen. Wenn er sich hingegen weigert zu empfangen oder sich innerlich oder äußerlich derart verhält, dass das Empfangen unmöglich wird, wenn er nicht aufrichtig ist oder die falsche Haltung einnimmt, dann werden die Dinge schwierig. Doch wenn man aufrichtig und treu ist und die rechte Einstellung hat, wenn der Guru ein wahrer Guru ist, dann wird es geschehen, gleichgültig wie lange es dauert.

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Ramakrishna hatte die siddhi selbst erlangt, bevor er anderen zu geben begann – ebenso der Buddha. Von den anderen weiß ich es nicht. Mit Vollendung ist natürlich die siddhi des eigenen Weges gemeint – die Verwirklichung. Ramakrishna stellte immer wieder die Regel auf, dass man kein Lehrer werden soll, solange man nicht die volle Autorität erlangt hat.

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Das Wirken der Kraft schließt tapasyā, Konzentration und die Notwendigkeit der Sadhana nicht aus. Ihr Wirken erfolgt vielmehr als Antwort auf diese Dinge oder um sie zu stützen. Es stimmt, manchmal arbeitet die Kraft auch ohne sie und bewirkt sehr häufig eine Reaktion in Menschen, die sich nicht vorbereitet hatten und nicht bereit zu sein scheinen. Doch wirkt sie nicht immer oder im allgemeinen so; sie besteht auch nicht aus Magie, die in der Leere oder ohne jeden Vorgang wirkt. Sie ist auch keine Maschine, die auf die gleiche Weise oder unter allen Voraussetzungen und Umständen auf jedermann einwirkt; sie ist keine physische, sondern eine spirituelle Kraft, und ihr Wirken kann man nicht auf Regeln beschränken.

Was die Begrenzung der Macht des Gurus auf die eines Lehrers anbelangt, der zwar den Weg zeigt, aber nicht helfen oder führen kann, so gibt es diese Auffassung in gewissen Yogasystemen wie dem des reinen Advaitin und Buddhisten, die sagen, dass du dich auf dich selbst verlassen musst und niemand dir helfen kann; doch selbst der reine Advaitin verläßt sich im Grunde auf den Guru und das wichtigste mantra im Buddhismus fordert, dass man Zuflucht, śaraṇam, beim Buddha nehme. Andere Wege der Sadhana, besonders solche, die wie die Gita die Wirklichkeit der individuellen Seele als einen “ewigen Teil” des Göttlichen anerkennen oder die glauben, dass beide, der bhagavān und bhakta, wirklich sind, haben sich immer auf die Hilfe des Gurus als unerlässliche Unterstützung verlassen.

Ich verstehe nicht, was du gegen die Gültigkeit von Vivekanandas Erfahrung einzuwenden hast: es war genau jene Verwirklichung, die in den Upanishaden als höchste Erfahrung des Selbstes beschrieben ist. Es stimmt nicht, dass eine Erfahrung, die im samādhi erlangt wurde, nicht in den Wachzustand ausgedehnt werden kann.

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Ja, es ist ein Fehler im Vital, ein mangelnder Wille zu Disziplin. Man muss vom Meister lernen und seinen Weisungen folgen, da der Meister das Gebiet kennt und weiß, wie es erlernt werden kann – genauso ist es in spirituellen Dingen, wo man dem Guru folgt, der das Wissen besitzt und den Weg kennt. Wenn man alles selbst lernt, läuft man Gefahr, alles falsch zu lernen. Natürlich wird der Schüler, wenn er intelligenter als der Meister ist, mehr als der Meister lernen, genauso wie ein großes spirituelles Talent zu einer Verwirklichung gelangen kann, die der Guru selbst nicht erreicht hat – und dennoch ist die Kontrolle und Disziplin in den frühen Stadien unerlässlich.

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Keiner, der die Befreiung erlangte, hat bisher gegen guruvāda Einspruch erhoben; meist sind es Menschen, die im Mental oder Vital leben, in denen der Stolz des Mentals sowie die Anmaßung des Vitals wohnen und die es unter ihrer Würde finden, einen Guru anzuerkennen.

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All dies ist volkstümlicher Yoga. Die Berührung durch den Guru oder seine Gnade kann etwas öffnen, die Schwierigkeiten hingegen müssen trotz allem ausgearbeitet werden. Es stimmt, wenn man sich vollständig hingeben kann, was das Hervortreten der Seele miteinschließt, werden diese Schwierigkeiten nicht länger als Fessel oder Hindernis empfunden, sondern nur als oberflächliche Unvollkommenheiten, die durch das Wirken der Gnade aufgehoben werden.

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Ich glaube, dieser Ausspruch Ramakrishnas6 drückt ein bestimmtes, charakteristisches Geschehen in der Sadhana aus und kann nicht in einem allgemeinen und absoluten Sinn gedeutet werden, denn dann würde er nicht mehr stimmen. Können alle Schwierigkeiten in einem Augenblick verschwinden? Nun, auf Vivekananda ruhte von Anfang an Ramakrishnas Gnade, doch glaube ich, dass die Schwierigkeiten, die er mit seinem Zweifel hatte, lange anhielten, und am Ende seines Lebens hatte er Schwierigkeit, seinen Ärger zu zähmen – was ihn schließlich zu dem Ausspruch verleitete, dass alles Gute in ihm die Gabe seines Gurus sei, doch diese Dinge wie Ärger usw., von ihm selbst stammen würden. Was vielleicht stimmt ist, dass die innere Schwierigkeit durch einen gewissen Kontakt zwischen dem Guru und Schüler verschwinden kann. Was aber ist mit der Gnade, kṛpā, gemeint? Wenn das allgemeine Mitleid und die Gnade des Gurus damit gemeint sind, dann, sollte man denken, walten sie immer über dem Schüler; die Tatsache, dass er angenommen wird, ist als solche ein Akt der Gnade, und es ist Sache des Schülers, die Hilfe anzunehmen. Doch die Berührung durch die göttliche Gnade, die direkt oder über den Guru erfolgt, ist ein besonderes Phänomen mit zwei Seiten – einerseits die Gnade des Gurus oder des Göttlichen, tatsächlich beide zusammen, und andererseits ein “Zustand der Gnade” im Schüler selbst. Dieser “Zustand der Gnade” wird häufig durch lange tapasyā oder Läuterung vorbereitet, in der nichts Entscheidendes zu geschehen scheint, vielleicht einige Berührungen, etwas Flüchtiges oder bestenfalls einige vorübergehende Erfahrungen – und dann tritt er plötzlich ohne vorherige Warnung ein. Wenn es dies ist, was in Ramakrishnas Ausspruch gemeint ist, dann stimmt es, dass in einem Augenblick grundlegende Schwierigkeiten schwinden können und meist tatsächlich verschwinden. Zumindest aber geschieht etwas, das die restliche Sadhana, wie lang sie auch noch dauern mag, mit Gewissheit und Sicherheit erfüllt.

Die entscheidende Berührung kommt am leichtesten zu den Menschen vom Typ der jungen Katze, also jenen, die an einem bestimmten Punkt zwischen der Seele und dem emotionalen Vital eine rasche und entscheidende Bewegung der Hingabe an den Guru oder das Göttliche vollziehen können. Ich habe es selbst gesehen, wenn dies vorhanden ist sowie die bewusste innere Abhängigkeit, die auch das Mental und restliche Vital bezwingt, dann verschwindet die grundlegende Schwierigkeit. Sollten noch andere Schwierigkeiten übrig bleiben, werden sie nicht als solche empfunden, sondern einfach als Dinge, die nur zu geschehen haben und um die man sich keine Sorgen mehr zu machen braucht. Manchmal ist keine tapasyā notwendig -man überlässt die Dinge einfach jener Macht, die – wie man fühlt – die Sadhana lenkt, oder man stimmt ihrem Wirken zu und handelt entsprechend; man weist alles zurück, was ihr entgegengerichtet ist, und die Macht wird entfernen, was entfernt werden muss, oder verändern, was verändert werden muss, langsam oder schnell – doch Langsamkeit oder Schnelle spielen keine Rolle mehr, da man die Gewissheit hat, dass es geschieht. Wenn tapasyā notwendig ist, unterzieht man sich ihr mit dem Gefühl einer starken Hilfe, so dass keine Härte oder Strenge mehr in ihr enthalten ist.

Für die anderen, den Affenjungen-Typ, die noch unabhängiger sind, die ihren eigenen Ideen folgen und ihre eigene Sadhana tun, die nur um Belehrung oder Hilfe bitten, ist die Gnade des Gurus ebenfalls vorhanden, doch wirkt sie der Natur des Sadhaks gemäß und wartet seine Bemühungen im großen und ganzen ab; sie unterstützt und eilt in Schwierigkeiten zu Hilfe, sie rettet in Zeiten der Gefahr, doch ist sich der Schüler dessen nicht immer bewusst – er ist sich vielleicht überhaupt kaum bewusst, was geschieht, da er mit sich und seiner Bemühung beschäftigt ist. In solchen Fällen kann die entscheidende seelische Bewegung, die alles klärende Berührung länger auf sich warten lassen.

Bei allen aber wirkt die Gnade, kṛpā, auf die eine oder andere Weise, und sie kann sich vom Schüler nur dann abwenden, wenn sich der Schüler selbst von ihr abwendet oder sie zurückweist – durch ein entscheidendes und endgültiges Aufbegehren, durch Zurückweisung des Gurus, indem er sich löst und seine Unabhängigkeit erklärt, oder durch einen Akt oder Vorgang des Verrats, der ihn von seinem eigenen seelischen Wesen trennt. Selbst dann – außer vielleicht im letzteren Fall, wenn es bis zum Äußersten führt – ist eine Rückkehr zur Gnade nicht unmöglich.

Soweit meine eigene Kenntnis und Erfahrung der Angelegenheit. Was aber Ramakrishnas Ausspruch zugrunde lag und ob er ihn selbst als eine allgemeine und absolute Äußerung betrachtete, kann ich nicht sagen.

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Es gilt seit eh und je, dass man mit der Annahme von Schülern sowohl deren Schwierigkeiten als auch die eigenen auf sich zu nehmen hat. Wenn sich natürlich der Guru nicht mit dem Schüler identifiziert, wenn er ihn nicht in sein Bewusstsein aufnimmt, sondern ihm nur Weisungen, upadeśa, erteilt und alles übrige ihm selbst überlässt, ist die Aussicht auf ein Ergebnis stark vermindert – sie ist praktisch gleich Null.

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Wenn man die Hingabe wahrhaft vollzieht, darf nichts verborgen werden, was von irgendwelcher Wichtigkeit für die Sadhana ist. Sich auszusprechen reinigt das Bewusstsein von hemmenden Elementen, es reinigt die innere Luft und stellt eine engere, innigere und wirkungsvollere Beziehung zwischen dem Guru und Schüler her.

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VIII. Beharrlichkeit

So ist es mit allen Dingen auf dem Pfad der Sadhana – man muss durchhalten, wie lange es auch dauert; nur so kann man etwas erreichen.

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Die Kraft, die im Yoga benötigt wird, ist die Kraft, durch Anstrengung, Schwierigkeit oder Mühe zu gehen, ohne sich ermüden zu lassen, ohne niedergeschlagen, entmutigt oder ungeduldig zu werden und ohne die Bemühung abzubrechen oder sein Ziel und seinen Entschluss aufzugeben.

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Welche Methode man auch immer anwendet, Beharrlichkeit und Ausdauer sind wesentlich. Denn die Vielfalt des natürlichen Widerstandes wird sich gegen jede Methode zur Wehr setzen.

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Ein Yoga wie dieser bedarf der Geduld, denn er bedeutet eine Wandlung; sowohl der grundsätzlichen Beweggründe als auch jedes Teils und jeder Einzelheit der Natur. Es hat keinen Sinn zu sagen: “Gestern fasste ich den Entschluss, mich gänzlich der Mutter zu geben, und es ist immer noch nichts geschehen – im Gegenteil, all die alten, gegensätzlichen Dinge kommen von neuem auf”. Natürlich, sobald du zu dem Punkt gelangt bist, einen derartigen Entschluss zu fassen, erhebt sich im gleichen Augenblick alles, was im Wege steht – dies geschieht ganz unweigerlich. Du musst zurückstehen, beobachten und zurückweisen, diesen Dingen nicht erlauben, Besitz von dir zu ergreifen, deinen zentralen Willen von ihnen getrennt halten und die Kraft der Mutter rufen, um ihnen zu begegnen. Und wenn man in diese Dinge verwickelt wird, wie es oft geschieht, dann so bald wie möglich sich wieder von ihnen lösen und vorwärtsschreiten! Das ist es, was man in jedem Yoga tut; niedergeschlagen zu sein, da man nicht alles auf die Schnelle tun kann, ist der Wahrheit der Sache ziemlich entgegengesetzt.

Die Stetigkeit, die du gewonnen hast, ist keine persönliche Tugend, sondern hat ihre Ursache in deinem Kontakt mit der Mutter – denn es ist ihre Kraft, die dahintersteht und hinter allem Fortschritt, den du machen kannst. Lerne, dich auf diese Kraft zu verlassen, dich ihr immer vollkommener zu öffnen, und suche den spirituellen Fortschritt nicht um deiner selbst, sondern um des Göttlichen willen – dann wirst du ruhiger ausschreiten.

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Sicher, ein glühendes Sehnen nach dem Göttlichen verhilft zum Fortschritt, doch wird Geduld ebenfalls benötigt. Denn es ist eine große Wandlung, die durchgeführt werden muss, und obwohl es Augenblicke von großer Geschwindigkeit geben kann, darf man nicht damit rechnen, dass diese andauern. Alte Dinge versuchen, sich so fest wie möglich anzuklammern; die neuen, die kommen, müssen sich entwickeln, und das Bewusstsein braucht viel Zeit, sie zu assimilieren und für die menschliche Natur zu normalisieren.

Bewahre den festen Glauben in dir, dass das Notwendige geschieht, dass es in vollem Umfang geschehen wird. Darüber kann es keinen Zweifel geben.

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Es ist wahr, große Geduld und Standhaftigkeit werden benötigt. Sei daher stark und geduldig und auf die Ziele der Sadhana ausgerichtet, doch nicht übereifrig, diese sogleich erreichen zu wollen. Eine Arbeit hat in dir zu geschehen und sie geschieht; trage hierzu bei, indem du die Haltung des festen Glaubens und Vertrauens bewahrst. Zweifel erheben sich in allen, sie sind eine Eigenart des menschlichen physischen Mentals und durch festes Vertrauen in die Mutter werden sie verschwinden. Die Liebe, der Glaube an sie als das Göttliche, dem du dein Leben gegeben hast – das ist es, womit du jedem gegenteiligen Gefühl begegnen kannst, und dann werden diese Gefühle nach einer gewissen Zeit nicht mehr in dir entstehen können.

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Ungeduld ist immer ein Fehler, sie hilft nicht, sondern hemmt. Ein ruhiger, glücklicher Glaube, ein ebensolches Vertrauen sind die beste Grundlage der Sadhana; das übrige besteht in einem steten, weiten Sich-Öffnen, damit man im vollen Streben empfängt, ein Streben, das intensiv sein kann, doch immer ruhig und beständig sein muss. Die volle yogische Verwirklichung kommt nicht sofort, sie kommt nach einer umfangreichen Vorbereitung des ādhāra, die lange Zeit in Anspruch nehmen kann.

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Es kann keinen Zweifel über die Göttliche Gnade geben. Es ist auch vollkommen richtig, dass ein Mensch das Göttliche erreichen wird, sofern er aufrichtig ist. Doch daraus folgt nicht, dass er es sogleich und mühelos und ohne Aufschub erreicht. Dein Irrtum besteht darin, Gott auf einen Zeitpunkt festlegen zu wollen – fünf Jahre, sechs Jahre – und dann zu zweifeln, weil sich noch kein Ergebnis eingestellt hat. Ein Mensch kann innerlich aufrichtig sein, und dennoch mag es viele Dinge in ihm geben, die verändert werden müssen, bevor eine Verwirklichung eintreten kann. Seine Wahrhaftigkeit muss ihn befähigen, immer durchzuhalten – denn diese Sehnsucht nach dem Göttlichen kann durch nichts erstickt werden, weder durch Aufschub noch Enttäuschung und Schwierigkeiten oder irgendetwas anderes.

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“Ich werde es wiederum versuchen” – reicht nicht aus; man muss es dauernd versuchen, stetig, mit einem Herzen, das frei von Verzagtheit ist, wie die Gita sagt, anirviṇṇacetasā. Du sprichst von fünfeinhalb Jahren, als sei dies eine furchtbar lange Zeit für ein derartiges Ziel, doch ein Yogi, der in diesem Zeitraum fähig wäre, seine Natur grundlegend zu ändern und zu konkreten, entscheidenden Erfahrungen des Göttlichen zu gelangen, gälte als einer der seltenen Galoppreiter auf dem spirituellen Weg. Es wurde niemals behauptet, die spirituelle Wandlung sei etwas Einfaches; alle spirituell Suchenden sagen, dass sie schwierig, doch zuhöchst wert ist, sich ihr zu unterziehen. Wenn das Verlangen nach dem Göttlichen zum beherrschenden V erlangen in einem Menschen geworden ist, so kann er ihm doch sicher sein ganzes Leben weihen, ohne darüber zu jammern oder über die Zeit, die Schwierigkeit und die Arbeit zu murren.

Nochmals, du sprichst von deinen Erfahrungen als unbestimmt und traumgleich. Zunächst einmal, die kleinen Erfahrungen des inneren Lebens zu verachten, hat nichts mit Weisheit, Verstand oder Vernunft zu tun. Zu Beginn der Sadhana und noch lange Zeit nachher sind es die kleinen Erfahrungen, die einander folgen, und die, wenn man ihren vollen Wert erfasst, ein vorbereitendes Bewusstsein aufbauen und eines Tages die Mauern für die großen Erfahrungen niederreißen. Doch wenn du sie mit der ehrgeizigen Vorstellung verachtest, dass du entweder große Erfahrungen haben willst oder gar keine, ist es nicht weiter überraschend, dass sie sich nur alle Jubeljahre einmal einstellen und ihre Aufgabe nicht erfüllen können. Zudem waren nicht alle deine Erfahrungen klein. Es gab einige, wie die stille Herabkunft einer Macht in den Körper – das, was du Dumpfheit nennst –, die jeder mit spiritueller Kenntnis als einen ersten großen Schritt auf das Sich-Öffnen des Bewusstseins gegenüber dem höheren Licht und Frieden erkannt haben würde. Es war jedoch nicht die Richtung, in der deine Erwartungen gingen, und daher hast du ihr [der Erfahrung] keinen besonderen Wert beigemessen. Was das Unbestimmte und Traumgleiche anbelangt, so erscheint es dir so, da du dies und alles, was in dir geschieht, vom Standpunkt des äußeren physischen Mentals oder Intellektes betrachtest, der nur äußere und physische Dinge als wirklich, wichtig und lebendig ansehen kann und für den innere Dinge etwas Unwirkliches, Verschwommenes und Unwahres sind. Die spirituelle Erfahrung verachtet nicht einmal Träume und Visionen; es ist ihr bekannt, dass viele dieser Dinge keinesfalls Träume sind, sondern Erfahrungen auf einer inneren Ebene; diese Erfahrungen der inneren Ebenen führen zum Öffnen des inneren Selbstes in das äußere, um es zu beeinflussen und zu verändern; doch wenn sie nicht angenommen werden – diese Erfahrungen des feinen Bewusstseins und des Trance-Bewusstseins –, wie soll das Wachbewusstsein sich dann aus dem engen Kerker des Körpers, des Körper-Mentals und der Sinne befreien? Denn dem physischen Mental, das durch das innere erwachte Bewusstsein nicht berührt wurde, erschiene sogar die Erfahrung des kosmischen Bewusstseins oder des ewigen Selbstes als rein subjektiv und unüberzeugend. Es würde vermutlich denken: “Seltsam und ohne Zweifel ziemlich interessant, doch sehr subjektiv, nicht wahr? Halluzinationen, ja!” Das erste Anliegen des spirituell Suchenden ist, sich von der äußeren Anschauung des Mentals abzuwenden und innere Phänomene mit dem inneren Mental zu betrachten, für das sie bald machtvolle und anregende Wirklichkeiten werden. Und dann beginnt man zu erkennen, dass hier ein weites Feld der Wahrheit und des Wissens vorhanden ist, in dem man sich von Entdeckung zu Entdeckung bewegt, um schließlich die höchste Entdeckung von allen zu erreichen. Das äußere physische Mental jedoch, wenn es überhaupt Vorstellungen vom Göttlichen und der Spiritualität hat, besitzt nur voreilige a priori Ideen, die Meilen weit entfernt sind von dem soliden Boden innerer Wahrheit und Erfahrung.

Es bleibt mir nicht genügend Zeit, andere Dinge ausführlich zu behandeln. Du sprichst von den strengen Forderungen und harten Bedingungen des Göttlichen, doch welche harten Forderungen und eisernen Bedingungen stellst du selbst dem Göttlichen? Sagst du nicht: “Ich werde dich bei jedem Schritt bezweifeln und leugnen, du aber musst mich mit deiner unverkennbaren Gegenwart erfüllen; ich bin voller Schwermut und Verzweiflung, wenn ich an dich oder den Yoga denke, du aber hast meine Schwermut mit deinem stürmischen, leidenschaftlichen ānanda zu überfluten; ich werde dir nur mit meinem äußeren physischen Mental und Bewusstsein begegnen, du aber musst jene Macht in mich einfließen lassen, die schnellstens meine gesamte Natur umwandelt!” Nun, ich sage nicht, dass das Göttliche dies nicht tun kann, doch wenn solch ein Wunder geschehen soll, musst du ihm etwas Zeit lassen und ihm wenigstens ein Millionstel einer Chance geben.

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Das Göttliche mag schwierig sein, doch können diese Schwierigkeiten überwunden werden, wenn man sich an das Göttliche hält.

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Es ist eine schwierige Sadhana und man sollte über die Länge der Zeit nicht murren; erst in den letzten Stadien kann man mit Sicherheit eine sehr große und stetige Geschwindigkeit des Fortschritts erwarten.

Was die śakti anbelangt, so ist die Herabkunft der śakti, solange das Vital nicht geläutert und hingegeben ist, mit Gefahren verbunden. Es ist besser, um Läuterung, Wissen und ein intensives Streben des Herzens zu bitten und um soviel Wirken der Macht, wie man ertragen und assimilieren kann.

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Bleibe immer im Inneren und tue die Dinge, ohne dich in sie zu verwickeln, dann wird nichts Widriges geschehen – oder sollte es doch geschehen, wird sich keine ernsthafte Reaktion zeigen.

Die Vorstellung, um jeden Preis von hier fortzugehen, ist natürlich absurd und steht außer Frage. Acht Jahre sind eine sehr kurze Zeit für die Umwandlung. Die meisten Menschen brauchen ebenso lange oder noch länger, um sich ihrer Fehler bewusst zu werden und den ernsthaften Willen zu einer Wandlung in sich zu festigen – und danach dauert es noch lange Zeit, den Willen auf die volle und letzte Vollendung zu richten. Jedes mal wenn man stolpert, muss man den richtigen Halt wiedergewinnen und mit neuer Entschlossenheit den Weg fortsetzen. So wird die volle Wandlung kommen.

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Was ich von dir will außer dem Streben nach dem Glauben? Nun, ein wenig Gründlichkeit und Beharrlichkeit in der Methode! Strebe nicht zwei Tage lang, um dann schwermütig zu werden und ein Evangelium aus Erdbeben, Schopenhauer und all dem übrigen zu entwickeln. Gib dem Göttlichen eine volle, faire Chance! Wenn es etwas in dir entzünden oder ein Licht vorbereiten will, dann komme nicht mit der nassen Decke der Verzweiflung und werfe sie auf die kümmerliche Flamme. Du wirst vielleicht sagen: “Es ist bloß eine Kerze, die angezündet wurde – so gut wie gar nichts”! Doch in solchen Dingen, wenn die Finsternis des menschlichen Mentals, Lebens und Körpers zerstreut werden muss, besteht der Anfang immer aus einer Kerze – dann kann eine Lampe folgen und später eine Sonne. Man muss jedoch dem Anfang eine Fortsetzung ermöglichen und ihn von seiner natürlichen Weiterentwicklung nicht durch Verzweiflung, Traurigkeit und Zweifel abschneiden. Zu Beginn und auf lange Zeit stellen sich Erfahrungen gewöhnlich nur in geringer Zahl mit leeren Zwischenräumen ein, doch wenn man ihnen den Weg freigibt, werden sich die Zwischenräume verringern und die Quantentheorie wird der Newtonschen Kontinuität des Spirits weichen. Du aber hast ihnen noch nie eine wirkliche Chance gegeben. Du hast die leeren Zwischenräume mit Zweifeln und Verweigerungen bevölkert – die Quanten sind daher selten geworden und der Anfang ist ein Anfang geblieben. Anderen Schwierigkeiten bist du entgegengetreten und hast sie zurückgewiesen, doch diese Schwierigkeit hast du zu lange auf den Knien geschaukelt, und nun ist sie stark geworden; du musst dich mit ihr auseinandersetzen, und zwar indem du dich beharrlich bemühst. Ich sage nicht, dass die Zweifel insgesamt verschwinden müssen, bevor irgendetwas anderes kommt – das würde die Sadhana unmöglich machen, denn der Zweifel ist ein hartnäckiger Angreifer des Mentals. Alles was ich sage ist, lass den Angreifer nicht zum Weggefährten werden, öffne ihm nicht die Tür und lass ihn nicht an deinem Feuer Platz nehmen! Und vor allem, vertreibe das eintretende Göttliche nicht mit dieser niederdrückenden nassen Decke aus Traurigkeit und Verzweiflung!

Ich will es etwas ernsthafter ausdrücken: akzeptiere ein für allemal, dass diese Sache zu geschehen hat, dass es das einzige ist, das dir oder der Erde übrigbleibt Draußen gibt es die Erdbeben und Hitlers, eine zusammenbrechende Zivilisation und die Sintflut. Um so mehr Grund, sich der einen zu geschehenden Sache zuzuwenden, der Sache, zu deren Vollendung beizutragen, du gesandt wurdest. Es sei schwierig, der Weg sei lang und die Ermutigung mager? Nun denn, erwartest du, dass eine derart große Sache leicht sei oder dass der Erfolg sich entweder rasch einstellt oder gar nicht? Den Schwierigkeiten muss man entgegentreten, und je freudiger dies geschieht, um so schneller werden sie überwunden sein. Das eine, das es zu tun gilt, ist, das mantra des Erfolges aufrechtzuerhalten, die Entschlossenheit zum Sieg, den festen Vorsatz: “Ich muss es haben und ich werde es haben”. Unmöglich? Es gibt nichts Derartiges wie Unmöglichkeit; es gibt Schwierigkeiten und Dinge der longue haleine – die eines tiefen Atemholens bedürfen –, doch nichts Unmögliches. Was man zu tun fest entschlossen ist, wird früher oder später getan werden – es wird möglich sein. Vertreibe die dunkle Verzweiflung und setze tapfer deinen Yoga fort. In dem Maße wie die Finsternis schwindet, werden die inneren Türen sich öffnen.

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Ob durch tapasyā oder Hingabe ist gleichgültig, es gibt nur eine Sache, beharrlich auf das Ziel zuzuschreiten. Hat man einmal den Weg betreten, wie könnte man sich dann wieder davon abwenden und etwas Geringeres aufnehmen? Wenn man fest bleibt, spielt ein Sturz keine Rolle, man erhebt sich wieder und geht weiter. Und ist man beharrlich dem Ziel zugewandt, kann es auf dem Weg zum Göttlichen letzten Endes keinen Fehlschlag geben. Wenn etwas in dir ist, das dich drängt – wie es mit Sicherheit der Fall ist –, dann macht ein Schwanken, ein Sturz oder ein Nachlassen des Glaubens nichts aus. Man muss weitergehen, bis der Kampf vorüber ist, und vor uns liegt dann der gerade, offene und dornenlose Weg.

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Du musst nur ruhig und fest bleiben, wenn du dem Pfad folgst, und du wirst bis zum Ende gehen. Die Umstände werden dann letzten Endes gezwungen, sich deinem Willen gemäß zu formen, denn es wird der Göttliche Wille in dir sein.

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In den frühen Stadien gibt es immer Schwierigkeiten und nur stockenden Fortschritt, und, bis das Wesen bereit ist, öffnen die inneren Türen sich nur zögernd. Wenn du, sobald du meditierst, die Ruhe und das Aufflammen des inneren Lichtes fühlst, wenn das innere Drängen so stark wächst, dass die äußere Macht sich vermindert und die vitalen Störungen ihre Kraft verlieren, so ist dies bereits ein großer Fortschritt. Der Weg des Yoga ist lang, jeder Zentimeter Boden muss gegen viel Widerstand gewonnen werden, und vom Sadhak wird keine Eigenschaft mehr gefordert als Geduld, ein einsinniges Ausharren und ein Glaube, der in allen Schwierigkeiten, in allen Verzögerungen und scheinbaren Fehlschlägen fest bleibt.

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Einer der Angst vor Monotonie hat und etwas Neues will, wäre nicht in der Lage, den Yoga auszuüben oder zumindest nicht diesen Yoga, der einer unerschöpflichen Ausdauer und Geduld bedarf. Todesfurcht zeigt eine vitale Schwäche an, die der Befähigung für den Yoga ebenfalls entgegengerichtet ist. Ebenso fände einer, der von den Leidenschaften beherrscht wird, den Yoga schwierig; er könnte sehr leicht einen schwerwiegenden Sturz tun, und seine Bemühungen würden im Nichts enden – außer er wird durch einen wahren, inneren Ruf gestützt, durch ein wahrhaftes, starkes Streben nach dem spirituellen Bewusstsein und der Einung mit dem Göttlichen.

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Entschlossenheit und beharrliche Geduld werden benötigt, damit man sich nicht durch diesen oder jenen Fehlschlag entmutigen lässt. Es ist eine Wandlung in der Gewohnheit der physischen Natur, und das bedarf einer langen geduldigen Arbeit im Detail.

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Deine Haltung gegenüber der geforderten Wandlung und dem neuen Leben ist die richtige. Eine ruhige, wachsame, doch unbesorgte Beharrlichkeit ist der beste Weg, damit es geschehe.

Soll die innere Beziehung wieder hergestellt werden, muss sich die Ruhe vertiefen, damit die Seele in das Physische heraustritt, so wie sie das in den höheren Teilen tat.

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Einer, der nicht den Mut besitzt, geduldig und standhaft dem Leben und seinen Schwierigkeiten zu begegnen, wird niemals fähig sein, die noch größeren inneren Schwierigkeiten der Sadhana durchzustehen. Die erste Aufgabe in diesem Yoga ist, dem Leben und seinen Prüfungen mit einem ruhigen Mental, mit festem Mut und völligem Vertrauen auf die Göttliche śakti zu begegnen.

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Bleibe fest und in eine Richtung gewandt, in die der Göttlichen Mutter.

 

1 Vermutlich ist dieser Brief an einen Sadhak gerichtet, der den Ashram verlassen wollte. Sri Aurobindo will ausdrücken, dass ein Mal im Unterbewusstsein eines Menschen entsteht, der eine spirituelle Gelegenheit nicht ergreift. Solch Mal aber zeitigt insofern Folgen, da es die Ursache dafür sein kann, dass dieser Mensch immer wieder – sei es in diesem Leben oder einem nächsten – die spirituelle Gelegenheit versäumt. Anmerkung des Übersetzers.

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2 Derjenige, auf den der Brief sich bezieht.

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3 Dies ist eine Erläuterung der folgenden Stelle aus dem Buch der Mutter “Conversations”: “Hingabe wird dich nicht mindern, sondern mehren; sie wird deine Persönlichkeit nicht verringern, schwächen oder zerstören, sie wird sie stärken und vergrößern.” (1966, S. 126)

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4 Ein oft zitiertes Gleichnis im spirituellen Denken Indiens: die junge Katze, die sich ohne eigenes Zutun einfach von der Mutter tragen lässt, im Gegensatz zum jungen Affen, der sich an die Mutter anklammern muss. Anmerkung des Übersetzers.

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5 In den frühen Jahren des Ashrams war es üblich, dass die Sadhaks beinahe täglich Sri Aurobindo über den Verlauf ihrer Sadhana berichteten. Dieser Brief ist vermutlich an einen Sadhak gerichtet, der in seinen Äußerungen nicht offen genug war. Anmerkung des Übersetzers

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6 “Durch die Gnade des Gurus können alle Schwierigkeiten schwinden und zwar in einem einzigen Augenblick, so wie tiefe Dunkelheit schwindet, sobald ein Streichholz aufflammt.”

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