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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

14. Februar 1973

(Die schlechten französischen Übersetzungen der Texte Sri Aurobindos in der "Gazette Aurovilienne" betreffend. Mutter hatte Satprem gebeten, einige Nummern zu lesen und in Zusammenarbeit mit seinem Freund Luc in Auroville zu versuchen, die Situation zu verbessern, was sehr heftige Reaktion ausgelöst hatte.)

... Nein, liebe Mutter, das habe ich gesehen: Alle Übersetzer, ob Franzosen, Engländer, Deutsche oder von sonst einem Land, haben ein kolossales Übersetzer-Ego. Sobald man an ihre Übersetzung rührt, fassen sie das so auf, als stelle man ihre ganze Person in Frage. Sei es nun Y, T, C.S. und alle, mit denen ich zu tun hatte: die Übersetzer sind unantastbar. Das ist die Wahrheit der Sache. Man kann sie nur machen lassen. Ich glaube, eine sehr spezielle Gnade wäre nötig, damit sie verstehen.

Ich selbst war auch nie zufrieden mit dem Ergebnis meiner Übersetzungen.

Ja, es ist sehr schwierig, Mutter. Darüber bin ich mir ganz im Klaren. Aber sobald man einen Übersetzer anrührt, ist die Hölle los.

(Mutter lacht) Dann müssen wir sie einfach machen lassen.

Ja, es ist "hopeless" [hoffnungslos]. Ich werde Auropress benachrichtigen, daß deine Notiz annulliert ist 1 . Sei's drum. Die Übersetzerin wird sich von innen heraus ändern müssen – du mußt uns alle von innen heraus ändern, darauf läuft die Geschichte hinaus.

Ich glaube, sie hat mir gesagt, wenn sie etwas schwierig fände, werde sie es mir mitteilen. Sie sagte mir: "Wenn ich Zweifel habe, werde ich es dir sagen."

Das Schlimme ist, daß sie meistens keine Zweifel haben!

(Mutter lacht)

Nein, Mutter, ich sage das in aller Bescheidenheit, denn ich verrichte diese Arbeit seit achtzehn Jahren; somit sehe ich klar, wieviele Jahre nötig waren, wieviele Dummheiten ich begehen mußte und welche Hilfe Sri Aurobindo mir geben mußte, um zu beginnen, in den Geist der Sache einzutreten. So habe ich wirklich Mitgefühl mit den anderen, ich verstehe gut, daß sie Irrtümer begehen. Mich ärgert nur, daß sie sich in ihrer Arbeit so sicher sind. Das ist schade.

Manchmal verstehen die Leser eine schlechte Übersetzung besser als eine gute.

Das ist gut möglich, Mutter... Aber manchmal bedeutet es offensichtlich nichts mehr.

Ich kann nicht alles noch einmal durchsehen, das nimmt zu viel Zeit in Anspruch.

Du mußt dich irgendwie mit ihnen arrangieren.

Oh je! Da brauche ich wirklich eine Gnade!... Für mich ist das eine zusätzliche Last, eine weitere Komplikation – daran ist mir gar nicht gelegen, verstehst du.

Hin und wieder, wenn es gar keinen Sinn ergibt...

Ich glaube, wir müssen uns etwas...

Ja, ich habe auch den Eindruck, wir müssen sie machen lassen – die Leute müssen wirklich von innen heraus etwas verstehen, das ist alles.

In Nirods Buch 2 höre ich Dinge, die Sri Aurobindo gesagt hat, und er sagt, daß er sich etliche Male selbst widersprochen hat...

Ja, genau!

...und daß natürlich die zwei oder drei verschiedenen Standpunkte gleich wahr sind. Folglich sollten wir genauso offen sein wie er.

Im Grunde war seine Auffassung sehr flexibel – sehr. Wenn ich die Dinge hörte, die er sagte, hatte ich selbst den Eindruck, sehr wenig von dem, was er sagen wollte, verstanden zu haben. Und jetzt, wo ich mehr und mehr mit dem supramentalen Bewußtsein in Beziehung stehe, sehe ich, daß es äußerst flexibel ist – plastisch und komplex – und daß nur unser enges menschliches Bewußtsein die Dinge so starr und entschieden sieht (Mutter zeichnet kleine geometrische Rechtecke in den Raum).

Ja, gewiß!

Wir sind immer noch vom Mental beherrscht, und das Mental ist so starr (die gleiche Geste kleiner Vierecke). Und ich sehe, sobald man aus dem Mental heraustritt, wird es wie Wellen auf dem Meer.

Im Grunde müssen wir noch alles lernen. Wir wollen stets auf mentale Weise verstehen, und so verstehen wir nichts. Man schafft bloß kleine Unterteilungen (dieselbe viereckige Geste), und das nennen wir verstehen.

Wenn wir die Dinge sorgfältig in eine Schachtel gesteckt haben, sagen wir, wir haben verstanden.

(Mutter geht in sich)

 

1 Mutter hatte eine Notiz an die "Gazette" geschickt, in der sie sagte, daß alle Übersetzungen von Sri Aurobindos Texten dem Ashram zur Genehmigung vorgelegt werden sollten.

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2 Correspondence with Sri Aurobindo.

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