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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

9. Februar 1972

Es ist nichts mehr da, du wirst mager werden wie ein Fisch!

Nein, nein!

(Mutter gibt Blumen, dann ihre letzte Notiz:)

Das erste, was man auf dem Weg lernt, ist, daß die Freude des Gebens sehr viel größer ist als die des Nehmens.

Dann lernt man allmählich, daß Selbstvergessenheit die Quelle eines unwandelbaren Friedens ist. Später findet man in dieser Selbstvergessenheit das Göttliche; und dies ist die Quelle einer wachsenden Glückseligkeit...

Sri Aurobindo sagte mir eines Tages, wenn die Menschen das wüßten und davon überzeugt wären, würden sie alle dem Yoga folgen wollen.

(Schweigen)

Wir brauchen eine Botschaft für den 21.... Hast du etwas?

Es gibt mehrere mögliche Texte, aber hast du denn nicht etwas von dir selbst?

Texte von wem?

Von Sri Aurobindo.

Das wäre sehr gut.

Wäre es nicht gut, wenn wir für den 21. auch etwas von dir nähmen?

Nicht unbedingt... Wenn du glaubst, daß dies gut wäre (Mutter reicht einen Zettel):

Die vollständige Sammlung des ganzen Wesens um das psychische Zentrum herum ist die unerläßliche Bedingung für die Verwirklichung einer vollkommenen Aufrichtigkeit.

Ja, ich habe gemerkt, daß die Leute nur deshalb unaufrichtig sind, weil ein Teil des Wesens eines sagt und ein anderer Wesensteil etwas anderes. Daher rührt die Unaufrichtigkeit. Das kam deutlich: eine Vision – eine innere Vision. Ich versuchte, das aufs Papier zu bringen; ich weiß nicht, ob es klar ist.

Es ist sehr schwer, einen dauerhaften Bewußtseinszustand beizubehalten: so daß ständig dasselbe Bewußtsein vorherrscht.

Das geschieht nur, wenn man nicht gesammelt ist, mein Kind. Für mich ist es seit vielen Jahren IMMER dasselbe (Mutter deutet eine stete Linie an). Das kommt vom psychischen Bewußtsein, und es ist BESTÄNDIG.

In letzter Zeit hatte ich für einige Augenblicke die Erfahrung [des nicht vereinten Bewußtseins], aber seit Jahren ist das nicht mehr so – seit mindestens dreißig Jahren 1 . Sobald das psychische Wesen zum Meister wurde und das Wesen leitete, war es VORBEI – endgültig vorbei, und es ist so (Geste der Stetigkeit). Das ist ein sicheres Zeichen. Und immer dasselbe. Immer: "Was Du willst, was Du willst." Und kein "Du" dort oben in weiter Ferne, das man nicht kennt: Er ist überall, Er ist in allem. Er ist ständig da, Er ist tief im Innern des Wesens – und wir klammern uns daran. Das ist die einzige Lösung.

Glaubst du, daß dies verständlich ist?

Ja sicher!

Lies das noch einmal!

(Satprem liest die Botschaft noch einmal)

Ist das verständlich?

Ich habe verstanden.

Was meinst du?... Denn in letzter Zeit machte ich eine Entdeckung: die Entdeckung, weshalb die Leute unaufrichtig sind (selbst wenn sie sich Mühe geben). Das liegt daran, daß einmal dieser und dann wieder ein anderer Teil in ihnen die Oberhand gewinnt, wobei der eine Teil sehr aufrichtig ist in seiner Forderung, aber nicht in Einklang mit den anderen steht. Für mich ist der Text der Botschaft jedenfalls verständlich.

Das bedeutet also, daß das psychische Bewußtsein in das PHYSISCHE Bewußtsein eintritt.

Ja.

Denn nur dort gibt es Beständigkeit.

Ja...

Das psychische Bewußtsein muß in das gewöhnliche physische Bewußtsein eintreten.

Ja.

Das ist aber genau der schwierige Punkt.

Mein Kind, ich habe dir schon gesagt: bei mir ist das vor mehr als dreißig Jahren geschehen.

Das psychische Bewußtsein ist immer da – es beherrscht und leitet das Wesen. Alle Eindrücke, alles wurde ihm präsentiert (Geste wie vor einem Lichtstrahl), damit es die wahre Orientierung gebe. Und das Physische verhält sich immer so, als ob es ständig auf den Befehl des Göttlichen lauschte.

Das war schon immer so – schon BEVOR ich hierher kam. Ich bin in dieser Verfassung hierher gekommen (vor langer Zeit). Und das hat sich nicht verändert. Erst kürzlich hatte ich die Erfahrung [des nicht vereinigten Bewußtseins], eines Nachts während zwei oder drei Stunden – dies war einfach schrecklich, es erschien mir höllisch. Und es geschah, damit ich die Verfassung der anderen verstehe. Wenn das Psychische nicht mehr vorherrscht...

Und es ist im KÖRPER: der Körper horcht und horcht, unablässig (Geste nach oben oder nach innen). Aber das drückt sich nicht in Worten aus [die Antwort des Göttlichen], sondern durch einen Willen, der sich durchsetzt (unbeirrbare Geste nach unten).

Muß ich etwas hinzufügen, um das genauer zu erklären?

Du sagtest: "Die vollkommene Vereinigung des ganzen Wesens".

Das schließt auch das Physische ein.

Die Leute verstehen niemals. Aber es ist völlig klar.

Oh, ja!

Glaubst du also, daß es gut ist?

Ja, gewiß!

Ich glaube, das ist wichtig, denn es kam genau deshalb als Erfahrung, um mich seine Bedeutung verstehen zu lassen.

Dazu muß geschrieben werden: "Botschaft für den 21."

Ja. Wir brauchen auch eine für den 29.

Was ist am 29.?

Das ist der vierte Jahrestag der Herabkunft des Supramentals von 1956.

Ach! Das war am 29.

Ja, vor sechzehn Jahren.

(Mutter lächelt und bleibt in sich gekehrt)

Es wäre gut zu sagen:

Erst wenn das Supramental sich im physischen Mental manifestiert, wird seine Gegenwart von Dauer sein.

Hältst du das für gut?

Ja.

Es müßte heißen: "im körperlichen Mental".

Man könnte hinzufügen "und körperlichen" (im physischen und körperlichen Mental).

Aber dann klingt es, als gäbe es zwei – es sind nicht zwei 2 .

Also nur "das körperliche Mental".

Ist das gut so?

Ja, wir haben beide Botschaften.

Sie erwarten, daß ich auf den Balkon gehe. Ich gehe nur am 21. auf den Balkon... Was hat man dir gesagt? Was erwarten sie?

Sie erwarten, dich so oft wie möglich zu sehen.

(Lachen) Ich weiß nicht. Der 29. ist nur eine Woche später... Das bedeutet eine große Anstrengung – keine Anstrengung, aber eine Schwierigkeit für mich.

Und wenn die Leute an dir vorbeigehen, wäre das noch schwieriger?

Oh!... Sie müßten alle zwei Stockwerke hochsteigen. Als es im Garten stattfand, ging das noch gut, aber zwei Stockwerke...

Die Leute können leicht zirkulieren, man hat jetzt Treppen gebaut. Nein, es geht um dich: ist es nicht anstrengender, dort zu sitzen, während so viele Leute vorbeiziehen?

Ja, ich glaube, das wäre zu viel.

Ja, das wäre zu lang.

Denn hier ist es ungünstig: sie verlassen das Zimmer durch die gleiche Tür, wo sie eintreten. Der Ausgang muß an einer anderen Stelle sein, damit die Reihe weitergehen kann.

Hältst du am 29. eine Meditation ab?

Gut, machen wir also eine Meditation morgens um 10 Uhr.

Und du willst nicht ein zweites Mal auf den Balkon herauskommen? (Lachen)

Das erscheint mir etwas zu viel.

Der Körper ist nicht mehr ganz dies, aber auch nicht das, so ist er in einem Zustand des Ungleichgewichts, und die geringste Kleinigkeit stört das Gleichgewicht, ich kann nicht mehr schlucken oder nicht mehr atmen... Man hat den Eindruck eines Lebens, das sich anschickt, von etwas anderem abzuhängen als von den gewöhnlichen Bedingungen. Die anderen Bedingungen existieren noch nicht, er ist nicht an sie gewöhnt, und somit schafft dieser Übergang vom einen Zustand zum anderen eine ständige Schwierigkeit. Wenn ich sehr ruhig bin, geht es gut, aber bei der geringsten Anstrengung geht es nicht mehr.

(Mutter keucht)

So ist es eben.

(Schweigen)

Ich glaube... Ich habe den Eindruck, wenn alles gut geht, werde ich in einigen Jahren viele Dinge tun können... aber jetzt noch nicht. Ich habe das Gefühl, wenn alles gut geht, werde ich mit hundert Jahren stark sein. Der Körper selbst hat diesen Eindruck, daß er eine neue Kraft und ein neues Leben haben wird, wenn er bis hundert durchhält – mit hundert. Aber... jetzt sind wir gerade mitten in den schwierigen Jahren.

Die Jahre des Übergangs... (Mutter nimmt ihren Kopf zwischen die Hände)

(kurzes Schweigen)

Das ist interessant. Wenn ich mich ruhig verhalte, ist es, als ertöne ein großer Gesang – ein fast kollektiver Gesang, könnte ich sagen: OM Namo Bhagavaté... Als ob die ganze Natur: (Geste eines Emporgehobenwerdens) OM Namo Bhagavaté...

(Mutter tritt in Kontemplation)

 

1 Seit sechzig Jahren.

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2 Vermutlich bedeutet das, für Mutter sind es nicht MEHR zwei.

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