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Mutters

Agenda

zwölften Band

17. Juli 1971

Vorgestern war ich fast geheilt, ich glaubte, es sei vorbei, dann kam gestern eine Lawine von Dingen... oh! Böswilligkeiten, Zänkereien... Das war so schrecklich, daß die Erkältung wieder anfing. Genau deshalb geht sie nicht weg. Ich sehe, wenn die Dinge sich hier beruhigen und ich in meine normale Atmosphäre eintreten kann, ist es, als ob alles verschwände – ich habe keine Erkältung mehr, ich leide nicht mehr. Das kommt von außen wie eine wütende Attacke: Leute, die sich zanken und streiten, Umstände, die fehlgehen, alles. All das wirft man auf mich...

Gestern abend fing es wieder an. Es war schon weg: meine Nase, mein Hals waren frei, es war vorbei. Das geht wirklich nicht von mir aus: es kommt von außen. Ein verbissener Ansturm. Natürlich halten mich alle für verantwortlich! Ich sage ihnen etwas, sie tun etwas anderes; ich schreibe ihnen etwas, sie verdrehen es und tun etwas anderes, und nachher sagen sie, es sei meine Schuld. Voilà (Mutter beginnt zu husten).

Wirklich ganz reizend.

Im Grunde war es wie eine Darstellung – wie ein Theaterstück, weißt du, um deutlich zu machen, wie die Menschen sich dem Göttlichen gegenüber verhalten. Das war wirklich komisch. Man kann wütend werden und sagen: "Es ist eine Schande" – aber es war komisch. Es war komisch: alles ist die Schuld des Göttlichen! So sind die Leute gewöhnlich: das Göttliche mißhandelt sie, das Göttliche handelt gegen sie, das Göttliche gestaltet die Umstände schlecht... So ist es. Sie sind alle so.

Eine Art halbbewußter Böswilligkeit: man macht etwas, sie machen nur so (leichte Verdrehung), sie verdrehen ein wenig, und alles wird entstellt; man sagt etwas, sie fügen ein Wort hinzu oder lassen eins weg, und alles ist entstellt. Selbst das Geschriebene lesen sie auf ihre Weise. Das ist verblüffend.

Und dies im großen Maßstab, auf einem fast globalen oder zumindest landesweiten Maßstab... es hat Folgen in China, in Rußland, in Europa und Amerika. Und sie machten... weißt du, a mess [einen Schlamassel] aus der ganzen Angelegenheit [in Bangladesh] auf eine schreckliche Weise – schrecklich. Jetzt haben sie sich arrangiert: die Amerikaner versuchen, sich mit den Chinesen zu einigen – das ist der Gipfel –, um den Pakistani zu helfen, die Leute niederzumetzeln.

Ja, man hat den Eindruck, daß Amerika die Politik der gegnerischen Kräfte betreibt. Sie scheinen für die gegnerischen Kräfte zu arbeiten...

(Schweigen)

Weißt du, daß der Präsident der Vereinigten Staaten [Nixon] nach China gehen wird?

Aber ja!

Und sie versuchen nicht, sich Rußland anzunähern, im Gegenteil.

Nein, oh, nein!

Das heißt, sie tun das genaue Gegenteil.

Ja.

(Schweigen,
dann hebt Mutter die Arme in
einer Geste der Machtlosigkeit)

Hast du etwas mitgebracht?

Ja, hier ist deine Botschaft für April, die wir für das Bulletin ins Französische übersetzen müssen.

Wir sind in einer dieser "Stunden Gottes", wo die gesamte Grundlage erschüttert wird...

Genau das ist es.

...und es herrscht große Konfusion. Aber das ist eine wunderbare Gelegenheit für jene, die einen Sprung nach vorn machen wollen; die Möglichkeiten für den Fortschritt sind außergewöhnlich.

Gehört ihr nicht zu jenen, die die Gelegenheit nutzen wollen?

1.4.1971

*
*   *

Z will ihre Kinder wieder hierherbringen 1 .

Ja, sie erzählte mir, daß du ihr gesagt habest, sie solle bleiben.

Oh!... Nein, das ist fürchterlich!... Sie fragte mich: "Könnten meine Kinder hierher zurückkommen?" Die Bitte ging von ihr aus. (Etwas verschweigt sie.) Und natürlich antwortete ich ihr sofort mit ja: "Wenn du willst, kannst du bleiben." Sie sagte mir: "Ach, ich möchte gern bleiben ..."

So läuft das (Geste der Verfälschung), alle sind so.

Ja, alles wird verdreht.

(dann geht es um den Schüler im Vatikan)

Z sagt, daß P.L. sich sehr schlecht aufführe, daß er in einer Welt des Geldes gefangen sei, in einer Welt der Macht, der Frauen, der... ich weiß nicht genau, was – daß er völlig unter dem Einfluß von Monsignore R stehe, weißt du, der Millionen handhabt.

Ja, er sollte hierher kommen.

Ja, das stimmt. P.L. verwaltet seine Geldgeschäfte, diese enormen Millionenbeträge. Jedenfalls wirft Z ihm vor, in dieser Welt dort zu sein, und sie hat mit ihm gebrochen.

Aber auf der okkulten Ebene muß ich dir sagen, ich hatte gesehen, daß durch P.L. viel Geld hierher kommen könnte. Natürlich verstärkte ich seine Beziehung [mit der Kraft]. Eigentlich müßte es kommen.

Seine Haltung ist grundsätzlich so geblieben, wie sie war.

Ja, liebe Mutter, da bin ich sicher. Und selbst, wenn die äußeren Anzeichen jetzt so sind, bin ich sicher, daß er im Grunde deine Arbeit tut oder sie tun wird oder daß das Feld sich vorbereitet.

Ja, ja, so ist es. So ist es. Ich habe den Eindruck, daß er eine beachtliche Arbeit verrichten kann.

Das fühle ich auch.

Nur nicht offen.

(Schweigen)

Es gibt einen Ansturm von Lüge. Man spürt, daß nur das wirklich Wahre die Kraft hat standzuhalten – etwas oberhalb des Mentals.

Aber das [die Worte Zs] gibt dir ein Beispiel davon, wie die Dinge sind – es ist wirklich eine Art Entgleisung. Hat sie dir wirklich gesagt: "Mutter bat mich"?

Ja: "Mutter sagte mir, ich solle bleiben."

Sagte sie "sagen" oder...

Sie sagte mir: "Mutter sagte mir." Jedenfalls bedeutet die Art, in der es ausgesprochen wurde... Ja, "Mutter sagte mir, ich solle bleiben", als sei es ein Befehl oder ein Rat, den du ihr gegeben hast.

Ja... so ist das.

(Schweigen)

Ach, wenn du von diesen Erfahrungen wüßtest... Gerade so etwas [die Worte Zs], überall, überall, ständig, alle – immer so (Geste einer Verdrehung) ach!... Und dann sagt mein Körper: "Aber ich bin auch so." Er sah seine... Oh, mein Gott... (Mutter faltet ihre Hände). Ich verstand: Wenn das Höchste Bewußtsein nur eine einzige Minute lang diese Art von Bewußtsein hätte, das die Menschen haben, würde die Welt aufgelöst werden. Ganz spontan ist unsere spontane Reaktion gegenüber den Stößen und allem, was uns schlecht erscheint, immer: die Lüge auflösen. Die spontane Reaktion ist nicht transformieren sondern auflösen. Verstehst du, zwischen den beiden liegt ein Abgrund.

Ja.

Und es ist spontan, die Idee des Beseitigens – die Lüge beseitigen. Hätte der Höchste Herr eine einzige Sekunde lang diese Anwandlung gehabt, bestünde die Welt nicht mehr... Ich glaube also, daß der Körper verstanden hat. Ich glaube, er hat verstanden, das war außerordentlich... Was sind wir schon! Was sind die Menschen! Sie halten sich für, mein Gott (Mutter macht die Geste eines sich Aufblähens), sie halten sich für... Ach!... Wenn sie eine kleine Willensanstrengung machen oder ein wenig Verständnis haben oder eine kleine Anstrengung in Richtung Vervollkommnung unternehmen, oh! (die gleiche Geste) sie halten sich für außergewöhnlich. (Mutter nimmt ihren Kopf zwischen die Hände und lacht)

Irgendwo sagte Sri Aurobindo, wenn man das göttliche Bewußtsein berühre, gebe es einem plötzlich das Gefühl... in welchem Maße die Welt lächerlich ist in ihrer Überheblichkeit – die Überheblichkeit des Menschen. Aber selbst (ich hatte Kontakt mit Tieren), selbst bei den Tieren fängt es schon an: Eitelkeit – Eitelkeit – Eitelkeit – Eitelkeit...

Ja, es gibt nichts, dessen man sich rühmen könnte.

Oh, nein.

Das ist sicher.

Oh, nein – nicht, daß sie sich so sehr brüsten, aber sie HALTEN SICH FÜR ETWAS.

(Schweigen)

Weißt du, die Täuschung und die Täuschungsversuche werden fast überall für guten Willen gehalten. Und diejenigen, die nicht absichtlich täuschen wollen und sich nur selbst täuschen, sind schon außergewöhnliche Wesen.

Das sind keine Entdeckungen, es sind Dinge, die ich sah; aber normalerweise sieht man sie nur gelegentlich, ausnahmsweise oder für diese oder jene Sache, aber da hatte ich die Schau der ganzen Welt, der ganzen Erde, der ganzen menschlichen Anstrengung, aller Menschen, aller... Wir leben in einer Täuschung. Schrecklich!

Vor allem täuscht man sich selbst – mehr, als daß man die anderen täuschen will.

(Schweigen)

Das bedeutet, daß wir NICHTS so sehen, wie es ist.

Ja, ja... ja.

(Schweigen)

Nachts gehe ich auf Wegen aus Erde, die zusammenfallen.

Ach!

Ja, Einstürze.

Die alten Anschauungen.

(langes Schweigen)

Es gibt nur eine Rettung: sich so an das Göttliche klammern (Geste wie mit zwei Fäusten).

Nicht an das, was man sich als das Göttliche vorstellt, nicht einmal an das, was man als das Göttliche fühlt... an eine Aspiration... an eine Aspiration, die so aufrichtig wie möglich ist... Sich daran festhalten.

(Schweigen)

Ich werde dir etwas sagen, denn das ist interessant: Vor einiger Zeit, bevor Z zurückkam, sah ich plötzlich, daß Zs Beziehung mit P.L. ihn davon abhielt zu tun, was er zu tun hatte. Und ich wünschte wirklich, sie möge keinen Einfluß mehr auf ihn haben. (Ich hatte es vergessen, es war einige Zeit, bevor sie zurückkam, recht lange vorher.)

Ja, ich erinnere mich, du hattest es mir gesagt.

Das ist seltsam.

Weißt du, ich hatte schon früher mit dir darüber gesprochen, daß der Körper – das Bewußtsein des Körpers – jetzt im voraus weiß, was geschehen wird. Es weiß im voraus, was die Leute ihm sagen werden. Aber es weiß nicht... (wie soll ich sagen?) wie das genau materiell geschehen wird, es kennt aber den GEIST, in dem es getan wird... ständig. Das ist ganz komisch. Ich bin reglos da und versuche nur dem Göttlichen anzugehören. Dann kommen Dinge – sie kommen so (Geste wie auf einem Bildschirm vor Mutter), sie ziehen vorbei: Dinge, Tatsachen, Leute, die sprechen... Zuerst glaubte ich, es sei mein materielles Bewußtsein, das nicht stillhalten konnte, dann merkte ich, daß es von außen auf mich zukam und sich auf der materiellen Ebene niederschlug. Wenn ich jetzt die Dinge mentalisierte, könnte ich deshalb voraussehen und sagen, was geschehen wird... Diese Geschichte von Amerika und China und allerlei solche Dinge kamen auf diese Weise. In der gewöhnlichen Menschheit zieht das Mental daraus Nutzen, um Prophezeiungen zu machen – glücklicherweise gibt es bei mir kein Mental, es ist ruhig, abwesend. Und wenn man mir Dinge sagt, sie mir berichtet, erstaunt den Körper nichts mehr, er scheint zu wissen. Das ist seltsam.

Eine Art Universalisierung.

Und wenn du wüßtest, wie sehr er seine eigene Dummheit spürt – beides zugleich.

 

1 Eine Schülerin, die mit ihren Kindern nach Europa gegangen war und dann zurückkam.

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