Mutters
Agenda
elften Band
2. Dezember 1970
(Mutter hat einen Bluterguß am linken Auge und eine geschwollene Wange)
Geht es gut?
Ja, liebe Mutter. Und dir?
Zahnschmerzen... Immer etwas... Das macht nichts.
Das ist nur deshalb interessant, weil ich nicht mehr diese spontane Reaktion wie alle anderen habe (Geste der Selbstbezogenheit), die Dinge in bezug auf ihn (Mutter deutet auf den Körper) zu sehen und zu handhaben. Der Körper ist so (Geste einer Auflösung), er existiert nicht. Das ist merkwürdig: völlig spontan. Dies ist nicht das Resultat eines Willens, nicht einmal eines Gedankens oder Bewußtseins: es ist ein natürlicher Zustand. Als ob er nicht existierte. Ich nehme an, dies ist der Grund, daß sich jeder kleine Winkel, der noch nicht ganz so ist, wie er sein soll, querlegt. Dann muß er sich wieder geradestellen. Das ist alles.
Hinsichtlich des Bewußtseins geht es sehr gut – sehr gut. Es wird natürlich, völlig spontan, mühelos.
Es gibt kein Zentrum (Mutter deutet lachend auf ihren Körper), selbst physisch nicht.
Es geht gut.
*
* *
(Mutter übersetzt einige Fragmente aus Savitri:)
Cette boue doit abriter l'orchidée et la rose,
De sa substance aveugle et récalcitrante doit émerger
Une beauté qui appartient à des sphères plus lumineuses.
II.II.107
Aus diesem Erdenschlamm muß nun die Rose und die Orchidee erblühn.
Aus ihrer blinden und unwilligen Substanz
muß eine Schönheit auferstehn, die glücklicheren Sphären angehört.
(dt. S. 117)
*
* *
(Nach der Lektüre des zweiten Teils von Kapitel 11 aus Satprems Buch: "Wandel der Macht")
Das ist prächtig!...
Übersetzt T es ins Englische?
Interessiert es sie?
Ich weiß nicht.
Und für das Deutsche?... Wenn es jemanden gäbe...
(Schweigen)
Das versetzt mich den ganzen restlichen Tag in eine sehr angenehme Atmosphäre.
Wir haben noch etwas Zeit. Wir können noch einen Augenblick ruhig bleiben.
(Meditation)