Mutters
Agenda
elften Band
18. Februar 1970
(Mutter war nicht wohlauf und konnte Satprem am 14. nicht empfangen. Das folgende Gespräch ist sehr wichtig, weil es den sichtbaren Anfang eines Konflikts anzeigt, den wir als "medizinisch" bezeichnen können und der mit den Jahren immer schlimmere Ausmaße annehmen wird.)
Noch nie in meinem Leben hatte ich eine solche Erkältung (seit Anfang Februar hustet Mutter viel). Und letzte Nacht hatte ich eine Art physischen Albtraum... Noch nie in meinem Leben erlebte ich so etwas... Ich kann nicht sagen, richtig geschlafen zu haben, aber... Wie soll ich sagen? Es ist eine Mischung zwischen etwas, das sein wahres inneres Heilmittel zu finden versucht, und dem Arzt, der behauptet, wenn ich keine Medikamente nehme, werde ich noch "monatelang" krank sein.
Das behaupten sie immer.
Folglich...
Ach, es bräuchte Stunden, dies alles zu erzählen. Es spielt sich bestimmt in der materiellen Welt ab, und (lachend) letzte Nacht sah ich plötzlich zwei große männliche Gestalten, ganz grau. Man sah keine Augen, keine Nase usw., und sie waren die beiden "Ärzte" (welche Ärzte, weiß ich nicht), sie diskutierten. Mein Körper befand sich auf dem Bett (ich glaube nicht, daß ich saß, dennoch stand ich auch nicht), und sie diskutierten miteinander, aber ohne zu sprechen. Es hatte den Anschein, als seien es zwei Wesen aus einer niederen vitalen Welt, riesige Wesen – groß, stark, ungeheuerlich. Dann zeigte einer während seiner Demonstration mit dem Finger auf mein Herz, und sein Finger berührte es – da stieß ich einen Schrei aus. Einen physischen Schrei.
Ich war nicht froh über diese Erfahrung.
Nie, nie berührten mich solche Dinge, nie. Einmal bekam ich sehr starkes Fieber, ich hatte 42 Grad Fieber, und es war ungeheuerlich (es hielt nicht lange an, aber doch einige Stunden). Ich hatte mich bei einer Arbeiterversammlung angesteckt, wo sie einen Puja oder was weiß ich zelebrierten. 1 Ich bekam Fieber. Aber Sri Aurobindo war da. Ich sah sämtliche Wesen des materiellsten Vitals auf mich einstürmen (auf den Körper einstürmende Geste). Ich erinnere mich, das war noch zu Sri Aurobindos Zeiten (das ist schon lange her). Und als ich diese Wesen sah, sagte ich zu Sri Aurobindo: "Dies ist es also, was den Leuten solch furchtbare Albträume bereitet." Sie näherten sich (sie versuchten es), doch sobald sie Sri Aurobindos Gegenwart um mich herum berührten, wichen sie zurück, dann kamen sie wieder und wurden erneut zurückgestoßen – das hielt die ganze Nacht an. Aber letzte Nacht war es nicht so... Natürlich war Sri Aurobindo nicht physisch gegenwärtig, und... ich sah diese Wesen. Besonders als dieses Wesen mich bei seiner Demonstration mit dem Finger berührte... das ließ mich aufschreien – ich schrie materiell auf.
Ja, es berührte dich.
Ja. Es KONNTE mich berühren.
All dies wegen der "Ärzte".
Ja, sie gaben vor, Ärzte zu sein.
Ach, materiell ist man nicht gut beschützt, sonst wäre das nicht so... Materiell bin ich nur beschützt, wenn ich nicht schlafe und vollkommen konzentriert und reglos bin, ohne mit irgend jemandem zu sprechen, ohne Kontakt mit der Umgebung, nur in die göttliche Gegenwart getaucht. Dann geht es. Aber die Dinge sind weit davon entfernt, so zu sein! (Mutter hustet)
(Schweigen)
Das kannst du für die Agenda aufheben, aber es darf nicht darüber gesprochen werden. In der Agenda ja, aber sonst nicht.
(langes Schweigen)
Weißt du, liebe Mutter, schon mehrmals hatte ich solche "medizinischen Träume", mit einer Art Medizin, die zu heilen vorgibt, die einem aber schrecklich schadet, oder man versucht dich zu operieren, jemand will deinen Körper quälen, um dich zu operieren. Anfangs fügt man sich und sagt: "Gut, ich muß mich operieren lassen", aber schließlich kehrt das Bewußtsein zurück, und man weist diesen angeblichen Arzt zurück. Das ist mir oft passiert. Ein Wesen, das vorgibt, einen zu heilen: ein "Doktor".
Ich glaube, das ist es – ich glaube, es gibt vitale Wesen, die sich dessen bedienen, was noch an Unbewußtheit in den Ärzten steckt.
(Schweigen)
Aber Sri Aurobindo ist das auch einmal passiert: in der Nacht – einer Nacht wie dieser – hat er geschrien. Und nachher sagte er, daß sich das in der materiellen Welt abgespielt hatte: Wesen des materiellsten Vitals, die sich in der irdischen Atmosphäre aufhalten, nicht in der vitalen Atmosphäre.
Es mögen vitale Wesenheiten sein, Überbleibsel von toten Menschen – das ist möglich. Es können auch irgendwelche Teil-Materialisationen des Vitals selbst sein: Wesen des Vitals.
Mein ganzes Leben begleitete mich diese Art weißes Licht – nicht durchsichtig weiß, sondern weiß wie... WEISS. Dieses Licht ist extrem stark. Nie, nie haben sie sich genähert – sie konnten sich dem nie nähern. Nur in jener Nacht, als ich Fieber hatte (ich glaube... das war ungefähr 1918, nein, 1920 2), aber damals hatten mich die Leute mit Fieber angesteckt. Sonst nie, niemals, sie konnten sich nicht nähern.
1 Die Ayudh-Puja oder das "Fest der Waffen". Bei einem ähnlichen Anlaß wurde Mutter ernsthaft angegriffen, und Sri Aurobindo mußte den Schülern einen Brief schreiben, in dem er folgendes erklärte: "Die Mutter wurde schwer getroffen und muß unbedingt ihre Kräfte wieder sammeln.... Es kommt gar nicht in Frage, daß sie wieder anfängt, Leute zu empfangen – ein einziger solcher Morgen würde genügen, um sie völlig zu erschöpfen. Ihr müßt euch darüber im Klaren sein, daß eine physische Begegnung mit den anderen für sie kein bloßer gesellschaftlicher oder familiärer Kontakt ist, der von einigen oberflächlichen Nettigkeiten begleitet wird, die keinen großen Unterschied in die eine oder andere Richtung machen. Für sie bedeutet es einen Austausch: sie gibt ihre Kräfte, und sie empfängt Dinge von den anderen – mal gute, mal schlechte oder vermischte –, was eine große Anpassungs- und Reinigungsarbeit erfordert, und in vielen Fällen bringt dies für ihren Körper eine große Anspannung." (12. November 1931)
2 Vielleicht verwechselt Mutter dies mit der Epidemie in Japan im Januar 1919, bei der sie fast gestorben wäre, hingegen datiert jenes Fieber, von dem sie bei einem "Puja der Waffen" überfallen wurde, aus dem Jahre 1931.