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Mutters

Agenda

zehnten Band

19. November 1969

Heute morgen um acht hätte ich dir vieles sagen können...

Denn nach einem Tag voller Probleme wegen eines Vorfalls... hatte ich heute morgen (am Ende der Nacht) die erklärende Erfahrung. Zwei Stunden lang lebte ich in einer absolut klaren Wahrnehmung des Wie und Warum der Schöpfung (keine Überlegungen sondern die klare Wahrnehmung). So leuchtend und klar! Es war unwiderlegbar. Das hielt mindestens vier oder fünf Stunden an. Dann klärte es sich ab, nach und nach verlor die Erfahrung an Intensität und Klarheit... Und vorhin mußte ich viele Leute empfangen, daher ist es jetzt schwer zu erklären.

Aber alles war so klar geworden! All die widersprüchlichen Theorien waren unten (Mutter schaut von oben), und all die Erklärungen, alles, was Sri Aurobindo sagte, und auch manches von dem, was Théon sagte, all dies erschien als Folge der Erfahrung: jedes Element an seinem Platz und absolut klar. In jenem Augenblick hätte ich es dir sagen können, jetzt wird es etwas schwierig sein.

Vieles von dem, was Sri Aurobindo gesagt hatte, blieb... trotz allem, was man gelesen hat, und trotz aller Theorien und Erklärungen blieb etwas, das irgendwie schwierig zu erklären war (es geht nicht ums "Erklären", das ist ganz klein), zum Beispiel das Leiden und der Wille, Leid zuzufügen, dieser ganze Aspekt der Manifestation. Es bestand wohl eine Art Vorwissen der ursprünglichen Identität von Haß und Liebe, weil diese die beiden Extreme darstellen, aber alles übrige war schwierig. Heute war es so leuchtend einfach, so offensichtlich... (Mutter betrachtet eine von ihr geschriebene Notiz) Worte bedeuten nichts. Und ich schrieb auch mit einem schlechten Stift.

Ich weiß nicht, ob du die Worte entziffern kannst. Für mich repräsentierten sie etwas sehr Präzises; jetzt sind es nur noch Worte.

(Satprem liest)

Stabilität und Wandel

Trägheit und Transformation...

Ja, im Herrn waren dies offenbar identische Dinge. Und vor allem eines: die Einfachheit dieser Identität. Jetzt sind es nur noch Worte.

Stabilität und Wandel

Trägheit und Transformation

Ewigkeit und Fortschritt

   ——————————————

Einheit =...

(Satprem kann es nicht entziffern)

Das habe nicht ich geschrieben, d.h. nicht das gewöhnliche Bewußtsein, und der Stift... Ich weiß nicht mehr, was ich geschrieben habe.

(Mutter versucht vergeblich zu lesen)

Es war die Schau der Schöpfung: die Schau, das Verständnis, das Warum, das Wie, wohin das führt, alles war da, alles zusammen, und klar-klar-klar... Ich sage dir, ich befand mich in einer goldenen Pracht – leuchtend, strahlend.

Die Erde war das repräsentative Zentrum der Schöpfung, und dann erschien die Identität der Trägheit des Steins (des Trägsten, was es gibt) und... (Mutter versucht erneut zu lesen)

Ich weiß nicht, ob es wiederkommen wird.

Ich erinnere mich noch, daß ich dich gegen halb acht (als ich dies schrieb) in Gedanken rief, weil ich mir dachte: "Wenn du hier wärest, könnte ich es dir sagen." Es war die SCHAU.

(Mutter bleibt lange Zeit konzentriert)

Man könnte es so ausdrücken (der Einfachheit halber sage ich "der Höchste" und "die Schöpfung"): Im Höchsten herrscht eine Einheit, die alle Möglichkeiten vollkommen geeint enthält, ohne Unterscheidung. Und die Schöpfung ist sozusagen die Projektion aller Bestandteile dieser Einheit durch eine Aufspaltung in ihre Gegensätze, d.h. durch die Trennung (eben dies meinten jene, die sagten, die Schöpfung sei Trennung): die Trennung von Tag und Nacht, Weiß und Schwarz, Gut und Böse usw. (all dies ist unsere Erklärung). All das zusammen bildet eine vollkommene, unwandelbare und... unauflösliche Einheit. Und die Schöpfung ist die Aufteilung dieser Einheit in all ihre "Bestandteile" – man könnte das die Teilung des Bewußtseins nennen: die Teilung des Bewußtseins, das von der Einheit, die sich nur ihrer Einheit bewußt ist, ausgeht, um zur Einheit, die sich auch ihrer Vielfalt IN DER EINHEIT bewußt ist, zu gelangen.

Diese Entwicklungskurve übersetzt sich für uns – die wir die Fragmente sind – als Zeit und Raum.

Und für uns – so wie wir sind – hat jeder Punkt dieses Bewußtseins die Möglichkeit, sich seiner selbst UND der ursprünglichen Einheit bewußt zu sein. Und darin besteht die gegenwärtige Arbeit: jedes unendlich kleine Element dieses Bewußtseins muß den ursprünglichen umfassenden Bewußtseinszustand wiederfinden, ohne seinen individuellen Bewußtseinszustand zu verlieren. Und das Ergebnis wird das ursprüngliche Bewußtsein sein, das sich seiner Einheit UND des ganzen Spiels bewußt ist: all der unzähligen Elemente dieser Einheit. Für uns überträgt sich dies durch das Zeitgefühl: die Entwicklung vom Unbewußten zu diesem Bewußtseinszustand. Wobei das Unbewußte die Projektion der ursprünglichen Einheit ist (wenn man das so ausdrücken kann, denn alle Worte sind völlig idiotisch), d.h. der wesentlichen Einheit, die sich nur ihrer Einheit bewußt ist – dies ist das Unbewußte. Und dieses Unbewußte wird sich immer bewußter in Wesen, die sich ihrer winzig kleinen Existenz bewußt sind und die ZUGLEICH – durch das, was wir Fortschritt oder Evolution oder Transformation nennen – zum Bewußtsein jener ursprünglichen Einheit gelangen.

So wie es erschaut wurde, erklärte das alles.

Worte sagen nichts.

ALLES, vom Materiellsten bis zum Ätherischsten, war darin enthalten, so klar: eine Schau.

Und das Böse – das, was wir als "das Böse" bezeichnen – erfüllt einen UNABDINGBAREN Zweck im Ganzen. Und sobald man sich dessen bewußt wird, wird es zwangsläufig nicht mehr als böse empfunden. Das Böse ist jenes infinitesimale Element, das sein infinitesimales Bewußtsein behält; aber da das Bewußtsein im Wesentlichen EINS ist, gewinnt es wieder das Bewußtsein seiner Einheit – beides zugleich. Eben DAS ist zu verwirklichen. Diese wunderbare Sache. Diese Vision hatte ich: in jenem Augenblick war die Vision von DEM da. Und die Anfänge (sagt man "Anfänge"?)... oder was man auf englisch outskirts [die Peripherie] nennt, das, was am weitesten von der zentralen Verwirklichung entfernt ist, dies ergibt die Vielfalt der Dinge, die Vielfalt auch der Gefühle, der Empfindungen, von allem – die Vielfalt des Bewußtseins. Diese Aktion der Trennung erschuf die Welt, erschafft sie ständig und erschafft gleichzeitig alles: das Leiden, das Glück, alles, alles, alles... durch seine "Verbreitung", aber das ist absurd, es ist keine Verbreitung – wir leben lediglich in der Wahrnehmung des Raumes, deshalb reden wir von Verbreitung und Konzentration, aber das will nichts besagen.

Ich verstand, warum Théon sagte, daß wir uns in einer Zeit des "Gleichgewichts" befinden, denn durch das Gleichgewicht all dieser unzähligen Bewußtseinspunkte und all dieser Gegensätze findet sich das zentrale Bewußtsein wieder... Alles, was man sagt, ist idiotisch – schon während ich es ausspreche, sehe ich, wie idiotisch es klingt, aber anders ist es nicht möglich. Es ist etwas... etwas SO KONKRETES, so Wahres, so absolut... DAS.

Während ich es lebte, war es... Aber vielleicht hätte ich es in jenem Augenblick nicht sagen können. Ich mußte (Mutter zeigt auf ihre Notiz) ein Stück Papier nehmen und schreiben, und ich weiß nicht einmal mehr, was ich zu Papier brachte... Das erste war dies:

Stabilität und Wandel

Die Idee der ursprünglichen Stabilität (könnte man sagen), die sich in der Manifestation durch die Trägheit ausdrückte. Die Entwicklung drückt sich durch den Wandel aus. Gut. Danach kam:

Trägheit und Transformation

Aber der Sinn ist verschwunden – die Worte hatten einen Sinn!

Ewigkeit und Fortschritt

Das waren die drei Gegensatzpaare.

Danach kam eine Pause (Mutter zog einen Strich). Dann kam wiederum ein Druck, und ich schrieb:

Einheit =...

(es folgen drei unleserliche Worte)

Das war der viel wahrere Ausdruck der Erfahrung, aber es ist unleserlich – ich glaube, es war absichtlich unleserlich. Man müßte die Erfahrung haben, um es lesen zu können.

(Satprem versucht es erneut)

Mir scheint, da ist das Wort "Ruhe".

Ach! Das muß es sein. Ruhe und...

(Mutter konzentriert sich)

Ist es nicht "Macht"?

Ach, ja: "Macht und Ruhe verbunden".

Das ist es.

Die Worte wurden nicht von mir gewählt, sie müssen also eine besondere Kraft haben – mit "ich" meine ich das Bewußtsein dort oben (Geste nach oben); es war nicht dieses Bewußtsein sondern etwas, das Druck ausübte und mich zu schreiben zwang.

(Mutter kopiert ihre Notiz ins Reine)

Stabilität und Wandel

Trägheit und Transformation

Ewigkeit und Fortschritt

   ——————————————

Einheit = Macht und Ruhe verbunden.

Die Idee ist, daß die Verbindung dieser beiden Aspekte den Bewußtseinszustand wiedergeben, der sich ausdrücken wollte.

Und dies im universalen Maßstab – nicht individuell.

Ich zog einen Strich zwischen den beiden Teilen, um anzudeuten, daß sie nicht zusammen kamen.

Ich erinnere mich, ich hatte die beiden Worte (Macht und Ruhe) und das Gleichheitszeichen geschrieben, um auszudrücken, daß sie zusammen waren, dann kam das Wort "verbunden".

Das müssen wir für die Agenda aufheben.

Du sagtest schon oft, wenn du von dieser supramentalen Erfahrung sprachst, daß es eine überwältigende Bewegung ist und zugleich völlig unbewegt. Schon oft hast du das gesagt.

Weißt du, meistens erinnere ich mich nicht mehr daran, nachdem ich es erzählt habe.

Du sagtest: eine so schnelle Schwingung, daß sie nicht wahrnehmbar ist, daß sie wie zusammengeballt und reglos ist.

Ja. Aber heute morgen lebte ich wirklich mehrere Stunden lang in dieser Pracht.

Und all unsere Vorstellungen, alles, selbst die intellektuellsten, all dies wirkte danach so... so kindisch. Und es war so offensichtlich, daß man den Eindruck hatte: man braucht es gar nicht zu sagen.

Alle menschlichen Reaktionen, selbst die höchsten, reinsten, edelsten, erschienen SO kindisch!... Einmal hatte Sri Aurobindo irgendwo einen Satz geschrieben, der mir ständig in den Sinn kam (ein längerer Satz, ich weiß nicht mehr, wo er das schrieb), und darin hieß es: And when I feel jealous, I know that the old man is still there [und wenn ich Eifersucht empfinde, weiß ich, daß der alte Mann immer noch da ist 1 ]. Ich las dies vor vielleicht dreißig Jahren, und ich erinnere mich, als ich das Wort "Eifersucht" las, sagte ich mir: "Wie kann Sri Aurobindo je Eifersucht empfinden?" Dreißig Jahre später verstand ich, was er mit "Eifersucht" sagen wollte – es ist überhaupt nicht das, was die Menschen eifersüchtig nennen, sondern ein ganz anderer Bewußtseinszustand, den ich deutlich sah. Heute morgen kam es wieder:... and when I feel jealous, I know that the old man is still there. Heute morgen verstand ich. Für ihn ist "Eifersucht" nicht das, was wir eifersüchtig nennen... Es ist dieses winzig kleine Teilchen, das wir Individuum nennen, diese winzige Parzelle von Bewußtsein, die sich ins Zentrum setzt und zum Zentrum der Wahrnehmung wird. Da beobachtet es, ob die Dinge so kommen (Geste zu sich hin) oder so gehen (Geste von sich weg), und alles, was nicht zu ihm kommt, vermittelt ihm eine Art Wahrnehmung, die Sri Aurobindo "Eifersucht" nannte: die Wahrnehmung, daß die Dinge sich ausbreiten, anstatt zum Zentrum zu kommen. Dies meinte er mit "Eifersucht". Und so sagte er: When I feel jealous, I know that the old man is still there. Das heißt, daß diese infinitesimale Bewußtseinsparzelle IMMER NOCH im Zentrum ist: daß sie das Zentrum der Aktion, der Wahrnehmung, des Empfindens ist...

(Schweigen)

Diese Dinge kommen stets, während ich meine Morgentoilette mache oder frühstücke oder die Geburtstagskarten und all das schreibe, und ich sah, daß die ganze Arbeit erledigt werden konnte, ohne daß sich das Bewußtsein veränderte. Diese Arbeit veränderte mein Bewußtsein nicht. Es verschleierte sich erst, als ich Leute sehen mußte – als ich hier ankam und tat, was ich jeden Tag tue: das Göttliche Bewußtsein auf die Leute projizieren.

Es kam wieder... (wie könnte man das nennen?) am Rande, d.h. anstatt DARINNEN zu sein, begann ich es wahrzunehmen, als du mich fragtest. Aber die Empfindung ist nicht mehr da. Während der Erfahrung existierte NUR NOCH DAS, und alles hatte sich geändert – in der Erscheinung, in der Bedeutung, in...

Das muß das supramentale Bewußtsein sein – ich glaube, dies ist das supramentale Bewußtsein.

Man könnte sich sehr gut vorstellen, daß für ein ausreichend umfassendes und "schnelles" Bewußtsein, das nicht nur ein Teilstück der Kurve sondern die gesamte Kurve zugleich sehen könnte,...

Ja.

... alles eine Vollkommenheit in Bewegung wäre.

Ja.

Das "Böse" existiert nur, wenn man den Blick auf einen schmalen Winkel beschränkt; dann sagt man "es ist böse", aber wenn man die gesamte Kurve betrachtet... Für ein umfassendes Bewußtsein gibt es offensichtlich kein Böses.

Es gibt keine GEGENSÄTZE. Keine Gegensätze – nicht nur keine Widersprüche, ich sage ausdrücklich: keine Gegensätze. Um diese Einheit geht es; in dieser Einheit gilt es zu LEBEN. Wobei sich das nicht durch Gedanken und Worte ausdrückt. Ich sage dir, es war... eine Unendlichkeit ohne Grenzen und ein Licht... ein bewegungsloses Licht und zugleich ein Wohlbefinden... ohne es überhaupt wahrzunehmen.

Jetzt bin ich davon überzeugt, daß dies das supramentale Bewußtsein ist.

Zwangsläufig muß dies allmählich auch das Äußere verändern.

(langes Schweigen)

Worte können die Herrlichkeit der Gnade gar nicht ausdrücken: Wie sich alles verbindet, damit alles so schnell wie möglich voranschreitet. Die Individuen fühlen sich elend, soweit sie sich "dessen" nicht bewußt sind und gegenüber dem, was ihnen zustößt, eine falsche Position einnehmen.

Es ist schwierig, sich vorzustellen, daß es in jedem Augenblick die Vollkommenheit sein muß... IST.

Ja, so ist es.

In jedem Augenblick ist es die Vollkommenheit.

In JEDEM Augenblick, es gibt nichts anderes! Während dieser Erfahrung gab es nichts anderes.

Und dies, obwohl es zu einer Zeit kam, wo ich materiell sehr beschäftigt bin: ich mache meine Morgentoilette, frühstücke, schreibe Karten – all dies konnte erledigt werden, ohne IRGEND ETWAS zu stören; im Gegenteil, ich glaube, ich verrichtete die Dinge besser als gewöhnlich... Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Es kam nicht wie etwas "Zusätzliches" sondern völlig natürlich. Der einzige Unterschied war z.B. folgender Art: Beim Schreiben der Karten muß ich gewöhnlich fragen, wer die jeweilige Person ist (man bereitet mir Notizen mit den Namen, den Daten usw. vor, und bei den vielen Karten, die ich schreibe, kenne ich die wenigsten); aber heute morgen fragte ich nichts: ich wußte. Dies war der Unterschied: ich mußte nichts fragen, ich wußte, was ich zu schreiben hatte und tat es, ohne nachzufragen.

Das Leben, wie es ist, kann in jenem Bewußtsein gelebt werden – und dann lebt man es gut. Man muß nichts ändern: alles, was sich ändern muß, ändert sich ganz natürlich von selbst.

Ich gebe dir ein Beispiel: Seit einigen Tagen hatte ich Schwierigkeiten mit Z, und es bestand eine gewisse Notwendigkeit, Druck auf ihn auszuüben, damit er einige seiner Regungen berichtige. Heute machte er mindestens vier oder fünf Fehler (sie waren nicht wahrnehmbar, d.h. ich empfand sie nicht: es vollzog sich gleichsam auf Distanz). Er war sich dessen auf eine ganz andere Art als gewöhnlich bewußt, und er gab es zu (was er sonst nie tat). Und zuletzt sagte er, er sei dabei, sich zu verändern (was wahr ist). All dies nicht nur ohne ein Wort meinerseits, sondern sogar ohne eine Bewußtseinsbewegung: einfach der Druck. Das ist ein Beweis... Alles würde automatisch geschehen, die Wahrheit setzt sich einfach durch, ohne eingreifen zu müssen: einfach dadurch, daß man im wahren Bewußtsein bleibt. Das ist alles, das genügt.

Voilà.

Trotz allem behielt der Körper während all dieser Zeit ein klein wenig das Bewußtsein seiner Bedürfnisse (obwohl er nicht mit sich selbst beschäftigt ist – ich sagte immer: er kümmert sich nicht um sich selbst, er ist nicht interessiert), aber genau dies meinte Sri Aurobindo: "Ich fühle, daß ich immer noch der alte Mann bin." Und heute morgen verstand ich das, weil es nicht mehr da war: diese sehr stille, aber doch noch vorhandene Wahrnehmung dessen, was "nicht gut geht", hier ein Schmerz, dort eine Schwierigkeit – sehr still, sehr gleichgültig, aber doch noch WAHRGENOMMEN (ohne wichtig genommen zu werden), und sogar das, prrt, verschwunden! vollständig weggefegt...

Ich hoffe, es kommt nicht zurück. Das ist wirklich... Jetzt verstehe ich: das ist eine wirkliche Transformation. Man ist bewußt, in einer goldenen Unendlichkeit – einfach wunderbar: leuchtend, golden, friedlich, ewig, allmächtig.

Und wie kam das?... Worte können dieses Erstaunen über die Gnade gar nicht ausdrücken... Die Gnade überschreitet alle Vorstellungen: eine so hellsichtige Güte...

Natürlich hatte der Körper die Erfahrung. Es geschah etwas, worüber ich nicht sprechen werde, und er hatte die richtige Reaktion; er reagierte nicht auf die alte Weise sondern richtig: er lächelte mit diesem Lächeln des Höchsten Herrn – er lächelte. Das hielt anderthalb Tage lang an, und diese Schwierigkeit erlaubte dem Körper, den letzten Fortschritt zu machen, erlaubte ihm, in diesem Bewußtsein zu leben; wenn alles harmonisch gewesen wäre, hätten die Dinge sich noch jahrelang hinschleppen können – das ist wunderbar, weißt du, einfach wunderbar!

Wie dumm die Menschen sind! Wenn die Gnade zu ihnen kommt, stoßen sie sie zurück und sagen: "Ach, wie schrecklich!..." Ich wußte das seit langem, aber meine Erfahrung ist... ein blendendes Erstaunen.

Ja, jedes Ding ist in jedem Augenblick auf vollkommene und wunderbare Weise das, was es sein muß.

So ist es.

Nur unsere Schau ist damit nicht in Harmonie.

Ja, es liegt an unserem abgetrennten Bewußtsein.

Das Ganze wird blitzschnell zu jenem Bewußtsein geführt, welches das gleichzeitige Bewußtsein des Punktes und des Ganzen sein wird.

(langes Schweigen
Mutter beendet die Abschrift ihrer Notiz)

Gut, ich schreibe das heutige Datum.

Wir haben den 19.

19. November 1969: das supramentale Bewußtsein.

Die erste Herabkunft der supramentalen Kraft 2 geschah an einem 29. Und nun ist es ein 19. Die 9 hat etwas damit zu tun... Es gibt so viele Dinge, die wir nicht wissen!

(Schweigen)

Ich hatte schon die teilweise Erfahrung, daß der Körper vollkommen richtig funktioniert, wenn man sich in diesem Zustand der inneren Harmonie befindet und kein Teil der Aufmerksamkeit auf den Körper gerichtet ist. Diese... self-concentration [Konzentration auf sich selbst] verdirbt alles. Das habe ich schon sehr oft beobachtet... Man MACHT sich wirklich krank. Das liegt an der Enge des Bewußtseins, an der Teilung. Wenn man die Dinge einfach funktionieren läßt, gibt es... ÜBERALL ein Bewußtsein und eine Gnade, die ALLES tun, was nötig ist, damit ALLES gut geht, und nur diese Dummheit stört ständig alles – wirklich sonderbar! Die egozentrische Dummheit: das, was Sri Aurobindo den "alten Mann" nannte.

Das ist wirklich interessant.

 

1 Es handelt sich wahrscheinlich um den folgenden Aphorismus von Sri Aurobindo: 24 – "Wenn ich mich über ein Unglück beklage und es ein Übel nenne oder eifersüchtig und enttäuscht bin, dann weiß ich, daß der ewige Dummkopf in mir wieder erwacht ist."

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2 Am 29. Februar 1956.

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