Mutters
Agenda
neunten Band
10. Januar 1968
Morgens ordne ich über eine Stunde lang die Blumen in meinem Badezimmer. Da sind all diese Blumen, von denen ich wählen kann (ich verteile sie jeden Morgen), sie sind so schön! Absolut wunderbar. Alle Blumen sind so beredt, sie haben alle ein Eigenleben – und sie spüren alles. Und weil ich sie so sehr liebe, sind sie so präsent, sie vibrieren richtiggehend. Und dann gibt es welche, die sich über Nacht schließen; ich nehme sie in meine Hände und betrachte sie und sage ihnen, wie schön sie sind – und schon öffnen sie sich. Das ist wirklich ein schöner Anblick. Sieh dir diese hier an! (Mutter reicht eine Rose)
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Etwas später
Mir ist jetzt die Grußbotschaft für den 29. Februar gekommen (der dritte Jahrestag der supramentalen Manifestation). Die Botschaft für den 21. Februar war wie ein Scherz, und hier ist die wohlwollende Erklärung... sie kommt eine Woche später!
Oh, sie ist sehr einfach (Mutter liest):
"Allein die Wahrheit kann der Welt die Macht geben, die göttliche Liebe zu empfangen und zu manifestieren."
Das ist eine Erklärung, der Beginn einer Erklärung, denn schließlich sage ich (in der Botschaft zum 21.): "Indem ihr der Wahrheit dient, beschleunigt ihr die Ankunft der göttlichen Liebe" – "Ach! Was soll das heißen?" Also sage ich hier: "Allein die Wahrheit kann der Welt die Fähigkeit geben ...".
Jetzt muß ich es sauber abschreiben (Mutter hält inne und legt ihre Handflächen auf die Augen, als sei sie erschöpft).
Zu sehr früher Stunde muß ich schon zwei Dutzend Geburtstagskarten schreiben, daher ermüden die Augen, und das ist ärgerlich... Wenn ich dann die Augen schließe, glauben alle, ich sei eingeschlafen. (Lachend) Sie sind sehr nett und warten höflich, bis ich wieder "aufwache".
(Mutter beginnt mit der Abschrift, hält jedoch beim ersten Satz inne)
Besteht da nicht eine Zweideutigkeit? Sollte es heißen "Allein die Wahrheit" oder "die Wahrheit allein"?... Wenn es kommt, kommt es mit einer solchen Präzision! Wenn man es danach übersetzt, entsteht immer etwas, das wie eine Unschlüssigkeit wirkt. Neulich wiederholte ich es mir eine halbe Stunde lang: so oder so, so oder so? Zum Beispiel die Stellung des Wortes alone [allein]: The Truth alone, or Truth alone, or alone Truth [Die Wahrheit allein oder allein die Wahrheit]... Es geht darum, auf der Tatsache zu bestehen, daß es nicht sie für sich allein ist, ohne irgend etwas anderes, ohne die Mitarbeit von allem übrigen, sondern, daß nur das Prinzip der Wahrheit die Fähigkeit hat... Ich weiß nicht einmal, wie ich das erklären soll!
Ich will nicht sagen, daß sie allein arbeitet oder arbeiten wird, sondern daß ihre Gegenwart unabdingbar ist. (Das ist in etwa der feine Unterschied.) Übertrieben würde ich entweder sagen: "Sie muß allein arbeiten, um die Sache zu tun" oder: "Nur sie ist fähig ..." Aber dann wird es bleiern und unmöglich. Richtig ist: "Nur sie ist fähig", und nicht, daß sie ganz allein arbeitet...
(Mutter schließt die Augen und versinkt in Kontemplation)