SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 13 Bande

Mutters

Agenda

dreizehnten Band

19. Mai 1973

Das letzte Treffen

(Sujata gibt Mutter eine hellgelbe, leicht goldene Hibiskus mit einem roten Zentrum. Mutter hält die Blume, ohne sie zu sehen. An diesem Tag waren wir voller Fragen.)

Was ist das?

"Das Ananda im Physischen".

Das brauchen wir dringend.

Ja, Mutter.

Und du?

Ich dachte an ein Zitat von Sri Aurobindo... In Savitri sagt er deutlich: "Allmächtige Kräfte sind in den Zellen eingeschlossen." 1

In...?

In den Zellen.

Ach!... Wie interessant!

ALLMÄCHTIGE Kräfte.

(Schweigen)

Sagt er nicht mehr darüber?

Nicht zu diesem Thema... Man hat den Eindruck, daß das Bewußtsein der Zellen erwacht ist, aber nicht die Kraft.

(Mutter hat nicht verstanden)

Das Bewußtsein der Zellen... fehlt? Nein?

Nein, das Bewußtsein ist da. Das Bewußtsein der Zellen ist erwacht, aber die Kraft ist nicht da.

Ach!... "Erwacht", sagst du?

Ja, liebe Mutter. Denn wäre sie erwacht, gäbe es keine Schwäche in deinem Körper 2 .

Nein.

Aber es ist DA, Sri Aurobindo sagt es deutlich: es ist DA, in den Zellen selbst.

Ja, wir brauchen es nicht zu suchen.

Aber was müssen wir tun, um die Kraft zu erwecken?

Der Glaube, unser Glauben.

Wenn wir es wissen und Vertrauen haben... Aber mein Physisches, mein Körper verfällt sehr schnell – was kann diesen Vorgang aufhalten?

Mutter, ich glaube nicht, daß das ein Zerfall ist, das ist es nicht. Ich habe den Eindruck, daß du physisch zu einem so vollständigen Punkt der Schwäche geführt wirst, daß die vollste Kraft erwachen muß...

Ah!... das ist es.

Damit die Kraft GEZWUNGEN ist, sich zu manifestieren.

Oder ich kann... ich kann den Körper lassen, nicht?

Oh, nein! Mutter, es muß jetzt geschehen.

(Schweigen)

Jetzt ist der Augenblick... Ich bin mir sicher, daß dies KEIN Zerfall ist, ganz und gar nicht. Es ist KEIN Zerfall. 3

(Mutter nickt zustimmend)

Nicht wahr, ich habe immer gesehen, daß im äußersten Gegensatz der andere Pol hervorspringt. In dieser scheinbaren Machtlosigkeit muß die höchste Macht sich zeigen. Das ist überhaupt kein Zerfall.

(langes Schweigen)

Was möchtest du jetzt tun?

Mit dir zusammen bleiben, liebe Mutter.

So? (Mutter nimmt Satprems Hände)

Ja, Mutter.

(Mutter geht für zehn Minuten in sich)

Für mich stellt sich jetzt die Frage der Ernährung. Es wird mir zunehmend unmöglich zu essen. Kann der Körper ohne Nahrung leben?

Mutter, ich glaube wirklich, du wirst an einen Punkt geführt, wo sich etwas anderes manifestieren MUSS.

Wie?

Ich glaube, du wirst an einen Punkt geführt (sagen wir der Schwäche oder der Machtlosigkeit), wo sich etwas ANDERES manifestieren muß.

Ach...

Vielleicht.

Verstehst du, solange es nicht... ja, den unmöglichen Punkt erreicht, einen Punkt...

Ach, der unmögliche Punkt ist fast erreicht.

Ja, Mutter, das fühle ich auch. Ich spüre, daß du an einem Punkt angelangt bist, wo etwas anderes hervorbrechen wird.

(Schweigen)

Es ist absolut nicht das Ende; es wird im Gegenteil bald der Beginn sein.

Man sagte mir, der Beginn werde erst sein, wenn ich hundert Jahre bin; aber das dauert lange!

Nein, Mutter, ich glaube nicht, daß es so lange dauern wird. Das glaube ich nicht. Eine andere Funktionsweise wird einsetzen. Aber es gilt, bis zum Ende der alten Art zu gelangen, und dieser Teil ist schrecklich.

Oh!... Ich will wirklich nichts sagen (Mutter schüttelt den Kopf), ich will nicht darauf bestehen, aber... wirklich... (Mutter spricht mit geschlossenen Augen, und der ganze Schmerz der Welt ist in diesem Kopfschütteln).

Ja, Mutter. Ich verstehe, Mutter, ich verstehe. Ja...

Das Bewußtsein ist klarer und stärker als je zuvor, aber ich wirke wie eine alte Frau...

Ja, liebe Mutter, das ist "normal", möchte ich fast sagen. Du wirst zu etwas anderem übergehen, ich fühle es – das ist kein bloßer Glaube, der da spricht: etwas anderes in der Tiefe versteht.

(Schweigen)

Ich spreche nicht von "Glauben", Mutter; etwas sagt mir wirklich: so IST es.

(Mutter geht in sich, stöhnt leicht, beugt sich nach vorn und scheint etwas zu suchen, nimmt dann wieder Satprems Hand und geht wieder in sich)

Wie spät ist es?

Fünf vor elf... Auf Wiedersehen, Mutter!

(dann schloß sich die Tür)

 

1 "Almighty powers are shut in Nature's cells." (IV.III.370)

Rückwärts zum Text

2 Aber alle in ihrer Umgebung würden niedergewalzt – "pulverisierte Egos". Genau das konnten wir nicht verstehen, dieses unendliche Mitgefühl, das sich verschleierte, um größere Schäden zu vermeiden.

Rückwärts zum Text

3 Wir kämpften mit aller Macht gegen die vorherrschende Atmosphäre des Todes in ihrer Umgebung. An diesem Tag berührten wir wirklich die "Formation des Todes".

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English