Mutters
Agenda
dreizehnten Band
(Mutter überreicht Satprem die Botschaft vom 29. Februar,
dem vierten Jahrestag der "Supramentalen Herabkunft"
vom 29. Februar 1956.)
Erst wenn das Supramental sich im körperlichen Mental manifestiert, ist seine Gegenwart dauerhaft.
Mutter
Diese Botschaft stammt in Wirklichkeit von Sri Aurobindo – man ließ sie mich sagen, als sei sie von mir. Sri Aurobindo hatte sie geschrieben. Ich erklärte: Sri Aurobindo sagte "von Dauer".
Aber liebe Mutter, es ist deine Erfahrung, folglich...
Offensichtlich.
(Mutter lacht,
Schweigen)
Aber es wäre klüger, erst dann davon zu sprechen, wenn es getan ist.
Wenn es sich etabliert hat, dann... Im Augenblick... (Geste eines Schwankens von einer Seite zur anderen).
Diese Disziplin des physischen Mentals ist... Ich weiß nicht, wie sie anzugehen ist, sie ist sehr schwierig, finde ich.
Sehr schwierig. Sehr schwierig.
Man muß damit beginnen, jederzeit im Schweigen sein zu können: in jedem beliebigen Augenblick im Schweigen sein. Das ist, glaube ich, der Ausgangspunkt.
Willentlich das Schweigen zu erlangen, ist nicht schwierig – man konzentriert sich eine Sekunde, und es ist ruhig, und so lange man sich konzentriert, bleibt es vollkommen ruhig. Aber sobald man mit der Konzentration nachläßt, pfft!...
(Mutter lacht)
... Es macht sich davon. Es entschlüpft, wohin es will.
Meines hat sich das abgewöhnt. Man muß sich das nur abgewöhnen.
Aber wie soll man das anstellen?
Ich weiß nicht, denn es geschieht spontan. Nur wenn man mit mir spricht oder mich irgend etwas daraus aufrüttelt... Ganz natürlich sich selbst überlassen ist der Körper so (unerschütterliche Geste, nach oben gewandt). Vielleicht ist dies das Mittel (gleiche Geste, nach oben gewandt): eine Kontemplation des Göttlichen.
(lächelndes Schweigen)
So ist der natürliche Zustand (gleiche Geste). Es ist recht eigenartig, denn das drückt sich aus durch... das Gefühl des Körpers ist, ganz darin eingewickelt zu sein wie ein Baby in seine Windeln, wirklich so im Göttlichen eingewickelt zu sein (Geste).
(Schweigen)
Vor zwei oder drei Tagen (ich erinnere mich nicht mehr genau) drückte etwas auf mein Herz – es tat weh (das war am 24.). Ich hatte den Eindruck, daß... der Körper hatte den Eindruck, es sei das Ende. Da fühlte er sich sofort umschlossen... wie ein Baby in den Armen des Göttlichen. Verstehst du: als sei ich ein Baby in den Armen des Göttlichen. Nach einer Weile (aber das erschien lang), als er allein in der Gegenwart des Göttlichen war, verschwand alles. Er bat nicht einmal darum, daß es fortginge: es verschwand. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick und verschwand.
Ich sagte es niemandem. Ich glaubte... ich glaubte, es sei das Ende. Das geschah nach dem Essen und...
Ganz das Gefühl eines Babys, umschlossen von den Armen des Göttlichen (Geste). Außerordentlich!
(Schweigen)
Für eine gewisse Zeit war es so: "Was Du willst, was Du willst ..." und dann verstummt auch das... (Mutter öffnet die Hände nach oben in einer Geste der Darbietung und unbewegten Kontemplation).
(Schweigen)
Die Art der Konzentration muß sich ändern.
Ja.
Wenn man das physische Mental zu disziplinieren versucht und es so nach rechts und links entweicht, nimmt man mental die Konzentration wieder auf und stellt das Schweigen wieder her usw. Jedesmal versucht man es durch das Mental in den Griff zu bekommen...
Ja...
Aber sobald man das Mental eine Sekunde losläßt... Es erfordert eine "Herabkunft" von etwas. Ein Ergriffen-Werden.
Ich glaube wirklich, man muß das Gefühl der Machtlosigkeit eines Babys erreichen, verstehst du? Aber nicht etwas "Erdachtes", "Gewolltes": völlig spontan. Von da geht man über in einen Zustand... (Mutter öffnet die Hände in einem glückseligen Lächeln).
Solange man sich noch als jemand empfindet, der will, jemand, der tut, ist es hoffnungslos... (die gleiche Geste offener Hände in einem glückseligen Lächeln)
(Mutter tritt in Kontemplation)
Kümmert sich der Herr um uns?
(Lachend) Ich glaube, ja!
(Mutter nimmt Satprems Hände)
Fühlst du Ihn nicht?
Doch, liebe Mutter.
Ah!...
Und du (zu Sujata, die sich nähert), fühlst du Ihn?
Ja, liebe Mutter.
(Schweigen)
(Sujata:) Liebe Mutter, was bedeutet es, wenn der Körper selbst ein großes Bedürfnis empfindet, umhüllt zu sein?
Ja, nicht wahr! So (Geste).
Ja, liebe Mutter.
Ja, so ist es.
Umgeben zu sein. Eingehüllt zu sein.
Ja, das stimmt. Das fühlt mein Körper ständig. Er ist... wie ein Kind, im Zustand eines Babys. Genau so.
Ich glaube, er hat jetzt eine außerordentliche Sensibilität und ein Bedürfnis, vor allen ankommenden Dingen geschützt zu sein 1 – als ob er innen arbeiten müßte... wie in einem Ei. Auf diese Art. So ist es.
Ja, das muß es sein. Ich glaube, eine ganze Arbeit vollzieht sich innen.
Ach, nach der alten Weise wird er immer dümmer, aber eine neue Weise beginnt zu entstehen.
Man möchte so sein (gleiche Geste eines Umhülltseins), lange-lange-lange in der Weise.
(Sujata:) Ja, liebe Mutter.
So ist es.
Als hätte man ständig das Bedürfnis, seinen Kopf an deiner Brust zu haben. Und deine Arme um einen herum.
(Mutter lacht zärtlich) So ist es.
(Zu Satprem:) Fühlst du das auch so?
Oh, ja, liebe Mutter – ja.
Mein Kind... (Mutter nimmt wieder Satprems Hände)
Es kommt, wir müssen geduldig sein.
1 Es scheint, daß die "Formation des Todes" um Mutter, von der sie schon einmal anläßlich des 21. Februars sprach, präziser geworden ist. Ich erinnere mich in der Tat, und Sujata ebenfalls, durch eine Bemerkung Mutters im letzten Jahr, am 8. September, schockiert gewesen zu sein: "In manchen Augenblicken befällt ihn eine Angst in Bezug auf den Tod wie nie zuvor im Leben, das ist ihm noch nie geschehen." An diesem Tag vibrierte etwas. Einige Male zuvor hatte Mutter bemerkt, daß es viele Regungen gebe, ihr Körper möge sterben: "Eine beachtliche Anzahl von Wünschen, daß er sterben möge, überall – überall sind sie zu finden!" (Das war am 10. Mai 1969). Aber offenbar näherte oder präzisierte sich diese Bedrohung oder diese Formation des Todes seit diesem Datum. Als sei sie in den physischen Bereich getreten.