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Mutters

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zwölften Band

16. Oktober 1971

Was gibt's Neues?

Hier habe ich etwas... Vor einiger Zeit erhielt ich einen Brief von einem Herrn, der mit Théon 1 gearbeitet hatte.

Ach!

Er bittet um Neuigkeiten von dir und fragt, ob du immer noch auf dieser Welt seiest. Dann schrieb er ein Buch über die "Kosmische Tradition". Er wollte dir ein Exemplar des Buches widmen, als Zeichen seiner "ehrerbietigen Bewunderung". Er schickte das Buch mit Luftpost. Hier ist es, es hat den Titel "À l'ombre de la Tradition Cosmique" [Im Schatten der Kosmischen Tradition].

(Mutter lacht) Hast du es gelesen?

Ich habe es nicht gelesen, aber angesehen.

(Lachend) Es ist sehr phantasievoll!

Er erwähnt dich im Vorwort und sagt: "Die Kosmische Philosophie ist eine Ausstrahlung, die über die Grenzen der Kosmischen Gruppen in Frankreich hinausgegangen ist. Man wird dies verstehen, wenn man bedenkt, daß zum Beispiel die verehrte Mutter vom Ashram in Pondicherry, die Mitarbeiterin Sri Aurobindos, Max Théons Schülerin in Tlemcen war ..." Das ist alles, was er über dich sagt.

Ich habe dir die Geschichte erzählt. Es geschahen erstaunliche Dinge... Ich habe dir gesagt, daß ich sah, wie er einen Blitz abwendete?

Ja, ja.

Ich SAH es (Mutter berührt ihre Augen). Ich träumte nicht: ich SAH es. Wie hat er das angestellt? Ich weiß es nicht.

Ist er nicht mehr hier? Hat er seinen Körper verlassen?

Oh, ja! Vor langer Zeit. Er ist sicherlich gestorben, bevor ich hierher kam. Vor langer Zeit.

Wird das in dem Buch nicht erwähnt?

Nein, er spricht nicht darüber – nun, ich habe das Buch nicht gelesen, aber im Vorwort spricht er nicht darüber.

Die kosmische Tradition ist sehr phantasievoll, aber trotzdem steckt etwas darin... Du könntest es ansehen, wenn du Zeit hast.

Ja, liebe Mutter.

Du kannst im Vorwort nachsehen, ob er darüber spricht, wann Théon gestorben ist.

Nein, das Vorwort habe ich gelesen, und Théons Tod wird nicht erwähnt. Er sagt: "Der orientalische Weise, Max Théon", das ist alles.

Er war... Ich weiß nicht, ob er Russe oder Pole war.

Aber all diese Macht, die er über die materiellen Dinge hatte, wäre das materiell von keinerlei Nutzen?

Von keinerlei Nutzen – KEINERLEI Nutzen.

Er gab mir allerdings eine gute Ausbildung im Okkultismus. Damals war ich wirklich sehr bewandert... (Lachend). Ich vollbrachte selber eine Anzahl Wunder, aber ich maß dem weder Wert noch Wichtigkeit bei.

Und zum Beispiel diese Macht, die Madame Théon hatte, die Vitalkraft direkt aufzunehmen usw. – erinnerst du dich, als sie sich eine Pampelmuse auf die Brust legte?...

Ja, ja.

Solcherlei Dinge wären auch nicht nützlich?

Das ja. Das könnte nützlich sein... Aber Théon konnte sie nicht einmal beschützen! – Sie verlor ein Auge während einer solchen Erfahrung (ich erinnere mich nicht mehr an die Details).

Ja, eine tiefere Änderung ist erforderlich.

Oh, ja!

(Schweigen)

Sollen wir ihm etwas antworten?

Ja, nach dem, was ich gesehen habe, scheint er ein guter Mann zu sein. Er ist ein Schwerverwundeter aus dem Ersten Weltkrieg. Er schreibt dir eine Widmung und stellt eine Frage. Er bittet um eine Antwort. Hier, was er sagt:

"An die Mutter, die ideelle Begründerin des göttlichen und spirituellen Universalismus ..."

Was? Ich verstehe nicht.

Er sagt:

"An die ideelle Begründerin (das bist du, die Begründerin...) als Zeichen der Bewunderung und Anerkennung, die respektvolle Verehrung des Autors, der glücklich wäre, einen von ihrer Hand geschriebenen Ratschlag zu erhalten, die psychomentale Technik betreffend, deren Praktik dem Gehirn die Meisterung und Autorität über die neurophysiologischen Funktionen gäbe, um die Schmerzempfindung und das physisch-nervöse Leiden zu besiegen."

Oh... Seltsamerweise habe ich jetzt genau diese Erfahrungen. Das ist bemerkenswert. Genau das wollte ich dir heute erzählen.

Der Körper ist in einem Zustand, wo er sieht, daß alles lediglich davon abhängt ..., wie er mit dem Göttlichen verbunden ist – von seinem Zustand aufnahmebereiter Hingabe. Diese Erfahrung hatte ich erneut in den letzten Tagen. Ich sagte dir das schon letztes Mal, aber jetzt kam die Erfahrung auf sehr präzise Weise: Die gleiche Sache, die mehr als nur Unbequemlichkeiten verursacht (ein Leiden, ein fast unerträgliches Unbehagen), verschwindet mit einem Schlag durch eine kleine Änderung der Aufnahmefähigkeit dem Göttlichen gegenüber – und dies kann sogar in einen glückseligen Zustand übergehen. Diese Erfahrung hatte ich mehrere Male. Für mich geht es dabei nur um eine gewisse Aufrichtigkeit, wie eine Intensität... im Bewußtsein, daß alles die Aktion des Göttlichen ist und daß seine Aktion unter den gegebenen Umständen auf die schnellstmögliche Verwirklichung hin zustrebt. So etwas ähnliches.

Wie lautet seine Frage?

Ich kann mir vorstellen, daß dieser Mann Schmerzen hat. Er bittet um Rat:

"Die psychomentale Technik, deren Anwendung dem "Hirnzentrum" der psychologischen Fähigkeiten die Meisterung und die Autorität über das "Hirnzentrum" der neurophysiologischen Funktionen geben würde, um die Schmerzempfindung und das physisch-nervöse Leiden zu überwinden."

(nach einem Schweigen)

Ich könnte sagen: Die Körperzellen müssen lernen, ihre Unterstützung NUR im Göttlichen zu finden, bis sie schließlich fühlen können, daß sie der Ausdruck des Göttlichen sind. Ist das verständlich?

Ja, liebe Mutter, das ist völlig klar.

Tatsächlich habe ich jetzt genau diese Erfahrung. Die Erfahrung (wie ich sagte), die Auswirkung der Dinge zu ändern, habe ich; aber es ist nicht mentalisiert, so kann ich keine Worte darüber machen. Die Zellen können wirklich fühlen, daß sie ganz vom Göttlichen geleitet werden (das drückt sich aus durch: Was Du willst, was Du willst... dieser Zustand), und dann eine Art Empfänglichkeit... (wie soll ich sagen?) nicht bewegungslos, sondern... Wahrscheinlich würde man es eine PASSIVE Aufnahmefähigkeit nennen (Mutter öffnet die Hände mit einem Lächeln). Aber ich kann es nicht erklären.

(Mutter schließt die Augen mit einem Lächeln)

Alle Worte sind falsch, aber man könnte sagen: "Du allein existierst" – die Zellen fühlen: "Du allein existierst." In der Art. Aber all diese Worte verhärten die Erfahrung. Es ist eine Art Formbarkeit oder Geschmeidigkeit (eine sehr vertrauensvolle Geschmeidigkeit): Was Du willst, was Du willst...

(Schweigen)

Könntest du eine Antwort für diesen Mann zusammenstellen?

Ja, sicherlich, liebe Mutter. Willst du ihm ein "Segenspäckchen" als Unterstützung zu deinen Kommentaren schicken?

(Mutter gibt ein Briefchen mit Rosenblüten)

Weißt du, das "Kosmische" hatte eine sehr interessante Auswirkung in meinem Leben. Ich war völlig gegen "Gott": der europäische Begriff von Gott war mir völlig zuwider. Gleichzeitig hinderte mich das natürlich daran, irgendeine Erfahrung zu haben. Und mit der "kosmischen Lehre" des inneren Gottes (das war die Lehre Théons: der innere Gott – Mutter berührt ihre Brust derjenige, der in jedem ist), brfft! (Geste einstürzender Mauern) Die Erfahrung war überwältigend. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Dies war das Mittel: ich folgte seiner Anweisung, suchte im Inneren des Wesens und fand es hinter dem Solar Plexus. So fand ich es, ich hatte eine Erfahrung... eine absolut überzeugende Erfahrung.

Manche Leute werden allerdings irgendeine vitale Kraft finden und glauben, dies sei die Seele, deshalb... Man muß SEHR aufrichtig sein, das ist die absolute Bedingung. Man muß SEHR aufrichtig sein, SEHR aufrichtig – es steht nicht nur außer Frage, andere zu täuschen, sondern man darf sich auch selbst nicht täuschen, man muß SEHR aufrichtig sein. Dann findet man. Man findet – das ist eine absolut konkrete Erfahrung.

Diese Erfahrung hatte ich, bevor ich hierher kam, bevor ich Sri Aurobindo traf. So waren gleichsam Dreiviertel der Arbeit bereits geleistet... Ich hatte kein mentales Wissen (mein mentales Wissen war nicht außergewöhnlich), aber es ist nutzlos für die Erfahrung. Wenn man aufrichtig ist, hat man die Erfahrung, ohne zu denken, man BRAUCHT NICHT zu denken. Aber man muß aufrichtig sein.

Genau das erfährt mein Körper jetzt, diese Erfahrung hat er. Nur sind Worte...

Bei einer gewissen Haltung... Das ist schwer zu erklären: Mit einer gewissen Haltung wird alles göttlich. Alles. Und das Wunderbare dabei ist: Wenn man diese Erfahrung hat, daß alles göttlich wird, dann verschwindet alles Gegensätzliche wie von selbst (den Dingen entsprechend: schnell oder langsam, sofort oder allmählich).

Das ist wunderbar. Das heißt: Sich bewußt zu werden, daß alles göttlich ist, ist das beste Mittel, alles göttlich werden zu lassen – die Gegensätze auszulöschen.

(Mutter geht in sich)

Wann hast du das Buch erhalten?

Es kam gestern.

Ach!...

(Schweigen)

Man könnte sagen, die Heilung aller physischen Störungen ist, daß die Zellen überzeugt werden – bewußt und überzeugt –, daß sie der Ausdruck des Göttlichen sind oder daß sie in ihrer Essenz sogar göttlich sind.

Gerade in der Nacht von gestern auf heute blieb ich stundenlang... (jetzt schlafe ich sehr wenig) in einer Art Zustand, der weder Schlaf noch Tätigkeit ist, der recht neu ist, und in diesem Zustand hatte der Körper das Bewußtsein, daß er nichts ist, nichts weiß, nichts vermag, daß er... fast eine Art totaler Nichtigkeit ist. Das hatte er während mehrerer Stunden. Langsam änderte es sich... es wurde... etwas wie eine Empfindung (keine gewöhnliche Empfindung, aber etwas wie eine Empfindung); das "Nichts" – das Nichts, die totale Nichtigkeit – begann zu fühlen, daß sie nur DURCH das Göttliche existiert und dann stufenweise FÜR das Göttliche, und dann... trat eine Art Friede ein... (Mutter schließt die Augen mit einem Lächeln), ein Friede... (dann öffnet sie die Augen weit) allmächtig.

Alles Schmerzhafte verschwand.

Friedvoll...

Allerdings hat der Körper [von Mutter] einen Vorteil im Leben: er wurde so gebaut und entwickelt, daß er keine angenehmen Empfindungen sucht. Er sucht kein (wie soll ich sagen?), ja, keinerlei Empfindung von Genuß, diese Dinge sind ihm völlig gleichgültig – spontan. Er unternahm keinerlei Anstrengungen, die Begierden zu überwinden, diese Dinge waren ihm immer egal. Er protestierte nur gegen das Leiden, und das verschwand völlig.

Ich glaube, das körperliche Ego ist jetzt dabei zu verschwinden. Dann wird es vollkommen gut sein.

Es ist wirklich völlig spontan – spontan und aufrichtig: Du, Du, Du... Was Du willst, was Du willst... was Du willst.

 

1 Benharoche-Baralia, der nicht direkt mit Théon gearbeitet hat, aber später Mitglied der "Kosmischen Gruppen" war.

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