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Mutters

Agenda

zwölften Band

8. September 1971

(Nach einem langen kontemplativen Schweigen)

Es ist wirklich eine Übergangszeit für den Körper.

Der Körper ist dabei zu sehen und sich bewußt zu werden, was ihn innerlich daran hindert, unsterblich zu sein, und zugleich, was in ihm unsterblich sein kann. Er erlebt Augenblicke einer Beklemmung, wie er sie noch nie zuvor in seinem ganzen Leben hatte – den Tod betreffend, was ihm noch nie widerfahren ist. Er verstand, daß ihm das aufgrund seiner eigenen Verfassung zustößt und daß er sich ändern muß. Ich bin... wie an der Schwelle einer außerordentlichen Entdeckung, aber...

(Schweigen)

Ich könnte folgendes sagen: Das Warum des Todes ist klar geworden, und das Wie der Unsterblichkeit ist... (Schweigen)... Da ist etwas Seltsames, der Eindruck, daß da (Geste eines Abtastens) etwas zu BERÜHREN ist.

(Mutter schaut weiter, mit strahlend geöffneten Augen,
und geht dann für eine halbe Stunde in Meditation)

Das kann endlos dauern... Der Eindruck, etwas zu berühren und... (Geste von etwas, das sich entzieht).

Was hast du gefühlt?

Sujata half mir zu verstehen, was ich in deiner Nähe fühle; sie sagte: "Wenn man in deiner Nähe ist, ist es als ob der Körper zum Beten veranlaßt würde." Genau das fühle ich, es ist eine Macht, die alle Teile des Körpers erfaßt und sie... ich weiß nicht, sie mit einer intensiven Aspiration erfüllt.

Ja, genau das fühlt mein Körper.

Es veranlaßt den Körper zu beten. Und das erfüllt ihn mit einer Macht, die... Ich weiß nicht, es ist wie warmes Gold, das alles emporhebt.

Ja, so ist es ständig.

(Schweigen)

Ich fühle, daß Das ständig so fließt (Geste durch Mutter hindurch).

Vielleicht ist das die göttliche Liebe in der Materie!

(Mutter lacht sehr)

Es ist so intensiv und warm zugleich – warm. Aber es ist stark... so stark, daß es einem schwerfällt, das Wort "Liebe" auszusprechen, denn es entspricht nichts uns Bekanntem.

Ja, mir geht es auch so... Hier (Geste zur Stirn): nichts-nichts-nichts, leer-leer-leer... Dort (hohe und weite Geste), dort ist es... ja, eine goldene Unermeßlichkeit.

Ja.

(Schweigen)

Ich habe ein seltsames Gefühl: wie Schuppen oder Baumrinde oder ein Schildkrötenpanzer, die schmelzen, und daß der Körper selber gar nicht so ist. (Mutter deutet mit einer Geste an, als ob der Körper sich aufblähte und in der Sonne zerplatzte.) Was dem Menschen die Materie zu sein scheint, ist wie etwas Verhärtetes, das wegfallen muß, weil es nicht empfängt. In diesem Körper (Mutter berührt die Haut ihrer Hände) versucht es... versucht das (gleiche Geste eines Anschwellens und Entfaltens). Seltsam. Eine seltsame Empfindung.

Wenn man lange genug durchhalten könnte, damit all das sich auflöst, dann wäre es der wahre Beginn. 1

 

1 Mutter hatte ganz zu Anfang gesagt: "Dann wäre es geschafft." Als dieses Fragment in den "Notizen auf dem Weg" veröffentlicht wurde, berichtigte sie sich und sagte: "Dann wäre es der wahre Beginn."

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