Mutters
Agenda
zwölften Band
27. Februar 1971
Was hast du für Neuigkeiten?...
(langes Schweigen)
Das Problem ist die Ernährung. Für alles, was ich leicht essen konnte, haben die Ärzte Einschränkungen aufgestellt, und jetzt...
Im Grunde sehe ich immer mehr, daß wir in völliger Unwissenheit leben. Wir wissen wirklich weder was, noch wie wir es tun sollen.
Aber dieses neue Bewußtsein müßte doch bewirken, daß wir das Richtige tun.
Ich glaube, wir verstehen es nicht, hinzuhören.
Wir hören es nicht...
(Schweigen)
Es ist sehr schwer, auseinanderzuhalten, was von der alten Antriebskraft stammt und was...
Ja, ja.
Das ist sehr schwer.
Sehr schwer.
Unser praktisches Wissen stützt sich auf eine Erfahrung, die nichts mehr taugt.
(lange Kontemplation mit offenen Augen)
Aber es ist besser, sich zu täuschen, indem man auf das neue Bewußtsein hört (oder es zumindest versucht), als sich nicht zu täuschen, indem man auf die Ärzte hört.
(Mutter lacht) Aber das Bewußtsein widerspricht nicht.
Du willst sagen, daß es sich neutral verhält?
Das Bewußtsein diskutiert nicht... Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.
(langes Schweigen)
Gäbe es einen starken und genauen Hinweis, würde ich gewiß zuhören, aber so ist es nicht... Die Küche bereitet die Dinge auf ihre gewohnte Weise zu; der Arzt gibt Anweisungen, mir dies und jenes zu geben, und man hört auf ihn... Ich sagte: "Ich möchte das und das essen", man gibt es mir grudgingly [widerwillig], fast als sei es ein Zugeständnis an einen Hang zur Schlemmerei. Folglich...
Ich lebe umgeben von so vielen Konventionen, daß es sehr schwierig ist.
Und immer die Idee, daß ich alt bin, alt werde, und dann muß ihnen mein Bewußtsein halb verschleiert vorkommen. Sie haben kein Vertrauen, was willst du da machen!
Nicht alle.
Wiederhole es nur nicht, man darf es nicht sagen, denn sie tun alle... jeder tut sein Bestes und gibt sich viel Mühe – sie geben sich viel Mühe.
Aber ich bräuchte jemanden, der die Vision hat und mir sagt: "So ist es, man muß folgendes tun."
Deshalb habe ich die Haltung angenommen zu sagen: gut. Ich verhalte mich so passiv wie möglich – passiv gegenüber dem göttlichen Willen –, und ich bete, daß er mich leite. Das ist das einzige Mittel.
Kannst du hören, was ich sage?
Ja, ja, liebe Mutter!