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Mutters

Agenda

zehnten Band

22. Februar 1969

Deine Mutter ist gut... Sie ist sehr konzentriert.

(Mutter reicht Satprem die Botschaft, die sie am
21. Februar, ihrem 91. Geburtstag, verteilt hat:)

"Nur ein unwandelbarer Friede kann ein ewiges Dasein bringen."

Weißt du noch, wann ich das geschrieben habe?

Doch: es war 1965, glaube ich 1 .

Ich erinnere mich nicht mehr, wann es war, aber ich erinnere mich, daß ich es schrieb, nachdem ich die Erfahrung hatte, daß die Unbeweglichkeit des Unbewußten am Anfang der Schöpfung eine... man kann nicht sagen "Projektion", aber eine Art lebloses oder unbewußtes Symbol der Ewigkeit und der Unbewegtheit ist (nicht "Unbewegtheit", Worte taugen nichts: es liegt zwischen Unbewegtheit und Stabilität). Jetzt schrieb ich "Friede", aber dies ist ein armes Wort, es ist nicht das – es ist unendlich viel mehr als Friede. Es ist das "Etwas" (selbst das Wort "ewig" hat eine begrenzte Bedeutung, alle Worte sind unzulänglich), das Etwas, das der Ursprung von allem ist und der Beginn der Evolution der Manifestation, um zum Ursprung zurückzufinden (Mutter zeichnet eine Kurve, die das eine mit dem anderen verbindet).

Ich erinnere mich, diese Erfahrung gehabt zu haben... Ich weiß nicht mehr, ich dachte, es handle sich um eine Erfahrung, die ich auf dem Sportplatz hatte, und 1965 ging ich dort nicht mehr hin.

Mir schien, daß es auf dem Sportplatz stattfand. 2 Die unbewußte Unbewegtheit – die TRÄGE Unbewegtheit des Unbewußten – war gleichsam der Ausgangspunkt der Evolution, und das war wie die ÜBERTRAGUNG dieser... (wie soll ich sagen?) es ist auch eine andere Art von Unbewegtheit, aber eine Unbewegtheit, die alle Bewegungen enthält – diese Unbewegtheit des Ursprungs, diese Stabilität –, und daß die ganze Evolution dazu dient, um Das wiederzufinden, mit dem ganzen Übergang (gleiche Geste einer großen Kurve). Es war eine sehr klare Vision, und ich erinnere mich, das geschrieben zu haben. Und als ich es las, kam die Erfahrung zurück.

Man spricht ja immer von einem "Sturz" – so ist es gar nicht! Keineswegs. Wenn ein Sturz stattfand, dann betrifft dies den Augenblick, wo das Vital zu einem unabhängigen Willen wurde: das war aber nicht am Anfang sondern später im Verlauf des Weges... In der alten Überlieferung sagten sie, daß das Bewußtsein zum Unbewußten wurde, weil es sich "vom Ursprung abgeschnitten" habe – das erscheint mir jetzt wie ein Kindermärchen.

Seltsam: im Schweigen und in der Vision ist all dies sehr klar, leuchtend und verständlich. Sobald man es aber aussprechen will, wird es idiotisch.

Für die Schöpfung in ihrem gegenwärtigen Stadium trifft vielleicht das Wort "Friede" am besten zu (wenngleich es nicht das ist, denn "Friede" ist ganz klein und beschränkt). Sobald irgend etwas stört oder schiefgeht, kommt dieser "Friede" wie ein Heilmittel im Innern.

(Schweigen)

Ach, Worte taugen nichts, ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll. Vielleicht liegt es daran, daß ich nicht genug Worte kenne, oder es ist wirklich... Jedweder mentale Ausdruck ist künstlich und erweckt den Eindruck einer abgestorbenen Haut. Seltsam. Und die ganze Sprache liegt in diesem Bereich. Wenn ich diese Erfahrung beschreiben will... Bei manchen Leuten kann ich sehr leicht eine Beziehung im Schweigen herstellen, und ich vermittle ihnen unendlich viel mehr Dinge, als ich mit Worten ausdrücken könnte; diese Kommunikation ist viel anpassungsfähiger, genauer, tiefer... Ja, Worte, Sätze, geschriebene Dinge erscheinen mir wie ein zweidimensionales Bild (das gewöhnliche Bild), und die Beziehung mit den Leuten, bei denen ich nicht sprechen muß, fügt eine Tiefe und etwas Wahreres hinzu (es ist noch weit davon entfernt, vollkommen wahr zu sein, aber es ist wahrer).

(Schweigen)

Deshalb sind die Erfahrungen so schwer zu beschreiben. Es sind keine getrennten Erfahrungen mehr, die einzeln nacheinander kommen, sondern eine einheitliche und globale Bewegung der Transformation (umfassende Geste) von großer Intensität.

Im gewöhnlichen Lebensablauf hat man entweder das Gefühl "es geht gut", was sich bei den Leuten durch ihre Auffassung von Gesundsein ausdrückt, oder es entsteht eine Störung des Gleichgewichts – dieser Gegensatz erscheint mir jetzt VÖLLIG künstlich: bei beiden handelt es sich um eine einzige stetige Bewegung mit Übergängen von einer bestimmten Schwingungsart zu einer anderen, deren Ursprung viel... (wie soll ich sagen? es ist nicht "tiefer", auch nicht "höher", und "wahrer" gibt nur einen Aspekt wieder, das ist es nicht), jedenfalls auf eine gewisse Weise "besser" – Worte sind völlig idiotisch. Die ganze Zeit ist es so [diese fortlaufende Bewegung]. Dann fühlt man sich zur einen oder anderen Seite hingezogen, aber das ist nur das Spiel unseres Bewußtseins. Für ein Bewußtsein, das alles sieht, handelt es sich jedoch um eine stetige und globale Bewegung zu... ja, das ist es: damit dieses träge Unbewußte zum absoluten Bewußten wird... Ich weiß nicht, mir scheint, man hat entdeckt, daß eine gewisse Intensität der Bewegung (was wir "Geschwindigkeit" nennen) sich durch ein Gefühl der Unbewegtheit ausdrückt. Ich glaube, jemand hat mir so etwas erzählt. Jedenfalls entspricht das einer Realität. Was ich in dieser Botschaft als "Friede" bezeichnete... (ich zögere zu sprechen, weil Worte so dumm sind), was als Friede empfunden wird, ist in Wirklichkeit eine äußerste Bewegung, aber umfassend – harmonisch und umfassend.

Sobald man spricht, wird es zur Karikatur.

(langes Schweigen)

Bald werde ich den Mund halten.

Ich hoffe nicht!

(Mutter lacht) All diese Worte sind so ärmlich.

Später wird man in Farben sprechen.

Ach, das wäre hübsch...

Das geht so weit, daß ich, wenn man mir zum Beispiel etwas wiederholt, das ich selber gesagt habe, es nicht mehr verstehe... Ich tue mein Bestes, aber die ganze Intensität des Bewußtseins will sich ausdrücken, und wenn es dann wiederholt wird, ist diese Intensität nicht mehr da, und so ergibt es keinen Sinn mehr.

Schon bei dieser kurzen Botschaft: Als man sie mir vorlas, kam die Erfahrung zurück, folglich weiß ich, wie es war, und das Wort "Friede" enthielt so vieles... Jetzt ist es nicht mehr da.

Welches Wort hab ich genommen?

"Friede".

"Unwandelbar"?

Ja: "Nur ein unwandelbarer Friede ..."

Genau. Und diese Erfahrung zeigte, daß derselbe unwandelbare Friede (der weder "Friede" noch "unwandelbar" ist sondern "Etwas"), dieses selbe Etwas war schon in der unbewußten Leblosigkeit enthalten. Diese Erfahrung war so konkret!... Und die ganze Kurve der Schöpfung soll dazu führen, damit dies und Das sichtlich eins werden mögen (sie sind tatsächlich EINS). Man könnte sagen (aber das werden Phrasen): sich ihrer Identität bewußt werden. Aber dies ist wieder nur eine Phrase...

(langes Schweigen)

Die Erfahrung ist so intensiv und konkret, daß es abfällt, sobald ich zu sprechen beginne. Dort (Geste nach oben) ist das Bewußtsein klar, aber dann...

Was tun? Man müßte Fotos haben!

Man könnte Fortschritte machen, oder? (Mutter lacht)

 

1 Es handelt sich um einen Auszug der Agenda vom 14. Juni 1965. Siehe Band 6, S. 118.

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2 Mutter erinnert sich hier vielleicht auch an ihre Erfahrung der "allmächtigen Sprungfeder auf dem Grund des Unbewußten", die sie am 8. November 1958 auf dem Sportplatz erzählte (Agenda Bd. 1, S. 214).

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