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Mutters

Agenda

neunten Band

17. Juli 1968

(Mutter hat Fieber und atmet schwer, sie hustet. Sie hat nichts zu sich genommen und empfängt Satprem ausgestreckt auf ihrer Chaiselongue.)

Es geht im gleichen Stil weiter...

Hast du etwas Neues?

Ich habe Neuigkeiten von P.L. und von Monsignore R... Wird dich das nicht zu sehr ermüden?

Nein, nein! Das ermüdet mich nicht.

Hier ist ein Brief von Monsignore R an dich, den er J zur Weitergabe schickte. Hier, was er an J schreibt:

"Zuerst muß ich mich noch einmal bei Ihnen für das Buch von Satprem über Sri Aurobindo bedanken. Ich habe die Lektüre abgeschlossen. Dieses Buch hat auf mein Leben einen bedeutenden Einfluß und wird ihn auch weiterhin haben. Zweitens möchte ich mich bei Ihnen für die Hilfe bedanken, die Sie meinem teuren P.L. haben angedeihen lassen. Er kam transformiert, geläutert und erleuchtet zurück. Könnte ich Sie noch bitten, Mutter den beiliegenden Brief zukommen zu lassen ..."

Was sagt er?

"Mutter, ich kann Sie ohne den geringsten Vorbehalt mit dem Namen Mutter ansprechen, da Sie meinem Lieblingssohn das Leben geschenkt haben... Sein Aufenthalt im Ashram bezeichnete einen wesentlichen Abschnitt in seinem Leben. Für sein innerstes Wesen bedeutet dies eine radikale Umwälzung... Darf ich hinzufügen, daß ich in mir selbst Ihren mächtigen und wohlwollenden Schutz verspüre? Ich habe den Eindruck, von Ihnen verstanden zu werden, und ich sehe mich – zusammen mit Ihren zahlreichen Söhnen, Töchtern und Schülern – als Erbe der spirituellen Schätze, die Sie von Tag zu Tag durch Ihre Treue gegenüber der Ihnen anvertrauten Mission ansammeln. Mit meiner tiefsten und lebhaftesten Dankbarkeit bitte ich Sie, Mutter, meine respektvolle und kindliche Ehrerbietung anzunehmen."

Du hast kein Foto von diesem Mann?... Nein?

Und P.L., was sagt er?

Ermüdet dich all das nicht? Soll ich weiterlesen?... Er antwortet folgendes auf meinen letzten Brief, in dem ich ihm deine Botschaft mitteilte:

"Ich habe Tränen in den Augen: eine ungeheure ungestüme Freude erfüllte mein ganzes Wesen während der Lektüre Ihres Briefes, die Worte der Mutter, die Sie mir mitteilten... Mir fehlen die Worte, um Ihnen mein psychisches Befinden zu beschreiben: erraten Sie es! Ich fühle mich so klein, so unbedeutend vor den Horizonten, die Sie mich erahnen lassen. All dies ermutigt mich zu ernsthafter Arbeit, zum "Abdanken der kleinen Oberflächenpersönlichkeit", um IHRER würdig zu werden. Diese Empfindungen in meiner Seele unterscheiden sich radikal von all meinen früheren religiösen Erfahrungen ..."

(Mutter nickt)

"... ich fühle mich ganz leuchtend. Die göttliche Gnade ist so mächtig, daß ich mitunter glaube, mein Körper sei nicht fähig, sie auszuhalten. Die Gegenwart der Mutter ist so real. Die Glückseligkeit ist so erhaben, so seelenvoll... das unscheinbare, am Samadhi begonnene ABENTEUER wird so würdig, gelebt zu werden, DAS BEWUSSTSEIN ist so ausgedehnt... Finsternis, Angst, Skrupel, Selbstkasteiungen sind weit weg. Vor einigen Wochen hatte ich einen sehr schmerzlichen Traum: Mein Körper wurde gevierteilt, ich erlitt schreckliche Leiden; man riß an den Füßen, den Händen, dem Kopf... Heute beim Lesen Ihres Briefes verstehe ich seine Bedeutung: ich mußte wachsen... Nur zwei Worte, um Sie von meiner Lage hier zu unterrichten: Wie ich Ihnen schon sagte, fand ich im Vatikan zwei Strömungen, die erste tobt sehr heftig gegen mich; ich glaubte, daß der Antritt meiner neuen Stellung sie beruhigen würde ..., einige Tage später allerdings kamen sie mit der Forderung einer kollegialen Untersuchung (ein Nervenarzt, der, wie ich glaube, die Anweisung hatte, mich "krank" zu erklären; ein Endokrinologe und ein Allgemeinmediziner, sowie der Leibarzt des Papstes), von daher der Ruf des Kindes nach seiner Mutter: mein Telegramm, das den Schutz der Mutter erbat. Am Sonntag, dem 7., hatte ich einen Traum: Mutter erschien in einer Art riesiger Flugzeughalle, auf deren Boden ich mich befand, und sie sagte mir: "Schnell, schnell, überlaß mir deinen Platz!", worauf ich mich aus dem Staub machte, ohne meinen Körper, der sich noch auf dem Boden befand: meine Seele war es, die gegangen war, und – hoch oben, ganz hoch oben – sah ich, wie Mutter meinen reglosen Körper aufnahm und in ihn eintrat. Plötzlich bewegte sich eine ganze Armee von Ärzten in weißen Kitteln auf meinen Körper zu (Mutter hielt sich noch immer in meinem Körper verborgen). Kaum hatten sie meinen Körper umringt und mit der Untersuchung begonnen, als eine schreckliche Explosion sie in die Luft schleuderte ..."

(Mutter lacht)

"... Durch den Krach der Detonation erwachte ich... Sie haben mein Telegramm ja empfangen, und die Diagnose lautete: "Völlig gesund." Auf diese Weise verliert die Gruppe, die mich vom Vatikan eliminieren wollte, täglich an Kraft, an Waffen, und die Intrigen werden neutralisiert. Die andere Gruppe hingegen steht mir wohlwollend gegenüber und sieht meine Transformation mit Freuden, und mit der gebotenen Vorsicht beginne ich damit, ihnen die Botschaft von Sri Aurobindo zu vermitteln. Ich sagte Ihnen schon, daß Monsignore R begeistert ist. Jetzt, seitdem ich weiß, daß Mutter geantwortet hat: "Oh ja, so ist es gut, es ist wichtig, daß er dort bleibt und seine Arbeit tut. Es ist wichtig, daß er bleibt... Es stimmt, daß ich bei ihm bin", bin ich sehr gefaßt und erpicht darauf, "Werkzeug dieser großen göttlichen Arbeit zu sein.""

Sehr gut. Er ist ein guter Mann.

(Mutter verharrt in Kontemplation)

Dann habe ich einige neue Fragen aus der Klasse von T.F.... Die Kinder haben eine äußerst enge Denkweise.

(Mutter sucht nach dem Brief)

Es ist nicht sehr aufregend, aber immerhin...

(Mutter lacht, und Satprem liest vor)

"Genügt der Wille zum Fortschritt, um den zeitbedingten Verfall zu verhindern? Wie kann das physische Wesen diesen Verfall verhindern?"

Genau darum geht es ja: um die Transformation des Körpers. Es geht darum, daß die physischen Zellen nicht nur bewußt werden sondern auch EMPFÄNGLICH für die wahre Bewußtseinskraft, d.h. daß sie die Arbeit dieses höheren Bewußtseins ermöglichen. Das ist die Arbeit der Transformation... Es ist nicht einfach!

Die andere Frage: "Wie wirken der zentrale Wille und das zentrale Licht, die nicht-materiell sind, auf die grobstoffliche Materie der Zellen?"

Genausogut könnte man fragen: "Wie wirkt der zentrale Wille auf die Materie?..." Das ganze Leben ist so! Man müßte den Kindern erklären, daß ihre gesamte Existenz das Ergebnis dieses Willens ist, daß ohne diesen Willen die Materie träge und reglos wäre und nur die Tatsache, daß die Schwingung des Willens eine Wirkung auf die Materie hat, das Leben ermöglicht – andernfalls gäbe es kein Leben.

Wenn es ihnen um eine wissenschaftliche Antwort geht und das Wissen um das Wie des Prozesses, dann wird es schwieriger, doch die TATSACHE besteht, eine Tatsache, die einem jede Sekunde in die Augen springt.

(langes Schweigen)

Sage bitte P.L., daß ich seine Nachricht sehr schätze und daß ich bei ihm bin. Ich finde, daß sich alles sehr gut entwickelt.

Und der andere, Monsignore R...?

Im Prinzip müßte ihm J deine Antwort übermitteln.

(Mutter tritt in eine lange Kontemplation ein)

Ich habe stets den gleichen Eindruck... weißt du: der Beginn von etwas sehr Bedeutendem.

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