Mutters
Agenda
siebenten Band
19. Oktober 1966
Ich bin noch später dran als gewöhnlich. Es sind die Puja-Tage 1 . Viele Leute kommen für ihre Puja hierher.
Habe ich dir die Geschichte von Durga erzählt?
Kürzlich?
Nein. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es letztes oder vorletztes Jahr war, zur Zeit der Pujas.
Du hast mir einmal gesagt, Durga habe sich "unterworfen".
Genau.
Sie hat sich unterworfen. Das heißt, sie war völlig unabhängig in ihren Bewegungen und empfand keine Notwendigkeit, von irgend jemandem abzuhängen, und dieses Mal... Ich erinnere mich nicht mehr, ob es letztes oder vorletztes Jahr war (sie kam immer, wenn ich zum Darshan der Pujas hinunterging: ich ging hinunter, und sie kam und blieb während all der Pujas da). Seit ich oben bin, kümmere ich mich nicht mehr darum, doch einmal ist sie gekommen (ich habe dir die Geschichte schon erzählt).
Und dies bewirkte eine enorme Veränderung. Die Leute haben natürlich nichts gemerkt, aber in der Atmosphäre ergab sich eine ENORME Veränderung.
In den letzten Tagen habe ich das wieder sehr stark gespürt.
Veränderung in welchem Sinne?
All jene, die die Puja aufrichtig machen (nicht wie eine Maschine, sondern mit Hingabe), ziehen stets eine Emanation, eine repräsentative Kraft an, die der Puja beiwohnt, die antwortet, die auf die Puja reagiert. Jede Familie, die Kali anbetet, hat zum Beispiel eine eigene Kali. Und das ist wahr, es sind kleine Wesenheiten, die nicht völlig unabhängig sind, aber doch ihr Eigenleben haben. Für Durga war das sehr klar. Wenn ich also sage, daß dies eine große Veränderung bewirkte, so bedeutet das, allgemein gesprochen, daß alle jene Repräsentationen der Durga jetzt auch selbst an einer Bewegung der Zusammenarbeit beteiligt sind.
Natürlich führten all diese Wesenheiten mehr oder weniger spontan die Arbeit des Höchsten aus, aber... (wie soll ich sagen?) ohne einen bewußten Willen. Sie taten sie einfach und spontan, weil sie Wesen der Harmonie waren, die harmonisch arbeiten. Aber was Durga anbelangt, ist es jetzt sehr klar: sie ist so (Geste nach oben, den Befehl des Höchsten erwartend). In ihrer Beziehung zu den feindlichen Wesen, in ihrer alljährlichen legendären Schlacht (die natürlich symbolisch ist), ist sie so (dieselbe Geste) und will die Richtung, den Hinweis wissen, will wissen, welche Geste sie machen soll.
Als Sri Aurobindo noch hier war, gab er mir jedes Jahr zur Zeit von Durgas Schlacht einen sehr deutlichen Hinweis über den Aspekt der gegnerischen Kräfte, den es zu besiegen und zu unterwerfen galt. Das war sehr interessant, und im allgemeinen notierte ich dies stets, aber ich weiß nicht, wo diese Notizen geblieben sind. So ging das über dreißig Jahre hinweg. Und nach seinem Fortgang... gab es nur noch den Höchsten.
Sie kam, sie war voll und ganz anwesend während der sechs Tage des Pranams unten. Aber jetzt, seit... ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht, weil das Zeitgefühl für mich nicht mehr sehr klar ist – die Zeit hat nicht mehr denselben Wert –, aber ich erinnere mich, daß es geschah, als ich für mein Japa auf und ab ging. Ich sagte ihr, daß es etwas Wichtigeres gebe als diese halbreligiöse Erinnerung der Leute: wichtiger sei die tiefere Natur der Arbeit und die Wahl des gegnerischen Aspektes (repräsentiert durch eine universelle oder jedenfalls eine menschliche Schwierigkeit, wenn wir nur die Erde nehmen), welchen Aspekt es zu besiegen und zu beherrschen gilt, um ihn zur Transformation zu führen. Und in dieser Hinsicht sagte ich ihr, das Wahre sei, den Hinweis vom Höchsten zu empfangen; daß Er besser sehe als wir, was zu tun ist, auch die Reihenfolge dessen, was zu tun ist. Ich spürte... sie war sehr konkret (Mutter macht eine Geste, als ob Durga in ihr sei). Ich spürte, daß sie das unendlich interessierte. Da sagte ich ihr: "Siehst du, ist jetzt nicht der Moment (ich übertrage das in Worte, aber es waren keine Worte), um von Ihm den direkten Impuls für dein Wirken zu erhalten?" Und ihre spontane Reaktion war Freude.
Die Veränderung besteht darin, daß überall, wo sie sich manifestiert, ich jetzt diesen Ruf an die höchste Wahrheit spüre, sich zu manifestieren.
Welches ist der Aspekt der Schwierigkeit dieses Jahr?
Ich weiß nicht. Ich habe mich noch nicht darum gekümmert, das fängt erst ab morgen an.
Ich weiß nicht, ich kümmere mich nicht aktiv darum, ich werde sehen...
Oh, ich weiß es genau, aber... (Mutter legt den Finger auf die Lippen)
(Meditation)
1 Puja: Ritual, Zeremonie. Hier sind die jährlichen Feierlichkeiten zu Ehren der göttlichen Mutter, Durga, gemeint.