SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 07 Bande

Mutters

Agenda

siebenten Band

7. September 1966

Ich habe alle Hoffnung aufgegeben, je pünktlich zu sein... Es nützt alles nichts, jeden Tag ist es dasselbe.

Und sie (die Sekretäre) lassen mich arbeiten wie einen Sträfling; nicht, daß ich einfach ruhig dasitzen und ihnen bloß zuhören würde...

Und es ist kein böser Wille – ach, wenn dem so wäre, kein Problem, ich würde sie einfach hinauswerfen!

Ich hatte vor, ihnen einen Brief zu schicken, ich habe ihnen sogar einen geschrieben, den ich nicht abgeschickt habe 1 . Ich bedaure, daß ich dies nicht getan habe, er hätte etwas bewirkt.

Das glaube ich nicht! Ich glaube es nicht, weil ich ihnen selber schon alles gesagt habe, was es zu sagen gab. Ich sagte ihnen sogar, daß mich das krank mache... Sie haben nicht die Kraft zu widerstehen: es ist die Strömung der äußeren Welt, und sie haben nicht die Kraft zu widerstehen.

Ich tue alles so schnell ich kann, nicht, daß ich einschlafen würde!... Könnte man mit der Transformation... die Macht erlangen, diese ganze Arbeit in weniger Zeit zu tun?

Vielleicht hätte man die Macht, den Leuten verständlich zu machen, daß sie deine Zeit nicht vergeuden dürfen.

Ihre Vorstellung von dem, was nützlich ist, entspricht nicht der meinigen.

*
*   *

(Kurz darauf arrangiert Mutter Blumen und legt eine für den Schatzmeister des Ashrams beiseite)

Ich habe auch kein Geld mehr. Ich schulde ihm 15 000 Rupien, und der arme Mann muß alle Mieten bezahlen... Überall habe ich Schulden! (Mutter lacht)

So stehen die Dinge. Doch es macht nichts!

Wenn wir früher Geldschwierigkeiten hatten, bekam ich stets Geld von hier oder dort, das war leicht: ich nahm das Geld, und wenn welches einging, legte ich es wieder zurück. Aber jetzt funktioniert das nicht mehr. Amrita schulde ich 20 000 Rupien, H schulde ich 13 000 Rupien, dem Schatzmeister schulde ich 15 000 Rupien. Aber das macht nichts, ich messe dem keine große Bedeutung bei.

Wir haben ein ungeheures Budget: das Budget eines kleinen Dorfes – nein, eher einer kleinen Stadt. 2,6 Millionen Rupien 2 im Jahr, verstehst du? Und alle Leute, die mir früher Geld gaben (Geschäftsleute und so weiter), sind durch die ach so glänzenden Maßnahmen der Regierung ruiniert worden. Also können sie mir kein Geld mehr geben. Sie geben, was sie können, sie sind sehr nett und geben sich große Mühe, aber...

Die einzigen, die mir noch Geld geben könnten, wären die Schwindler! (Mutter lacht) Die haben viel Geld, von überallher zusammengestohlen – aber sie wollen nicht damit herausrücken.

Macht nichts, das ist nur eine Phase.

Es bläst eine Art Wind, wie ein großer Sturm von Verwirrung; eine sehr dunkle Verwirrung, bar jeglichen Verständnisses. Es scheint, daß alle Einsicht, Klarsicht, ja sogar der gesunde Menschenverstand verschwunden sind. Doch das ist eine Phase und wird vorübergehen.

Reichtum hängt nicht von der Menge des Geldes ab, die man hat. Es ist eine Frage des Verhältnisses zwischen diesem Geld und den Unkosten, die man abdecken muß. Armen Teufeln, die keinerlei Verpflichtungen außer für sich und ihre Familie haben, würde ich ungemein reich erscheinen. Ich bekomme tausend Rupien am Tag – aber ich brauche siebentausend! Ich muß siebentausend bezahlen und erhalte tausend. Das ist das Verhältnis.

Du mußt irgendwie auf die Schwindler einwirken!

(Mutter lacht) Weißt du, viele Leute verstecken ihr Geld in Mauerritzen oder verbergen es hinter Vorhängen oder Tapeten. Ein Vermögen, zig Millionen Rupien sind in Mauerritzen versteckt! Dann plagen sie sich fürchterlich, ängstigen sich halb zu Tode und befürchten ständig eine Polizeirazzia. Dabei würden sie recht angesehene Leute, wenn sie es nur hergäben! Sie bräuchten keine Angst mehr zu haben und könnten ein friedliches Leben führen... Ich könnte sagen, es handle sich um anonyme Spenden, wie in den Tempeln. Das wäre eine Möglichkeit für sie, ehrliche Menschen zu werden, es wäre sehr vorteilhaft für sie. Aber sie kleben an ihrem Geld, mehr als an ihrem Leben. Schon öfter habe ich gesagt – ich kenne Leute, die ihr Geld in Mauerritzen verstecken –, ich ließ durch Vermittler ausrichten, sie bräuchten es nur in einem Koffer vor meiner Tür abzustellen. Und ich würde einfach sagen, es handle sich um eine anonyme Spende, basta. Sie wären frei – nicht nur frei, sondern gar (lächelnd) gesegnet, weil es für die göttliche Arbeit ist... Sie sind wirklich Gefangene, Gefangene ihres Geldes.

Recht interessant daran ist, daß bislang alle, die Gelegenheit gehabt hätten, mir Geld zu geben, sich aber dazu nicht aufraffen konnten, es ausnahmslos verloren haben. Es wurde ihnen weggenommen, sei es von der Regierung oder durch eine finanzielle oder industrielle Katastrophe – oder einfach von einem Dieb. Weg!

Vor sehr langer Zeit (Sri Aurobindo war noch hier) kam ein alter tamilischer Financier mit seiner Frau hierher. Er wurde sehr alt; seine Frau starb, und er blieb hier. Er gab Geld: er zahlte für seine Unkosten und machte kleine Geschenke; aber er war sehr reich. Als seine Frau starb, sagte er sich: "Ach, und wenn ich alles gäbe, was ich habe?" Dann kam er auf vernünftigere Gedanken: "Ach, man weiß nicht, der Ashram kann aufhören zu existieren ..." Und er ließ sein Geld bei Verwandten, die Bankiers oder so etwas waren, und... pfft, alles weg! Da sagte er sich: "Wie dumm von mir! Wie man es auch dreht und wendet, jetzt habe ich nichts mehr. Hätte ich das Geld gegeben, hätte ich wenigstens das Verdienst, es verschenkt zu haben. Jetzt habe ich weder das Geld noch das Verdienst!" (Mutter lacht)

Ach, was bringst du da? Entretiens für das Bulletin? Worum geht es darin?

Ein Gespräch über Geld!

Aha, siehst du!

(Satprem liest das Entretien vor,
dann macht Mutter Bemerkungen dazu)

Deshalb habe ich mit dir über Geld gesprochen – siehst du, wie das geht?

Ja, merkwürdig!

Lustig.

Ich sage, es ist lustig, aber ich weiß es, es ist die ganze Zeit so. Die ganze Zeit, immerzu, mit allem. Ich bin in einem Zustand... (wie soll ich sagen?) Ein Zustand kontemplativer Reglosigkeit, mit dieser Art konstanter Aspiration nach... der Vollkommenheit, die man anstrebt: das, was wir in diese Welt hinabbringen wollen. Das ist alles. Und dann kommen von überallher alle möglichen Dinge (Geste der Kommunikation): plötzlich denke ich an etwas, oder plötzlich erhalte ich eine Antwort auf etwas, ganz plötzlich... Und sofort, wenn die Arbeit beendet ist, sehe ich: hier (Geste zur Stirn) blieb alles ruhig und unbewegt, nicht einmal beteiligt. Wie eine Sende-Empfangs-Vorrichtung bei einem Telefonapparat. Ich übertrage einfach. Dabei bin ich nicht einmal neugierig darauf zu erfahren, warum dies oder das gekommen ist. Es ist einfach so: es kommt und geht, die Antwort, die Übertragung geht hinaus, dann die Reaktion. Und dabei bleibt alles ruhig (Geste zur Stirn). Ich weiß also, wie die Sache läuft, aber da ich mir nicht sage: "Moment! Das ist aus diesem oder jenem Grund so", ist es lustig, wenn der äußere Beweis eintritt (wie bei diesem Gespräch über Geld).

Eine merkwürdige Sache... Der Bewußtseinszustand der Körperzellen ist wie eine Art heftiger, ständiger Durst nach... dem, was sein soll: die Schwingung der Harmonie, des Bewußtseins, des Lichts, der Schönheit und der Reinheit. Dies drückt sich nicht einmal in Worten aus, sondern... eine Aspiration, nichts als eine Aspiration. Und dann (in dieser schweigenden Aspiration) kommt es dann so, von allen Seiten. Merkwürdig daran ist, daß es auch Schmerzen, Beschwerden, scheinbare Krankheiten gibt – all das kommt von außen. Und immer mit derselben Reaktion (Geste der Herabkunft): das göttliche Bewußtsein, das göttliche Bewußtsein auf alles zu richten. Das Bewußtsein, das Frieden, Licht, Kraft in sich schließt...

 

1 In diesem nie abgeschickten Brief versuchte Satprem unbefangen, den Sekretären verständlich zu machen, daß diese Gespräche mit Mutter für die ganze Welt von Bedeutung sein könnten und daß, wenn Mutter mit einer Stunde Verspätung zu diesen Gesprächen käme, erschöpft durch eine Flut von unnützen Trivialitäten und kleinen persönlichen Angelegenheiten, dies keine günstige Atmosphäre sei, um den Faden ihrer Erfahrung wieder aufzunehmen. Satprem erkannte jedoch bald die Zwecklosigkeit der Betonung dieser offensichtlichen Tatsache; man hätte ihn schlichtweg beschuldigt, sich als Günstling aufspielen zu wollen.

Rückwärts zum Text

2 Damals ca. 250 000 Euro

Rückwärts zum Text

 

 

 

 

 

 

 

in French

in English