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Mutters

Agenda

siebenten Band

15. Juni 1966

Mental herrscht Flaute.

Auch ich habe den Eindruck, mental in einem schlaffen Zustand zu sein. Ich habe den Eindruck einer völligen Stumpfheit.

Was willst du noch mehr?!

Ja, aber so kann ich nicht schreiben!

Hör mal zu, Sri Aurobindo schrieb den ganzen Arya während ich weiß nicht welcher Zeit, fünf Jahre glaube ich, ohne einen einzigen Gedanken im Kopf.

Ich "denke" ja nicht. Aber ich habe Gedanken der physischen, materiellen Welt – das materielle Mental, das schon.

Aha. Dieses ist also in Bewegung?

Ja, aber alles andere funktioniert nicht mehr. Eine Art Stumpfheit. Ich würde mich nicht darüber beklagen, wenn ich nicht schreiben müßte.

Für mich trifft das Gegenteil zu. Hier [materiell] ist alles wie betäubt – nein, nicht betäubt, sondern... ich bin wie in etwas, das die Menschen Traum nennen. Aber es ist kein Traum, eher eine innere Wahrnehmung, aber ohne Gedanken, im Bereich... wo?... Ja, der Wahrnehmung, des Bewußtseins, aber eines Bewußtseins, das sich nicht intellektuell äußert. Eine Art Rhythmus (Mutter bezeichnet die Bewegung eines sehr weichen und harmonischen Pendels), etwas Materielles. Was früher immer rotierte und sich endlos wiederholte (unerträglich) – ach, das ist jetzt so angenehm, so überaus angenehm! Dort (Geste über dem Kopf) existiert DAS, und es wird ungeheuerlich, weißt du, vom Standpunkt der Handlung, der Wahrnehmung aus gesehen.

Bei mir ist es nicht gerade Stumpfsinn, aber...

Du hast dich wohl in der Tür geirrt.

In der Tür geirrt?

Ja (lachend). Du hast die falsche Tür geöffnet.

Vielleicht ist das, was du schreiben willst, sehr menschlich? Ich meine, ganz auf das menschliche Bewußtsein bezogen: menschliche Reaktionen, menschliche Wahrnehmungen, denn dort... All das kommt mir so unnütz vor, so vergeblich, uninteressant und absurd, und in neunundneunzig von hundert Fällen lügenhaft und falsch. Also bin ich vielleicht dafür verantwortlich! Mir kommt es abstoßend vor, jetzt wo es diese Art Sanftheit gibt... diese Süße... nichts Einschläferndes, es hat nichts mit Trägheit zu tun, eine Art... (dieselbe Geste des Pendels), als ließe man sich von einer Strömung tragen, aber von einer Strömung aus Licht. Seit dies existiert, kommen mir alle menschlichen Geschichten, alle ihre Geschichten aus allen Bereichen, von der Politik bis hin zum künstlerischen Schaffen, ach, so schrecklich inhaltslos vor – und so lächerlich aufgeregt.

Meine Idee (falls ich überhaupt eine Idee habe) und das, was mich weiterschreiben läßt, ist die, daß ich alles, was ich auf intellektuelle Weise gesagt habe, was sich an das intellektuelle Bewußtsein der Menschen wendet, gern auf eine tiefgründigere Weise sagen würde, die einen Rhythmus besitzt (man nennt dies Poesie, aber ich verstehe nichts von "Poesie"). Ich wünsche mir nur, einen inneren Rhythmus zum Ausdruck zu bringen, eine andere, tiefere Wesensschicht als die rein intellektuelle zu berühren. Das Abenteuer des Bewußtseins wendet sich an das intellektuelle Bewußtsein der Menschen, damit sie verstehen. Aber eigentlich würde ich gern etwas anderes berühren. Dasselbe mit einem inneren Rhythmus sagen... Bilder.

Vielleicht ist das der Grund, vielleicht bin ich auch dafür verantwortlich?

Auf jeden Fall stehe ich außerhalb, ich bin nicht da.

Du bist nicht dort, ja, aber das ist so, weil du bei mir bist! (Mutter lacht)

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