Mutters
Agenda
sechsten Band
20. November 1965
(Auf Mutters Tisch liegt eine Ausgabe der "Illustrated Weekly" mit einem großen Foto von Präsident Kennedy mit gefalteten Händen. Es ist sein zweiter Todestag seit dem 22. November 1963)
War er ein religiöser Mensch?
Ich glaube, er war katholisch.
Oh, katholisch!...
Ach, deshalb ist er gestorben!...Weißt du, er setzte sich wirklich für die Freiheit ein, und nicht nur für die Freiheit, sondern auch für die Einheit. Und er war empfänglich. Du weißt, wie er sich für die Schwarzen dort engagierte (das war übrigens der äußere Anlaß seines Todes). Und ich zählte auf ihn – nicht ohne Grund, denn er befürwortete ein Bündnis mit den Russen, um Frieden auf der Erde zu schaffen. Diesbezüglich war es bereits zu einigen Verhandlungen gekommen, wobei man den Angriff Chinas gegen Indien als Anlaß benutzt hatte. Von den Extremisten wurde das natürlich nicht gerne gesehen, und die Kraft in der Atmosphäre, die seit Jahrhunderten hinter der katholischen Religion stand, war diesem Plan keineswegs wohlgesinnt, und so "arrangierte" man das Nötige und brachte ihn um. Der andere, in Rußland, Chruschtschow, der auch angesprochen hatte, kam nur deshalb nicht um, weil er rechtzeitig abtrat.
Aber das wußte ich nicht, ich glaubte, Kennedy sei Protestant gewesen.
*
* *
(Etwas später über eine schwatzhafte Schülerin, die aber zugleich einen ironischen Geist besaß: Bharatidi.)
...Sie hielt mich fast eine Stunde lang fest. Dabei hatte sie mir doch versichert: "Das nächste Mal werde ich nicht so schwatzhaft sein." Diesmal war es also nur eine halbe Stunde. Aber sie hat eine so angenehme Art des Ausdrucks. Vor zwei oder drei Jahren kam es zwischen uns zu einem merkwürdigen Phänomen... Dies geschah, nachdem sich mein Bewußtsein auf jedermann ausgebreitet hatte (im Grunde auf der ganzen Erde), wobei die Wirkung in der Nähe intensiver und in der Ferne weniger intensiv spürbar ist. Bei Bharatidi handelt es sich jedoch nicht nur um eine physische Nähe, sondern um eine Art Schwingungsnähe auf einer bestimmten Ebene. Bei ihr entstand die Nähe dank einer gewissen Beobachtung... dank eines ironischen Wohlwollens. Ich ertappte mich sogar etliche Male dabei, wie ich mich im Gespräch mit jemandem ihrer Stimme und Worte bediente! Ganz unbefangen erzählte ich ihr davon: "Stell dir vor, wir stehen in einer so innigen Beziehung zueinander, daß ich beim Sprechen oft deinen Tonfall und deine Worte gebrauche!" Ach, mein Kind, seither... Aber sie ist keineswegs langweilig. Man kann durchaus eine Stunde mit ihr verbringen, ohne sich zu langweilen, das ist bemerkenswert.