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Mutters

Agenda

vierten Band

6. Juli 1963

Und weiter?

Hier sind noch Agenda-Texte.

Noch mehr? Ich habe doch nichts gesagt! Ich bat dich, alles zu löschen.

Einige Dinge darunter sollten aber erhalten werden.

Gut.

Da ist auch das vorige Gespräch, die Erfahrung des rosafarbenen Lehmbootes. 1

Aha!

Weißt du, am nächsten Tag traf ich Sri Aurobindo erneut – es war Sri Aurobindo, er war bei mir, etwas größer als das letzte Mal, etwas schlanker, mit fast weißer Haut, fast wie meine (nicht das Weiß der Leute aus dem Norden, sondern ein goldenes Weiß). Ich schaute ihn an und lächelte, weil er so anders aussah, sagte aber nichts (lachend), er meinte jedoch: Yes, to meet all the tastes! [Ja, um jedem Geschmack gerecht zu werden!] Das fand ich wunderbar.

An dem Tag war er sehr mit der äußeren Organisation beschäftigt. Er bat mich um Informationen und gab mir zu allem Hinweise. Auch war da ein Vorfall (ich kenne seine Bedeutung noch nicht), und er sagte mir: Oh, there, all is all right, isn't it? [Oh, dort läuft doch alles gut, oder?] Ich erinnere mich nicht, um welches Land es sich handelte – es ging um Länder und Regierungen. Ich antwortete: "Ja, bestimmt, alle Leute in der Regierung sind ja auf unserer Seite." Und er zeigte mir scheinbar... (nachts liegt Europa immer links und Amerika rechts, als wäre mein Gesicht immer nach Norden gewandt), er wies nach links, worauf auch ich nach links blickte, und dort waren unsere Leute: Everything is quite smooth [alles läuft glatt]. Ich erinnere mich aber nicht mehr an den Namen des Landes oder den Ort, alles ist wie weggefegt (vielleicht muß das so sein) – ich kann mich nicht erinnern.

Aber ich sehe immer noch Sri Aurobindo, etwas größer als ich, ich selbst nach vorn gebeugt und lächelnd mit einer Geste nach links deutend; er sagte mir: "Ja", und dann erblickte ich sehr viele Leute. Eigenartigerweise ist das Sehen dort vollkommen anders (im Subtilphysischen), das Sehen unterscheidet sich sehr vom physischen Sehen: man sieht gleichzeitig Tausende von Kilometern weit und ganz nah. Die Entfernung wird nur durch eine bestimmte Lage in der Atmosphäre verdeutlicht (es ist schwierig zu erklären), aber was die Aktion betrifft, hat das Ferne denselben Abstand wie das ganz Nahe. Die Aktion ist genauso konkret und genauso nah, aber sozusagen unterschiedlich positioniert (Mutter deutet die unterschiedlichen Ebenen in der Atmosphäre an)... Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Wahrscheinlich sind wir bei dieser Aktivität im Subtilphysischen physisch viel größer; dennoch bleiben die Proportionen gleich, die Dinge sind aber insgesamt kleiner (als Mutter oder Sri Aurobindo). Auch nach oben und unten zu gehen, bedeutet nicht dasselbe wie hier. Und dieses Land, von dem ich sprach, lag etwas zur Linken... nicht hinten, eher vorn und etwas tiefer (Geste).

Sri Aurobindo war sehr groß dort. Aber auch ich war groß.

Es war genau am Tag nach dieser Erfahrung und zur selben Zeit, aber anstatt daß sich Sri Aurobindo um eine bestimmte Art Dinge kümmerte, beschäftigte er sich mit etwas anderem: mit allen materiellen Anordnungen, bis ins kleinste Detail, mit allen administrativen Dingen... Ich erinnere mich sehr gut, daß ich ihn so ansah (Mutter hebt den Kopf, als wäre Sri Aurobindo etwas größer als sie) und ihm sagte: "Oh there, it is quite all right, it is all our people, you know. It is all our people, so everything goes smoothly." [Oh, da geht alles gut, das sind unsere Leute. Das sind unsere Leute, somit läuft es gut.]

?

(Lachend) So eine Gegend ist mir nicht bekannt!

Nein, mir auch nicht!

Das wird vielleicht noch kommen.

Vielleicht war es eine Zukunftsschau.

Jedenfalls war der Eindruck sehr angenehm. Dann fragte er mich nach einem organisatorischen Detail (keine unbedeutende Angelegenheit, sondern etwas Wichtiges). Ich antwortete ihm (ich übersetze): "Oh, ich weiß nicht, ich kümmere mich nicht darum; ich lasse sie ganz nach eigenem Ermessen handeln. Ich gebe nur die allgemeine Ausrichtung; die Einzelheiten überlasse ich ihnen." Darauf nickte er zustimmend.

Am nächsten Tag sah ich ihn nicht, obwohl ich dies erwartete. Ich sah etwas ganz anderes.

*
*   *

Kurz darauf

Seit einiger Zeit (seit einem, vielleicht anderthalb Jahren) ziehen häufig sehr häßliche Gestalten und allerlei seltsame Gegenstände an mir vorüber – Dinge, die ich früher gewöhnlich nicht sah. Als ich mit Sri Aurobindo zusammen war, sah ich nur ein einziges Mal häßliche Wesen: an einem bestimmten Tag infizierte ich mich mit einer Grippe (eher vitaler als physischer Natur), denn ich hatte am "Fest der Waffen" 2 der Arbeiter hier teilgenommen und sogar den Vorsitz geführt. Alle warfen ihr Elend auf mich und baten um Schutz, Linderung usw. Diese Leute besitzen eine spontane Aufrichtigkeit, und ich erwiderte sie aus vollem Herzen, ohne mich zu schützen. Ich dachte nicht eine Minute daran, mich zu schützen: ich ging auf alles ein (innerlich natürlich). Nachher, in der Nacht, bekam ich ein fürchterliches Fieber, in dem ich aber vollkommen bewußt blieb. Man bezeichnet ein solches Fieber als Delirium, und ich sah, was es bedeutete. Eine Fülle von Wesen aus dem materiellsten Vital stürzten sich mit unglaublicher Heftigkeit auf mich – eine richtige Schlacht gegen eine Armee von Wesen des niedrigsten, materiellsten Vitals von äußerster Gewalttätigkeit –, sie kamen in Wellen, die ich zurückwarf (die wenigsten können das wahrscheinlich tun). Welle für Welle warf ich sie zurück, und das ging die ganze Nacht weiter. Ich hatte ein phantastisches Fieber. Sri Aurobindo war da, er saß neben meinem Bett, und ich sagte ihm: "So bekommt man also das, was man Delirium nennt." Es greift die Gehirnbereiche an. Ein wahrhaft entsetzlicher Kampf. Morgens hatte ich eine Grippe, die nach Typhus aussah – ich wußte, woher sie kam. Ich hatte ja alles gesehen.

Das geschah ein einziges Mal, danach war es vorbei: die Atmosphäre stellte einen ganz natürlichen Schutz dar. Und diesmal war es ähnlich: fratzenschneidende Gesichter, sehr niedrige Instinkte und häßliche Dinge kommen und DRINGEN EIN, was bedeutet, daß in diesem Bereich eine Arbeit ausgeführt wird, und dazu muß ein Kontakt bestehen (wenn ich nämlich von meiner weißen Atmosphäre umhüllt bin, können sie mich nicht anrühren, selbst wenn sie es noch so versuchen), diesmal traten sie aber ein. Ich beobachtete das (lachend) mit einer gewissen Neugier. Die ersten Male war ich erstaunt und fragte mich: "Warum sehe ich denn solch häßliche Dinge?" Dann verstand ich plötzlich, daß dort eine Arbeit zu verrichten war. Und ich merkte, daß ich nur so zu machen brauchte (Geste wie ein leichter Schlag mit dem Staubwedel), nur eine kleine Bewegung ohne jegliche Anstrengung... prrt, und es macht sich mit phantastischer Schnelligkeit davon.

Ich sah aber auch Gesichter, die mit der Absicht kamen, bestimmte Suggestionen einzugeben (ich kannte ihre Absichten nicht, weil es mich nicht interessierte; ich fegte das alles weg, und es verschwand). Ich maß dem keine Bedeutung zu, außer daß ich immer auf die gleiche Art reagierte (dieselbe Geste). Und ich dachte mir: "Irgendwo muß das doch Ordnung schaffen!" Daraufhin las mir N heute einen Brief vor, der die Geschichte eines Jungen schildert, der früher hier lebte. Er war sehr nett und arbeitete gut, doch eines Tages erfaßten ihn plötzlich Unbehagen und Angstgefühle. Er fühlte sich so unwohl, daß er schließlich sagte: "Meine Familie ruft mich, sie wollen mich bei sich haben, ich muß zurück." (Ich weiß nicht, wann das passierte, es ist schon einige Zeit her, ich erinnere mich nicht mehr an die Einzelheiten.) Daraufhin schrieb er, er sei zu Hause angekommen, und nach einer gewissen Zeit erkannte er, daß ein Magier regelmäßig gegen ihn schwarze Magie ausübte: Er sah bösartige Gesichter, brennenden Weihrauch und verschiedene seltsame Gesten, all das beschrieb er in seinem Brief, er war sehr betroffen. Dieser Magier – der, soviel ich weiß, mehr oder weniger mit der Familie des Jungen in Verbindung stand – tat dies regelmäßig, um ihn dazu zu bringen, den Ashram zu verlassen. Er suchte also den Magier auf, oder vielmehr, jemand ging zu ihm und sagte: "Der Junge ist jetzt zurückgekommen, Sie brauchen nicht weiterzumachen, er ist hier, es besteht kein Anlaß mehr..." Von diesem Moment an verschwand alles augenblicklich: all sein Unbehagen und all seine Visionen. Ein klarer Beweis, daß es die Arbeit des Magiers war, die ihn in diesen Zustand versetzt hatte, und sobald dieser seine Arbeit einstellte, hörte es auf.

Ich lebe schon etliche Jahre, und wir wissen, daß diese Dinge existieren, ich maß ihnen aber keine Bedeutung bei, denn sie schienen mir keine Macht zu haben... Tatsächlich haben sie mich nie berühren können (es gab zwar einige Tantriker, die Magie ausübten und denen es gelang, mich krank zu machen, das hier hatte aber einen ganz anderen Charakter; die Geschichte dieses Jungen lief im niedrigsten, materiellsten Vitalbereich ab). Erst kürzlich bemerkte ich diese Machenschaften, die überhaupt keine Wirkung auf mich zeigten – als ob auf einer Filmleinwand unschöne Bilder abliefen – ich sagte lediglich: "Was soll das?" Trotzdem reinigte ich die Atmosphäre wie gewohnt. Als ich dann diese Geschichte hörte, dachte ich mir: "Diesen Leuten, die unsaubere Magie ausüben, muß ich wirklich eine saftige Lektion verpaßt haben!"

Ein Bereich nach dem anderen, eine Schwierigkeit nach der anderen, ein Hindernis nach dem anderen (die entweder im Unterbewußten oder im materiellsten Bewußtsein oder im niedrigsten Vital liegen), all das geschieht für eine AKTION – eine sehr umfassende und vielfältige Aktion. Selbst wenn etwas anderes (eine andere Schwierigkeit, ein anderes Problem) im Bewußtsein vorherrscht, ist alles da [in der umgebenden Atmosphäre], die ganze Zeit über wirkt dieses Licht (Mutter macht eine Geste der Reinigung der Atmosphäre), das immer schon um mich war. Bei Madame Théon wurde es mir voll bewußt, sie erklärte mir seine Bedeutung, und ich habe es immer bewahrt: ein weißes, absolut reines Licht, ein so strahlendes Weiß, daß die Augen es nicht betrachten können, und dieses Licht...

(langes Schweigen,
mit geschlossenen Augen
läßt sich Mutter in diesem Licht treiben)

Später werde ich sagen, was es ist.

Jedenfalls bedient sich Durga dieser Kraft gegen die Asuras – eine UNBESIEGBARE Kraft, das ist eine Tatsache. Was es ist..., werden wir später erfahren.

(Schweigen)

Nein, es ist nicht der vollkommene Sieg. Es ist nicht die Macht der Transformation.

Vielleicht habe ich dir neulich schon erzählt, daß eine meiner Aktivitäten jetzt aus einer bewußten Konzentration auf dieses oder jenes Individuum, auf diese oder jene Sache besteht, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Seit vielen Jahren schon handeln der Wille und die Kraft von oben, ohne daß sich das bewußte äußere Wesen (von Mutter) damit beschäftigte, wohl wissend, daß es die Dinge nur komplizieren würde, ohne zu helfen, und daß die Kraft sich selbst überlassen, unter der direkten Eingebung des Höchsten, die Dinge viel besser, viel genauer ausarbeitet. Seit einigen Monaten besteht aber ein Wille und eine Tendenz, daß das materielle Wesen (von Mutter) bewußt an den Einzelheiten der Ausführung teilnehme. Es lebt in einer Art passivem Gehorsam, so daß es auch gleich damit begann, als dies gefordert wurde. Erst kürzlich war da ein Fall, es handelt sich um einen sehr guten Freund des Ashrams, der eine wichtige Position innehatte und äußerst hilfreich war. Er mußte operiert werden (die ganze Geschichte wäre zu lang zu erzählen). Wir erhielten täglich zwei, drei Telegramme. Ich folgte der Entwicklung Schritt für Schritt. Eine sehr mächtige Kraft der Zerstörung war da im Spiel – es war ein sehr harter Kampf –, und auf der anderen Seite stand ein Wille, ihn zu erhalten, weil er in diesem Körper sehr nützlich war und weiterhin sehr nützlich sein konnte und würde. Er hatte einen starken Glauben, großes Vertrauen und war bewußt (ein ziemlich entwickeltes Bewußtsein: ich sah ihn ständig, er kam ständig zu mir). Er fiel einem Schlächter in die Hände. Es war wirklich erbärmlich. Alle rechneten damit, daß er es nicht überstehen würde, er schaffte es aber und sagte ständig, er fühle, daß ich ihn am Leben erhalte (die Informationen erreichten uns über seinen Sohn). Ich erkannte sogar, was unternommen werden mußte, und sandte mit Nachdruck ständig die Formation, den Gedanken: "So muß vorgegangen werden..." Schließlich empfing man meinen Gedanken, ich kenne die genauen materiellen Einzelheiten nicht, vermutlich wurde es aber nicht so gehandhabt wie vorgesehen – deswegen müssen es meiner Meinung nach Schlächter gewesen sein. Man operierte ihn dreimal hintereinander. Er überstand das und erschien mir danach (er kam sehr oft – man sagte, er sei drowsy, im Halbkoma; das stimmte nicht: er lebte nach innen zurückgezogen). Er kam zu mir und war wie immer voll bewußt, sagte mir aber: "Ich glaube, mein Körper ist endgültig ruiniert, und wenn ich jetzt überlebe, wäre dieser Körper eher ein Hindernis, eine Störung, eine Schwierigkeit als eine Hilfe und ein Arbeitsmittel, und so komme ich mit der Bitte, befreit zu werden – ich ziehe es vor, in einen neuen Körper einzutreten." Ich antwortete ihm sofort: "Auch so bist du noch äußerst nützlich. Durch deine Position kannst du von Nutzen sein; du bist voll bewußt, es wäre gut, wenn du dich wieder erholen könntest." Er hörte sich das an und bestand noch etwas auf seinem Argument, ich auch, dann ging er.

Am nächsten Morgen ging es ihm viel besser. Ich hoffte, er habe den Entschluß gefaßt zu bleiben. Aber wir erhielten fast vierundzwanzig Stunden keine Nachricht von ihm, und dann erfuhren wir plötzlich, daß er nicht mehr atme und man ihm Sauerstoff gebe. Nun starb er.

Ich sah sehr deutlich: Hätte er eingewilligt... Natürlich ist die Seele eines jeden frei zu entscheiden, hätte er aber eingewilligt zu bleiben, so hätte ich die Macht gehabt, ihn am Leben zu erhalten – seinen Körper in einem lebensfähigen Zustand zu bewahren –, ICH HATTE ABER NICHT DIE MACHT, DEN ANGERICHTETEN SCHADEN ZU BEHEBEN. Diese Macht besteht noch nicht.

Das zeigte mir das genaue Ausmaß. Es ist noch nicht da. Die Transformation ist noch nicht da.

Das heißt, ich BEHERRSCHE die Sache noch nicht in solcher Weise, daß ich sie auf jemanden übertragen könnte. Viele andere Kräfte sind verfügbar und können auf den einen oder anderen übertragen werden, das aber...

Jetzt werde ich versuchen... (ich sage immer "versuchen", weil es stets übelgesinnte Ohren gibt, die zuhören!) Als nächstes werde ich ihm eine neue Wohnstatt verschaffen. Das ist nicht nur machbar, es wird sogar ständig getan.

Er war sehr bewußt und hatte einen starken Glauben. Er war ein aktiver, sehr dynamischer Mann (ein kleingewachsener Mann). So aktiv! Sehr energisch, von großer Autorität, oh!... Die Vorstellung, auf das Wohlwollen der Leute angewiesen zu sein, die ihn pflegen müssen... Er zog es vor wegzugehen. Er war bewußt genug, um zu wissen, daß die Essenz seines Wesens, das Wesentliche seiner Erfahrung nicht verlorengehen kann – aber alles, was materiell nach und nach aufgebaut wurde, und in seinem Fall vor allem seine Position, die das Ergebnis eines ganzen Lebens ist. Ich weiß nicht...

Wieder als Säugling beginnen?... (Mutter schüttelt den Kopf) Als Sri Aurobindo ging, sagte er: "Ich werde in einem auf supramentale Art geformten Wesen wiederkommen – voll bewußt, mit allen Fähigkeiten."

 

1 Vom 29. Juni

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2 Ein Fest, an dem die Arbeiter und Angestellten die göttliche Gegenwart in ihren Werkzeugen und Maschinen erbeten.

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