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Mutters

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zweiten Band

4. Februar 1961

Hier, ich habe dir zwei Blumen mitgebracht. Sie haben einen verschiedenen, aber beide sehr typisch indischen Duft: diese hier ist die "Aufrichtigkeit" 1, und hier die "Schlichtheit" 2 . Den Duft dieser (Mutter reicht die "Schlichtheit") empfand ich immer als reinigend! Wenn man das einatmet, oh, alles wird rein, rein – fabelhaft! (Mutter atmet den Duft der Blume) Einmal habe ich mich damit von einem beginnenden Schnupfen geheilt – man muß es ganz am Anfang nehmen. Das füllt alles, Nase, Kehle... Und dies (Mutter reicht die "Aufrichtigkeit") liegt ganz am anderen Ende des Spektrums. Ich finde das sehr, sehr stark – seltsam, nicht?

Überhaupt nicht süßlich!

Oh, nein! Es ist sehr mächtig.

Zum Großteil gab ich den Blumen ihre Namen wegen ihrem Duft... Das war ein interessantes Studium für mich. Es entspricht etwas VOLLKOMMEN WAHREM in der Natur.

Einmal brachte mir jemand, ohne etwas zu sagen, einen Zweig Basilikum 3 . Ich roch daran und sagte: "Oh, Hingabe!" Es war... absolut eine Schwingung der Hingabe. Erst danach sagte man mir, daß es genau die Pflanze der Hingabe zu Krishna ist, sie ist Krishna gewidmet.

Ein anderes Mal brachte man mir diese großen Blumen – eigentlich sind es keine Blumen: sie sehen etwas wie Maiskolben aus, mit langen, sehr stark riechenden Stengeln 4 – als ich das roch, sagte ich: "Ah, asketische Reinheit!", einfach so, wegen dem Duft. Erst später hörte ich, daß es die Blume von Shivas Tapasya 5 ist.

Diese Menschen haben ein altes Wissen. Sie haben das alte vedische Wissen bewahrt. Und es bedeutet, daß es etwas KONKRET WAHRES ist: es hängt überhaupt nicht vom Mental, von den Gedanken ab, nicht einmal von den Empfindungen – es ist eine Schwingung.

Und diese Blume, diese langen maisähnlichen Stengel?

Das ist Shiva. Ja, wenn er seine Tapasya macht.

Noch etwas sehr Interessantes: die Schlangen lieben diesen Duft ungeheuer. Sie kommen von sehr weit her, um ihr Nest in diesen Büschen zu machen – wegen dem Duft. Du weißt, daß die Schlange die Evolutionskraft ist, sie ist Shivas Tier: er trägt immer Schlangen auf dem Kopf oder um den Hals, weil sie die Evolutionskraft sind, die Transformationskraft. Und die Schlangen lieben diese Blumen; sie wachsen oft in der Nähe eines Flusses, und wenn man einen Busch davon sieht, kann man sicher sein, daß dort Schlangen sind.

Ich finde das sehr interessant, denn es bedeutet, daß nicht WIR das so entschieden haben: es sind bewußte Schwingungen in der Natur. Der Duft, die Farbe, die Form sind alle einfach der spontane Ausdruck einer wahren Bewegung.

Was stellt die Schlange denn physisch dar? Was verkörpert sie in der materiellen Welt?

Sie ist die Schwingung der Evolution.

Ich meine nicht symbolisch, sondern physisch, rein materiell: das Tier.

Oh, es ist eine ungeheure Bündelung von Vitalität. Von allen Tieren hat die Schlange die stärkste Vitalität! – eine Energie, eine fortschreitende Energie der Bewegung (fortschreitend im mechanischen Sinne). Man hat daraus eine psychologische Bedeutung gemacht, aber es ist die Kraft der Bewegung.

Aber warum hat man bei diesem Tier immer so einen Eindruck von Bösartigkeit?

Die Christen sagen, es ist der Geist des Bösen.

Aber das ist alles ein Mangel an Verständnis.

Théon sagte mir immer, daß die wahre Bedeutung der biblischen Geschichte (des Paradieses und der Schlange) die sei, daß der Mensch von einem Zustand der Göttlichkeit des Tieres, wie die Tiere sind, zum Zustand der bewußten Göttlichkeit vordringen wollte, indem er sein Mental weiterentwickelte, daß dies das Symbol des Essens vom Baum des Wissens sei. Und diese Schlange (er sagte immer, es war eine in allen Regenbogenfarben schillernde Schlange) war überhaupt nicht der Geist des Bösen: es war die Evolutionskraft – die Kraft, die Macht der Evolution; es war ganz einfach die Evolutionskraft, die sie dazu bewegte, vom Baum des Wissens zu kosten.

Und nach Théon war Jehova der König der Asuras, 6 der höchste Asura: der egoistische Gott, der alles beherrschen wollte, alles unter seiner Macht halten wollte. Der wurde natürlich wütend, denn diese Tat erlaubte dem Menschen, mittels der Kraft der Evolution seines Bewußtseins ein Gott zu werden! Und deshalb verjagte er die Menschen aus dem Paradies.

Da ist viel Wahres dran, sehr viel. Das ist eine etwas kindliche Art, es zu erzählen, aber diese Geschichte enthält viel Wahres.

(Schweigen)

Man könnte fast sagen, daß die Schlangen von allen Tieren am empfindlichsten gegen hypnotische, magnetische Kräfte sind. Wenn du solche Kräfte hast (die magnetische Kraft entstammt dem materiellsten Vital), dann kannst du sehr leicht Schlangen bändigen. All die Leute, die Schlangen gerne mögen, haben diese Kraft, und damit können sie sie lenken... Auf diese Weise konnte ich mir in Tlemcen bei der Begegnung mit der Kobra behelfen. Du kennst die Geschichte? – Théon hatte mir von diesen Kräften erzählt, und ich kannte sie und bediente mich ihrer mit diesem Tier: es gehorchte und verschwand. Nach diesem Ereignis besuchte mich (das habe ich auch schon erzählt) der König der Schlangen, das heißt, der Geist der Schlangenspezies. Nach diesem Ereignis suchte er mich in Tlemcen auf – nach noch einem anderen Ereignis, wo ich einer Katze half, eine kleine Natter zu besiegen (dort gibt es sehr gefährliche Nattern, wie Kleopatras). Es war eine große, rote Angorakatze: sie fing an, mit der Natter zu spielen, und wurde dann natürlich wütend. Die Natter sprang auf sie zu, und die Katze... (ich sah dem mehr als zehn Minuten lang zu, es war erstaunlich), die Katze sprang so schnell zur Seite, daß die Natter an ihr vorbeiflog, und in dem Moment gab die Katze ihr jedesmal einen Schlag mit gespreizten Krallen. Jedesmal kratzte sie die Schlange, die nach und nach ihre Kräfte verlor, bis schließlich... ich hielt sie davon ab, die Schlange zu fressen, weil es ekelhaft war.

Nach diesen zwei Ereignissen besuchte mich eines nachts der König der Schlangen – er hatte eine fabelhafte Krone auf dem Kopf! All das ist natürlich symbolisch, aber nun, der Geist der Spezies. Er hatte die Gestalt einer Kobra... wunderbar! Er kam und sagte, nachdem ich meine Macht über seine Spezies gezeigt hatte, wollte er einen Pakt mit mir schließen, zu einem Einverständnis kommen. Ich fragte ihn: "Was willst du?" Er antwortete:"Ich verspreche, daß sie dir nicht nur kein Leid antun, sondern dir auch gehorchen werden. Aber du mußt mir ein Versprechen geben: nie eine Schlange zu töten." Ich überlegte und sagte ihm dann: "Nein, diese Verbindlichkeit kann ich nicht eingehen, denn wenn jemals eine der deinen einen der meinen (das heißt ein Wesen, das von mir abhängt) angreift, dann könnte ich ihn wegen dieser Verpflichtung dir gegenüber nicht mehr verteidigen... Ich kann dir aber versichern, daß ich keinen bösen Willen hege und nicht beabsichtige, irgendwen zu töten – Töten steht nicht auf meinen Programm! – aber ich kann keine Verpflichtung eingehen, weil es meine Entscheidungsfreiheit beeinträchtigen würde." Er verschwand, ohne zu antworten. Es bleibt der Status quo.

Ich hatte mehrere Erfahrungen, die deutlich zeigten, daß ich Macht über die Schlangen habe (nicht in dem Maße, wie über die Katzen: dort ist es außergewöhnlich!). Vor langer Zeit fuhr ich oft mit dem Auto hinaus, dann ließ ich es stehen und ging etwas zu Fuß. Einmal, als ich nach meiner Wanderung wieder ins Auto stieg und gerade losfahren wollte (die Tür war noch offen), kam eine ziemlich große, sehr wütende Schlange genau von der Stelle, wo ich vorher gestanden hatte. Sie kam direkt auf die offene Tür zu, um sich auf mich zu werfen, richtig in Kampfesstimmung (zum Glück war ich allein, weder Pavitra noch der Fahrer war da, sonst...). Die Schlange kam also, und als sie ganz nah war, sah ich sie scharf an und sagte ihr: "Was willst du? Warum kommst du hierhin?" Da hielt sie inne. Dann lies sich sich platt auf den Boden fallen und verschwand. Ich hatte keine Bewegung gemacht, nur gesagt: "Was willst du? Warum kommst du hierhin?" Und, weißt du, sie haben eine Art, sich schlapp fallen zu lassen wie ein Lappen: ganz plötzlich und prrt, verschwunden!

Aber in Tlemcen, da gab es Erfahrungen!... Du hast sie sicher schon gehört – warst du dabei, als ich die Geschichte von der großen Kröte erzählte? So eine große Kröte, überdeckt mit Warzen. Du hast sie nicht gehört?... Oben in Théons Haus war ein Wohnzimmer, und das Haus stand auf einem Hang, so daß auf gleicher Höhe wie das Wohnzimmer eine kleine Terrasse auf der Hügelspitze war – verbunden mit großen Türen. Im Wohnzimmer war ein Klavier, auf dem ich jeden Tag spielte. Eines Tages sah ich eine riesige schwarze Kröte durch die offene Tür kommen – riesig! Sie setzte sich auf die Türschwelle und blähte ihre Kehle: puff! puff! Die ganze Zeit, während ich Klavier spielte, blieb sie sitzen und machte puff! puff! Als ich fertig war, drehte ich mich um: da machte sie ein letztes Mal "puff!" für mich, und dann ging sie wieder weg.

Das war wirklich komisch.

Théon lehrte mich auch, wie man Blitze abwendet.

Kann man das?!

Oh, ja! – er tat es.

Aber dazu braucht man eine ungeheure Kraft!

Oh! (lachend) Er hatte eine ungeheure Kraft. Théon hatte ein ungeheure Kraft... An einem stürmigen Tag (dort gab es schreckliche Gewitter), stieg er auf die oberste Terrasse, über dem Wohnzimmer. Ich sagte ihm: "Das ist nicht gerade der beste Moment, um da hinaus zu gehen!" Er lachte und antwortete: "Kommen Sie, haben Sie keine Angst." Ich ging mit ihm. Oben fing er an, Beschwörungen auszusprechen, und ich sah ganz deutlich einen Blitzstrahl auf uns zukommen, der dann UNTERWEGS abwich. Man würde meinen, das ist unmöglich, aber ich sah es mit eigenen Augen. Er schlug in einen Baum weiter weg ein. Ich fragte Théon: "Haben Sie das getan?" Er nickte.

Aber dieser Mann war furchterregend. Er hatte eine ungeheure Kraft – aber äußerlich war er sehr nett!

Hast du sein Foto gesehen? Nein? Oh, ich muß es dir zeigen! Er war ein stattlicher Mann. An die sechzig Jahre alt, zwischen fünfzig und sechzig.

Weißt du, wie er mich empfing, als ich dort ankam?... Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich alleine reiste und das Meer überquerte. Dann folgte noch eine längere Zugfahrt von Oran nach Tlemcen – kurz, ich kam zurecht. Er holte mich am Bahnhof ab, und wir fuhren mit seinem Auto weiter (es war ziemlich weit). Schließlich kamen wir bei seinem Besitz an – ein Wunder! Man kam unten an (der Besitz erstreckte sich über den ganzen Hügel, man überblickte das ganze Tal von Tlemcen) und gelangte dann auf breiten Alleen nach oben zum Haus. Ich sagte nichts (vom materiellen Gesichtspunkt war es wirklich ein Erlebnis). Als das Haus in Sicht kam, blieb er stehen: "Das ist mein Haus." – Es war rot! Rot angestrichen. Und er fügte hinzu: "Als Barlet kam" (Barlet war ein französischer Okkultist, der Théons erster Schüler gewesen war und mich mit ihm in Verbindung gesetzt hatte) "... als Barlet kam, fragte er mich: "Warum haben Sie Ihr Haus Rot angestrichen?!"" Da kam etwas Schelmhaftes in Théons Augen und ein etwas höhnisches Lächeln: "Ich antwortete Barlet: "Weil das Rot so schön zum Grün paßt!"" Plötzlich begann ich den Herrn zu verstehen... Dann gingen wir etwas weiter, bis er sich plötzlich ohne Warnung umdrehte, vor mich hinstellte und mir sagte: "Jetzt sind Sie mir ausgeliefert. Haben Sie keine Angst?" Einfach so. Ich sah ihn an, lächelte, und antwortete: "Ich habe nie Angst. Ich habe das Göttliche hier." (Mutter berührt ihr Herz)

Da wurde er wirklich blaß.

Es gab alle möglichen Geschichten in diesem Land, schreckliche Geschichten...

Eines Tages werde ich sein Foto wiederfinden, dann zeige ich es dir: er ist da mit einem großen Hund, den er "Little Boy" genannt hatte – ein Hund, der seinen Körper verlassen konnte... Dieser Hund hatte fast eine Verehrung für mich. Das war so: jeden Nachmittag zu einer bestimmten Zeit ging ich in Trance, eine Meditation und eine Trance. Danach ging ich mit Théon spazieren, und der Hund kam mit uns; meistens holte er mich in meinem Zimmer ab. Eines Tages lag ich auf meinem Sofa in Trance, als ich die kühle Nase des Hundes in meiner Hand fühlte, der kam, um mich aufzuwecken. Ich machte die Augen auf: kein Hund. Aber ich hatte ganz deutlich seine kühle Nase gefühlt, wie er mich anstieß, um mich aufzu- wecken. Ich machte mich fertig, ging die Treppe hinunter, und wen sehe ich auf der Stiege? Meinen Hund, in tiefem Schlaf, auch er war in Trance!... Er war in seinem Schlaf gekommen, um mich abzuholen! Als ich kam, schüttelte er sich, stand auf und ging.

Das war ein interessantes Leben...

Wir gingen in der Umgebung spazieren und besuchten die Grabstätten dort (das Land ist gänzlich moslemisch). Diese muselmanischen Grabstätten sind immer bewacht (ich erinnere mich nicht an den arabischen Namen, aber da ist immer ein Weiser, der Wächter des Grabes, wie die Fakire hier, fast wie ein Priester, der für die Erhaltung der Grabstätte verantwortlich ist) und Pilger kommen dorthin. Einer dieser Wächter war mit Théon befreundet. Théon sprach oft mit ihm und erzählte ihm Dinge (da sah ich das Schelmhafte in seinen Augen). Einmal nahm er mich mit (den muselmanischen Bräuchen folgend, hätte ich mich vollkommen verdeckt kleiden müssen – ich ging in einer Art Kimono hin!). Théon sprach mit dem Priester auf Arabisch, ich konnte nicht verstehen, was er sagte, aber der Mann stand auf und verbeugte sich sehr höflich, dann ging er ins nächste Zimmer und brachte Tassen mit gezuckertem Pfefferminztee – nicht Tassen: wie kleine Gläschen, mit sehr stark gesüßtem Tee, wie ein Sirup, mit Pfeffermünze. Er sah mich an, also mußte ich trinken... 7 In Tlemcen geschah auch die Geschichte mit den Tannen.

Jemand wollte Kiefern pflanzen, Föhren glaube ich. Aber statt den Kiefern bestellte er versehentlich norwegische Tannen! Stell dir vor, es fing an zu schneien!... Es hatte dort noch nie geschneit (verständlich, einige Kilometer von der Sahara, eine Hitze! 45#0a1 im Schatten im Sommer, 56#0a1 in der Sonne). Eines nachts, als Madame Théon in ihrem Bett schlief, wurde sie von einem kleinen Wesen geweckt: wie ein Gnom, ein norwegischer Gnom! Mit Zipfelmütze und Schuhen mit hochgebogenen Spitzen, und er war bedeckt mit Schnee, der im Zimmer zu schmelzen begann und auf den Boden tropfte!

Sie sah ihn an: "Was machst du denn hier? Du bist ja ganz naß und verdirbst meinen Parkettboden!"

"Ich komme, um dir zu sagen, daß man uns gerufen hat und daß wir auf dem Berg sind."

"Und wer bist du?"

"Ich bin der Herr des Schnees."

"Gut," sagte Madame Théon, "ich werde mich darum kümmern, wenn ich aufstehe; jetzt geh, du machst mein Zimmer naß."

Und der Kleine verschwand.

Aber als sie aufwachte, war eine Wasserpfütze auf dem Boden! Sie hatte nicht geträumt: die Pfütze war noch da. Sie schaute aus dem Fenster: die Hügel waren mit Schnee bedeckt!

Es war das erste Mal (sie lebten schon seit Jahren dort und hatten nie Schnee gesehen).

Und seitdem schneite es jeden Winter.

(Schweigen)

Weißt du, wenn die Menschen selber in diesem okkulten Bewußtsein leben, dann ist alles möglich – das bewirkt eine Atmosphäre, in der ALLES MÖGLICH IST. Auch, was für unseren europäischen "gesunden Menschenverstand" unmöglich ist... alles ist möglich.

Sie war Engländerin. Und er... ich weiß nicht, ob er polnisch oder russisch war, jedenfalls war er jüdischen Ursprungs und hatte deshalb seine Heimat verlassen müssen. Sie waren beide Europäer.

Aber das war eine interessante Welt. Da sah ich wirklich... wenn man dort weggeht, fragt man sich richtig: habe ich jetzt geträumt? – So verrückt erscheint all das!

Erst als ich all das Sri Aurobindo erzählte, erklärte er mir, daß es selbstverständlich ist: wenn man selbst diese Kraft hat, dann schafft man eine Atmosphäre um sich herum, in der diese Dinge möglich sind.

Denn all das ist schon vorhanden, es ist nur nicht zur Oberfläche gebracht worden.

So, jetzt ist es Zeit zu gehen, und wir haben nicht gearbeitet, ich habe wieder einmal geschwatzt!... Aber das brauchst du nicht aufheben, das erzähle ich nur für dich, für dein persönliches Vergnügen.

Aber da sind viele Dinge bei, die alle interessieren!

Nein, und dann sind da Dinge... Dinge, die ich nicht sagen will (ich habe sie auch nicht gesagt), weil... schließlich hat er mich viel gelehrt.

(langes Schweigen)

So, mein Kind... Sri Aurobindo sagte immer, daß das größte Hindernis für das wahre Verständnis und für die Teilnahme am Werk der gesunde Menschenverstand ist. Er sagte, das sei der Grund, daß die Natur hin und wieder Verrückte hervorbringt! – Das sind jene, die nicht stark genug sind, um der Entfesselung dieses idiotischen kleinen "gesunden Menschenverstands" zu widerstehen.

So, jetzt ist es Zeit. Möchtest du etwas sagen?

Manchmal bin ich etwas besorgt, weil ich nicht das Gefühl habe, große Fortschritte zu machen oder Erfahrungen zu haben... Verstehst du, ich habe das Gefühl, es geschieht gar nichts. Das ist etwas entmutigend. Ich frage mich, warum das so ist?

Die ganze letzte Zeit vergehen die Nächte in einem Bereich des Unterbewußten, der unbedingt gelichtet werden muß. Es ist gerade ein Bereich, wo man sich machtlos, idiotisch und unwissend fühlt, gar nicht fortschreitend, durch alle möglichen Dummheiten gefesselt. All das muß gelichtet werden.

All diese Nächte hatte ich Erfahrungen, die sehr entmutigend wären, wenn ich nicht all das wüßte, was ich weiß, und nicht die Erfahrungen gehabt hätte, die ich hatte – der Eindruck: wie kann man nur aus all dem herauskommen? Genau diesen Eindruck hatten all die Sucher immer: wir sind unheilbar idiotisch. Und sie hatten immer nur eine Lösung: dem Leben entfliehen, um dieser Dummheit zu entkommen. Doch ich sehe das jetzt von einem anderen Gesichtspunkt...

Aber es ist wirklich eine Bürde.

So bin ich beschäftigt, die Arbeit zu machen. Meine Empfehlung für all jene, die die Fähigkeit und die Möglichkeit haben, mir zu folgen, ist: bleib sehr still, beunruhige dich nicht, mach dir keine Sorgen. Und wenn du so einen etwas deprimierenden Eindruck hast: achte nicht darauf, lebe jede Minute in Ruhe, ohne dir irgendwelche Sorgen zu machen – ES WIRD VORÜBERGEHEN.

Es wird vorübergehen.

Und je ruhiger und vertrauender man ist, um so schneller wird es natürlich vorübergehen. Das ist alles.

Daß du sicher verankert bist, kann ich dir garantieren! Sehr gut sogar. Meine ganze Vorwärtsbewegung zieht dich automatisch mit. Deshalb mach dir keine Sorgen. Fang dein Buch über Sri Aurobindo an.

Aber ich muß erst alles noch einmal lesen!

Du hast doch schon einiges wieder gelesen.

In zehn Monaten konnte ich nur zwei Bücher lesen!

Aber das macht doch nichts! Schreibe deine Notizen auf. Manche Dinge weißt du schon, die du sagen willst. Schreib all das auf. Ich versichere dir, es wird dir gut tun. In den letzten Tagen sah ich das mehrere Male, und ich wollte es dir sagen: Fang doch dein Buch über Sri Aurobindo an! – Egal wo, egal an welchem Ende: in der Mitte, am Ende, am Anfang, das ist egal! Die Dinge, von denen du fühlst, daß du sie sagen willst, schreibe hin. In diesen Zeiten ist es gut, mit so etwas beschäftigt zu sein. Und für unsere weiteren Zusammenkünfte kannst du etwas von der Synthese vorbereiten, dann sehen wir es zusammen durch... anstatt daß du mich immer reden läßt! Ich vermehre deine Arbeit, so wird es kein Ende nehmen. Wenn das so weitergeht, wird es kein Ende haben!

Aber zum Glück!

Gut, mein Kind, jetzt mach dir keine Sorgen, DU BIST SICHER, nicht nur fortzuschreiten, sondern auch zum Ziel zu kommen. Und deinen besorgten Denkapparat beschäftigst du mit dem Buch über Sri Aurobindo.

Auf Wiedersehen, Kind. Sei nicht beunruhigt.

 

1 Ixora arborea.

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2 Hymenantherum, eine winzige gelbe Blume, wie eine kleine Gänseblume.

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3 Ocimum Sanctum.

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4 Pandus tectorius, Keora oder Screw Pine.

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5 Tapasya: asketische oder yogische Disziplin.

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6 Asura: Dämon der Mentalebene, der die Kräfte der Teilung und Dunkelheit verkörpert.

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7 Die Geschichte scheint hier nicht zu enden; wahrscheinlich wollte Mutter nicht mehr sagen.

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