Deutsche Größe

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Deutsche Größe“ ist der Titel eines Gedichtfragmentes, das sich unter den nachgelassenen Papieren des am 9. Mai 1805 verstorbenen Friedrich Schiller befand. In neueren „Gesamtausgaben“ der Werke ist dieses Fragment heute oft nicht zu finden, weil es wegen des nationalen Selbstbewußtseins, das in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt, nicht als „zeitgemäß“ angesehen wird und man Schiller nicht als Verfechter des Deutschtums sehen möchte.

Das Gedicht

[...]

Stürzte auch in Kriegesflammen
Deutschlands Kaiserreich zusammen
Deutsche Größe bleibt bestehn.

[...]

Finster zwar und grau von Jahren,
Aus den Zeiten der Barbaren
Stammt der Deutschen altes Reich.
Doch lebendge Blumen grünen
Über gotischen Ruinen
...................... gleich.

[...]

Das ist [nicht] des Deutschen Größe
Ob[zu]siegen mit dem Schwert,
In das Geisterreich zu dringen
Männlich mit dem Wahn zu ringen
Das ist s[eines] Eifers wert.

[...]

Schwere Ketten drückten alle
Völker auf dem Erdenballe
Als der Deutsche sie zerbrach
Fehde bot dem Vatikane
Krieg ankündigte dem Wahne
Der die ganze Welt bestach.

Höhern Sieg hat der errungen
Der der Wahrheit Blitz geschwungen,
Der die Geister selbst befreit
Freiheit der Vernunft erfechten
Heißt für alle Völker rechten
Gilt für alle ewge Zeit.

[...]

Ewige Schmach dem deutschen Sohne
Der die angeborne Krone
Seines Menschenadels schmäht
Der sich beugt vor fremden Götzen,
Der des Briten toten Schätzen
[ . . . und des Franken . . . ] lüstern späht


Historischer Hintergrund

Unter den nachgelassenen Papieren des vor 200 Jahren am 9. Mai verstorbenen Friedrich Schiller befand sich das Gedichtfragment „Deutsche Größe“. Die drei Folioblätter werden auf 1797 oder auf 1801 datiert. Das erste Datum weist auf den Friedensschluß von Campoformio, das zweite auf den Frieden von Lunéville als Anlaß für das Gedicht hin. In beiden Friedensschlüssen ging es um die Abtretung der Westgebiete des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation an Frankreich. Die Siegermacht Frankreich demonstrierte den Deutschen und ihrem alten "heiligen Reich" ihre politische Ohnmacht. Schiller war sich bewußt, daß dies ein Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges war, in dessen Folge die Randmächte die Kontrolle über Deutschland beanspruchten und seine Zersplitterung nach Kräften förderten.

Deutsche Größe und Innerlichkeit

Aus der politischen und militärischen Niederlage und der unüberwindlichen Ohnmacht des Deutschen Reiches zog Schiller in seinem Gedicht den radikalen Schluß, daß die Kultur abgesondert neben oder über dem Staat existiere.
So schreibt er: „Abgesondert von dem politischen hat der Deutsche sich einen eigenen Wert gegründet, und wenn das Imperium auch unterginge, so bliebe die deutsche Würde unangefochten. Sie ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter der Nation, der von ihrem politischen Schicksal unabhängig ist.“
Schillers Bekenntnis zur Innerlichkeit ist aus der Verzweiflung über die nationale Machtlosigkeit der Deutschen zu erklären, sein Konzept des Rückzuges auf die Kultur kann man als einen Rettungsversuch für das Selbstgefühl und die Identität der Deutschen um 1800 ansehen.

Entwicklung seit 1800

Zahlreiche Kritiker sehen in dem Konzept der deutschen Innerlichkeit und der Trennung von Politik und Kultur einen Grund für die tragische Entwicklung Deutschland. Andere dagegen sehen gerade in der Verinnerlichung des Reiches den Grund für das Überleben des deutschen Staates. 1945 stellte sich die Situation ähnlich wie zu Schillers Zeiten dar. Die Niedergeschlagenheit der Deutschen ließ ihnen nur ihre nationale Kultur als Größe, an der sie sich aufrichten und aus der sie Kraft schöpfen konnten.

1945 verteidigte Thomas Mann die deutsche Innerlichkeit mit den Worten: „Zartheit, der Tiefsinn des Herzens, unweltliche Versponnenheit, Naturfrömmigkeit, reinster Ernst des Gedankens und des Gewissens, kurz, alle Wesenszüge hoher Lyrik mischen sich darin, und was die Welt dieser deutschen Innerlichkeit verdankt, kann sie selbst heute nicht vergessen: Die deutsche Metaphysik, die deutsche Musik, insbesondere das Wunder des deutschen Liedes, etwas national völlig Einmaliges und Unvergleichliches, waren ihre Früchte.

Diese Auffassung Manns konnte sich unter den Bedingungen der Nachkriegszeit nicht durchsetzen. Im Gegenteil: „Deutsche Größe“ war politisch in jeder Hinsicht unerwünscht. Die Beschwörung nationaler Größe erschien als Ausdruck eines gefährlichen Auflebens besiegt geglaubter Geistesströmungen, Schillers Gedichtfragment mußte aus den Büchern verschwinden. Im nationalbewußten und konservativen Lager bestand die Auffassung, die „Deutsche Größe“ sei seit 1945 einem Prozeß der beständigen Demontage unterworfen, der darauf hinausläuft, nach den staatlichen auch die kulturellen Wurzeln der Nation aufzulösen.

Verweise